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Sankt Nikolai ist eine gotische Hallenkirche in Juterbog Brandenburg Sie wurde erstmals im Jahre 1307 erwahnt und wahrscheinlich 1488 geweiht Die Kirche liegt zwischen Nikolaikirchstrasse und Grosser Strasse und uberragt die Altstadt Das dreischiffige Langhaus hat funf Joche und einen Chor Die charakteristischen Doppelturme aus Feldstein als Westbau haben markant unterschiedliche Abschlusse Schutzpatron ist der Heilige Nikolaus Doppelturmiger Westbau grosstenteils aus FeldsteinEine Kapelle beinhaltet einen seltenen erhaltenen Ablasskasten von Johann Tetzel Dieser Ablasshandel veranlasste Martin Luther im nahe gelegenen Wittenberg zur Proklamation seiner 95 Thesen und den Beginn der Reformation Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Aussere der Kirche 3 Das Innere der Kirche 4 Ablasse und Reformation 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Chor und Schiff unten Feldstein daruber uberwiegend BacksteinDie Kirche wurde das erste Mal im Jahre 1307 erwahnt Moglicherweise ist die im Jahre 1221 geweihten Katharinenkirche ein Vorgangerbau der heutigen Kirche Ende des 14 Jahrhunderts wurde das Langhaus um ein Joch erweitert Der Sudanbau erfolgte Anfang des 15 Jahrhunderts Die endgultige Weihe der Kirche fand wahrscheinlich im Jahre 1488 statt basierend auf einer Inschrift in der Ratsloge Zwischen Ersterwahnung und Weihe vollzogen sich zwei Bauphasen Die beiden Turme wurden erst separat ausgefuhrt Die Lucke zwischen Kirchenschiff und Westbau wurde spater geschlossen nach erfolgter Setzung der Turme Die Arbeiten an den Turmen fanden gegen 1500 ihren Abschluss Ihre unterschiedlichen Aufsatze verdanken sie dem Umstand dass die Spitze des Nordturms offenbar mangelhaft konstruiert war Die Schweifhaube wurde 1617 vollendet im Stil der Renaissance 1 2 3 Renovierungen fanden in den Jahren 1821 bis 1824 1877 und von 1934 bis 1936 statt Weitere Renovierungen des Daches fanden 1974 statt Die EKD stellte zwischen 1973 und 1975 die Summe von 466 000 D Mark bereit damit uber ein Kirchenbauprogramm in der DDR dieselbe Summe in DDR Mark fur die Sanierungs Bauleistungen dieses Sakralbaus verfugbar war 4 Das Innere wurde von 1986 bis 1994 erneuert Die Kirche ist heute denkmalgeschutzt 5 und eine offene Kirche 6 Das Aussere der Kirche Bearbeiten nbsp Gotisches Werkstein Portal mit Nikolaus StatueDie Kirche ist 71 Meter lang und 23 Meter breit und somit der grosste Sakralbau in der Region um Juterbog Das Gemauer des Gotteshauses besteht aus drei verschiedenen Materialien Das Schiff ist uberwiegend in der Backsteingotik errichtet mit einzelnen Abschnitten aus Feldstein Die Turme bestehen aus Feldstein mit feineren Elementen aus Sandstein Auch die Gewolberippen im Inneren sind aus Sandstein Das Kirchenschiff ist aussen durch Strebewerk gestutzt und durch hohe Fenster gegliedert Sud und Nordanbau sind zweigeschossig wobei Letzterer eine Ahnlichkeit aufweist mit der Gerichtslaube am Rathaus Juterbogs nbsp Nordlicher Anbau ganz aus Backstein mit prachtigem ZiergiebelDie zwei Turme im Westen bestehen aus funf Geschossen wobei das obere Geschoss hoher ist mit grosseren Fenstern Zwischen den Turmen befindet sich eine Bogenbrucke Die nordliche Turmspitze ist ein Oktogon mit Haube und Laterne die sudliche Turmspitze hat die Form eines steinernen Spitzhelmes Das gotische Hauptportal zwischen den Turmen ist aus Sandstein gefertigt und stutzt eine fast lebensgrosse Statue des Heiligen Nikolaus Schutzpatron der Kirche Uber dem Portal befindet sich eine kleine gotische Fensterrose 3 Der Gesamtaufbau ahnelt somit der Stadtkirche St Marien im nahe gelegenen Wittenberg Auf dem ehemaligen Nikolaifriedhof im Suden der Kirche steht ein 1923 eingeweihtes Soldatendenkmal mit einem steinernen Sarkophag und Saulenkreis nbsp Soldatendenkmal im Suden der Kirche nbsp Blick vom KirchturmDas Innere der Kirche Bearbeiten nbsp Hallenkirche Achteckpfeiler teilw back stein sichtig Gewolbe rippen und Scheid bogen mit auf gemal ten Stein gliederungenDas Innere ist gepragt durch markante Farbgestaltung und Wandmalereien welche in den 2000er Jahren restauriert wurden In den Jochen sind die Bogen bunt gemustert mit Ornamenten von Ranken Daneben schmucken Gemalde von Heiligen aus dem 15 Jahrhundert die Wande darunter der hl Mauritius In der Kirche befinden sich Epitaphien fur Geistliche und Herzoge darunter fur Georg Carl Losius 1740 August Olearius 1746 und Christoph Marschal 1712 Der erhohte Altar enthalt kunstvolle Schnitzereien mit floralen Motiven und mehrere farbige Putten Das zentrale Gemalde im Altarblatt zeigt Christus im Jerusalemer Tempel Es wird von zwei Doppelsaulen flankiert Der Altaraufsatz im Stile des Barocks stammt aus dem Jahr 1700 Die Oberseite enthalt ein Dreieck mit dem hebraischen Tetragrammaton welches die christliche Dreifaltigkeit symbolisiert Die Predella zeigt das Abendmahl Jesu Das Retabel stammt aus den 1430er Jahren Das nordliche Fenster im Chorumgang zeigt eine Strahlenkranzmadonna aus der Zeit um 1490 Die holzernen Emporen entlang der Seiten stammen aus dem 17 und 18 Jahrhundert und wurden zwischen 1821 1824 umgebaut In den 1970er Jahren wurde die ursprungliche Bemalung in den Fullungen wiederhergestellt Auf der Nordempore befindet sich die Ratsloge Die aufwendig gestaltete holzerne Kanzel stammt aus dem Jahr 1608 In den Nischen befinden sich Evangelistenfiguren sowie Petrus und Paulus und der Gute Hirte Der Schalldeckel ist verziert mit Figuren des auferstandenen Christus Putten und Engeln Das Sakramentenhaus wurde 1507 1508 im spatgotischen Stil errichtet Das Retabel in der sudlichen Kapelle enthalt ein zentrales Tafelbild von 1515 1520 das die Leiden Christi zeigt und der Werkstatt des deutschen Renaissance Malers Lucas Cranachs des Alteren zugeschrieben wird 7 Hauptartikel Orgeln der Nikolaikirche Juterbog Die Hauptorgel von 1909 wurde von Wilhelm Ruhlmann gebaut Sie hat 49 Register und eine pneumatische Traktur Das kleinere Positiv von 1657 von Christoph Werner mit funf Stimmen ist die alteste erhaltene Orgel in Brandenburg 8 nbsp Hochaltar nbsp Positiv von 1657 nbsp Kanzel nbsp Kapelle mit Tetzelkasten und Retabel nbsp Kreuzrippengewolbe Sudkapelle mit EvangelistenAblasse und Reformation Bearbeiten nbsp Johann Tetzels AblasskastenIn einer kleinen Kapelle befindet sich ein seltener erhaltener Ablasskasten des Dominikanermonchs Johann Tetzel auch Tetzelkasten genannt Erzbischof Albrecht von Brandenburg hatte Tetzel damit beauftragt Ablasse zu sammeln mit denen der Bau des Petersdoms in Rom finanziert wurde Martin Luther sagte in seinen Tischreden Tetzel habe seine Ablassbriefe in Juterbog angeboten weil er die Grenze zum nahe gelegenen Wittenberg nicht uberqueren durfe Als immer mehr Gemeindemitglieder Luthers nach Juterbog gingen um die neuesten Ablassbriefe zu kaufen veroffentlichte Luther 1517 seine beruhmten 95 Thesen mit denen die Reformation begann Tetzel zugeschrieben ist der Spruch Wenn das Geld im Kasten klingt die Seele in den Himmel springt Das nahe liegende Museum im Monchenkloster verfugt uber Ablassbriefe aus dem 15 und 16 Jahrhundert 9 10 Der Schriftsteller Theodor Fontane erzahlt in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg die Geschichte des hiesigen Ritters Hans von Hake welcher diesen Ablasskasten von Tetzel geraubt haben soll wobei er zuvor einen Ablassbrief fur diese Sunde kaufte 11 Der Prediger und radikale Theologe Thomas Muntzer war Ostern 1519 Gastprediger in St Nikolai Seine radikalen Ideen widersprachen sowohl der katholischen Kirche als auch Martin Luther Muntzer nahm ab 1524 am Deutschen Bauernkrieg teil und wurde nach seiner Gefangennahme hingerichtet Eine Gedenksteintafel neben der Kanzel erinnert an seine Predigt in St Nikolai 12 Siehe auch BearbeitenKirchenbauprogramme in der DDRLiteratur BearbeitenMarie Luise Buchinger Marcus Cante 2000 Denkmale in Brandenburg Landkreis Teltow Flaming Teil 1 Stadt Juterbog mit Kloster Zinna und Gemeinde Niedergorsdorf Wernersche Verlagsgesellschaft ISBN 3 88462 154 8 Seite 65 86 Ausschnitt Kapitel St Nikolai Juterbog Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler 1900 Neubearbeitung 2000 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin ISBN 3 422 03054 9 Landesregierung Brandenburg Hrsg 1992 Baukunst in Brandenburg DuMont Buchverlag Koln ISBN 3 7701 3021 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolai Juterbog Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchengemeinde St Nikolai Informationen im Denkmalregister des Landes Brandenburg Luther2017 Juterbog Der Anstoss fur Luthers ThesenEinzelnachweise Bearbeiten Die Nikolaikirche In Stadtrundgang Juterbog Stadt Juterbog abgerufen am 11 September 2020 Denkmale in Brandenburg Nikolaikirche In Denkmaldatenbank HiDA4 Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum abgerufen am 11 September 2020 a b Buchinger Marie Luise Cante Marcus Denkmale in Brandenburg Band 17 1 Landkreis Teltow Flaming Wernersche Verlagsgesellschaft 2000 S 65 abgerufen am 11 September 2020 ISBN 3 88462 154 8 Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR Hrsg Sonderbauprogramm Zwischenbericht Berlin 1976 mit Kurz Portrat dieses Bauwerks Denkmalliste des Landes Brandenburg Landkreis Teltow Faming Stand 31 12 2018 Abgerufen am 28 Januar 2020 PDF S 45 Informationen auf den Seiten des Forderkreises Alte Kirchen in Brandenburg Abgerufen am 7 August 2020 Das Leiden Christi In Cranach Digital Archive Abgerufen am 12 September 2020 Ein einzigartiges Instrument erklingt wieder In Blickpunkt Brandenburg 27 August 2018 abgerufen am 11 September 2020 Juterbog Der Anstoss fur Luthers Thesen In Luther2017 Stiftung Luthergedenkstatten in Sachsen Anhalt 2017 abgerufen am 11 September 2020 O Malia Joseph Albert of Brandenburg In The Catholic Encyclopedia New York Robert Appleton Company abgerufen am 16 Mai 2020 Fontane Theodor Wanderungen durch die Mark Brandenburg Bd 1 Die Grafschaft Ruppin In Deutsches Textarchiv Hertz Berlin 1862 abgerufen am 11 September 2020 Goertz Hans Jurgen Muntzer Thomas In Mennonitisches Lexikon MennLex Mennonitischer Geschichtsverein e V 2010 abgerufen am 11 September 2020 51 991027777778 13 085063888889 Koordinaten 51 59 27 7 N 13 5 6 2 O Normdaten Geografikum GND 4456858 7 lobid OGND AKS VIAF 243173912 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolai Juterbog amp oldid 239006785