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Der Terminmarkt englisch forward market futures market ist im Finanzwesen ein Teilmarkt auf dem Termingeschafte gehandelt werden Pendant ist der Spot oder Kassamarkt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Marktstruktur 4 Funktionen und Preisbildung 4 1 Termingeschaft auf Finanzwerte ohne Ertrage 4 2 Termingeschafte auf Finanzwerte mit stetigem Ertrag 4 3 Termingeschaft auf Aktien mit Dividendenzahlung 4 4 Termingeschafte auf reale Guter 4 4 1 Verfugbarkeitspramie 4 5 Zusammenfassung 5 Wirtschaftliche Aspekte 6 Risiken 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Terminmarkt ist ein Teilmarkt des Finanzmarktes Am okonomischen Ort des Terminmarkts treffen Angebot und Nachfrage nach Termingeschaften zusammen 1 Wahrend auf dem Kassamarkt Direktgeschafte getatigt werden die spatestens zwei Handelstage nach Geschaftsabschluss durch zeitgleiche Zahlung und Lieferung zu erfullen sind werden auf dem Terminmarkt Geschafte abgeschlossen die zwischen einem Monat und maximal zwei Jahren nach Geschaftsabschluss beidseitig zu erfullen sind 2 Artikel 38 Abs 2 der Verordnung EG Nr 1287 2006 vom 10 August 2006 zur Durchfuhrung der Richtlinie 2004 39 EG betreffend die Aufzeichnungspflichten fur Wertpapierfirmen die Meldung von Geschaften die Markttransparenz die Zulassung von Finanzinstrumenten zum Handel und bestimmte Begriffe im Sinne dieser Richtlinie spricht von einem Termingeschaft wenn unabhangig von seinen ausdrucklichen Bedingungen eine Absprache zwischen den Vertragsparteien besteht der zufolge die Lieferung des Basiswerts uber zwei Handelstage hinaus verschoben wird Entscheidend fur die Zuordnung zum Terminmarkt ist somit die gegenseitige Erfullung des Geschafts mit einer uber zwei Handelstage hinaus verschobenen Frist Das seit November 2007 geltende Wertpapierrecht hat Derivate auch um blosse finanzielle Differenzgeschafte 2 Abs 3 Nr 3 WpHG erweitert so dass auch taggleiche Geschafte Daytrading erfasst werden Deshalb greifen nunmehr auch die Schutzwirkungen fur Finanztermingeschafte aus 99 WpHG und es gelten die gleichen Schadensregelungen wie bei anderen Finanztermingeschaften Der Preis fur das Handelsobjekt heisst allgemein Terminkurs wird bereits im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses festgelegt und gilt unabhangig von der wahrend der Laufzeit des Termingeschafts eintretenden Kursentwicklung Der Kassamarkt ist zudem auf physische Erfullung also tatsachliche Lieferung des Handelsobjekts etwa Aktien oder Kaffee ausgerichtet wahrend der Terminmarkt nicht zwingend eine physische Erfullung vorsieht 3 Je nach Handelsobjekt gibt es die Teilmarkte fur Devisen Devisentermingeschafte auf dem Devisenterminmarkt Edelmetalle Termingelder Termingeldhandel Derivate Optionsgeschafte und Futures oder Commodities Warentermingeschafte an der Warenterminborse Energiehandel an der Energieborse Arten BearbeitenUnterschieden werden zwei Terminmarkte im Hinblick auf ihren Organisationsgrad 4 Terminborsen sind ein an Borsen institutionalisierter Terminhandel Hier werden standardisierte Terminkontrakte gehandelt Ausserborslicher Handel Hier werden nicht standardisierte Termingeschafte wie Futures gehandelt der Handel findet meist zwischen Kreditinstituten Interbankenhandel und zwischen Kreditinstituten und Grossunternehmen statt Terminborsen unterliegen der Borsenaufsicht welche die Einhaltung des Borsengesetzes und der Borsenordnung uberwacht Marktstruktur BearbeitenDer Terminmarkt weist folgende Marktstruktur auf 5 Terminmarkt unbedingte Termingeschafte bedingte Termingeschafte Kaufer und Verkaufer Kaufer hat Wahlrecht ubernehmen Verpflichtung Verkaufer ubernimmt Verpflichtung Swaps Caps Forward Rate Agreements Floors Zins Futures Zinsoptionen Zuweilen wird zwischen dem vollstandigen und unvollstandigen Terminmarkt unterschieden 6 7 wobei der Terminmarkt als vollstandiger Markt im Sinne von Kenneth J Arrow und Gerard Debreu angenommen wird 8 Wahrend auf dem vollstandigen Terminmarkt Sicherheit der Marktdaten Entscheidung unter Sicherheit und Risikoaversion vorliegt ist der unvollstandige Terminmarkt von Unsicherheiten Entscheidung unter Unsicherheit und Risikoaffinitat gepragt Funktionen und Preisbildung BearbeitenTerminmarkte gehoren zu den Zukunftsmarkten welche die Spot bzw Kassamarkte erganzen Terminmarkte bestehen weil wirtschaftliche Unsicherheiten unvermeidbar sind kunftige wirtschaftliche Entwicklungen nicht vollkommen vorhersehbar sind und Marktteilnehmer auch bei gleichem offentlich zuganglichen Informationen unterschiedliche Erwartungen entwickeln 9 Auf dem Terminmarkt wirken sich Erwartungen der Marktteilnehmer uber Datenveranderungen intensiver aus als auf dem Kassamarkt weil der Zeitraum bis zur Erfullung der Geschafte grosser ist und damit eine hohere Wahrscheinlichkeit von Datenanderungen einhergeht Die Kurse an den Terminmarkten bilden sich durch Angebot und Nachfrage Dies geschieht jedoch nicht losgelost von der Preisbildung an den Kassamarkten Fur Handelsobjekte die reine Finanzprodukte sind kann theoretisch der faire Terminpreis aus dem Kassakurs hergeleitet werden Fur lagerfahige Handelsobjekte mit Gebrauchswert kann zumindest eine obere Grenze fur den Terminkurs hergeleitet werden Die Herleitung des fairen Terminpreises beruht auf dem Vergleich zwischen zwei gleichwertigen Strategien 10 Man kauft das Handelsobjekt heute zum Kassakurs und lagert es bis zur Falligkeit wobei man den Kaufpreis durch Kreditaufnahme finanziert Man vereinbart heute einen Terminkauf Die erste Strategie bildet den Terminkauf durch Kassageschafte nach Replikation Keine der beiden Strategien darf gegenuber der anderen finanziell vorteilhaft sein Ware dies namlich der Fall konnte man durch gleichzeitigen Abschluss eines Termingeschafts und Replikation der entgegengesetzten Position mit Kassageschaften einen Gewinn erzielen ohne ein dabei einem Marktpreisrisiko ausgesetzt zu sein Man sagt auch dass der Terminpreis nicht mehr arbitragefrei ware Im Folgenden wird fur verschiedene Konstellationen die Ableitung des fairen Terminpreises dargestellt Dabei werden die folgenden Formelzeichen verwendet 11 t displaystyle t nbsp die Zeit t 0 displaystyle t0 nbsp den heutigen Zeitpunkt T displaystyle T nbsp den Ausubungszeitpunkt Falligkeit des Termingeschafts S t displaystyle S t nbsp den Kurs des Basiswertes zu Zeitpunkt t insbesondere S 0 displaystyle S 0 nbsp den Kurs des Basiswertes jetzt Kassakurs S T displaystyle S T nbsp den Kurs des Basiswertes bei Falligkeit F displaystyle F nbsp den fairen Terminpreis K displaystyle K nbsp den im Vertrag vereinbarten Ausubungspreis z t displaystyle z t nbsp den Zinssatz fur die Laufzeit bis zum Zeitpunkt t In den Formeln wird von einer exponentiellen Verzinsung ausgegangen siehe Zinsrechnung Bei linearer oder stetiger Verzinsung haben die Auf und Abzinsfaktoren eine andere Form Termingeschaft auf Finanzwerte ohne Ertrage Bearbeiten Der einfachste Fall ist ein Termingeschaft auf ein Handelsobjekt das keine Kapitalertrage auszahlt z B eine dividendenfreie Aktie Kauft man gemass Replikationsstrategie den Basiswert heute muss der Kaufpreis uber einen Kredit finanziert werden Wird beispielsweise eine Aktie auf Termin 1 Jahr gekauft und der aktuelle Kurs der Aktie sei 40 EUR der Kreditzins fur 1 Jahr betrage 2 Fur die Durchfuhrung der Replikationsstrategie musste der Kaufpreis fur 1 Jahr finanziert werden Die Zinslast hierfur sind 0 80 EUR 2 auf 40 EUR fur 1 Jahr Nach dem Jahr mussen insgesamt 40 80 EUR Zins und Tilgung geleistet werden Diese Summe aus Kassakurs und Haltekosten ist der faire Terminpreis Es ist erkennbar dass dieser Preis arbitragefrei ist Fuhrt man das beschriebene Replikationsgeschaft durch und tatigt als Gegengeschaft einen Terminverkauf der Aktie fallen uber das Jahr weder Gewinne oder Verluste an Der Terminverkaufer liefert die jetzt gekaufte Aktie bei Falligkeit an den Terminkaufer Dafur erhalt er den Terminpreis von 40 80 EUR Mit diesem Erlos kann er genau den Kredit zuruckfuhren und die Zinsen begleichen Als Formel ausgedruckt ist der faire Terminpreis der uber die Laufzeit des Termingeschafts aufgezinste Kassakurs F S t 0 1 z T T t 0 displaystyle F S t0 1 z T T t0 nbsp Im Falle positiver Zinsen liegt bei Finanzwerten ohne Ertrag der faire Terminpreis stets uber den Kassapreis Termingeschafte auf Finanzwerte mit stetigem Ertrag Bearbeiten Finanzwerte mit stetigem Kapitalertrag sind z B Festzinsanleihen und Devisen Die Ertrage aus dem Handelsobjekt reduzieren die Haltekosten und verringern den Terminkurs Entsprechend muss das Beispiel aus dem vorangegangenen Abschnitt modifiziert werden 100 US Dollar werden auf Termin 1 Jahr gekauft Der aktuelle Wechselkurs sei 0 8000 Euro pro US Dollar ausgedruckt als Preisnotierung siehe Wechselkurs ublich ist fur US Dollar die Mengennotierung die Preisnotierung wurde hier aus Grunden der Nachvollziehbarkeit gewahlt Der Euro Zins fur 1 Jahr sei wiederum 2 Da US Dollar verzinslich auf einem Fremdwahrungskonto angelegt werden konnen muss fur die Durchfuhrung der Replikationsstrategie eine Menge US Dollar gekauft werden die einschliesslich Zinsen in einem Jahr die Summe von 100 US Dollar ergibt Der Zinssatz fur US Dollar betrage 1 4 Kauft man heute 98 62 USD und legt diese fur 1 Jahr zu 1 4 an erhalt man in einem Jahr 1 38 US Dollar Habenzinsen und verfugt so uber die benotigten 100 US Dollar Rundungsdifferenzen wurden vernachlassigt Fur den Kauf der 98 62 US Dollar sind bei dem genannten Wechselkurs 78 90 EUR aufzuwenden Die Finanzierungskosten fur 1 Jahr betragen 1 58 EUR 2 auf 78 90 EUR fur 1 Jahr Um in einem Jahr uber 100 US Dollar zu verfugen mussen also in einem Jahr 80 48 EUR 78 90 EUR 1 58 EUR bezahlt werden Entsprechend ist der faire Terminkurs 0 8048 Euro pro US Dollar Die Tatsache dass der Basiswert Ertrage abwirft verringert bei Devisen die Haltekosten da im Replikationsgeschaft ein geringerer Betrag finanziert werden muss Dieser Zusammenhang kann rechnerisch mit der Formel F S t 0 1 z T T t 0 1 r T T t 0 displaystyle F S t0 frac 1 z T T t0 1 r T T t0 nbsp ausgedruckt werden wobei r t displaystyle r t nbsp den Zinssatz fur die Fremdwahrung und S t 0 displaystyle S t0 nbsp den Kassakurs fur die Fremdwahrung bezeichnet Termingeschaft auf Aktien mit Dividendenzahlung Bearbeiten Der faire Terminpreis fur Aktien die wahrend der Laufzeit des Termingeschafts eine Dividende erbringen lasst sich analog zum fairen Terminpreis eines Finanzinstrumentes mit stetigem Ertrag ermitteln Die Dividende ist ein Ertrag der die Kosten fur das Halten des Basiswertes verringert Der faire Terminpreis ist F S t 0 I 1 z T T t 0 displaystyle F S t0 I 1 z T T t0 nbsp wobei I displaystyle I nbsp der Barwert der Dividendenzahlung ist Termingeschafte auf reale Guter Bearbeiten Von den bisher aufgefuhrten Beispielen konnen sich Termingeschafte auf Commodities dadurch unterscheiden das es bei diesen von Vorteil sein kann hieruber tatsachlich zu verfugen Ob und wieweit dies der Fall ist hangt von der Art des Gutes ab Gold und Silber haben zwar gewisse industrielle Anwendungen werden aber hauptsachlich von Anlegern wie Finanzprodukte gehalten Anlagemunzen Der faire Terminpreis errechnet sich analog dem fur Aktien mit Dividendenzahlung Dabei werden die Lagerkosten wie eine negative Dividende behandelt F S t 0 U 1 z T T t 0 displaystyle F S t0 U 1 z T T t0 nbsp Hierin ist U displaystyle U nbsp der Barwert der Lagerkosten Alternativ konnen die Lagerkosten als relative jahrliche Lagerkosten ausgedruckt werden Dann ist die Formel fur Finanzinstrumente mit stetigem Ertrag anwendbar wobei in der Formel die Lagerkosten als negative Ertrage angesetzt werden Bei Gutern wie Erdol Bauholz oder Agrarprodukten kann der Gebrauchswert nicht vernachlassigt werden Deshalb sind die bisher gebrauchten Arbitrageargumente nur beschrankt gultig im Ergebnis liefert die bisherige Herleitung des fairen Terminpreises eine Obergrenze Ist der am Markt gehandelte Terminpreis M displaystyle M nbsp grosser als F displaystyle F nbsp M gt F S t 0 U 1 z T T t 0 displaystyle M gt F S t0 U 1 z T T t0 nbsp gilt auch hier dass der Arbitrageur sich den Geldbetrag S t 0 U displaystyle S t0 U nbsp leihen dafur das Gut kaufen und lagern kann Verkauft er gleichzeitig das Gut am Terminmarkt zum Terminkurs M displaystyle M nbsp macht er bei Falligkeit des Termingeschaftes einen sicheren Gewinn Die Ausfuhrung dieser Arbitragestrategie erhoht die Nachfrage nach dem Gut auf dem Kassamarkt und das Angebot auf dem Terminmarkt wodurch der Kassakurs S t 0 displaystyle S t0 nbsp und damit F displaystyle F nbsp so lange steigt und der Terminkurs M displaystyle M nbsp so lange sinkt bis wieder M F displaystyle M F nbsp gilt Andererseits ist es durchaus moglich dass der am Terminmarkt gehandelte Terminkurs M displaystyle M nbsp kleiner als F displaystyle F nbsp wird Um diese Kursdifferenz zu nutzen musste der Arbitrageur sich das Gut leihen analog zur Wertpapierleihe und leer verkaufen Marktteilnehmer die uber Lagerbestande in dem Gut verfugen halten diese jedoch um sie zu verbrauchen weshalb ein Leerverkauf im Allgemeinen nicht moglich und die Arbitragestrategie nicht umsetzbar ist A 1 Im Ergebnis existiert fur den Terminkurs eines Gutes mit Gebrauchswert die Obergrenze F S t 0 U 1 z T T t 0 displaystyle F leq S t0 U 1 z T T t0 nbsp Verfugbarkeitspramie Bearbeiten Hauptartikel Verfugbarkeitspramie Die Differenz in der vorgenannten Ungleichung kann durch die so genannte Verfugbarkeitspramie englisch conveniance yield ausgedruckt werden F 1 y T t 0 S t 0 U 1 z T T t 0 displaystyle F 1 y T t0 S t0 U 1 z T T t0 nbsp Die wie ein Zinssatz ausgedruckte Verfugbarkeitspramie y displaystyle y nbsp ist zunachst ein Mass fur die Differenz der beiden Seiten der Ungleichung Sie kann als Mass interpretiert werden wie stark der Terminmarkt das tatsachliche Halten des Gutes gegenuber einer Partizipation am Terminmarkt praferiert Damit kann sie auch als Markterwartung uber zukunftige Lieferengpasse angesehen werden Zusammenfassung Bearbeiten Allgemein gilt als Ergebnis dass der faire Terminpreis der Kassakurs ist vermehrt um die Kosten fur das Halten des Basiswertes Refinanzierungskosten etwaige Lagerkosten verringert um Ertrage die der Basiswert abwirft z B Zinsertrage Dieser Saldo wird auch als englisch cost of carry bezeichnet Druckt man die Auf und Abzinsungsfaktoren mit Hilfe der stetigen Verzinsung aus kann der faire Terminpreis fur alle finanziellen Basiswerte einheitlich angegeben werden F S t 0 e z T r T T t 0 displaystyle F S t0 e z T r T T t0 nbsp Der Formel lassen sich die folgenden Zusammenhange entnehmen Der faire Terminpreis steigt mit Ansteigen des Kassakurses des Basiswertes Der faire Terminpreis liegt uber dem Kassakurs wenn die Haltekosten uber den Halteertragen liegt also wenn z T r T gt 0 displaystyle z T r T gt 0 nbsp sonst darunter Der Terminpreis steigt wenn die Differenz z T r T displaystyle z T r T nbsp grosser wird Bei langerer Terminlaufzeit T t 0 displaystyle T t0 nbsp steigt der faire Terminpreis wenn die Differenz z T r T displaystyle z T r T nbsp positiv ist und sinkt der faire Terminpreis wenn die Differenz z T r T displaystyle z T r T nbsp negativ ist Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenMarktteilnehmerAuf dem Devisenmarkt treten drei Arten von Marktteilnehmern mit unterschiedlicher Risikopraferenz auf Hedger Arbitrageure und Spekulanten 12 Hedger wollen sich auf dem Terminmarkt gegen ein Kursrisiko etwa Wechselkursrisiko absichern das durch die Volatilitaten des Kassamarkts signalisiert wird Arbitrageure wollen risikolose Gewinne aus dem Unterschied zwischen Zinsdifferenz und Swapsatz ausnutzen 13 Spekulanten dagegen wollen Gewinnchancen realisieren indem sie auf erwartete Kursgewinne setzen Der Terminkurs wird durch das Zusammenspiel von Hedgern Arbitrageuren und Spekulanten bestimmt wobei kein Angebots oder Nachfrageuberhang ubrigbleibt 14 N N H N N A N N S 0 displaystyle NNH NNA NNS 0 nbsp Die Nettonachfrage von Hedgern N N H displaystyle NNH nbsp Arbitrageuren N N A displaystyle NNA nbsp und Spegulanten N N S displaystyle NNS nbsp ergibt 0 displaystyle 0 nbsp MarktstrukturAm Beispiel des Devisenmarktes mit seinen Teilmarkten Devisenkassamarkt und Devisenterminmarkt soll die Marktstruktur naher erlautert werden Dass beide Markte uberhaupt voneinander getrennt sind liegt technisch an den unterschiedlichen Geschaftsarten Devisenkassageschaft und Devisentermingeschaft und an den im Regelfall unterschiedlichen Kursen hierfur dem Devisenkassakurs K K displaystyle KK nbsp und Devisenterminkurs T K displaystyle TK nbsp Aus der Differenz zwischen beiden wird der Devisenswapsatz S displaystyle S nbsp errechnet 15 S T K K K K K displaystyle S frac TK KK KK nbsp Bei T K lt K K displaystyle TK lt KK nbsp handelt es sich um einen Deport bei T K gt K K displaystyle TK gt KK nbsp entsprechend um einen Report Die Kursunterschiede haben ihre Ursache darin dass auf dem Terminmarkt mittelfristige Marktentwicklungen und Kurserwartungen eingepreist werden wahrend der Kassamarkt von sehr kurzfristigen minutlichen Kursentwicklungen gepragt ist Deshalb weist ein Deport auf eine wahrscheinliche Abwertung der Fremdwahrung ein Report auf eine erwartete Aufwertung hin Auf und Abwertungswahrscheinlichkeit wiederum haben ihre Ursache in der Unterschiedlichkeit der Zinsniveaus zwischen Inland und Ausland Ist das Zinsniveau im Ausland hoher so wird die Fremdwahrung aufwerten oder die Inlandswahrung abwerten mussen um eine gedeckte Zinsparitat Marktgleichgewicht herzustellen KointegrationHeftig diskutiert wird die Frage nach einer Kointegrationsbeziehung zwischen Spot und Terminmarkt die ein langfristiges Marktgleichgewicht zwischen beiden erfordert aber kurzfristige Ungleichgewichte zulasst Wird eine Kointegrationsbeziehung fur ein bestimmtes Handelsobjekt angenommen so ist dies ein Indiz dafur dass sich der Kassakurs und der Terminkurs langfristig gemeinsam entwickeln und sich in einem langfristigen Gleichgewicht befinden von dem kurzfristige Abweichungen moglich sind 16 Den Preiszusammenhang zwischen Termin und Kassakursen mittels Kointegrationsanalyse untersuchten unter anderem Autoren erstmals 1991 fur Kaffee Mais Baumwolle Gold Sojabohnen und Rindfleisch Commodities 17 Interpretiert man die Preisdifferenzen zwischen Spot und Terminmarkt vereinfacht als Finanzierungskosten so lassen sich die kontemporaren Preisbeziehungen wie folgt umschreiben 18 F t P t i t t displaystyle F t P t i t t nbsp Dabei sind F t displaystyle F t nbsp der logarithmierte Terminmarktpreis P t displaystyle P t nbsp der logarithmierte Kassamarktpreis i displaystyle i nbsp die Zinsen und t t displaystyle t t nbsp die Restlaufzeit des Kontraktes Funktional sind beide Teilmarkte eng miteinander verflochten Swapgeschafte beispielsweise sind vom Swapsatz und damit gleichzeitig vom Kassa und Terminkurs abhangig woraus sich eine enge Interdependenz der Kursbildung auf diesen beiden Markten ergibt 19 Hier kommt ein Marktgleichgewicht zustande wenn einer Kassa Nachfrage der Arbitrageure ein entsprechendes Kassa Angebot des Aussenhandels und der Spekulanten gegenubersteht und gleichzeitig auf dem Terminmarkt eine Angebotsdeckung erfolgen kann Ubersteigt der kunftig erwartete Kassakurs den fur diesen Zeitpunkt geltenden Terminkurs so werden Spekulanten auf dem Terminmarkt sofort Fremdwahrung kaufen um sie am Erfullungstag gewinnbringend wieder verkaufen zu konnen wodurch der Terminkurs steigt 20 Auch der Bundesrat 21 gehen davon aus dass der Spotmarkt den Terminmarkt im Energiesektor wesentlich beeinflusst SonstigesDie Marktliquiditat auf dem Terminmarkt ist im Regelfall geringer als auf dem Spotmarkt Einerseits muss ein Kontrahent auf dem Terminmarkt das Handelsobjekt zum Zeitpunkt des Geschaftsabschlusses nicht besitzen sondern erst am Erfullungstag 22 spatestens an diesem wird er es auf dem Spotmarkt kaufen Andererseits sind wesentlich mehr Marktteilnehmer an einem physischen Erwerb interessiert der auf dem Kassamarkt verlangt wird Im Vergleich zum Spotmarkt reagiert der Terminmarkt mit wesentlich geringeren Volatilitaten An den Energieborsen liegt die Volatilitat auf dem Spotmarkt zwischen 50 und 80 auf dem Terminmarkt dagegen lediglich zwischen 10 und 30 23 Kursbeeinflussende Ereignisse werden sofort vom Spotmarkt verarbeitet wahrend der Terminmarkt nur mittel bis langfristige Marktentwicklungen berucksichtigt Abgesehen vom internationalen Kapitalverkehr kommt es am Devisenterminmarkt in erster Linie zu spekulativen Transaktionen 24 Das Netto Devisenangebot am Terminmarkt aus reiner Spekulation und spekulativer Wechselkurssicherung des internationalen Handels orientiert sich einerseits am Terminkurs und andererseits an den zukunftigen Erwartungen hinsichtlich des Kassakurses Stimmen Terminkurs und erwarteter Kassakurs am selben Zeitpunkt uberein gibt es keinen Anreiz fur spekulative Termingeschafte Liegt der Terminkurs unterhalb des erwarteten Kassakurses gibt es Nachfrage nach Devisentermingeschaften liegt der Terminkurs oberhalb gibt es Angebot an Devisentermingeschaften 25 Risiken BearbeitenDie besondere Gefahrlichkeit von Termingeschaften und damit das Finanzrisiko auf dem Terminmarkt besteht nach Meinung des Bundesgerichtshofs BGH darin dass sie anders als Kassageschafte bei denen der Anleger sofort Barvermogen oder einen Kredit einsetzen muss 26 durch den hinausgeschobenen Erfullungszeitpunkt zur Spekulation auf eine gunstige aber ungewisse Entwicklung des Marktpreises in der Zukunft verleiten welche die Auflosung des Terminengagements ohne Einsatz eigenen Vermogens und ohne Aufnahme eines Kredits durch ein gewinnbringendes Glattstellungsgeschaft ermoglichen soll 27 Typischerweise sind mit Borsentermingeschaften die Risiken der Hebelwirkung 28 und des Totalverlustes des angelegten Kapitals sowie die Gefahr planwidrig zusatzliche Mittel einsetzen zu mussen verbunden 27 Deshalb ist es Wertpapierdienstleistungsunternehmen nach 26 Abs 1 BorsG untersagt Termingeschafte mit Personen abzuschliessen die mit der Materie nicht vertraut sind Das BorsG versteht unter Borsenspekulationsgeschaften insbesondere An und Verkaufsgeschafte mit hinausgeschobener Lieferzeit auch wenn sie ausserborslich abgeschlossen werden 26 Abs 2 BorsG und Optionen hierauf wenn sie auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind Insbesondere auf den Terminmarkten agieren Marktteilnehmer die aus obigen Grunden an einer effektiven Erfullung etwa Lieferung der zu erwerbenden Waren Wertpapiere oder Devisen nicht interessiert sind sondern wahrend der Laufzeit des Terminkontraktes eine Glattstellung zwecks Gewinnerzielung planen Anmerkungen Bearbeiten Fur einen Marktteilnehmer mit Lagerbestanden gabe es eine analoge Arbitragestrategie Er konnte seinen Lagerbestand verkaufen und auf Termin zuruckkaufen Der Verkaufserlos legt er fur die Laufzeit verzinslich an ausserdem spart er so lange die Lagerkosten B e i M lt F displaystyle BeiM lt F nbsp ergibt sich ein sicherer Gewinn Auch dieser Strategie steht der Wunsch das Gut zu nutzen entgegen Einzelnachweise Bearbeiten Dirk Piekenbrock Hrsg Gabler Kompakt Lexikon Wirtschaft 2013 S 431 Siegmund Natschke Lexikon der Finanzkrise 2009 S 22 Friedrich Bock Rolf Dieter Reineke Gabler Lexikon Unternehmensberatung 2007 S 110 Wolfgang Gerke Gerke Borsen Lexikon 2002 S 770 Roland Eller Handbuch strukturierte Kapitalmarktprodukte 1999 S 9 ISBN 978 3 7910 1369 5 Annemarie Sapusek Informationseffizienz auf Kapitalmarkten 1998 S 106 ff George Feiger What is Speculation in Quaterly Journal of Economics 90 1976 S 678 ff Kenneth J Arrow Gerard Debreu Existence of an equilibrium for a competitive economy in Econometrica 22 3 1954 S 265 290 Michael Heine Hansjorg Herr Volkswirtschaftslehre Paradigmenorientierte Einfuhrung in die Mikro und Makrookonomie 2013 S 350 f Georg Schluchtermann Modellierung derivater Finanzinstrumente 2010 S 10 ff Stefan Reitz Mathematik in der modernen Finanzwelt 2011 S 26 ff Keith Pilbeam Joscha Beckmann Internationale Wirtschaft Wechselkurse Zahlungsbilanz und Weltwahrungssystem 2017 S 28 ff Keith Pilbeam Joscha Beckmann Internationale Wirtschaft Wechselkurse Zahlungsbilanz und Weltwahrungssystem 2017 S 29 Keith Pilbeam Joscha Beckmann Internationale Wirtschaft Wechselkurse Zahlungsbilanz und Weltwahrungssystem 2017 S 32 Jurgen Schroder Zur Theorie der Devisenterminmarkte 1969 S 19 Annemarie Sapusek Informationseffizienz auf Kapitalmarkten 1998 S 202 Richard T Baillie Robert J Myers Bivariate GARCH Estimation of the Optimal Commodity Futures Hedge in Journal of Applied Economics 6 1991 S 109 124 Kenneth D Garbade William L Silber Cash Settlement of Futures Contracts An Economic Analysis in Journal of Futures Markets 3 1983 S 452 Gerhard Rubel Aussenwirtschaft Grundlagen der realen und monetaren Theorie 2013 S 262 Gerhard Rubel Aussenwirtschaft Grundlagen der realen und monetaren Theorie 2013 S 326 Drucksache 833 06 PDF des Deutschen Bundesrats vom 11 Mai 2007 Zum Finanzmarkt Richtlinie Umsetzungsgesetz und die Monopolkommission Sondergutachten Strom und Gas 2007 Rn 201 Gerhard Rubel Aussenwirtschaft Grundlagen der realen und monetaren Theorie 2013 S 257 Jan von Drathen Strukturierte Beschaffung zur Absicherung von Gaspreisrisiken in Markus Heinrich Markus Reif Rene Perrot Roland Eller Hrsg Management von Rohstoffrisiken 2010 S 206 Ernst August Behnke Monetare Aussenwirtschaftstheorie 1996 S 119 Ernst August Behnke Monetare Aussenwirtschaftstheorie 1996 S 119 BGHZ 103 84 87 a b BGHZ 150 164 169 BGHZ 139 1 6Normdaten Sachbegriff GND 4184759 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terminmarkt amp oldid 228607108