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Die Borsenordnung BorsO ist im Borsenwesen eine offentlich rechtliche Satzung welche die Erfullung der Aufgaben einer Borse sicherstellen und die Interessen der Marktteilnehmer schutzen soll Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Rechtsfragen 3 Inhalt 4 Formelles Recht 5 International 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenBorsen sind nach 2 Abs 1 BorsG teilrechtsfahige Anstalten des offentlichen Rechts deren Satzung als Borsenordnung bezeichnet wird Borsenrechtlich ergibt sich das Erfordernis einer Borsenordnung aus 16 Abs 1 BorsG die durch die Borsenaufsichtsbehorde zu genehmigen ist 16 Abs 3 BorsG Jede Borse besitzt eine eigene Borsenordnung so dass Abweichungen in Detailfragen moglich sind Borsenordnungen dienen mittelbar auch dem Anleger und Glaubigerschutz Die Borsenordnungen sind das Resultat der staatlichen Rechtsetzungshoheit die das Borsengesetz den Landesregierungen fur die inneren Angelegenheiten der von ihnen genehmigten Borsen verleiht 1 Borsenordnungen haben den Charakter von Rechtsverordnungen nur insoweit als sie die Institution der Borse als Markt fur fungible Handelsobjekte borsenverwaltungsrechtlich regeln 2 Rechtsfragen BearbeitenDie Borsenordnung wird nach 12 Abs 2 Nr 1 BorsG vom Borsenrat erlassen Sie soll sicherstellen dass die Borse die ihr obliegenden Aufgaben erfullen kann und dabei den Interessen des Publikums und des Handels gerecht wird 16 Abs 1 BorsG Konkret ist vorgeschrieben dass die Borsenordnung Regelungen uber den Geschaftszweig der Borse Wertpapier Waren oder Energieborse die Organisation der Borse die Handelsarten Kassa oder Termingeschafte die Veroffentlichung der Preise und Kurse Kursfeststellung sowie der ihnen zugrunde liegenden Borsenumsatze und eine Entgeltordnung fur die Tatigkeit der Skontrofuhrer enthalten muss 16 Abs 1 BorsG Die Borsenordnung kann ferner bestimmen dass die zur Teilnahme am Borsenhandel zugelassenen Unternehmen und die Skontrofuhrer ausreichende Sicherheit zu leisten haben Margin um die Verpflichtungen aus Geschaften die an der Borse sowie in einem an der Borse zugelassenen elektronischen Handelssystem abgeschlossen werden jederzeit erfullen zu konnen 20 Abs 1 BorsG Die Kursfeststellung muss den Grundsatzen des 24 BorsG entsprechen Die Borsenordnung muss gemass 26c Abs 1 BorsG auch Bestimmungen enthalten uber die Zulassung von Wertpapierdienstleistungsunternehmen durch die Borsengeschaftsfuhrung die an der Borse eine Market Making Strategie im Sinne des 80 Abs 5 WpHG verfolgen Der Market Maker hat gemass 80 Abs 5 WpHG unter Berucksichtigung der Marktliquiditat des Umfangs und der Art des konkreten Marktes und der konkreten Merkmale des gehandelten Instruments das Market Making wahrend eines festgelegten Teils der Handelszeiten des Handelsplatzes kontinuierlich zu betreiben abgesehen von aussergewohnlichen Umstanden so dass der Handelsplatz regelmassig und verlasslich mit Liquiditat versorgt wird einen schriftlichen Vertrag mit dem Handelsplatz zu schliessen in dem zumindest die vorgenannten Verpflichtungen festgelegt werden sofern er nicht den Vorschriften des 26c BorsG unterliegt und uber wirksame Systeme und Kontrollen zu verfugen durch die gewahrleistet wird dass er jederzeit diesen Verpflichtungen nachkommen kann Inhalt BearbeitenBorsenordnungen berucksichtigen die Vorgaben des BorsG und gelten als dessen konkretisierende Ausfuhrungsverordnung Die Borsenordnung fur die Frankfurter Wertpapierborse BorsO FWB vom 24 August 2020 legt in den 4 bis 11 BorsO FWB die Borsenorgane Borsenrat Borsengeschaftsfuhrung Handelsuberwachungsstelle und Sanktionsausschuss und deren Aufgaben fest und schreibt in 12 BorsO FWB vor dass zum Borsenbesuch zur Teilnahme am Borsenhandel und fur Borsenhandler eine Zulassung erforderlich ist die bestimmter Voraussetzungen bedarf 14 BorsO FWB Hierzu gehort insbesondere dass ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen seine Borsengeschafte uber eine anerkannte Wertpapiersammelbank abwickelt und uber eine Bankverbindung mit dem Zahlungssystem TARGET2 verfugt 14 Abs 2 BorsO FWB Nach 19 Abs 2 BorsO FWB haben die Unternehmen ausreichende Sicherheitsleistungen zu erbringen Margin um die Verpflichtungen aus Borsengeschaften jederzeit erfullen zu konnen Erlaubt sind Bankgarantien Geld und oder Wertpapiere 22 BorsO FWB Es folgen umfangreiche Vorschriften uber die Borsen EDV 32 ff BorsO FWB Die Zulassung von Wertpapieren zum regulierten Markt General Standard ist vom Emittenten der Wertpapiere zusammen mit einem Kreditinstitut Finanzdienstleistungsinstitut oder einem nach 53 Abs 1 Satz 1 KWG oder 53b Abs 1 Satz 1 KWG tatigen Unternehmen zu beantragen 45 BorsO FWB Die Borsengeschaftsfuhrung darf nach 59 BorsO FWB die Aussetzung des Handels aussprechen Fur den Handel von Wertpapieren stehen gemass 66 BorsO FWB die Handelsmodelle der Auktion des Fortlaufenden Handels mit untertagigen Auktionen und der Fortlaufenden Auktion zur Verfugung Verbindliche Quotes durfen nur vom Designated Sponsor Market Maker und Spezialisten eingegeben werden 73 Abs 2 BorsO FWB Alle Wertpapierorders die in das Handelssystem eingegeben und von diesem akzeptiert worden sind erhalten beim Eintreffen in der zentralen Stelle des Handelssystems die das jeweilige Orderbuch fuhrt einen Zeitstempel und eine Ordernummer 77 Abs 2 BorsO FWB Market Maker bedurfen nach 79 BorsO FWB einer Zulassung und haben nach 80 Abs 1 BorsO FWB mindestens in einem Wertpapier und wahrend 50 der Quotierungszeit im Monatsdurchschnitt fortlaufend verbindliche Market Maker Quotes einzustellen Designated Sponsors haben sich 81 Abs 1 BorsO FWB zufolge zu dem Designated Sponsoring in einem Vertrag mit dem zustandigen Borsentrager bereit zu erklaren In dem Vertrag werden die Wertpapiere aufgezahlt fur die ein Designated Sponsor das Designated Sponsoring ubernehmen kann Designated Sponsors haben in einem Wertpapier fur das sie das Designated Sponsoring ubernommen haben und das im Fortlaufenden Handel mit untertagigen Auktionen gehandelt wird fortlaufend einen verbindlichen Market Maker Quote zu stellen und zu diesem Geschaftsabschlusse zu tatigen Daruber hinaus sind Designated Sponsors verpflichtet mit einem verbindlichen Market Maker Quote in Auktionen vertreten zu sein 82 Abs 1 BorsO FWB Die Kursfeststellung ist detailliert in den 82 ff BorsO FWB geregelt Die Borsenkurse werden durch das Handelssystem ermittelt In der Auktion und im fortlaufenden Handel mit untertagigen Auktionen werden mittels der automatischen Handelsphasensteuerung die Orders nur dann zu Borsengeschaften zusammengefuhrt wenn die Orders innerhalb des dynamischen Preiskorridors und des statischen Preiskorridors ausgefuhrt werden konnen In der Auktion wird auf Grundlage der bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorliegenden Orders derjenige Preis ermittelt zu dem das grosste Ordervolumen bei minimalem Uberhang Angebots oder Nachfrageuberhang ausgefuhrt werden kann Meistausfuhrungsprinzip 90 Abs 1 BorsO FWB Stehen sich nur unlimitierte Orders gegenuber erfolgt deren Ausfuhrung zum letzten Referenzpreis 95 BorsO FWB Der Freiverkehr ist nach 120 BorsO FWB fur alle Effekten zulassig die weder zum regulierten Markt zugelassen noch zum Handel in den regulierten Markt einbezogen sind Formelles Recht BearbeitenDa es sich bei der Borsenordnung um eine offentlich rechtliche Satzung einer Anstalt Borse handelt ist der Weg zu den Verwaltungsgerichten gemass 2 Abs 11 BorsG eroffnet Die Borsengeschaftsfuhrung ist gemass 15 Abs 7 BorsG zustandige Behorde sofern Finanzinstrumente betroffen sind die an einem regulierten Markt oder im Freiverkehr dieser Borse gehandelt werden Ihre Entscheidungen stellen dann einen Verwaltungsakt dar 3 International BearbeitenIn der Schweiz ist gilt als Borsenordnung das Handelsreglement Es regelt die Rechte und Pflichten zwischen der Schweizer Borse und den Teilnehmern und Handlern Es beruht auf Art 28 Abs 1 FinfraG und beinhaltet Regeln zur Zulassung von Effektenhandlern als Teilnehmer der Borse zur Organisation des Handels zur Abrechnung und Abwicklung von Abschlussen an der Borse zur Uberwachung und Durchsetzung des Handelsreglements sowie zu den Sanktionen die die Borse gegen Teilnehmer und Handler aussprechen kann Die Wiener Borse besitzt Regelwerke fur ihre Borsensegmente Prime Market und Standard Market die erganzend zum Borsegesetz 2018 BorsG gelten In 23 BorsG wird verlangt dass die Borse Allgemeine Geschaftsbedingungen erlasst in denen Regeln uber die Borsenmitgliedschaft uber die Borsenzeit und den Borsenort Handelsregeln Handelsbrauche sowie das Veroffentlichungsorgan in dem alle fur den Borsenhandel wichtigen Tatsachen zu verlautbaren sind Sie regeln insbesondere das privatrechtlich organisierte Verhaltnis zwischen der Borse einerseits und den Borsenmitgliedern Borsenbesuchern und sonstigen dritten Personen andererseits Die im Prime Market gehandelten Aktien mussen einen Streubesitz von mindestens 25 oder eine Marktkapitalisierung von 30 Millionen Euro aufweisen Emittenten mussen mit einer Verpflichtungserklarung zur Einhaltung des Osterreichischen Corporate Governance Kodex abgeben Veroffentlichungspflichten betreffen den Jahresabschluss Halbjahresabschluss Ad hoc Publizitat und sonstige Informationen Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Goppert Das Recht der Borsen 1932 S 107 Oscar Meyer Borsengesetz nebst Ausfuhrungsbestimmungen 1957 S 23 Petra Buck Heeb Kapitalmarktrecht 2019 S 29Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Borsenordnung amp oldid 231479629