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Die Wertpapierborse auch Effektenborse englisch stock exchange ist eine Borse an der als Handelsobjekte Wertpapiere gehandelt werden Borse Frankfurt Handelssaal Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Rechtsfragen 4 Funktion 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenBorsen unterscheiden sich durch die an ihnen gehandelten Handelsobjekte Wahrend es bei Wertpapierborsen als Handelsobjekte Wertpapiere gibt sind bei Warenborsen die Handelsobjekte standardisierte Rohstoffe und Naturprodukte wie etwa Erdol Getreide Metalle elektrischer Strom oder Baumwolle Commodities 1 Als Geschaftsarten kennen die Wertpapierborsen das Kassageschaft oder das Termingeschaft auch Terminkontrakt die sowohl Borsengeschafte mit kommerziellem Hintergrund als auch Spekulationsgeschafte ermoglichen Geschichte BearbeitenDie ersten Borsen entstanden als Warenborsen Als erste gilt die Warenborse von Lucca die seit dem Jahre 1111 Geldwechsler und Gewurzhandler im Hof der Kathedrale zusammenbrachte 2 Die ab 1409 in Brugge vor dem Haus der Grunderfamilie van der Beurse stattfindende Borse vermittelte abwesende Guter und Wechsel 3 Weil hier auch Wechsel als Wertpapierart gehandelt wurden gilt sie als weltweit erste Wertpapierborse nbsp Die ursprungliche Royal Exchange kurz vor dem Grossen Brand 1666Als erste ausschliessliche Wertpapierborse im heutigen Sinne gilt die in London am 23 Januar 1571 eroffnete Royal Exchange deren Gebaude dem Grossen Brand vom September 1666 zum Opfer fiel Die zuvor im Jahre 1558 eroffnete Hamburger Borse war eine Mischborse an der Grosshandelsgeschafte aller Art Geld und Wechselgeschafte Versicherungs und Frachtgeschafte sowie auch Geschafte mit Wertpapieren abgeschlossen wurden 4 Es folgte 1611 die zunachst als Warenborse niederlandisch goederenbeurs gegrundete und 1612 als Wertpapierborse niederlandisch effectenbeurs eroffnete Amsterdamer Borse 5 nachdem die im Marz 1602 gegrundete Niederlandische Ostindien Kompanie ihren hohen Kapitalbedarf durch Aktienverkauf in der Offentlichkeit finanzierte 6 Im Jahre 1747 zeigte ihr Fonds Courszettel insgesamt 35 Anleihen und 6 Aktien 7 Am 9 September 1585 eroffnete die Borse Frankfurt vorwiegend noch als Wechselborse 8 1797 erschien hier erstmals ein gedruckter Effektenzettel als erste Aktie notierte hier 1820 die Aktie der Oesterreichischen Nationalbank Die erste kommerzielle Pariser Borse gab es im Jahre 1639 als die Funktionen von Waren und Aktienborse getrennt wurden Ein Dekret vom 2 April 1639 gab den Handlern die Bezeichnung Aktienhandler franzosisch agents de change deren amtlicher Handel die Bezeichnung Parkett franzosisch parquet erhielt 9 Seitdem wird jeder Borsensaal als Parkett und der Handel hierin als Parketthandel bezeichnet Die Zuricher Sensalenordnung vom 13 Mai 1663 regelte die Organisation der Borsenmakler Sensalen 10 Im Jahre 1698 mussten die Londoner Aktienhandler wegen ihres rupelhaften Benehmens die Royal Exchange verlassen und schlossen ihre Geschafte vorerst im Jonathan s Coffee House bis sie 1773 das neue Gebaude der London Stock Exchange beziehen konnten Die Wiener Borse wurde am 1 August 1771 durch Patent von Maria Theresia gegrundet 11 Anfangs wurden nur Anleihen Wechsel und Devisen gehandelt Die Oesterreichische Nationalbank war 1818 die erste Aktiengesellschaft die an der Wiener Borse notierte Die US amerikanische New York Stock Exchange NYSE entstand am 17 Mai 1792 durch eine Vereinbarung Buttonwood Agreement zwischen 24 Brokern erste an der NYSE gehandelte Aktie war die der Bank of New York 12 In der Grunderzeit verlor der Handel mit Staatsanleihen an Bedeutung ab 1870 nahm weltweit der Aktienhandel deutlich zu Mit dem Eisenbahnbau bluhten auch die Stahlindustrie und der Maschinenbau auf die Grundung kapitalintensiver Aktiengesellschaften war die Folge Die bereits seit Juni 1685 bestehende Borse Berlin nahm erst 1820 den Wertpapierhandel auf 13 Hatte der Kurszettel der Berliner Borse 1842 nur sechs Eisenbahnpapiere notiert waren es 1844 schon 29 und 1846 bereits 50 Emissionen 14 Ein erstes Borsengesetz vom Juni 1896 vereinheitlichte die Organisation der damals 29 deutschen Borsen 15 In der Schweiz stellte inzwischen 1884 das Gesetz uber die Gewerbe der Effektensensale und Borsenagenten alle Borsen insbesondere Genf gegrundet 1850 Zurich Ringhandel seit 1873 Basel 1876 unter Staatsaufsicht Im Januar 1935 legte wahrend der Nazizeit ein Gesetz die damals bestehenden 21 deutschen Borsen zu neun Borsen zusammen zwolf mussten schliessen 16 Nach dem Zweiten Weltkrieg eroffnete als erste am 9 Juli 1945 die Hamburger Borse Munchen folgte im August 1945 Dusseldorf im April 1946 Die Elektronisierung der Wertpapierborsen ersetzte ab 1971 zunehmend den Parketthandel weil die Computersysteme in jeder Phase des Handelsprozesses ihren Einsatz fanden 17 Die erste Automatisierungsstufe hiess computerunterstutzter Parketthandel bei dem einzelne Transaktionsphasen elektronisch unterstutzt wurden 18 Hierbei fuhrte im Februar 1971 die NASDAQ ein bildschirmgestutztes Handelssystem ein das sie zur ersten elektronischen Borse machte Es folgte der computerunterstutzte Handel danach kamen Computerhandelssysteme zum Einsatz und schliesslich folgte die Computerborse die vollig ohne Parketthandel auskommt Der deutsche Gesetzgeber erkannte den elektronischen Vertragsabschluss erst im Juli 1989 an 19 Diese Regelungen erfolgten im Borsengesetz und ermoglichten den elektronischen Borsenhandel Im Juli 1988 fuhrte die Borse Frankfurt den DAX ein 20 im Oktober 1998 ermoglichte die Einfuhrung des Xetra Release 3 den elektronischen Handel von etwa 2000 Aktien 370 Anleihen und 28 Aktienoptionsscheinen zu Lasten des Parketthandels Er leitete die Wertpapierorders der Kreditinstitute direkt an die Borse und somit in das Orderbuch der Skontrofuhrer In der Schweiz wurde der Ringhandel im August 1996 eingestellt nachdem am 8 Dezember 1995 der elektronische Handel mit auslandischen Aktien eingefuhrt ab 2 August 1996 der elektronische Handel in Schweizer Aktien und Optionen und ab 16 August 1996 in Obligationen begonnen hatte Das Vierte Finanzmarktforderungsgesetz vom Juli 2002 stellte die Weichen fur die elektronische Kursbildung wodurch die Bedeutung elektronischer Handelssysteme tendenziell zunahm Nachdem die Frankfurter Wertpapierborse bereits 93 aller Wertpapiere elektronisch handelte und abwickelte wurde hier der Parketthandel endgultig im Mai 2011 eingestellt 21 Die im September 2000 gegrundete Euronext zu der die Borsen in Paris Amsterdam Brussel und Lissabon gehoren hatte eine Fusionswelle unter Borsen ins Rollen gebracht 22 Im Dezember 2006 fusionierte sie mit der NYSE zur NYSE Euronext die im Juni 2014 wieder aufgelost wurde Die London Stock Exchange fusionierte im Oktober 2007 mit der Borsa Italiana Im Marz 2017 untersagte die EU Kommission die Fusion von Deutscher Borse und der London Stock Exchange Rechtsfragen BearbeitenEine Legaldefinition fur die Borse gelangte erst im November 2007 in das Borsengesetz BorsG In diesem Zusammenhang definierte der Gesetzgeber auch die Wertpapierborsen und Warenborsen Wertpapierborsen sind gemass 2 Abs 2 BorsG Borsen an denen Wertpapiere und sich hierauf beziehende Derivate im Sinne des 2 Abs 3 WpHG gehandelt werden An Wertpapierborsen konnen auch andere Finanzinstrumente im Sinne des 2 Abs 4 WpHG und Edelmetalle gehandelt werden Zum Besuch der Borse zur Teilnahme am Borsenhandel und fur Personen die berechtigt sein sollen fur ein zur Teilnahme am Borsenhandel zugelassenes Unternehmen an der Borse zu handeln Borsenhandler Skontrofuhrer ist gemass 19 Abs 1 BorsG oder 27 Abs 1 BorsG eine Zulassung durch die Geschaftsfuhrung der Borse erforderlich Wertpapiere die im regulierten Markt an einer Borse gehandelt werden sollen bedurfen nach 33 Abs 1 BorsG der Zulassung oder der Einbeziehung durch die Geschaftsfuhrung soweit nicht in 37 BorsG oder in anderen Gesetzen etwas anderes bestimmt ist Die Zulassung ist vom Emittenten der Wertpapiere zusammen mit einem Kreditinstitut Finanzdienstleistungsinstitut oder einem nach 53 Abs 1 Satz 1 oder 53b Abs 1 Satz 1 KWG tatigen Unternehmen zu beantragen Funktion BearbeitenZu unterscheiden ist bei Wertpapierborsen zwischen der Marktbildungsfunktion Finanzierungsfunktion und Zirkulationsfunktion 23 Die Marktbildungsfunktion organisiert und institutionalisiert den Effektenhandel ihr wesentliches Merkmal ist der hohe Organisationsgrad der Borse Die Finanzierungsfunktion sorgt auf dem Primarmarkt dafur dass der Kapitalbedarf der Emittenten gedeckt wird und es auch auf dem Sekundarmarkt zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage kommt Die Zirkulationsfunktion schafft Marktliquiditat ermoglicht die Kursbildung und tragt zur Information der Marktteilnehmer uber Marktdaten und damit zur Markttransparenz bei Die jederzeitige Handelbarkeit selbst kleiner Wertpapierorders fuhrt zudem zu einer Losgrossen Fristen und Risikotransformation an den Wertpapierborsen 24 Wertpapierborsen dienen vorrangig nicht der Emission von Titeln sondern fungieren als Zirkulationsmarkt der es den Anlegern ermoglicht mit geringem Aufwand und moglichst niedrigen Kosten Wertpapiere zu erwerben und sich wieder von ihnen zu trennen Dabei werden Wertpapierborsen in der modernen Finanzmarkttheorie als eigenstandige Institution als ein Dienstleistungsunternehmen angesehen deren Funktion in der Begegnung von Vertragspartnern Kontrahenten besteht 25 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wertpapierborsen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grafik Die weltweit grossten Aktienborsen aus Zahlen und Fakten Globalisierung Bundeszentrale fur politische Bildung bpbEinzelnachweise Bearbeiten Wilfried Fuhrmann Warenterminborse in Deutschland in Wirtschaftswissenschaftliches Studium WiSt Heft 3 1997 S 137 Heinz Bremer Grundzuge des deutschen und auslandischen Borsenrechts 1969 S 2 Detlef Wienecke Janz Hrsg Die grosse Chronik Weltgeschichte 1204 1492 Band 9 2008 S 262 Otto Hintner Wertpapierborsen 1961 S 14 ff Hans Heinrich Peters Wertpapierborsen 1981 S 3 Amsterdam Stock Exchange The Organization and Functioning of the Amsterdam Stock Exchange 1991 S 1 Wolfgang Michalski Hamburg Erfolge und Erfahrungen in der globalisierten Welt 2010 S 121 Frankfurter Wertpapierborse Geschichte Organisation Arbeitsweise 1990 S 5 Verlag Dr Th Gabler Gabler Bank Lexikon 1988 Sp 1652 Albert Maag Die Entwicklung und Organisation der schweizerischen Effektenborsen 1915 S 28 Ferdinand Buchaczek C Henop C Parreiss Heinrich Spitzer J Michalek Hrsg Oesterreichischer Handels und Borsen Kalender 1864 S 23 Klaus Spremann Pascal Gantenbein Finanzmarkte Grundlagen Instrumente Zusammenhange 2017 S 69 Markus Morawietz Rentabilitat und Risiko deutscher Aktien und Rentenanlagen seit 1870 1994 S 80 Otto Busch Hrsg Handbuch der preussischen Geschichte Band II 1992 S 219 Klaus Spremann Pascal Gantenbein Finanzmarkte Grundlagen Instrumente Zusammenhange 2017 S 71 Hans Heinrich Peters Wertpapierborsen 1981 S 3 Urs Fischer Roger M Kunz Borsenhandel in Europa Fakten Trends Szenarien 2001 S 757 Norman Schenk Informationstechnologie und Borsensysteme 1997 S 3 Peter Nobel Internationales Gesellschaftsrecht Einschliesslich internationales Kapitalmarktrecht Ausgabe 4 2002 S 87 Klaus Spremann Pascal Gantenbein Finanzmarkte Grundlagen Instrumente Zusammenhange 2017 S 71 Frankfurter Rundschau vom 20 Mai 2011 Frankfurter Borse Klassischer Parketthandel endet S Sydow Borsen im Fusionsrausch Eine Ubernahme folgt der nachsten 2007 o S Bernd Luthje Die Funktionsfahigkeit der deutschen Aktienborse 1970 S 57 61 Wolfgang Gerke Gerke Borsen Lexikon 2002 S 128 Andreas Oehler Finanzintermediation Borsen und Finanzierungsentscheidungen Memento des Originals vom 24 Dezember 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot web uni bamberg deBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4079188 9 lobid OGND AKS LCCN sh85128191 NDL 00572098 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wertpapierborse amp oldid 233572481