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Das wirtschaftswissenschaftliche Gleichgewicht kennzeichnet einen Ruhezustand in welchem Wirtschaftssubjekte keine Veranlassung haben ihr Marktverhalten zu andern weil sie sich optimal an die relevanten Marktdaten angepasst haben Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 4 Wirtschaftliche Aspekte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Gleichgewichtsbegriff ist dem mechanischen Gleichgewicht der Physik entlehnt Erst bei einer exogenen Datenanderung Marktstorung ergibt sich fur Wirtschaftssubjekte ein Anlass zur Revidierung ihres Verhaltens In der vom Gleichgewicht bestimmten Wirtschaftstheorie wird das Konzept auf Unternehmen Staaten und deren Untergliederungen Haushaltsgleichgewicht und Privathaushalte angewandt fur den Markt gibt es das Marktgleichgewicht in der gesamten Volkswirtschaft das Allgemeine Gleichgewichtsmodell Totalanalyse etwa das Arrow Debreu Modell und das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Im Aussenhandel spricht man vom aussenwirtschaftlichen Gleichgewicht 1 Arten BearbeitenEs gibt stabiles labiles und indifferentes Gleichgewicht 2 Stabiles Gleichgewicht liegt vor wenn endogene Krafte Marktteilnehmer auf exogene Marktstorungen in einer Weise reagieren dass eine Ruckkehr zum vorherigen Gleichgewicht moglich ist Ein Gleichgewicht muss stabil sein soll es okonomische Bedeutung haben Andernfalls ist keine Schlussfolgerung moglich dass ein wirtschaftliches System dem Gleichgewicht zustrebt Beim labilen Gleichgewicht bewirkt eine Marktstorung eine fortschreitende Entfernung vom ursprunglichen Gleichgewicht so dass eine Tendenz in nicht naher definierbare Ungleichgewichtszustande erfolgt Beim indifferenten Gleichgewicht wird das ursprungliche Gleichgewicht durch eine Storung nicht wieder erreicht denn es fehlen Krafte die eine Ruckkehr zum Gleichgewicht ermoglichen Ein instabiles Gleichgewicht ist ebenso unwahrscheinlich wie ein Ungleichgewicht Das stabile Gleichgewicht ist definitionsgemass zeitlich bestandig wahrend ein ungleichgewichtiger Zustand lediglich vorubergehenden Charakter hat Der Gleichgewichtszustand ist ein wichtiges Kriterium in der Theorie Betragt beispielsweise der Gleichgewichtspreis bei vollstandiger Konkurrenz 10 Euro und der aktuelle Preis aber nur 7 Euro so kann ceteris paribus eine Preissteigerung vorhergesagt werden Die Tatsache dass Gleichgewichte keine Tendenz besitzen sich zu verandern bedeutet keinesfalls dass das Gleichgewicht einen idealen oder wunschenswerten Zustand darstellt 3 Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht BearbeitenDas gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht ist in Deutschland ein Staatsziel gemass 1 StabG wonach Bund und Lander bei ihren wirtschafts und finanzpolitischen Massnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten haben Die Massnahmen sind dem Gesetz zufolge so zu treffen dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig Preisniveaustabilitat zu einem hohen Beschaftigungsstand und aussenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum fuhren Dieses Magische Viereck besteht jedoch aus Zielen die zueinander im Zielkonflikt stehen und deshalb nicht alle gleichzeitig und gleichwertig erfullt werden konnen BeispielBetragt das Bruttoinlandsprodukt Y displaystyle Y nbsp 1000 Euro und der Konsum C displaystyle C nbsp 800 Euro so liegt die Ersparnis S displaystyle S nbsp bei 200 Euro denn es gilt Y C S displaystyle Y C S nbsp Wird die Ersparnis durch Investitionen I displaystyle I nbsp von 200 Euro verwendet dann entspricht das Bruttoinlandsprodukt der effektiven Nachfrage D displaystyle D nbsp es liegt gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht bei Vollbeschaftigung vor Betragen nun die Investitionen nicht 200 Euro sondern lediglich 150 Euro bestehen ex ante Ungleichgewichte I lt S displaystyle I lt S nbsp und D lt Y displaystyle D lt Y nbsp Durch I lt S displaystyle I lt S nbsp werden Anpassungsvorgange ausgelost die Y C S displaystyle Y C S nbsp so lange vermindern bis S I displaystyle S I nbsp Auf diesem niedrigeren Niveau ergibt sich ein neues Gleichgewicht D Y displaystyle D Y nbsp Das notwendige ex post Gleichgewicht I S displaystyle I S nbsp wird durch unfreiwillige Lagerinvestitionen hergestellt 4 Auf diese Weise erklarte John Maynard Keynes 1936 dass auch ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht bei Unterbeschaftigung moglich ist 5 Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDatenanderungen oder Marktstorungen die ein bestehendes Marktgleichgewicht beseitigen konnen plotzliche Angebotsuberschusse Angebotslucken Nachfrageuberhange oder Nachfragelucken sein Auch Angebots oder Bedarfsverschiebungen auf Teilmarkten storen dort ein bestehendes Marktgleichgewicht Ein Marktgleichgewicht ist dadurch gekennzeichnet dass die Menge des Angebots A displaystyle A nbsp gleich der Nachfragemenge D displaystyle D nbsp ist A D displaystyle A D nbsp Es ist ein stabiles Marktgleichgewicht auf dem Gutermarkt weil die Unternehmer bei zu geringem Angebot ihre Marktpreise erhohen und deshalb die Nachfrage der Verbraucher sinkt oder umgekehrt Eine derartige Angebotslucke kann jedoch auch eine erst mittelfristig mogliche Produktionssteigerung zur Folge haben so dass Anpassungsprozesse ausgelost werden die eine Ruckkehr zum ursprunglichen Gleichgewichtszustand ermoglichen 6 Damit ubernimmt der Preis eine Marktraumungsfunktion bei der es weder Uberbestande noch Fehlmengen gibt Besteht jedoch ein permanenter Angebotsuberschuss kann das Preisniveau sinken ohne dass je ein Gleichgewicht zu erwarten ist es liegt eine Depression vor 7 die ebenfalls eine Storung darstellt wie Rezession Aufschwung oder Boom Auf dem Geldmarkt heisst der Angebotsuberhang Gelduberhang und der Nachfrageuberhang Geldlucke Ein Geldmarktgleichgewicht liegt vor wenn das Geldangebot M displaystyle M nbsp der Geldnachfrage L displaystyle L nbsp entspricht M L displaystyle M L nbsp Stimmen Geldnachfrage und Geldangebot nicht uberein liegt entweder eine Geldlucke M lt L displaystyle M lt L nbsp oder umgekehrt ein Gelduberhang M gt L displaystyle M gt L nbsp vor Letzterer fuhrt zu einer Senkung des Zinsniveaus bis die Geldnachfrage auf das Zinsniveau der Geldmenge angestiegen ist 8 dann besteht ein neues Gleichgewicht auf dem Geldmarkt Geldlucke oder Gelduberhang erzeugen inflatorische oder deflatorische Wirkungen auf dem Gutermarkt und werden deshalb im Rahmen der Geldpolitik von den Zentralbanken durch Steuerung des Geldangebots beseitigt In dynamischen Modellen wie etwa der neoklassischen Wachstumstheorie wird unter Gleichgewicht haufig ein stationarer Zustand verstanden in dem sich zentrale Variablen in der Wachstumstheorie typischerweise die Kapitalintensitat nicht mehr verandern Siehe auch BearbeitenNash Gleichgewicht striktes Nash Gleichgewicht Gleichgewicht in korrelierten StrategienLiteratur BearbeitenArnis Vilks Neoklassik Gleichgewicht und Realitat Eine Untersuchung uber die Grundlagen der Wirtschaftstheorie Physica Heidelberg 1991 ISBN 3 7908 0569 6 Chiang A C and Kevin Wainwright Fundamental methods of mathematical economics McGraw Hill New York 2005 ISBN 978 0071238236 Kapitel 3 Weblinks BearbeitenGleichgewicht Artikel im Gabler WirtschaftslexikonEinzelnachweise Bearbeiten Dirk Piekenbrock Gabler Kompakt Lexikon Volkswirtschaft 2003 S 142 Helmut Bujard Lothar Cerny Walter Gutzeit Harald Weyel Wirtschaft und Kultur 2011 S 57 Alpha C Chiang Kevin Wainwright Fundamental methods of mathematical economics McGraw Hill New York 2005 S 31 ISBN 978 0071238236 Gerhard Willke John Maynard Keynes Eine Einfuhrung 2012 S 38 John Maynard Keynes Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes 1936 S 249 Wolfgang Cezanne Allgemeine Volkswirtschaftslehre 2005 S 327 f Wolfgang Cezanne Allgemeine Volkswirtschaftslehre 2005 S 378 Wolfgang Cezanne Allgemeine Volkswirtschaftslehre 2005 S 335Normdaten Sachbegriff GND 4129904 8 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen 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