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Die heute evangelische Stadtkirche St Marien steht erhoht am Marktplatz mitten in der Altstadt und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Kreisstadt Homberg Efze im nordhessischen Schwalm Eder Kreis St Marien in Homberg Efze Die Kirche aus dem 13 Jahrhundert gehort neben der Elisabethkirche in Marburg zu den wichtigsten gotischen Baudenkmalern im nordlichen Hessen Ihr kommt eine besondere Bedeutung innerhalb des hessischen Protestantismus zu Im Jahre 1526 berief Landgraf Philipp der Grossmutige die Homberger Synode ein die in dieser Kirche tagte und den Zeitpunkt markiert an dem die Landgrafschaft Hessen evangelisch wurde Deshalb nennt man sie die Reformationskirche Hessens Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Orgel 3 Westportal 4 Kirchenglocken 5 Baugeschichtliche Besonderheiten 5 1 Sonnenuhren 5 2 Turmerwohnung 6 Sonstiges 7 Quellen und Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Ansicht des Homberger Marktplatzes um 1831 von August Wiechard nbsp Grundriss der MarienkircheNach Vorgangerbauten einer frankischen Kapelle vermutlich vor 900 und einer romanischen Kirche um etwa 1000 wurde im 12 Jahrhundert die romanische Basilika oder fruhe Hallenkirche errichtet In der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts wurde ein spatgotischer Um bzw Neubau als Hallenkirche hessisch westfalischer Pragung vorgenommen 1374 wurde der Turmbau begonnen Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges kam es nach der Besetzung durch die kaiserlichen Truppen unter Piccolomini 1640 zu Sprengung Einsturz und Brand von Turm und Langhaus 1645 bis 1746 wurde laut einer steinernen Tafel am Kirchturm oberhalb der Galerie die Kirche wiederhergestellt 1709 wurde eine Turmerwohnung errichtet 1893 wurden Chorfenster mit Darstellung der Homberger Synode gestiftet und eingebaut 1965 wurde nach Entfernung von Einbauten aus dem 17 bis 19 Jahrhundert Gestuhl Kanzel Emporen der heutige Zustand hergestellt weiter wurde in diesem Jahr der Sieben Stationen Kreuzweg eingebaut Das Bauwerk zeigt starke bauliche Ahnlichkeiten mit einer der schonsten fruhgotischen Kirchen in Hessen der Elisabethkirche in Marburg Das gilt vor allem fur den hochaufragenden dreischiffigen Hallenbau aber auch fur Details und dem Masswerk der Fenster Das Gewolbe des Langhauses ruht auf sechs Rundpfeilern mit jeweils vier Diensten Je zwei weitere Saulen sind in den Gewanden des Chores und des eingestellten Turmes eingebaut Das Chorgewolbe wird von dreiteiligen Wanddiensten getragen Die Schlusssteine im Chor tragen Bildreliefs von Jesus als Menschensohn auferstandener Christus und Lamm Gottes An der Nordseite des Chores ist eine kleine Sakristei angebaut mit Wanddiensten die vom Fussboden aufsteigen Der Raum ist eine Nachbildung von Langhaus und Chor im kleinen Ein im nordlichen Seitenschiff hangendes barockes Kruzifix aus Franken zeigt den gekreuzigten Jesus noch lebend crocefisso vivo Es ist eine Spende eines verstorbenen Homberger Unternehmers Das Epitaphium uber der Empore des sudlichen Seitenschiffs ist in deutscher Sprache abgefasst und dem Andenken zweier Offiziere aus der Familie des Generalleutnant de Clement gewidmet Die Ehrentafel ein typisches Dokument der Barockzeit lautet im deutschen Text Es eilt die Zeit mit allem fort hier ist das Bild das Wesen dort der Tod passt auf an jedem Ort Der weitere Text lautet Sterblicher der du dieses liesest Betrachte dieses Monument als ein billiges Andenken Zweyer vortrefflicher Bruder und wurdigen Sohnen Weyland des tapferen und bewahrten hessischen Generalleutnants Herr Stephani von Clement welche an Geburth Gottseligkeit und Heldenmuth in dieser Welt grosse Vorzuge hatten namlich des tapferen Herrn Ludwigs David von Clement Kayserl bayr Kapitaine der Anno MDCCXLIV 1744 am X Juli nach ausgestandenem hitzigen Fieber der Seelen nach in die seelige Unsterblichkeit eingegangen ist Sodann des weyland tapferen Herrn Karl Ludwigs von Clement hessischen Lieutenants der Anno MDCCXXIII 1723 am 8 Juli das Licht dieser streitenden Welt erblickt Anno MDCCXLVII 1747 aber am 20 Martii in Brabant und zwar in dem Treffen bei Laffeld da er auf der Wahlstatt und also auf dem Bett der Ehren durch eine canonen Kugel des zeitlichen Lebens beraubt worden der Seelen nach mitten aus dem Streit zu ewigem Frieden gelangt ist An der ostlichen Stirnseite des Nordschiffes hangt eine Wandtafel die die alteingesessene Homberger Adelsfamilie von Bardeleben der Erinnerung an die Bruder Johann Wilhelm Anton Hilmar von Bardeleben die im jugendlichen Alter im spanischen Erbfolgekrieg ihr Leben liessen Er lateinischer Sprache berichtet die Tafel von Anton Hilmar der als Dreiundzwanzigjahriger am 15 November 1703 als hessischer Kapitan bei Speierbach Pfalz fiel Sein um ein Jahr alterer Bruder Johann Wilhelm wurde am 17 August 1704 als Kapitanlieutenant durch eine Kanonenkugel in der Schlacht bei Hochstadt so schwer verwundet dass er nach zehn Tagen an den Folgen der Verwundung starb Die uber der Empore an der Nordseite des Seitenschiffs angebrachte Erinnerungstafel halt in lateinischer Sprache die Ehre der Mutter Louise Eva de Clement wach sie wurde von der Tochter Luise Charlotte de Clement gestiftet Eine Fratze ein sogenannter Neidkopf befindet sich in der sudwestlichen Ecke der Kirche nbsp Blick in die Kirche nbsp Barockes Kruzifix aus Franken nbsp Schlussstein im Chor der Stadtkirche St Marien in Homberg Efze Jesus Menschensohn darstellend nbsp Schlussstein im Chor der Stadtkirche St Marien in Homberg Efze den auferstandenen Christus darstellend nbsp Schlussstein im Chor der Stadtkirche St Marien in Homberg Efze Jesus als Lamm Gottes darstellend nbsp Neidkopf im KircheninnernOrgel Bearbeiten nbsp Prospekt der Schaffer Orgel von 1733Die Orgel wurde 1732 33 von Johann Friedrich Schaffer aus Witzenhausen gebaut 1 und 1735 von ihm um vier Register erweitert Fruher wurde Johann Nikolaus Schafer als Erbauer angenommen 2 Der Prospekt ist ein Werk des Bildhauers und Schnitzers Joseph Dietrich Go h ring und wird von vergoldetem Rankenwerk im Regencestil gekront Schwebende Putti und musizierende Engel zieren den Prospekt Zwei aufgerichtete Lowen tragen ein Wappen mit drei Kleeblattern mit einem daruber schreitenden Lowen Mehrere Maskarons und flugelschwingende Adler verleihen dem Prospekt sein einmaliges Erscheinungsbild 1966 wurde die Orgel von der Firma Werner Bosch technisch und klanglich erneuert und um ein drittes Manual erweitert 1988 erfuhr die Orgel durch die Firma Dieter Noeske eine komplette klangliche Umgestaltung und erhielt ihre heutige Disposition I Brustwerk C 1 Gedackt 8 2 Prinzipal 4 3 Rohrflote 4 4 Oktave 2 5 Quinte 1 1 3 6 Scharf7 Dulzian 8 Tremulant II Hauptwerk C 8 Bourdun 16 9 Prinzipal 8 10 Hohlflote 8 11 Oktave 4 12 Blockflote 4 13 Oktave 2 14 Flageolet 2 15 Cornett II16 Mixtur IV VI17 Trompete 8 III Schwellwerk C 18 Flauto 8 19 Viola da Gamba 8 20 Prinzipal 4 21 Flauto dolce 4 22 Vox coelestis 8 23 Oktave 2 24 Echo Cornett II25 Oboe 8 Tremulant Pedal C 26 Subbass 16 27 Oktavbass 8 28 Spitzflote 8 29 Oktavbass 4 30 Quinte 5 1 3 31 Posaune 16 32 Trompete 8 Koppeln I II III I I P II P III PWestportal BearbeitenBemerkenswert ist das gotische Westportal mit Figurenschmuck wie Lowen Blattmasken Engeln und vermutlich Evangelisten Ursprunglich war das stattliche Westportal mit einem Fenstertympanon wohl als Figurenportal geplant die Baldachine blieben jedoch leer Die Steinmetzarbeiten werden Tyle von Frankenberg zugeschrieben aber dies ist bisher nicht eindeutig bewiesen Das Kirchenportal ist in fruheren Vorstellungen der Ubergang von der durch Teufel und Damonen verunsicherten Welt in das Haus Gottes In dieser Funktion sollte es zum einen bose Geister abschrecken zum anderen den eintretenden Glaubigen daran gemahnen das der Weg ins Himmelreich nur uber die Befolgung der 10 Gebote und ein gottesfurchtiges Leben moglich war Auf Grund dieser Bedeutung des Portals war es meist reich geschmuckt nbsp WestportalDas Homberger Portal weist trotz fehlender Plastiken auf den Konsolen ein Bildprogramm mit einer grossen Anzahl von Blattwerk umkranzten Gesichtern oder Fratzen auf Vierzehn Blattmasken Gesichter die aus Blattwerk herausschauen zieren das Portal Davon sind acht der Fratzen in die Basen der Konsolen rechts und links des Portals integriert Vier Figuren mit Schriftbandern zwei lowenahnliche Figuren Eichenlaub sechs Blattmasken und ein Engel mit Krone bilden den Hohepunkt in der figurlichen Plastik des Westportals Elf Konsolen und Baldachine umrahmen den Eingang sie weisen keine Befestigungsspuren von Plastiken auf Der Wimperg zeigt an seiner Basis Reste einer apotropaischen der Abwehr von Bosem dienenden Figur An der Basis des Wimpergs kriecht ein Wesen mit schlangelndem Schwanz in die Kirche auf der Gegenseite schaut die Figur wieder heraus Zur Zeit des Bildersturmes scheint die Figur zerstort worden zu sein Sie konnte einen Drachen dargestellt haben Eine andere Theorie interpretiert die Figuren als geflugeltes Wesen Lowe auf der rechten Portalseite sowie als Hundefigur auf der linken Portalseite Rechts vom Portal befinden sich zwei Denkinschriften Eine Tafel tragt die lateinische Inschrift Im Jahre des Herren 1374 am Dienstag 16 Mai vor dem Pfingstfeste ist begonnen worden dieser Turm durch Heinrich von Heserode den Fabrikmeister Die andere Inschrift aus dem Jahre 1904 verweist auf die Reformation im Jahre 1526 Kirchenglocken BearbeitenDas Gelaut der evangelischen Stadtkirche St Marien zu Homberg Efze setzt sich aus einem klangvollen und zum Teil historischem Funfergelaut in den Schlagtonen c1 es1 f1 as1 und b1 zusammen Diese Bronzeglocken hangen an leicht gekropften Stahljochen im Stahlglockenstuhl Angetrieben werden sie mit unterschiedlich starken Drehstrommotoren der Firma Horz Baugeschichtliche Besonderheiten BearbeitenZwischen Westportal und Brautportal findet man an einigen Stellen Schleifspuren Man geht davon aus dass die Kratz oder Schleifspuren dadurch entstanden dass Glaubige mit einem Gerat an dem Sandstein kratzten um etwas von den heiligen oder heilsbringenden Energien mitnehmen und einnehmen zu konnen Es wird auch berichtet dass die Menschen aus Angst vor der Pest Steinstaub von den Mauern der Kirchen kratzten Mit Wasser vermischt tranken sie diesen Staub Die Kratzspuren an den alten Kirchen zum Beispiel in Norddeutschland nennt man daher Pestschaben oder Pestrillen Am Turm auf Hohe der Altane befindet sich eine sandsteinerne Tafel mit der Inschrift ANNO CHRISTI CUI SOLI GLORIA HAEC TURRIS 1374 EXSTRUI INCEPTA1640 OCCIPATIONE HOSTILI CAESARIANORUM EXUSTA COLLAPSA1645 REPARARI INCHOATA 1745 ET 46 COMPLETA ARTE MECHANICA G F RAPPOLT WOLFFHAGENSIS SUB CONSULATU I I ROHDESonnenuhren Bearbeiten nbsp GebetsuhrDie Homberger Stadtkirche besitzt neben dem Strassburger Munster fur ein Einzelbauwerk eine grosse Anzahl an Sonnenuhren Von den ehemals sechs Uhren sind drei in grossen Teilen und drei in Resten erhalten 3 An der Sudseite des Chores sich zwei Kanoniale Sonnenuhren sorgfaltig eingemeisselt wie sie auch in Klostern zu finden sind um die gemeinsamen Gebetszeiten anzuzeigen Erkennbar sind je ein Halbkreis der in sechs gleich grosse Segmente mit gotischem Masswerk unterteilt ist Die verlorenen Schattenstabe wurden wahrend der Sanierung der Kirche rekonstruiert Da der Chor um 1340 fertiggestellt wurde werden diese Sonnenuhren bauzeitlich datiert 4 Am Sudostpfeiler des Chors befindet sich eine weitere Sonnenuhr Am Sudwestpfeiler des Langhauses ist eine Sonnenuhr auf einer Holztafel mit einer Kupferplatte angebracht Die Ziffern 1234 sind in arabischen Zahlen und die restlichen Ziffern in lateinischen Zahlen ausgefuhrt Das Strahlenbundel zu den Zahlen ist durch eine etwa 8 mm breite Vergoldung abgegrenzt die im oberen Teil von einem Rundbogen begrenzt wird In diesem Feld befindet sich eine Mandorla mit drei kronenartigen Ornamenten Rechts neben dem Sudportal des Langhauses befindet sich am Sudostpfeiler eine rechteckige Aussparung in einem Sandstein mit den Spuren einer Sudostuhr 5 Am Turm auf der Hohe des Umgangs ist auf der Sudostseite die Uhr des Turmers roh eingemeisselt Sie wird um 1500 datiert 5 Bemerkenswert an dieser Sonnenuhr ist die Verwendung von Zahlzeichen die auch Zimmermannzahlen genannt wurden nbsp Grundriss der Turmerwohnung nbsp Der Turmer von Homberg 2009 Turmerwohnung Bearbeiten Der Turm weist eine Hohe von 57 25 m auf Direkt unter der welschen Haube befindet sich die Wohnung des Turmers in der bis 1837 die Familien des Turmers wohnten Sie umfasst eine Diele von ca 13 m2 eine Kuche mit Kamin und offener Feuerstelle mit 8 m2 sowie zwei weitere Raume von 12 m2 und 19 m2 Die Wohnung ist von einem 1 m breiten Umgang umgeben dessen Fenster man von unten sehen kann Im Rahmen von Fuhrungen kann der Turm uber 217 Stufen bis zur Turmerwohnung und der umlaufenden Aussichtsgalerie bestiegen werden 6 Unter der Wohnung befindet sich auf Hohe des offenen Turmumganges mit Balustrade ein weiterer grosser Raum der wohl als Lagerraum diente Sonstiges BearbeitenBei der Wahl des Hessischen Rundfunks zum beliebtesten Bauwerk Hessens kam die Stadtkirche St Marien auf Platz 19 von 100 eingereichten Vorschlagen 7 Quellen und Literatur BearbeitenCarl Braun Die Homberger Sonnenuhren In Kreisblatt fur Fritzlar Homberg 98 Jahrg 31 Oktober 1968 Gunter Liebert Die Gebetsuhr von St Laurentius ein Spiegelbild des mittelalterlichen Lebens in Rosstal In Rosstaler Heimatblatter Mitteilungen des Heimatvereins Rosstal e V Heft 44 2007 Otto Bramm Bericht und Ergebnisse einer Grabung in der Stadtkirche zu Homberg 1961 62 In Homberger Hefte Heft 20 1978 Karlheinz Schaldach und funffa da das unter krumm Zahlen am Strich eine vergessene Zahlenschreibweise In Mitteilungen des Heimat und Geschichtsvereins Bergwinkel e V Schluchtern Band 26 2009 S 39 44 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Marien Homberg Album mit Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Kirchengemeinde Homberg Efze Glockengelaut von Sankt Marien in Homberg Efze auf HR4 homberg efze euEinzelnachweise Bearbeiten Eckhard Trinkaus Orgeln und Orgelbauer im fruheren Kreis Ziegenhain Hessen Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Band 43 Elwert Marburg 1981 ISBN 3 7708 0713 8 S 280 f Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 2 Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1370 6 S 776 Heiner Sadler Sonne Zeit und Ewigkeit Die bibliophilen Taschenbucher Band 376 Harenberg Dortmund 1983 S 80 Ernst Zinner Die altesten Raderuhren und modernen Sonnenuhren Bericht der Naturforschenden Gesellschaft in Bamberg Band 28 Naturforschende Gesellschaft Bamberg 1939 S 113 zobodat at PDF a b Ernst Zinner Alte Sonnenuhren an europaischen Gebauden Boethius Band 3 Franz Steiner Wiesbaden 1964 S 101 Stadtfuhrungen siehe Reformations und Kirchenfuhrung Memento vom 3 August 2017 im Internet Archive auf der Webseite der Stadt Homberg Efze Das sind die beliebtesten Bauwerke der Hessen hr online de Memento vom 5 Oktober 2012 im Internet Archive 51 033944444444 9 4053055555556 Koordinaten 51 2 2 2 N 9 24 19 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Marien Homberg amp oldid 238577137