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Die evangelisch lutherische Pfarrkirche St Marien ist eine der funf Innenstadtkirchen in Lemgo Seit 1306 war sie die Klosterkirche von Dominikanerinnen Noch heute besteht das Lippische Damenstift St Marien in Lemgo das unter der Aufsicht des Landesverbandes Lippe steht Das Stift St Marien wurde 1971 per Landesgesetz mit dem Stift Cappel bei Lippstadt vereinigt St Marien in Lemgo Ansicht von Nord Westen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Dominikanerinnenkloster 1 3 Reformation und Neuzeit 2 Baugeschichte 2 1 Spatromanik 2 2 Fruhgotik 2 3 Langhaus 2 4 Ostturm 2 5 Notgedrungene Veranderungen 2 6 Reparatur und Rekonstruktion 3 Architektur 3 1 Allgemeines 3 2 Raumwirkung 3 3 Masse 4 Ausstattung 4 1 Altare 4 2 Kanzel 4 3 Burgermeisterstuhl 4 4 Bauplastik 4 5 Orgeln 4 5 1 Hauptorgel 4 5 2 Schwalbennestorgel 4 6 Glocken 4 6 1 Geschichte 4 6 2 Lauteordnung 4 6 3 Datenubersicht 5 Sonstiges 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Ab dem Jahre 1250 bildete sich im Suden der Stadt Lemgo eine selbstandige Neustadt Es war keine Frage dass die Neustadt eine eigene Kirche brauchte Der Baubeginn wird um das Jahr 1260 datiert Der Legende nach soll die Kirche an der Stelle einer fruheren Marienkapelle gebaut worden sein die als erstes Bauwerk gegolten haben soll Die Neustadter Kirche wird 1279 zum ersten Mal durch den Paderborner Bischof Otto von Rietberg urkundlich erwahnt Dominikanerinnenkloster Bearbeiten Am 8 September des Jahres 1306 dem Tag Maria Geburt wurden die 40 Dominikanerinnen aus Lahde bei Minden in Lemgo feierlich empfangen Ihre Sonderrechte wurden im Vertrag vom 15 Marz 1306 festgehalten weder Gericht noch Stadtrate durften sich in die Ordensangelegenheiten einmischen Ferner erhielt das Kloster das Patronatsrecht uber die Lemgoer Kirchen Durch die umfassende Bibliothek gewann die noch junge Stadt an Kultur und Bildung Die Marienkirche wahrend der Umsiedlung der Nonnen noch unvollendet war sowohl Kloster als auch Burgerkirche Am 18 November 1320 konnte die Marienkirche eingeweiht werden In einer Urkunde von 1323 wurden die puellae scolares erwahnt Schulerinnen der Klosterschule von St Marien 1 Reformation und Neuzeit Bearbeiten Um 1528 wurde in der Lemgoer Marienkirche gegen den Willen des amtierenden Grafen Simon V und der Nonnen der erste protestantische Gottesdienst gehalten Von 1555 bis 1568 war Hermann Hamelmann Pastor an der Marienkirche Erst im Jahre 1575 wurde das bestehende Dominikanerinnenkloster in ein evangelisches Jungfrauenkloster umgewandelt die klosterlichen Privilegien wurden zunehmend eingeschrankt 1713 wurde die Gemeinschaft zu einem profanen Damenstift Seit 1918 bis heute ist das Evangelische Stift St Marien eine Einrichtung der Altenfursorge Baugeschichte BearbeitenDie Marienkirche zahlt zu den schonsten fruhgotischen Hallenkirchen Westfalens Spatromanik Bearbeiten nbsp Chorapsis von NordostDie zwischen 1260 und 1270 entstandene halbrunde Chorapsis war spatromanisch Dies zeigen die Grundmauern die 1949 und 1965 ausgegraben wurden Ab 1270 wurde das Chorquadrat im schmucklosen Ubergangsstil der Spatromanik und Fruhgotik errichtet Zu Beginn gab es Schwierigkeiten mit dem Untergrund da der Grundwasserspiegel sehr hoch und der Boden sehr sandig war Der Kirchbau ruht auf mehreren 15 bis 20 cm dicken Holzpfahlen die an einigen Stellen in den Boden eingerammt wurden Fruhgotik Bearbeiten Nachdem die Neustadt privilegiert war kam es 1288 zu einer Intensivierung der Bauarbeiten Es wurde ein neuer Chorabschluss im Stil der Fruhgotik errichtet in der seltenen Form von funf Seiten eines Zehnecks Vermutlich wurde die Ostseite parallel zur Westseite errichtet da vermutlich aufgrund eines Messfehlers die Achse nach Norden hin leicht verbogen ist Dies machte sich bei den zu errichtenden Langhausjochen besonders bemerkbar Es wird vermutet dass die Kirche von derselben Bauhutte errichtet wurde die den Mindener und den Paderborner Dom geschaffen hat Dies legen Steinmetzzeichen Sockel und Pfeilerprofile nahe Langhaus Bearbeiten nbsp LanghausZwischen 1308 und 1320 soll das Langhaus fertiggestellt worden sein Das machtige Satteldach scheint nicht ursprunglich zu sein vielmehr sind wie an St Nicolai hier Quersatteldacher anzunehmen vermutlich mit einem Dachreiter worauf die Bemerkung in einer Kirchenrechnung vom Jahre 1664 hinweist Den 12 Nov ein klein Tornichen auf der Kirche gestanden auf Befehl des Kaspelss Kirchspiels abbrechen lassen 2 Der Bau eines Turmes der sich uber dem westlichen Mittelschiffjoch erheben sollte musste eingestellt werden weil durch den nachgiebigen Baugrund Einsturzgefahr drohte Sein Stumpf samt einem Treppenrest ist noch auf dem Dachboden zu sehen Ostturm Bearbeiten nbsp Erweiterter ChorraumIn der Zeit zwischen 1350 und 1375 entstand der Ostturm in der Ecke zwischen den Aussenmauern von Chorquadrat und dem ersten Joch des nordlichen Seitenschiffes Im Erdgeschoss des Turmes befindet sich die Sakristei ein hochgotischer Raum mit vier Gewolbefenstern und einem zentralen Bundelpfeiler Als Pendant zum Turm wurde das sudliche Seitenschiff um ein Joch verlangert so dass sich das Chorquadrat nach Suden hin erweitert Notgedrungene Veranderungen Bearbeiten nbsp HolzemporeAufgrund bedrohlicher Neigung der Aussenmauern mussten die Giebel uber den Seitenschiffen und die Quersatteldacher abgebrochen werden Anstelle dessen wurde das genannte Langs Satteldach errichtet Durch mehrmaliges Aufschutten des Bodens in den Jahren 1582 und zuletzt 1820 erhohte sich dieser um bis zu 1 40 m Dies fuhrte nicht zu einer erhofften Stabilisierung des Gotteshauses jedoch zu einer Veranderung der Raumwirkung Die ausgewogenen Hohen und Breitenverhaltnisse wichen einem breit gelagerten Raum Die 1686 begonnene steinerne Westempore wurde abgebrochen und eine niedrigere weit ins Mittelschiff hineinreichende Holzempore Prieche gebaut die bis 1885 bestand Reparatur und Rekonstruktion Bearbeiten Im Jahre 1858 wurde die Kirche wegen Baufalligkeit geschlossen und unter Leitung von Baurat Ferdinand Ludwig August Merckel wiederhergestellt Neben der Festigung des Dachstuhls mit Zement wurde der Dachstuhl neu errichtet und das Dach niedrig gelegt Auch der Aussenputz wurde 1863 entfernt so dass das Bruchsteinmauerwerk seitdem sichtbar ist Zwischen 1860 und 1867 erhielten die Fenster ihre farbige Verglasung Doch nur 100 Jahre spater musste eine Generalrestaurierung 1964 1967 erfolgen da das Gebaude einzusturzen drohte Hierbei wurde der Fussboden auf das ursprungliche Niveau abgesenkt 1800 m Auffullung und eine 40 cm dicke Betonplatte eingefugt Die Turm und Aussenwande wurden zusatzlich mit Stahlbeton befestigt und mit der Bodenplatte verbunden Die Sanierung erbrachte eine Rekonstruktion der abgebrochenen steinernen Westempore Die Renaissance Empore von 1600 und ein Teil der barocken Stiftsempore von 1686 stehen seitdem im Nordschiff Der Turmhelm der 1660 nach einem schweren Wirbelsturm mit Schindeln gedeckt war ist seit 1950 kupfergedeckt sein leuchtendes Grun hebt sich vom markanten roten Satteldach ab Mittels Stahltragern wurde der Turm 1982 83 im Mauerwerk befestigt und neu verputzt Ebenso wurden die Gewolbemalereien im Nordschiff gesichert und der gesamte Innenraum mit einem neuen Anstrich versehen Seit den jungsten Baumassnahmen soll die Kirche so stabil wie noch nie zuvor in den 700 Jahren ihres Bestehens sein Architektur BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Die Marienkirche ist aus Bruch und hartem Sandstein errichtet Die dreischiffige Hallenkirche zu vier Jochen schliesst im Osten mit einem Chorquadrat und 5 10 Chorabschluss Dem Turm auf quadratischen Grundriss im Nordosten entspricht das ebenfalls nachtraglich angebaute Chorjoch im Sudosten Raumwirkung Bearbeiten nbsp Sudliches SeitenschiffDie funf Chorfenster sind in ein dichtes System von Rund Diensten eingespannt Je drei dieser gebundelten Dienste stehen in den Ecken der mittlere nimmt die Rippe auf die beiden seitlichen die Schildgurte uber den Fenstern Das funfkappige Rippengewolbe hat seinen Schlussstein genau im Scheitel des Chorbogens Die Stutzen im Chorquadrat basieren auf einem wuchtigen Vierpass Grundriss mit kleinen eingestellten Runddiensten Die schweren noch spatromanisch gepragten Formen der fruhen Bauphase ab 1270 lassen sich hier von den Langhauspfeilern ab 1308 unterscheiden bei denen die Masse starker aufgelost ist Die rekonstruierte steinerne Westempore eroffnet ihr Kreuzrippengewolbe zum Mittelschiff hin in einem machtigen Segmentbogen an den Schmalseiten in Spitzbogen Daruber trennt eine geschlossene Mauer den Emporenraum von den Seitenschiffen Das Verhaltnis der Seitenschiffe zum Mittelschiff entspricht ungefahr dem Goldenen Schnitt Die so erzeugte Ausgewogenheit harmoniert vollig mit den Stutzen im Langhaus deren Starke das Idealmass hat Sie wirken stabil und nicht plump Senkrechte und Waagerechte stehen in vollkommen ausgewogenem Verhaltnis zueinander so dass sich ein harmonischer Gleichklang von Hohe und Weite ergibt Der deutlich sichtbare Schiefstand einiger Pfeiler tut dem keinen Abbruch am sudostlichen Freipfeiler betragt die Auslenkung 28 cm Die Lemgoer Marienkirche entspricht dem Typ einer westfalischen Pfarrkirche und gehort zu den qualitatsvollsten Schopfungen aus der Zeit der klassischen Gotik Masse Bearbeiten Breite des Mittelschiffes 8 50 9 50 mBreite der Seitenschiffe 7 30 mPfeilerstarke 1 80 mHohe der Gurtbogen 13 00 mGesamtlange aussen 50 00 mTurmhohe bis zur Spitze 53 00 mAusstattung Bearbeiten nbsp KanzelAltare Bearbeiten Sowohl der Liturgie als auch der Choraltar sind von der originalen Steinplatte um 1300 bedeckt Letzterer tragt ein Kruzifix um 1500 und geschnitzte Figuren Christi und der zwolf Apostel um 1645 in moderner Aufstellung Kanzel Bearbeiten Die Kanzel wurde in den Jahren 1643 44 vom Lemgoer Meister Hermann Voss aus Lindenholz geschnitzt und von Berent Lalleken und Jobst Tappe 1646 farbig gefasst Am Korb die vier Evangelisten und Christus als Schmerzensmann Auf dem Schalldeckel funf Engel mit Marterwerkzeugen in der Mitte Moses mit den Gesetzestafeln Schwenkbar neben der Kanzel ist am Pfeiler ein Leuchterengel befestigt den Friedrich Schwartze 1635 geschnitzt hat Die zierliche Figur steht in spannungsreichem Kontrast Das faltenreiche bewegte Gewand verstarkt mit seinem asymmetrischen Verlauf die verhaltene Dynamik der Erscheinung Burgermeisterstuhl Bearbeiten nbsp Brustung des BurgermeisterstuhlsAn der Westwand befinden sich seit 1966 die Reste der Brustung eines vermutlichen Burgermeisterstuhls von 1692 Dieser befand sich bis 1964 auf einem Podest unterhalb der Schwalbennestorgel an der Ostwand Eine kleine Treppe mit vier Stufen und Holzgelander fuhrte zu diesem Podest das von einer Brustung mit acht mal drei Holzfeldern getrennt durch gedrehte Saulen umgeben war Nach dem Abbau wurden die nicht bemalten Felder entfernt die verbleibende Brustung ist nun noch etwa vier Meter lang und 1 33 Meter hoch Die Wappen und Inschriften sind im Jahr 1912 restauriert worden Das erste Feld zeigt das Wappen von Tilhen Von Leese und die Initialen G I T V L Gottschalck Iohan Tilhen Von Leese Im zweiten Feld ist das Spiegelmonogramm Von Leeses mit der Jahresbezeichnung Anno 1692 zu sehen Im dritten Feld wiederum das Wappen allerdings gespiegelt zum ersten Feld dazu die Initialen T L T F V L In den Folgefeldern die Wappen und Namen der Herren V on D er Wipper Grote und Derendal In den ersten drei Sockelfeldern befindet sich die lateinische Inschrift PRAESTANT AETERNA CADUCIS deutsch Ewiges geht uber Vergangliches 3 4 nbsp Jude nbsp Christus Bauplastik Bearbeiten An den Pfeilern an der Westwand links und rechts des freigelegten Eingangstores sind zwei Relief Figuren aus der Bauzeit um 1310 Die linke Figur am sudlichen Pfeiler tragt einen spitzen Hut eine Darstellung die auch an anderer Stelle zur Kennzeichnung von Juden verwendet wurde Im Arm hat die Figur ein nicht mehr vollstandig erhaltenes Schwein es handelt sich um die Darstellung einer Judensau ein typisches Motiv des mittelalterlichen Antijudaismus Der nordliche Pfeiler soll eine Christusfigur zeigen zusammen bilden die beiden Figuren eine Abwandlung der Ecclesia und Synagoge 5 nbsp Blattmaske an der SudwandIn der Kirche finden sich noch weitere Judenreliefs Eines zeigt die Geburt Christi mit Maria im Wochenbett Daneben steht Joseph auf einen Stock gestutzt Auch Joseph tragt einen Judenhut Eine weitere bereits stark zerstorte Szene verbildlicht die Geisselung Christus Die Jesus Figur mit Heiligenschein ist an eine Geisselsaule gebunden die Schergen mit Peitsche beziehungsweise Reisigbundel tragen die markanten Spitzhute Anders als in der neutestamentlichen Darstellung wird Jesus hier also nicht von den Romern gefoltert ein weiteres Merkmal der Schuldzuweisung an die Juden 6 Orgeln Bearbeiten Hauptorgel Bearbeiten nbsp Hauptorgel von Paul OttSt Marien verfugte bereits im 15 Jahrhundert uber zwei Orgeln 7 Im Jahr 1887 baute Ernst Klassmeier eine grosse Hauptorgel auf der Westempore Nachdem das Instrument bei den Bauarbeiten ab 1964 entfernt worden war errichtete Paul Ott 1974 75 an deren Stelle ein neues Werk Fur das Schwellwerk erganzte der Westfalische Orgelbau S Sauer 1998 1999 drei neue Zungenregister Drei weitere Register wurden ersetzt oder uberarbeitet und eine neue Setzeranlage eingebaut Hans Ulrich Erbsloh aus Hamburg fuhrte 2015 eine umfassende Restaurierung durch Haupt und Schwellwerk erhielten neue Windladen Pfeifenwerk und Spieltraktur wurden uberarbeitet und vier Register ersetzt Die Wiedereinweihung erfolgte am 29 November 2015 8 Die Orgel verfugt uber 45 Register auf vier Manualen und Pedal Ihr Prospekt erhalt durch ein horizontales Trompetenwerk mit Spanischen Trompeten und einem Zimbelstern ein markantes Gesicht Die Disposition lautet 8 I Ruckpositiv C a31 Gedackt 8 2 Praestant 4 3 Rohrcopula 4 4 Schwiegel 2 5 Nasat 1 1 3 6 Scharff III IV7 Cromorne 8 Tremulant II Hauptwerk C a38 Pommer 16 9 Prinzipal 8 10 Rohrflote 8 11 Oktave 4 12 Koppelflote 4 201513 Quinte 2 2 3 14 Oktave 2 15 Mixtur V VII16 Cornett III IV17 Trompete 16 18 Trompete 8 2015Tremulant III Schwellwerk C a319 Rohrgedackt 16 20 Holzprinzipal 8 21 Salicional 8 22 Copular 8 201523 Oktave 4 24 Traversflote 4 201525 Nasat 2 2 3 26 Waldflote 2 27 Terz 1 3 5 28 Sifflote 1 29 Mixtur V VI30 Bassons 16 199931 Hautbois 8 199932 Clairon 4 1999 IV Trompetenwerk C a333 Trompete 16 34 Trompete 8 35 Trompete 4 Pedal C g136 Prinzipal 16 37 Subbass 16 38 Quintbass 10 2 3 39 Oktave 8 40 Gedackt 8 41 Oktave 4 42 Nachthorn 2 43 Hintersatz VI44 Posaune 16 45 Trompete 8 TremulantKoppeln I II III I III II IV II IV III I P II P III P IV PSchwalbennestorgel Bearbeiten nbsp Schwalbennest OrgelDie Schwalbennestorgel in an der Ostwand des Nordschiffes ist eine kostbare Raritat Sie zahlt zu den wenigen Orgeln der Renaissance deren Gehause weitgehend erhalten ist Sie ist ausserdem eines der seltenen Instrumente mit Springladen die vermutlich aus dem 17 Jahrhundert stammen 9 Das Instrument weist drei hohe Pfeifenturme auf die von geschnitzten Gebalken bekront und durch Obelisken und Ranken verziert sind Der hohe kunstlerische Wert der Orgel die dem Klangideal der deutschen Spatrenaissance entspricht findet seinen Ausdruck in den Internationalen Lemgoer Orgeltagen Die Orgel in ihrer jetzigen Gestalt ist unter Verwendung alterer Teile 1612 13 erbaut worden der Orgelbauer war vermutlich Fritz Scherer aus Hamburg Das Gehause geht auf die Gebruder Slegel zuruck die zwischen 1586 und 1595 an der Orgel arbeiteten Zwischen dem 17 und 19 Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Reparaturen und Veranderungen 1887 entstand auf der Westempore eine neue Orgel durch Ernst Klassmeyer in die teilweise Pfeifenwerk der Schwalbennestorgel integriert wurde Die anderen Register wurden ausgelagert und gingen spater verloren Nur die Prospektpfeifen blieben erhalten Die farbige Fassung von Prospekt und Unterbau wurde 1912 abgebeizt In den Jahren 1932 33 rekonstruierte Friedrich Klassmeier Lemgo unter Mitwirkung von Christhard Mahrenholz das Orgelwerk weitgehend in seiner ursprunglichen Form Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden angebracht 1950 61 erneuerte und erweiterte Paul Ott das Instrument auf drei Manuale und 27 Register In den Jahren 2009 10 wurde die alte Scherer Orgel durch Rowan West rekonstruiert und auch die historische mitteltonige Stimmung wieder gelegt 10 Ausgangspunkt war der Zustand von 1613 mit zwei Manualen und 20 Registern Seitdem verfugt die Schwalbennestorgel wieder uber eine zweimanualige Anlage mit Ober Hauptwerk und Pedal Vom Pfeifenwerk sind nur die Prospektpfeifen des Hauptwerks original Die Rekonstruktion der fehlenden Teile orientierte sich vor allem an der Scherer Orgel in Tangermunde und an niederlandischen Instrumenten Die Disposition lautet 9 I Hauptwerk CDEFGA c31 Praestant 8 2 Quintatien 8 3 Gedackt 8 4 Octave 4 5 Hohlfloyte 4 6 Mixtur II IV7 Scharff III VI8 Barpfeiff 8 II Oberwerk CDEFGA c39 Praestant 4 10 Hohlpfeiff 8 11 Nasatt 3 12 Waltpfeiff 2 13 Cimbell III14 Trumpett 8 15 Zinke ab f 8 Pedalwerk CDEFGA d116 Bordaunen Bass 16 17 Gemshorenfloyt 1 18 Bassunen Bass 16 19 Trumpeten Bass 8 20 Cornet Bass 2 Glocken Bearbeiten nbsp Ostturm mit Uhrschlagglocken nbsp Mittlere Glocke von 1922 source source Glocken 1 2 und 3 Sonn und Feiertagsgelaut Geschichte Bearbeiten Zwischen 1568 und 1629 lassen sich drei Glocken nachweisen Die grosse Glocke Feuerglocke genannt wurde 1568 von Hans Rabe mit folgender Inschrift gegossen Lavet den Heren wat levet up Erden mit Lobgesange helle Tzimblen an Klockenklange Psalm 150 Eine weitere Glocke aus dem Jahre 1519 wurde als Uhrglocke verwendet Eine kleine Glocke aus dem 15 Jahrhundert erfullte in vorreformatorischer Zeit ihren Dienst vermutlich als Chor oder Messglocke und durfte im erwahnten Dachreiter aufgehangt gewesen sein Diese Glocke wurde spater zusammen mit der Uhrglocke an der Ostseite des Turmhelms angebracht Aus alteren Quellen 11 geht hervor dass die ortsansassige Glockengiesserfamilie Kleimann im Jahre 1629 eine weitere Glocke fur die Marienkirche gegossen hat Sie musste 1835 von Glockengiessern Jacob Greve und H Humpert Brilon unter Beibehaltung des Tones cis umgegossen werden Ihre Inschrift lautete Wenn dir mein Schall das Ohr beruhrt so tu o Mensch wie sichs gebuhrt Ich tone aber auch den Leichen sowohl der Armen wie der Reichen Dann bilde dir dabei nur ein dass einst die Reih an dir wird sein 1867 fertigte die Gutersloher Glockengiesserei Lohmeyer aus der gesprungenen Feuerglocke zwei neue Glocken in den Tonen e und g die am Reformationsfest desselben Jahres in Dienst genommen wurden Die grossere trug die Inschrift Ehre sei Gott in der Hohe Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen die kleinere den Spruch Heute so ihr meine Stimme horet so verstocket euer Herz nicht Psalm 95 Im Jahre 1917 wurden die beiden Glocken von 1867 abgeliefert und vernichtet Die grosse Glocke von 1835 kam in den Stumpfen Turm von St Johann da dort eine Glocke 1779 von den Gebr Fricke gegossen dem Krieg zum Opfer gefallen war Im Zweiten Weltkrieg ging auch jene Glocke von 1835 verloren Als Ersatz fur die drei 1917 abgegebenen Glocken wurden beim Bochumer Verein drei Gussstahl Glocken bestellt und im selben Jahr in Dienst genommen Nach dem Gelaut der Stadtkirche zu Salzuflen ist es das grosste in Lippe Die beiden Schlagglocken wurden aufgrund ihrer exponierten Lage am Turmhelm von den Kriegsbeschlagnahmen 1917 und 1942 befreit Lauteordnung Bearbeiten Die Lauteordnung gibt folgendes vor Einlauten des Sonntags am Sonnabend von 18 00 bis 18 10 Uhr mit allen Glocken Zeichenlauten gen Wecklauten eine Stunde vor dem Gottesdienst mit der kleinen Glocke Zusammenlauten zehn Minuten vor Beginn des Gottesdienstes mit allen Glocken zum Vaterunser im Sonntagsgottesdienst wird die mittlere Glocke sieben Mal angeschlagen Betlauten um 7 12 und 18 Uhr mit der grossen Glocke drei Mal drei Schlage zu Taufen mit der kleinen Glocke zu Trauungen mit allen Glocken Datenubersicht Bearbeiten Nr Name Gussjahr Giesser Durchmesser mm ca 12 Gewicht kg ca Schlagton 435 Hz Inschrift Ubersetzung 1 Weihnachtsglocke Gottvater 1922 Bochumer Verein 1 990 3 300 a GELOBT SEI GOTT IM HOCHSTEN THRON DER UNS SCHENKT SEINEN EIN GEN SOHN GEOPFERT FUR VATERLANDS WEHR 1917 ERNEUERT ZU GOTTES EHR 1922 2 Osterglocke Gottsohn 1 670 1 900 c HALT IM GEDACHTNIS JESUM CHRIST DER VOM TOD ERSTANDEN IST ZUM GEDACHTNIS UNSERER GEFALLENEN Bildnis Kreuz 3 Pfingstglocke Gottgeist 1 445 1 200 es O HEIL GER GEIST DU TROSTER WERT GIEB DEIN M VOLK EIN RLEI SINN AUF ERD I Stundenglocke 1519 Wolter Westerhues 740 250 h 3 16 o L maria L wilt L vns L vorwerven 2 L eyne L salighe L vre L als L wir L sollen L sterven 2 L anno L domini L m L ccccc L xix Worttrennung durch Lilien L II Viertelstundenglocke 15 Jh unbekannt 13 540 ca a o rex gloriae christe veni cum pace O Christus Konig der Ehren komm mit Frieden Sonstiges Bearbeiten Vermischte Nachrichten Lemgo Am vorigen Sonntage hat sich in dem Klingelbeutel der Kirche zu St Marien eine Pistole in Golde gefunden wofur dem milden Geber Namens der Armen verbindlichst gedankt und Gottes reicher Segen gewunschet wird Furstlich Lippisches Intelligenzblatt vom 6 November 1802 S 358 Einzelnachweise Bearbeiten Gisela Wilbertz Warum ich das Haus am Wall in der Primkerstrasse fur denkmalwert halte 28 August 2011 auf www see lemgo de abgerufen am 21 Dezember 2012 Karl Meier Lemgo Geschichte der Stadt Lemgo 2 Auflage Wagener Lemgo 1962 S 53 Hanns Peter Fink Lateinische Hausinschriften in Lippe In Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 50 Band Meyersche Hofbuchhandlung Detmold 1981 S 78 Otto Gaul Ulf Dietrich Korn Stadt Lemgo Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 49 I Aschendorff Munster 1983 S 301 302 Otto Gaul Ulf Dietrich Korn Stadt Lemgo Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 49 I Aschendorff Munster 1983 S 256 Heinz Schreckenberg Judendarstellungen in der Marienkirche In wie Engel Gottes 700 Jahre St Marien Lemgo Sonderveroffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins fur das Land Lippe Band 81 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2006 ISBN 978 3 89534 656 9 S 106 113 Hannalore Reuter Historische Orgeln in Westfalen Lippe Ardey Verlag Munster 2006 ISBN 978 3 87023 245 0 S 195 a b Hans Werner Coordes Orgelatlas Ostwestfalen Lippe Lemgo St Marien neue Orgel abgerufen am 3 September 2014 a b Hans Werner Coordes Orgelatlas Ostwestfalen Lippe Lemgo St Marien gesehen 2 Dezember 2010 Kirchenmusik St Marien Lemgo Memento des Originals vom 27 Februar 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www marien lemgo de gesehen 2 Dezember 2010 Karl Meier Lemgo Geschichte der Stadt Lemgo 2 Auflage Wagener Lemgo 1962 S 114 Theo Fehn Der Glockenexperte Bochumer Gussstahlglocken Bd 3 Badenia Karlsruhe 1997 Ernst Wiesekopsieker vermutet den Lemgoer Glockengiesser Kleimann Claus Peter urteilt der Inschrift nach dass diese Glocke nicht im lippischen sondern im westfalischen Raum gegossen wurde Literatur BearbeitenAugust Corvey Lippisches Damenstift St Marien Altes Stift neue Aufgaben In Heimatland Lippe 82 Nr 10 Oktober 1989 ISSN 0017 9787 S 359 363 Andreas Duderstedt Evangelisch lutherische Kirche St Marien zu Lemgo Grosse Baudenkmaler Heft 507 ZDB ID 841730 1 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1996 Enno Eilers Die Kirche St Marien in Lemgo Festschrift zum 10 November 1912 dem Tage der Neueinweihung der Kirche nach der im Jahre 1912 erfolgten Renovation Mai Lemgo 1912 Otto Gaul Die alten Bauten des Klosters St Marien in Lemgo In Erich Kittel Hrsg Kloster und Stift St Marien in Lemgo 1265 1965 Festschrift anlasslich des 700 jahrigen Bestehens Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein fur das Land Lippe Detmold 1965 S 26 49 Sonderveroffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins fur das Land Lippe 16 ISSN 0466 6224 Digitalisat PDF 15 3 MB Otto Gaul Die Marienkirche zu Lemgo In Evangelisch Lutherische Kirchengemeinde St Marien zu Lemgo Hrsg St Marien zu Lemgo Evangelisch Lutherische Kirchengemeinde St Marien Lemgo 1967 S 5 7 Heinrich Grafenstein Hrsg Lemgo Die alte Hansestadt Eine Bildchronik 2 Auflage Buchhandlung Weege Lemgo 1970 Hans Hoppe Lemgo Anno dazumal Bilder u Erinnerungen aus alter Zeit Wagener Lemgo 1975 ISBN 3 921428 10 6 Joachim Huppelsberg Lemgoer Kirchen Wagener Lemgo 1977 ISBN 3 921428 18 1 S 17 28 Lippische Sehenswurdigkeiten 4 Karl Meier Lemgo Hrsg Geschichte der Stadt Lemgo 2 erweiterte und neugestaltete Auflage Wagener Lemgo 1962 Lippische Stadte und Dorfer 1 ZDB ID 1185510 1 Sonderveroffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins fur das Land Lippe 9 Jutta Prieur Jurgen Scheffler Hrsg Wie Engel Gottes 700 Jahre St Marien Lemgo Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2006 ISBN 3 89534 656 X Stadtisches Museum Hexenburgermeisterhaus Lemgo Museumshefte 6 Sonderveroffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins fur das Land Lippe 81 Diether Wildemann Die Generalrestaurierung der ev luth Marienkirche in Lemgo 1964 bis 1967 In Evangelisch Lutherische Kirchengemeinde St Marien zu Lemgo Hrsg St Marien zu Lemgo Evangelisch Lutherische Kirchengemeinde St Marien Lemgo 1967 S 15 22 Cornelia Halm Klosterleben im Mittelalter Die Dominikanerinnen in Lemgo Von der Klostergrundung bis zur Reformation Sonderveroffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins fur das Land Lippe ISBN 978 3 924481 13 1 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marienkirche Lemgo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde St Marien zu Lemgo Alte Hansestadt Lemgo Die Kirche St Marien Landesverband Lippe Lippisches Damenstift St Marien Internetprasenz der Lemgoer Marienkantorei52 025483333333 8 89875 Koordinaten 52 1 31 7 N 8 53 55 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Lemgo amp oldid 227651181