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Hermann Hamelmann 1526 in Osnabruck 26 Juni 1595 in Oldenburg war ein lutherischer Theologe und Historiker Er gilt als Reformator Westfalens Hermann Hamelmann Stich von F W Brandshagen 1711 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und fruhe Jahre 1 2 Hinwendung zum Protestantismus 1 3 Tatigkeit in Oldenburg 1 4 Die Oldenburger Chronik 1 5 Weitere Tatigkeiten 2 Auszeichnungen 3 Schriften Auswahl 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Die Neustadter Marienkirche war Wirkungsort Hamelmanns in BielefeldAusbildung und fruhe Jahre Bearbeiten Hamelmann war der Sohn des Notars und Kanonikers Eberhard Hamelmann nach 1564 an der Stiftskirche St Johann In Osnabruck besuchte er zunachst die dortige Stiftsschule und danach von 1538 bis 1540 die Domschule in Munster Um 1541 hielt er sich in Emmerich auf und besuchte das humanistische Gymnasium in der Reichsstadt Dortmund Wegen der Pest kehrte er wieder nach Osnabruck zuruck wo er noch kurze Zeit die Stadtschule besuchte Seine Erziehung erfolgte im Geist des in Munster verbreiteten und an die Lehre des Erasmus von Rotterdam angelehnten Humanismus Gegen den Willen seines Vaters studierte er in Koln wo er am 25 Mai 1549 immatrikuliert wurde und danach in Mainz Theologie Erst wahrend des Studiums kam er in das antilutherische Lager Er empfing 1550 in Munster die Priesterweihe und wirkte von 1550 bis 1552 als Vikar an der Servatiuskirche Zwei Jahre darauf ging er als Pfarrer nach Kamen Hinwendung zum Protestantismus Bearbeiten In Kamen erfolgte fur Hamelmann ein entscheidender Umbruch der allerdings durch seine Studien vorbereitet worden war die in seine Munstersche Zeit zuruckreichten Am Trinitatissonntag 1553 bekannte er offentlich in einer Predigt er habe nun die Wahrheit erkannt wahrend er sich vorher im Irrtum befunden habe Die Hinwendung zum Protestantismus zunachst in Fragen der Praxis und in der Kritik von Missbrauchen lasst bereits erkennen dass Hamelmann sich in seiner weiteren kirchlichen Tatigkeit vor allem solchen Fragen zuwenden wurde Nach dem offentlichen Bekenntnis zum reformatorisch gepragten Verstehen des christlichen Glaubens wurde Hamelmann als katholischer Pfarrer in Kamen abgesetzt Einen folgenden Aufenthalt in Wittenberg nutzte er um sich mit Philipp Melanchthon in Fragen der Abendmahlslehre auszutauschen Ferner studierte er in Leipzig und Magdeburg nachdem er den Winter 1553 54 in Ostfriesland verbracht hatte Hier lernte er den Grafen Christoph von Oldenburg kennen dessen Wohlwollen er gewann Hamelmann kehrte nach Westfalen zuruck und wurde am 2 August 1554 Prediger an der Neustadter Marienkirche in Bielefeld Als er hier allerdings am Fronleichnamstag 1555 uber den wahren Gebrauch des Sakraments und seine Einsetzung predigte und das Herumtragen des Brotes heftig kritisierte wurde er von den Stiftsherren bei der Klevisch Ravensbergischen Regierung angezeigt Hamelmann musste daraufhin am 14 August 1555 in Dusseldorf vor seinen Gegnern eine Disputation mit dem Hofprediger Bomgard und dem Kanzler Johann von Vlatten bestehen und wurde nach seiner Ruckkehr nach Bielefeld abgesetzt 1556 bis 1568 war er Pastor an der Marienkirche in Lemgo wo er ebenfalls zeitweilig wegen Streitigkeiten mit seinem Landesherrn aus der Stadt verwiesen wurde Wahrend dieser Zeit promovierte er am 1 Juni 1558 in Rostock unter dem Vorsitz von David Chytraus zum Lizenziaten der Theologie Nach Lemgo zuruckgerufen disputierte er 1566 in Vinnen in den Niederlanden gegen den Bildersturmer Arnold Rosenbergen und war im Winter 1566 67 zusammen mit Matthias Flacius Johannes Ligarius und Cyriakus Spangenberg fur den Aufbau einer lutherischen Gemeinde in Antwerpen tatig 1568 berief ihn Herzog Julius von Braunschweig zum Generalsuperintendenten von Gandersheim mit der Absicht in seinem Land die Reformation durchzufuhren Allerdings uberwarf sich Hamelmann bereits 1572 mit dem Herzog wegen dessen Eingriffen in die Gerechtsame des Gandersheimer Stiftes und legte sein Amt nieder Bereits 1571 hatte er seine Stelle als Superintendent und 1572 auch das Kanonikat verloren Zwar wurde er schon im Sommer 1571 nach Essen berufen da aber die Stimmung der Burgerschaft gegen ihn war kehrte er zunachst nach Gandersheim zuruck wo er einige Zeit als Privatmann lebte bis ihn Nikolaus Selnecker nach Oldenburg empfahl wo Graf Johann VII versuchte die kirchlichen Verhaltnisse zu ordnen Tatigkeit in Oldenburg Bearbeiten Zusammen mit Selnecker legte Hamelmann bei ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Oldenburg im Sommer 1573 die Grundzuge einer Kirchenordnung fur die Grafschaft Oldenburg fest zu deren Durchfuhrung Hamelmann bis zu seinem Tod als Hauptpastor der Lambertikirche und Superintendent der Grafschaft tatig blieb Die Durchsetzung der nach ihm benannten Kirchenordnung in der Grafschaft zahlte zu seinen herausragenden Leistungen wurde aber dadurch erschwert dass Hamelmann zusatzlich auch die Konkordienformel in Oldenburg durchsetzen wollte Diese beinhaltete bestimmte Lehrabweichungen von Luther folgte der milderen Melanchthonschen Richtung Philippismus und war deshalb in lutherischen Kreisen umstritten Dennoch erreichte er 1577 die Unterschriften des Grafen Johann VII und von dessen Kanzler Johann von Hall brachte aber bis September 1577 nur achtzehn weitere Unterschriften zusammen Trotz seines Bemuhens gelang Hamelmann die Durchsetzung der Konkordienformel im Oldenburger Land letztlich also nicht Er gab diese schliesslich zugunsten seiner Bemuhungen zur Durchsetzung seiner Kirchenordnung auf Hamelmanns Kirchenordnung hatte drei Hauptziele 1 die reine Lehre des Gesetzes und des Evangeliums und das Verstandnis und Gebrauch von Taufe und Abendmahl 2 Zeremonien zur Erhaltung des Predigtamtes 3 die Erhaltung christlicher Schulen und Studien und den Unterhalt von Predigern in den Kirchen und Lehrern in den Schulen Weitere Hindernisse fur Hamelmanns Kirchenordnung waren Hamelmanns Streit gegen die Wiedertaufer die vor allem in dem 1575 an das Haus Oldenburg gefallenen Jeverland stark vertreten waren wobei sich dort auch reformierte Einflusse vom benachbarten Ostfriesland her bemerkbar machten 1576 hielt Hamelmann daraufhin das Friesische Gesprach in Jever ab um die Pfarrer des Landes auf die Oldenburgische Kirchenordnung zu verpflichten Zwei von ihnen mussten danach ihr Amt und das Land verlassen Fur die Durchsetzung der Kirchenordnung im Land sorgte Hamelmann insbesondere durch personliche Visitationen bei denen verschiedene Aspekte der Tatigkeit der Pfarrer sowie des Verhaltnisses zwischen Gemeinde und Pfarrer uberpruft wurden Meist gingen diesem Schritt Generalkirchenvisitationen voraus die alle Gemeinden der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst umfassen sollten Hierbei wurde zuerst der kirchliche Grundbesitz festgestellt und registriert danach sollte jede Gemeinde nach einem bestimmten Schema uberpruft werden Die Ergebnisse der Befragung sollten zweimal im Jahr jeweils am Sonntag nach Ostern und am Michaelistag mittels Verlesung von der Kanzel veroffentlicht werden Ferner wurde jede Gemeinde aufgerufen sich zur Visitation bereitzuhalten selbst wenn eine solche nicht unmittelbar bevorstand Die Protokolle uber diese Visitationen sind zum grossen Teil erhalten und legen ein Zeugnis davon ab mit welchem Fleiss sich Hamelmann dieser Aufgabe widmete bei der er oft durch schlechte Wegeverhaltnisse und durch Witterungseinflusse behindert wurde Die Oldenburger Chronik Bearbeiten Hamelmann war Verfasser der ersten gedruckten Oldenburger Chronik Oldenburgisch Chronicon Diese Aufgabe war ihm schon bei seiner Berufung nach Oldenburg aufgetragen worden Die Arbeit erwies sich jedoch als schwierig und wenig zufriedenstellend Zwar machte sich Hamelmann bald an die Arbeit und stellte das Werk 1593 fertig jedoch erntete er damit wenig Dank vom Oldenburger Hof der die Drucklegung aus dynastischen Interessen zunachst verhinderte Aus Hamelmanns Arbeit ging namlich hervor dass die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst in fruheren Zeiten ofter geteilt worden waren Johann VII wunschte jedoch nicht dass sich Teilungen nachweisen liessen weil er mit Recht befurchtete dass sein Bruder Graf Anton II von Delmenhorst darin einen Beweis fur seine Anspruche sehen wurde die beiden Grafschaften offiziell untereinander aufzuteilen So beauftragte er seinen Rat Anton Hering Hamelmanns Werk in dem von ihm gewunschten Sinn zu andern Die Chronik wurde im Jahre 1599 also erst nach dem Tode Hamelmanns in dieser verfalschten Gestalt veroffentlicht Erst 1940 wurde das Original von Gustav Ruthning veroffentlicht und die Falschung somit korrigiert Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Hamelmann verfasste daruber hinaus noch zahlreiche weitere Schriften die fur die Kirchen Regional und Lokalgeschichte sowie die Genealogie bis heute von Bedeutung sind 1564 1565 veroffentlichte er ein umfangreiches Verzeichnis der namhaften Manner Westfalens Illustrium Westphaliae virorum libri 1 6 1586 1587 erschien sein wohl wichtigstes Werk die Reformationsgeschichte Westfalens und Niedersachsens Historia ecclesiastica renati evangelii per inferiorem Saxoniam et Westphaliam Ferner schrieb er auch genealogische Verzeichnisse uber die damals bestehenden und ausgestorbenen grossen Familien Westfalens und Niedersachsens Von ihm stammt auch der bis heute erste bekannte Deutungsversuch zur Geschichte der Externsteine Schliesslich gilt Hamelmann durch den Erlass der ersten oldenburgischen Kirchenordnung zugleich auch Schulordnung 1573 auch als einer der Vordenker und Begrunder des Volksschulwesens Im Jahr 2005 wurde ein Film uber Hamelmanns reformatorisches Schaffen in Bielefeld gedreht Als Vorlage diente eine im Lateinunterricht in den 9 Klassen des Helmholtz Gymnasiums Bielefeld angefertigte Ubersetzung eines Teils der auf Latein geschriebenen Autobiographie Auszeichnungen BearbeitenDie Stadte Dortmund Lemgo Bielefeld und Oldenburg haben eine Strasse nach Hermann Hamelmann benannt 1 Schriften Auswahl BearbeitenHermanni Hamelmanni S S Theol Licent amp dum viveret Superint Oldenburgici Opera Genealogico Historica De Westphalia amp Saxonia Inferiori In quibus non solum Res gestae Seculi XVI amp Anteriorum temporum tam Ecclesiasticae quam Politicae fideliter amp pari iudicio exhibentur Sed amp totius Westphaliae provinciis urbibus incolis veteribus viris literatis Comitum familiis ac imprimis de renata in praecipuis Westphaliae amp reliquae Saxoniae civitatibus amp Principum ac Comitum ditionibus puriore Evangelii doctrina accuratissima historia traditur Partim ex Manuscriptis Auctoris hactenus ineditis ex augusta Guelpherbytana Bibliotheca communicatis partim ex aliis eius separatim quondam publicatis opusculis in unum volumen congesta Ab Ernesto Casim Wasserbach ICto Accessit Vita Hamelmanni cum indice sufficientissimo Lemgoviae Typis amp Sumptibus Henrici Wilh Meyeri Typographi Aulae Lippiacae Anno MDCCXI 1711 Digitalisat uber die Bayerische Staatsbibliothek BSB Oldenburgische Chronicon das ist Beschreibung der loblichen Vhralten Grafen zu Oldenburg vnd Delmenhorst sampt Ihres Stammens ersten Ankunfft Thaten Regierung Leben vnd Ende mit kunstlichen Brustbildern vnd Wapen gezieret etc Oldenburg 1599 Oldenburgische Chronik Neue Ausgabe nach seiner Handschrift im Staatsarchiv Oldenburg von Gustav Ruthning Oldenburg und Berlin 1940Siehe auch BearbeitenEvangelisch Lutherische Landeskirche Schaumburg Lippe Evangelisch Lutherische Kirche in OldenburgLiteratur BearbeitenAndreas Biermann und Jurgen Scheffler Hermann Hamelmann ein streitbarer Theologe in Lemgo In Schriften des Stadtischen Museums Lemgo Band 9 Bielefeld 2010 ISBN 978 3 89534 859 4 August Doring Hamelmann Hermann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 474 476 Hermann Hamelmann In Hans Friedl und andere im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Isensee und Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 276 279 Biographisches Handbuch PDF Helmholtz Gymnasium Bielefeld Hrsg Hermann Hamelmann erster Reformator in Bielefeld Bielefeld Juli 2009 Mediothek des evangelischen Schulreferates Bielefeld Film auf DVD Erich Kittel Hamelmann als lippischer Profanhistoriker In Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein fur das Land Lippe e V Erich Kittel und Oskar Suffert Hrsg Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde Band 27 Meyersche Hofbuchhandlung Verlag Detmold 1958 S 5 bis 52 Egbert Thiemann Hamelmann Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 585 Digitalisat Egbert Thiemann Die Theologie Hermann Hamelmanns In Jahrbuch des Vereins fur Westfalische Kirchengeschichte Beiheft 4 Bielefeld 1959 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Hamelmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hermann Hamelmann in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Strassen in Deutschland abgerufen am 1 Marz 2019 Normdaten Person GND 118701215 lobid OGND AKS LCCN n86817304 VIAF 47556510 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hamelmann HermannKURZBESCHREIBUNG lutherischer Theologe und HistorikerGEBURTSDATUM 1526GEBURTSORT OsnabruckSTERBEDATUM 26 Juni 1595STERBEORT Oldenburg Oldb Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Hamelmann amp oldid 239436313