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Die katholische ehemalige Pfarrkirche St Bonifatius ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Lorchhausen einem Stadtteil der Stadt Lorch Rheingau Sie ist heute eine Filialkirche der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau einer Pfarrei Neuen Typs Seit 2015 ist der sogenannte Rheingauer Dom in Geisenheim auch Pfarrkirche von Lorchhausen 1 St Bonifatius TurmseiteSt Bonifatius vom Rhein aus gesehenSt Bonifatius Ansicht des Daches mit Vierungsturm von den Weinbergen ausVorganger Kirche seit 1879 profaniert heute als Wohnhaus genutztInnenansicht ChorraumDie stattliche neugotische dreischiffige Kirche aus unverputztem heimischen Bruchstein und Werksteinen aus rotem Sandstein mit drei Jochen und Funfachtel Chor erhebt sich uber einem kreuzformigen Grundriss Das Dach ist schiefergedeckt Das Bauwerk hat ortsbeherrschende Grosse Innen tragen acht runde Sandsteinsaulen das Gewolbe und schaffen so einen grossen lichten Kirchenraum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstattung 2 1 Beschreibung im Einzelnen 3 Orgel 4 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas dem hl Bonifatius geweihte Gotteshaus wurde von 1877 bis 1879 in der Nahe des aufgegebenen Vorgangerbaus einer zu klein gewordenen und durch mehrere Brande schwer geschadigten Kirche aus dem 14 Jahrhundert errichtet Das Engagement des Pfarrers Wilhelm Aloys Ohlenschlager und die Opferbereitschaft der Bevolkerung machten den Bau der fur die Ortsgrosse uberdimensionierten Pfarrkirche erst moglich Bereits kurz nach seinem Amtsantritt 1869 setzte sich Pfarrer Ohlenschlager fur einen Neubau der Pfarrkirche ein denn fur die auf 600 Seelen gewachsene Gemeinde war die alte renovierungsbedurftige St Bonifatius Kirche zu klein geworden Der Deutsch Franzosische Krieg von 1870 1871 verhinderte zunachst das Vorhaben Da ein Abriss und Neubau am alten Standort wegen der raumlichen Enge nicht moglich war entschied man sich fur den Pfortenweinberg als Bauplatz Am 21 Mai 1872 begann die Gemeinde in Eigenarbeit mit den umfangreichen Erdarbeiten zur Schaffung eines Plateaus Im Marz desselben Jahres brannte die alte St Bonifatius Kirche komplett aus Im Januar 1873 wurde diese mit einem Notdach versehen und diente bis zur Fertigstellung der neuen weiterhin als Pfarrkirche Im September 1875 genehmigte das Bistum die Plane des Architekten Kontzen aus Oestrich und erteilte eine Baugenehmigung Nach Wegzug Kontzens ubernahm der Franziskanerbruder Paschalis die Bauleitung anderte die Plane und vergrosserte den Kirchenraum um 43 m Am 19 Marz 1877 erfolgte die Grundsteinlegung Da Paschalis gleichzeitig Schloss Allner bei Hennef umbaute erfolgte die Bauaufsicht nur mangelhaft was zu Verzogerungen und zu Abrissen bereits errichteter Teile fuhrte Schliesslich ubernahm Max Meckel im Mai 1877 die Bauleitung der wiederum die Bauplane seinen Vorstellungen anpasste Die Anderungen betrafen die Eingange Fenster die Ausstattung des Gewolbes den Turmhelm und den Bodenbelag So entstand die an mittelalterliche Vorbilder angelehnte dreischiffige Kirche mit einer typischen Einturmfassade im neugotischen Stil Da bei dem Brand der Vorgangerkirche 1872 auch die Glocken geschmolzen waren liess die Zivilgemeinde vier neue Glocken mit einem Gesamtgewicht von ca 2850 kg von Glockengiesser Bach fur den Neubau giessen Selbst Kaiser Wilhelm hatte auf Bitte von Pfarrer Ohlenschlager eine 750 kg schwere Kanone aus Strassburg zum Guss beigesteuert Am 5 Juni 1879 wurde die Kirche durch Pfarrer Ohlenschlager selbst geweiht Die Vollmacht dazu erteilte der Limburger Bischof Peter Joseph Blum der sich wegen des Kulturkampfes beim Fursten Lowenstein im bohmischen Haid im Exil befand Am 5 Juni 1884 erfolgte die bischofliche Weihe durch den Hildesheimer Bischof Jakobi da der 1883 schwerkrank aus dem Exil zuruckgekehrte Bischof Blum gesundheitlich dazu nicht in der Lage war Die Gemeinde hatte sich trotz Unterstutzung durch Staat und Bistum mit dem Bau finanziell ubernommen Daher erhohte man fur 13 Jahre die ortliche Kirchensteuer von 20 auf 150 Pfarrer Ohlenschlager war gezwungen in ganz Hessen auf Spendenreise zu gehen Er predigte kollektierte in 60 Kirchen und fuhrte Haussammlungen durch und trug so 30 000 Mark zusammen So konnten die Inneneinrichtung finanziert und die Bauschulden abgetragen werden 1894 starb Pfarrer Ohlenschlager Er erlebte nicht mehr den Einbau der Orgel 1897 mit dem die Inneneinrichtung abgeschlossen war Ausstattung BearbeitenDie neugotische Ausstattung der Kirche des Bocholter Bildhauers Theodor Starcke 1842 1919 ist fast vollstandig erhalten Einiges fiel im Zuge der Kirchenrenovierung 1960 1961 durch Pfarrer Noll dem Zeitgeist zum Opfer So wurden fast alle Altare eingekurzt die bunten Kirchenfenster wurden durch ein blaugraues Schuppenmuster ersetzt wobei die zwolf Heiligendarstellungen aus den alten Fenstern in die neuen integriert wurden Einen Eindruck der ehemaligen Fenster vermittelt der Chor hier blieben dank der Entschlossenheit des Kirchenvorstandes die originalen Fenster erhalten Der originale Mosaikfussboden von Giovanni Rett entworfen von Max Meckel ist nur noch im Chor in der Sakristei und in der Taufkapelle verborgen unter einem Teppichboden erhalten In den Schiffen hingegen wurde er durch einen neuen Terrazzo Boden ausgetauscht Der neugotische Kreuzweg von 1939 wurde durch einen modernen Kreuzweg ersetzt Beschreibung im Einzelnen Bearbeiten Der Hochaltar ist ein Flugelaltar von 1884 mit Reliefdarstellungen aus dem Leben des Hl Bonifatius Ursprunglich sollte er drei Filialturme erhalten aus Geldmangel wurde nur der Mittelturm ausgefuhrt dieser wiederum fiel der Kirchenrenovierung von 1960 1961 zum Opfer Bis zu einem Stummel wurde er gekurzt dadurch wirkt der Altar heute unproportioniert Der Passionsaltar von 1881 auch Altar zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes genannt tragt als Hauptmotiv eine Pieta rechts und links seitlich kniend Maria Magdalena und der Apostel Johannes In der Predella sind zwei Reliefdarstellungen aus dem Alten Testament oben als Bekronung eine Kreuzigungsgruppe Marienaltar mit einer Figurengruppe die sich folgendermassen zusammensetzt In der Mitte die thronende Gottesmutter dargestellt als Himmelskonigin mit dem Jesuskind auf dem Schoss Rechts von ihr kniet der Hl Domenik dem sie sich zuwendet wahrend sich das Christuskind nach links zu dem knienden Hl Antonius von Padua wendet St Josefs Altar Im Mittelteil ist der Papst vor dem Hl Josef kniend mit Spruchband dargestellt Damit soll der Erhebung des Hl Josef zum Patron der katholischen Kirche durch den Papst Pius IX im Jahre 1870 gedacht werden In der linken Nische findet sich der Hl Aloisius und in der Rechten die Hl Barbara in der Predella sind Reliefdarstellung aus dem Leben des Hl Josefs Herz Jesu Altar Das Hauptmotiv ist eine figurliche Darstellung der Offenbarung an die Hl Margareta Maria Alacoque In der Predella sind Reliefdarstellungen von den Visionen des Hl Hermann Joseph von Steinfeld Kanzel Eine monochrome sechseckige Holzkanzel mit geschnitzten Relief Bildern Jesus und Samariterin am Jakobsbrunnen Himmelfahrt Jesu die Aussendung der Junger die Herabkunft des Hl Geistes Orgelempore aus Eichenholz von 1880 erweitert 1926 An der Brustung angebracht sind vier Heiligenfiguren die mit Gottes Lob durch Musik in Verbindung stehen Konig David mit der Harfe Papst Gregor der Grosse mit einem Antiphonar Hl Ambrosius mit Bienenkorb und Psalmbuch Hl Cacilia Der Volksaltar von 1970 mit geschnitzten Relief Fullungen Diese stammen aus den entfernten alten Kommunionbanken dadurch fugt sich der Altar gut in den neugotischen Kirchenraum ein Die Einzelfiguren an den Pilastern der Aussenwande sind einheitlich monochrom gestaltet Funf stammen aus der Entstehungszeit und drei neuere Figuren aus den 1960er Jahren Diese wurden wie der neue Kreuzweg vom Bildhauer Rudolf Hofle aus Morbach gefertigt Folgende Heilige sind dargestellt Petrus Paulus Judas Thaddaus Elisabeth Notburga Bonifatius 1961 Johannes der Taufer 1964 Johanna Franziska von Chantal 1964 Den Taufstein aus einem Eichenholzstamm geschnitzt besorgte Pfarrer Noll 1964 aus einer Dorfkirche im Hunsruck liess ihn an Stelle des von Th Starcke 1878 geschaffenen Originals aufstellen Aus der Vorgangerkirche sind noch erhalten eine Marienfigur eine sog Immaculata um 1730 sowie in der Vorhalle eine Figurengruppe Anna und Maria aus dem 16 Jh Ausserdem wurde ein Wegekreuz von der Kauberstrasse mit einem im 18 Jh von dem Mainzer Bildhauer Martin Biterich gefertigten Korpus an der Sudwand im Kreuzarm der Kirche angebracht siehe dazu Ortsbezirk Lorchhausen in der Liste der Kulturdenkmaler in Lorch Rheingau Orgel BearbeitenDie Orgel wurde 1897 von der Firma Johannes Klais aus Bonn gebaut Sie hatte zwei Manuale und 14 klingende Register und war mit Magazinbalggeblase und pneumatischer Traktur ausgestattet 1907 kamen zwei Register dazu 1917 wurden die grossen Prospektpfeifen dem Vaterland geopfert sie wurden 1919 ersetzt 1962 erfolgte der Umbau der Orgel wieder durch die Firma Klais Sie erhielt einen elektrischen Spieltisch und eine elektro pneumatischer Traktur zum Teil neue und zusatzliche Register 1983 erweiterte die Firma Fischer Kramer Orgelbau das Pedalwerk um ein Choralbass Register und tauschte im II Manual die Quinte 1 1 3 durch eine Sesquialter II Das Instrument hat 18 Register auf zwei Manualwerken und Pedal 2 I Manual C f31 Bordun 16 h 2 Principal 0 8 h 3 Flote 0 8 h 4 Oktave 0 4 h 5 Rohrflote 0 4 6 Schwegel 0 2 h 7 Mixtur III IV 0 0 0 1 1 3 8 Trompete 0 8 h II Manual C f39 Lieblich Gedackt 8 h 10 Vox coelestis ab c1 0 8 11 Flote 4 h 12 Principal 2 13 Sesquialter II 2 2 3 14 Scharff III IV 1 Pedal C d115 Subbass 16 h 16 Oktavbass 0 8 h 17 Choralbass 0 0 0 4 18 Tuba 16 h Koppeln II I I P II P Spielhilfen 2 freie Kombinationen Anmerkungen h original erhaltenes historisches Register Die nicht gekennzeichneten Register sind neu er e RegisterGlocken BearbeitenDie drei grossten Glocken wurden 1943 durch den NS Staat beschlagnahmt und fur Kriegszwecke eingeschmolzen Im Herbst 1945 bestellte man vier neue Glocken bei der Fa Albert Junker Gegossen wurden sie wegen der Nachkriegswirren und der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage erst 1947 aus Briloner Sonderbronze eine zinnfreie devisensparende Legierung die in Brilon entwickelt wurde Die heute nicht mehr verwendete Kupfer Silizium Legierung hatte negative Auswirkung auf das neue Lorchhauser Gelaute Der Glockensachverstandige Hubert Froesch beklagt im Limburger Glockenbuch die durftige Klangausbeute und die zu geringe Abklingdauer der Glocken Mit dem neuen Gelaute hatte die kleine noch vorhandene alte Glocke ausgedient und wurde veraussert Am 20 April 1947 wurden die vier neuen Glocken eingeweiht Sie tragen die gleichen Namen wie ihre Vorganger Gelautedisposition d fis a h Salve Regina 3 4 Nr Name Gussjahr Glockengiesser Masse kg ca O mm Schlagton 16tel Abklingdauer sec Klangverlauf Inschrift 1 Bonifatius 1947 A Junker 1400 1384 d1 3 40 ruhig ST BONIFATIUS A Junker 19472 Josef 800 1100 fis1 2 64 ruhig ST JOSEF A Junker 19473 Johannes 450 923 a1 2 47 ruhig ST JOHANNES A Junker 19474 Maria 310 822 h1 1 35 schwebend MARIA A Junker 1947Literatur BearbeitenDagmar Soder Rheingau Taunus Kreis I 2 Altkreis Rheingau Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Theiss Verlag Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8062 2987 5 Lorchhausen Geschichte und Geschichten eines Weindorfs Hrsg Heimatverein Lorchhausen e V 2011 DNB 1031836497 Herbert Graff Wolfgang Krammes Hrsg Die Kirchen im Mittelrheintal Michael Imhof Verlag 2004 ISBN 3 935590 64 4 W Augstein St Bonifatius Kirche 450 Jahre Pfarrei Lorchhausen Festschrift Herausgeber Kath Pfarrgemeinde St Bonifatius Lorchhausen Hubert Foersch Limburger Glockenbuch Glocken und Gelaute im Bistum Limburg Verlag des Bischoflichen Ordinariates Limburg 1997Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Bonifatius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der St Bonifatiuskirche und der Clemenskapelle auf der Website der Pfarrei Heilig Kreuz RheingauEinzelnachweise Bearbeiten Die 13 Kirchorte der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau auf heilig kreuz rheingau de Festschrift Bonifatius Kirche 450 Jahre Pfarrei Lorchhausen Autor Walter Augstein Herausgeber Kath Pfarrgemeinde St Bonifatius Lorchhausen 4 Juni 2001 Abschnitt Die Orgel Bericht Glockengeschichte von Lorchhausen Von Heimatforscher u Zeitzeuge Walter Augstein Lorch 2016 Hubert Foersch Limburger Glockenbuch Glocken und Gelaute im Bistum Limburg Verlag des Bischoflichen Ordinariates Limburg 1997 S 603 50 052844 7 784785 Koordinaten 50 3 10 N 7 47 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Bonifatius Lorchhausen amp oldid 235556134