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Das St Remberti Stift in Bremen Mitte ist die alteste erhaltene soziale Einrichtung Bremens und eine der altesten Deutschlands 1 Ursprunglich diente das spatestens 1305 2 gegrundet Stift als Lepra Hospital spater dann als Armenhaus und Altenheim Heute ist das St Remberti Stift eine Altenwohnanlage mit angegliedertem Pflegeheim Tor zum St Remberti Stift an der RembertistrasseDie Gebaude stehen seit 1973 unter Bremer Denkmalschutz 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 St Remberti Hospital 1 2 Stift wahrend und nach der Reformation 1 3 Stift im 19 Jahrhundert 1 4 Stift ab dem 20 Jahrhundert 2 Siehe auch 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenIm Mittelalter gab es in Bremen keine staatlich organisierte medizinische Versorgung erst ab 1511 wurde ein Stadtphysikus ein vom Rat der Stadt bezahlter Gemeindearzt eingesetzt Neben der Versorgung kranker Menschen durch Angehorige oder bei wohlhabenden Burgern durch Bedienstete und Bader existierte lange Zeit nur eine Minimalversorgung durch christlich gefuhrte Hospitaler Vorlaufer der heutigen Krankenhauser die zumeist als Herbergen fur Pilger gegrundet worden waren und die die Unterstutzung notleidender und kranker Menschen als ihre religiose Pflicht ansahen In Bremen gab es das St Jurgen Gasthaus spatestens seit 1226 das St Gertruden Hospital seit 1366 und das St Ilsabeen Gasthaus seit 1499 Aufgrund der schlechten hygienischen Zustande in der Stadt brachen immer wieder Cholera Pocken und Pest Epidemien aus die viele Tote forderten wie in den Jahren 1350 1464 1521 oder 1577 4 Im 12 und 13 Jahrhundert trat in Europa zudem vermehrt die Lepra auf die in Verbindung mit den Kreuzzugen gebracht wurde Auch Bremer waren mit mehreren Schiffen an den Kreuzzugen beteiligt und grundeten zusammen mit Lubeckern bei Akkon ein erstes Feldhospital zur Versorgung kranker und verletzter Kreuzfahrer aus dem spater der Deutsche Orden hervorging Als die Lepra auch in Bremen auftrat beschloss der Rat um 1300 die Grundung eines Hospitals zur Pflege der Kranken das St Remberti Hospital St Remberti Hospital Bearbeiten nbsp Rembertivorstadt mit dem Stift Nr 26 in der Stadtansicht von Matthaus Merian von 1641Um die vermeintlich hohe Ansteckungsgefahr zu vermindern wurde das Hospital ausserhalb der Stadtmauern vor dem Bischofstor nahe dem Dorf Jericho angesiedelt Der genaue Zeitpunkt der Grundung des Stifts ist ungewiss da keine Grundungsurkunde uberliefert ist Moglicherweise bezieht sich eine Urkunde von 1226 bereits auf das Remberti Hospital der fruheste direkte Beleg stammt von 1305 als der Kerckherr to Sunte Remberde eine Spende erhielt 2 das Stift muss somit zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden haben 5 Benannt wurde die Stiftung nach Bischof Rimbert 830 888 der bereits im Mittelalter als Heiliger galt und wegen seiner besonderen Fursorge fur Arme und Kranke verehrt wurde Das Hospital bestand zunachst nur aus einigen einfachen Gebauden und einer Kapelle Um 1350 wurde das Hospital wahrend der Erzbischofsfehde vermutlich zerstort anschliessend jedoch wieder aufgebaut Anfang des 15 Jahrhunderts wurde die Kapelle durch eine erste kleine Stiftskirche ersetzt Um 1410 bestand die Anlage aus der Kirche einigen Hausern fur die Kranken und einem Wirtschaftshof der fur die Versorgung des Stifts mit dem Lebensnotwendigen sorgte Die Verwaltung des Stifts lag bei einem Vogt der unter der Aufsicht dem Patronat des Rats stand der durch zwei unbescholtene Vorsteher oder Spitalmeister den Procuratores oder Provisores vertreten wurde jeweils einem Burger und einem Ratsherrn spater musste sogar beide Vorsteher Ratsherren sein Bekannte Vorsteher waren u a die Burgermeister Johann von der Trupe Heinrich Krefting Hermann Wachmann und Wilhelm von Bentheim Die Priester des Stifts die ebenfalls vom Rat berufen wurden waren bis in das 16 Jahrhundert auch fur die medizinische Betreuung zustandig Das Stiftssiegel das auf einer Urkunde von 1426 erhalten ist zeigt Lazarus verbunden mit der Inschrift Sigillum Infirmiorum in Brema 6 Die Aufnahme Behandlung und Verpflegung im Hospital war unentgeltlich Eine Hausordnung die in einer Abschrift aus dem 16 Jahrhundert uberliefert ist regelte detailliert die Rechte und Pflichten der Bewohner des Stifts die teilweise ein Leben lang im Hospital blieben da Lepra selten todlich verlief aber auch kaum Aussicht auf Heilung bestand Bis Mitte des 16 Jahrhunderts erfolgte keine Unterstutzung des Stifts durch die Stadt Finanziert wurde die Einrichtung vor allem durch Schenkungen fur das Seelenheil So erhielt das Stift Zuwendungen wohlhabender Burger in Form von Landereien Zinsen oder Naturalien Kleidung Nahrung Wein und Bier Holz Ol Wachs usw Im Gegenzug fur die teilweise erheblichen Schenkungen wurden in der St Remberti Kirche Gebete Bittgesange oder Seelenmessen fur die Spender gehalten Daruber hinaus zogen regelmassig Magde des Stifts mit einem sogenannten Glockenwagen durch die Stadt um Almosen zu sammeln Eine Aufstellung der beiden Stiftvorsteher Burgermeister Johann von der Trupe und Marten Baller aus dem Jahr 1512 zeigt dass das Stift uber beachtlichen Besitz an Grundstucken in Bremen den Vorstadten und dem weiteren Umland verfugte neben einem Geldvermogen von 2270 Bremer Mark 7 1511 legten von der Trupe und Baller mit dem Sunte Remberte Gasthuses Stiftbook auch das erste uberlieferte Satzungswerk fur das Stift an von dessen Statuten einige bis in das 19 Jahrhundert hinein gultig blieben z B Paragraph Nr 1 auf Plattdeutsch To deme ersten we dar kumpt vor enen Provener de brynget myt sick al syn Gudt und bruket des syneme Levedaghe unde theret dar aff na Redlichkeit unde na synme Dode so kumpt to Nuttichheit des vorscreven Huses wes das blyfft baven syne bigrafft Zu dem ersten wer da kommt als Provener der bringt mit sich all sein Gut und gebraucht dies seine Lebtage und zehrt davon nach Billigkeit und nach seinem Tode kommt zur Verfugung des vorgenannten Hauses was nach Abzug der Begrabniskosten bleibt 8 Wahrend im 14 und 15 Jahrhundert ausschliesslich Lepra Kranke aufgenommen wurden beherbergte das Stift mit dem langsamen Ruckgang der Zahl der Lepra Patienten zunehmend auch andere Kranke Mit der Umwandlung des ehemaligen St Johannis Klosters in ein stadtisches Krankenhaus im Jahr 1531 zogen dann auch vermehrt gesunde alte Personen in das Stift die sich im Unterschied zu den Kranken und Invaliden einkaufen mussten Damit begann der Wandel St Rembertis vom Hospital zum Altenheim mit Proven Stift wahrend und nach der Reformation Bearbeiten Mit der Durchsetzung der Reformation in Bremen ab 1522 kam es im St Remberti Stift zu verschiedenen tief greifenden Veranderungen Wahrend des Schmalkaldischen Kriegs ruckten 1547 kaiserliche Truppen auf Bremen zu Um ein freies Schussfeld von den Stadtbefestigungen aus zu erhalten und um dem Gegner keine Deckung zu bieten wurden Anfang Marz 1547 alle Gebaude in der Rembertivorstadt abgerissen inklusive der Stiftsbauten und der Kirche Als sich die kaiserlichen Truppen nach zwei vergeblichen Belagerungen Bremens schliesslich zuruckziehen mussten und in der Schlacht bei Drakenburg besiegt wurden konnte das Stift dank seines Grundeigentums und Vermogens zugig den Wiederaufbau einleiten Es wurden zunachst etwa zehn kleine Hauser errichtet die sich um einen Wirtschaftshof gruppierten Die Ausrichtung des Stifts wandelte sich nun vollstandig von der Pflege Kranker die in den inzwischen bestehenden Krankenhausern versorgt wurden hin zur Betreuung alter und bedurftiger Menschen Mit dem Ende des Ablasshandels und der damit verbundenen Schenkungen fur das Seelenheil im reformierten Bremen brach eine der bis dahin wesentlichen Einnahmequellen des Stifts weg Im Gegenzug ging mit dem Protestantismus eine Starkung des christlichen Bekenntnisses zur Wohltatigkeit um ihrer selbst willen einher 1596 wurde die St Remberti Gemeinde gegrundet und als Ersatz fur die zerstorte Stiftskirche eine Pfarrkirche fur die gewachsene Rembertivorstadt errichtet in der sich zahlreiche Kleinbauern und handler sogenannte Hoker angesiedelt hatten Es handelte sich um den ersten bremischen Kirchenbau nach der Reformation Er war sehr schlicht gehalten und bestand aus einem Langhaus in Fachwerk mit Dachreiter 9 Im Inneren waren keinerlei Bilder angebracht und keine Verzierungen ausser dem Bremer Wappen und den Wappen der Vorsteher Der Bau wurde am 7 Oktober 1596 eingeweiht Zum neu gegrundete Kirchspiel St Remberti gehorten fortan neben der stadtbremischen Pagenthorner Bauerschaft auch die bischoflichen Dorfer Schwachhausen und Hastedt Ebenfalls im Jahr 1596 wurde der Gemeinde eine Schule angegliedert die Remberti Schule die bis 1970 Bestand hatte Das St Remberti Stift und die Gemeinde wurden von den theologischen Auseinandersetzungen zwischen Reformierten und Lutheranern betroffen zumal sich im Stadtstaat die Lehre Calvins durchsetzte im Erzstift Bremen die Luthers Von 1596 bis 1831 also bis nach dem Anschluss von Hastedt und Schwachhausen an Bremen gab es nur reformierte Prediger anschliessend auf Verordnung des Rats je einen Reformierten und einen Lutheraner gleichzeitig Mit der bremischen Kirchenordnung von 1596 kamen Diakone als ehrenamtliche Mitarbeiter in die Rembertigemeinde zunachst zwei spater sechs je 4 reformierte und 2 lutherische War die Unterkunft im Stift ursprunglich kostenlos und der Einkauf in das Stift freiwillig wurde er ab dem 17 Jahrhundert zur Regel Fur das lebenslange Wohnrecht mussten Ende des 16 Jahrhunderts 200 Mark gezahlt werden fur die lebenslange Verpflegung mit Nahrungsmitteln und Brennmaterial zusatzliche 30 Mark Minderbemittelte konnten sich fur den halben Betrag einen Proven mit einem weiteren Bewohner teilen Trotz der relativ hohen Betrage war die Nachfrage nach Platzen im Stift so gross dass es bald Wartelisten gab Gepragt von der calvinistischen Arbeitsethik die eine sparsame Lebensfuhrung mit erfolgreichem Wirtschaften verband vermehrte sich das Vermogen des Stifts im Laufe der Jahre bestandig Gemass der Aufstellung von Hermann Wachmann betrugen die Einnahmen aus Darlehen Meierzinsen Hausmieten Sammlungen und anderen Einkunften im Jahr 1636 exakt 594 Mark und 24 Grote und stiegen stetig weiter 1668 1677 im Schnitt 954 Taler 1723 1883 Taler 1760 1800 im Schnitt 2740 Taler 10 Das Stift konnte somit aus eigenen Mitteln gefuhrt werden der Rat und Burger vor allem Kaufleute liehen sich sogar Geld bei St Remberti 1677 verfugte das Stift so uber Schuldverschreibungen und Handfesten von etwa 100 Personen Zuzuglich der Werte seiner Grundstucke war das Stift im 17 und 18 Jahrhundert eine der wohlhabendsten Einrichtungen Bremens Da die Kontrolle der Vermogenswerte bisweilen luckenhaft war kam es im 18 Jahrhundert allerdings zu einigen Fallen von Unterschlagung nbsp Wappen vonHeinrich von Aschen nbsp Wappen vonHermann WachmannWahrend des Dreissigjahrigen Kriegs blieb Bremen zwar von grosseren Zerstorungen verschont die Vorstadte und Dorfer ausserhalb der im 17 Jahrhundert massiv verstarkten Stadtbefestigungen waren jedoch in einer schwierigen Lage Es kam zu Plunderungen Requirierungen und Einquartierungen durch verschiedene Truppenverbande Die nach dem Schmalkaldischen Krieg errichteten Gebaude waren daher nach dem Dreissigjahrigen Krieg in schlechtem Zustand und mussten nach und nach erneuert werden Zudem brauchte das Stift zusatzlichen Wohnraum um der steigenden Nachfrage gerecht werden zu konnen Aus den 1643 bestehenden 24 Prabende wurden so bis 1671 30 plus Wohnungen fur die Stiftgeistlichen den Lehrer der Remberti Schule und den Stiftvogt 11 Von der Erweiterung zeugen noch heute die am Zugang zum Stift erhaltenen Wappen der beiden Vorsteher Heinrich von Aschen und Hermann Wachmann mit der Inschrift ANNO 1650 Auch in der Folge kam es zu Vorfallen die das Bestehen des Stifts erschwerten So wurden 1688 einige Hauser des Stifts durch Brandstiftung zerstort und 1700 die Armenkasse von St Remberti gestohlen Im Siebenjahrigen Krieg wurde das Stift gleich viermal besetzt und als Quartier und Hilfslazarett genutzt 1757 und 1758 durch franzosische Truppen und 1758 und 1761 durch englische Truppen Dennoch war das St Remberti Stift so wohlhabend dass es im Auftrag des Rats andere Einrichtungen unterstutzen konnte ab 1690 mit jahrlich 100 Reichstalern das Armen und Krankenhaus in der Neustadt und ab 1701 mit jahrlich 75 Reichstalern die Michaelskirche in Utbremen 12 Bis zum 19 Jahrhundert versorgte sich das Stift durch seine Meierhofe mit Lebensmitteln Die Meier waren verpflichtet festgelegte Mengen Getreide Bohnen Butter Eier usw zu liefern Die Naturalienlieferungen wurden im Laufe der Zeit aber in Geldleistungen umgewandelt um die Probleme der Anlieferung der Vorratshaltung und planung zu verringern nbsp Die St Remberti Kirche von 1738 in einem Aquarell von Sophia Carlotta Ringen um 1780 Die alte Fachwerk Kirche von 1596 war im 18 Jahrhundert baufallig geworden 1736 wurde ein Neubau vom Rat genehmigt der am 21 September 1738 eingeweiht wurde Die neue Kirche war in Backstein als Saalkirche nach dem Vorbild der St Pauli Kirche in der Neustadt fur 14 230 Reichstaler errichtet worden Die Langsseite des Baus wurde durch Pilaster in vier Fensterfelder und an der Schmalseite in zwei Fensterfelder gegliedert Abgeschlossen war die Kirche durch ein Walmdach mit Dachreiter und einer Laterne fur die Glocke gekront von einer Turmkugel mit Windfahne 9 1781 bestand das Stift aus der Kirche den Prediger und Schulmeisterhausern einem Herrenzimmer fur Versammlungen und die Sitzungen der Vorsteher einem grossen Lagerhaus und 25 kleinen Hausern mit je zwei bis drei Stuben Kammer Kuche und Boden 13 Stift im 19 Jahrhundert Bearbeiten Wahrend der Franzosenzeit Anfang des 18 Jahrhunderts kam es zu weiteren Veranderungen im Stift durch die Abschaffung des Meierrechts Nach einem ersten Dekret der napoleonischen Verwaltung wurde in einer entsprechenden Verordnung in der demokratischen Verfassung der Freien Hansestadt Bremen vom 5 April 1849 bestimmt dass alle gutsherrlichen und ahnlichen Grundlasten ablosbar seien das heisst dass der Meier das Eigentumsrecht an seinem Meierbesitz von seinem Grundherrn erwerben konnte Dieses Recht blieb auch in der konservativen Verfassung von 1854 erhalten So musste das Stift in der Folge seine Meierhofe nach und nach abgeben Unter anderem hatte Johann Smidt fur sein Wohnhaus an der Contrescarpe 1805 ein bis zur Kohlhokerstrasse gehendes Grundstuck mit Meierrechten des Stifts erworben das er 1842 durch Zahlung von 281 Mark abloste 14 Ende des 19 Jahrhunderts waren schliesslich alle Meierhofe des Stifts aufgehoben 1841 wurde die Kirchengemeinde durch Beschluss des Rats und der Burgerschaft vom Stift getrennt um den unterschiedlichen Aufgaben beider Organisationen besser Rechnung tragen zu konnen 1854 wurde die Verwaltung des Stifts auf Beschluss des Senats einer neu gebildeten Kommission ubergeben der sechs Administratoren angehorten Sie war neben dem St Remberti Stift auch mit der Aufsicht des St Catharinen Stifts und des St Ilsabeen Stifts betraut In den 1840er Jahren wurde eine Erneuerung und Erweiterung der Anlage beschlossen da die alten Bauten nicht mehr den Anforderungen entsprachen und die Nachfrage weiter zunahm zudem verfugte das Stift durch die Ablosung der Meierhofe ab Mitte des 19 Jahrhunderts uber ausreichend Kapital 1843 bis 1870 wurden von den Baumeistern Diedrich Christian Rutenberg Diedrich Seekamp und Johann Bellstedt nach und nach Neubauten im klassizistischen Stil errichtet Die Anlage bestand nun aus einem U formigen Karree das im Westen von der Rembertistrasse im Suden vom Rembertikirchhof und im Osten von der Hoppenbank begrenzt wurde Nach Norden hin verteilten sich die Gebaude des Stifts locker zwischen Adlerstrasse Mendestrasse und dem Dobben Der Stiftshof im Inneren des Areals war durch zwei Tordurchgange mit der Rembertistrasse und dem Rembertikirchhof verbunden Die Hauser waren zwischen 8 50 und 9 50 Meter hoch circa 5 Meter breit und 6 50 Meter tief und hatten ihre Eingange zum Hof Die Torhauser waren etwa 1 Meter hoher 1868 wurde auch die 130 Jahre alte Rembertikirche abgerissen und 1869 bis 1871 von Heinrich Muller durch einen Bau im neugotischen Stil ersetzt Zwischen 1876 und 1878 entstand zusatzlich ein Gebaude im Stiftshof errichtet von Heinrich Flugel ein zweigeschossiges 12 50 Meter hohes Mittelgebaude Schloss genannt mit zwei Seitentrakten 15 1878 bestand das Stift somit aus 45 Hausern mit insgesamt 105 Wohnungen 16 Diese in massiver Bauweise errichteten Gebaude sind grosstenteils noch heute erhalten Die Anzahl der Bewohner des Stifts stieg dank der Vergrosserung der Anlage weiter an 1825 hatte die Einrichtung nur 28 Bewohner 1850 waren es bereits 55 Die Zusammensetzung der Bewohner anderte sich um die Jahrhundertwende ebenfalls 1825 waren 54 der Bewohnerinnen Witwen und 14 unverheiratete Frauen nun kamen vermehrt auch berufstatige Frauen vor allem Lehrerinnen in das Stift Der Anteil der Manner war mit nur 5 sehr gering heute liegt er bei zirka 10 Die Provener kamen zum Grossteil aus bescheidenen aber finanziell halbwegs gesicherten Verhaltnissen Das Mindesteintrittsalter betrug 40 Jahre Zu den bekannten Bewohnerinnen des Stifts Ende des 19 Jahrhunderts gehorte die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Marie Mindermann die von 1856 bis 1882 in St Remberti lebte Stift ab dem 20 Jahrhundert Bearbeiten 1906 bis 1907 wurde die Anlage noch einmal um das etwas abseits Am Dobben stehende dreigeschossige Kaiserhaus erweitert Das Gebaude mit einer Breite von 21 30 Metern einer Tiefe von 11 50 Metern und einer Hohe von 12 15 Metern kostete 141 000 Mark Gebaut wurde es von Eduard Gildemeister und Wilhelm Sunkel 15 Das entsprechende Grundstuck gehorte ursprunglich zum Wirtschaftshof des Stifts Auf dem benachbarten Grundstuck an der Rembertistrasse auf dem spater das grosse Remberti Kontorhaus errichtet wurde stand noch bis 1908 der dazugehorige alte Bauernhof der Familie Krudup Die komplette bauliche Erneuerung des Stifts wurde mit der Installation von elektrischem Licht in den 1910er Jahren abgeschlossen Die wirtschaftliche Lage des Stifts war Anfang des 20 Jahrhunderts sehr gut Wahrend des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise der spaten 1920er bis fruhen 1930er Jahre wurde das Vermogen des Stifts stark vermindert Auch viele der Provener waren in jener Zeit von Armut bedroht und auf Lebensmittelzuwendungen der Not und Altenhilfe der Stadt angewiesen Im Zweiten Weltkrieg wurden bei Bombenangriffen 9 Hauser des Stifts erheblich und 3 teilweise beschadigt Im Juni 1942 brannte die benachbarte Rembertikirche nach einem Treffer vollstandig aus die Ruine musste gesprengt werden Im Mai 1944 wurde die rechtsfahige Stiftung des St Remberti Stifts auf eigenen Wunsch aufgehoben und die Einrichtung der Stadt unterstellt Das Vermogen wurde unter Aufrechterhaltung des bisherigen Zwecks als Sondervermogen des Senats gefuhrt Vermutete Grunde fur diesen Schritt waren die absehbaren finanziellen Schwierigkeiten bei einem Wiederaufbau und die befurchtete Ubernahme der selbstandigen Einrichtung durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt 17 Gegen Ende des Kriegs wurden zahlreiche ausgebombte Familien im Stift untergebracht zeitweisen kamen zu den 90 Provenern bis zu 164 einquartierte Personen Noch wahrend des Kriegs wurde mit dem Wiederaufbau der beschadigten und ausgebrannten Gebaude auf dem Stiftgelande begonnen so dass die Anlage Ende der 1940er Jahre in wesentlichen Teilen wieder hergestellt war Nach Beseitigung der Schaden waren die finanziellen Mittel des Stifts aufgebraucht 1952 betrug das Einkaufsgeld 2700 DM fur Provener bis 50 Jahre bei hoherem Eintrittsalter 1500 DM Die bisherige Regelung deckte aber langfristig nicht mehr den Finanzbedarf der Einrichtung und fuhrte je nach Lebenszeit der Bewohner zu ungerechten Kostenverteilungen Trotz Zuschussen der Stadt war die wirtschaftliche Lage der Einrichtung kritisch Der Versuch ruckwirkend die Provenvertrage um eine Nutzungsentschadigung zu erganzen um zusatzliches Mittel einnehmen zu konnen scheiterte Um Abhilfe zu schaffen wurde 1956 schliesslich das fast 400 Jahre alte Prinzip des Einkaufens in das Stift aufgegeben und in ein monatliches Nutzungsentgelt ahnlicher einer Miete umgewandelt In den 1960er Jahren wurde das Rembertiquartier durch grossraumige Infrastrukturprojekte stark beeintrachtigt Die zerstorte Rembertikirche wurde nicht wieder an ihrem alten Standort aufgebaut sondern an die Schwachhauser Heerstrasse verlegt um Platz fur den Verkehrsknoten des Rembertikreisels und die geplante aber nicht realisierte Mozarttrasse zu schaffen nbsp Blick in den Hof des St Remberti Stifts 2011 nbsp St Remberti Stift Rembertistrasse Ecke Rembertikirchhof heute Rembertiring 2011 Unter der Leitung von Burgermeisterin und Senatorin Annemarie Mevissen wurden 1971 die selbstandige St Remberti Stiftung wieder hergestellt und 1973 die Gebaude des Stifts unter Denkmalschutz gestellt Von 1977 und 1986 erfolgte eine vollstandige Sanierung der gesamten Wohnanlagen fur 11 Mio DM nach Planen des Architekten Wilfried Turk Abgeschlossen wurde die Erneuerung des Areals mit dem Neubau des Stadtteilhauses St Remberti eines Alten und Pflegeheims auf dem Stiftgelande hierfur wurden zwischen Adlerstrasse und Hoppenbank einige altere Wohnhauser wie das Muselius Haus abgerissen Das St Remberti Stift verfugt heute uber ca 100 Wohnungen unterschiedlicher Grosse von 1 bis 4 Zimmern mit 35 bis 80 m Flache Hinzu kommen 39 Ein und 18 Zwei Raum Wohnappartements im Stadtteilhaus das von der Bremer Heimstiftung betrieben wird Siehe auch BearbeitenRimbert 830 888 von 865 bis 888 Erzbischof von Hamburg Bremen St Remberti Bremen evangelische Kirchengemeinde 1596 vom Stift getrennt Remberti Schule 1596 gegrundete und bis 1970 bestehende Schule der St Remberti GemeindeEinzelnachweise Bearbeiten Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 11 a b Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 18 f Denkmaldatenbank des LfD Bremen Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 13 Diedrich Ehmck Wilhelm von Bippen Bremisches Urkundenbuch Band 2 S 319 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 23 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 27 f Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 41 a b Rudolf Stein Bremer Barock und Rokoko S 98 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 57 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 54 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 52 Johann Philipp Cassel Historische Nachrichten von dem Hospital oder Praven St Remberti vor Bremen S 52 f Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 68 a b Denkmaldatenbank des LfD Rudolf Stein Klassizismus und Romantik in der Baukunst Bremens S 126 Ruprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten S 159 Literatur BearbeitenRuprecht Grossmann Heike Grossmann Das St Remberti Stift Bremens alteste soziale Siedlung im Wandel der Zeiten Verlag M Simmering Lilienthal 1998 ISBN 3 927723 37 1 Johann Philipp Cassel Historische Nachrichten von dem Hospital oder Praven St Remberti vor Bremen 1781 Diedrich Ehmck Wilhelm von Bippen Bremisches Urkundenbuch Bd 2 Nr 42 Muller Verlag Bremen 1876 ISBN 978 3 927723 37 5 S 319 Rudolf Stein Bremer Barock und Rokoko Hauschild Verlag Bremen 1960 S 96 98 Rudolf Stein Klassizismus und Romantik in der Baukunst Bremens Hauschild Verlag Bremen 1964 S 122 126 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Remberti Stift Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Remberti Stift in der Datenbank des Landesamtes fur Denkmalpflege LfD Bremen Website der St Remberti Gemeinde Website des Stadtteihaus St Remberti der Bremer Heimstiftung53 079088888889 8 8178777777778 Koordinaten 53 4 44 7 N 8 49 4 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Remberti Stift amp oldid 232278956