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Die Sendlinger Mordweihnacht auch Sendlinger Blutweihnacht oder Sendlinger Bauernschlacht genannt war eine kriegerische Auseinandersetzung in der Nacht zum 25 Dezember 1705 in Sendling bei Munchen in der bayerische Aufstandische von Truppen der Reichsarmee unter dem Oberbefehl des habsburgischen Kaisers Joseph I besiegt und vollig aufgerieben wurden Die Truppen toteten dabei einen Teil der Aufstandischen die sich bereits ergeben und die Waffen niedergelegt hatten Die Zahl der auf bayerischer Seite Getoteten kann man dank guter Quellenlage heute recht genau auf etwa 1100 beziffern auf Seiten der Reichsarmee gab es etwa 40 Tote Der Schlacht vorausgegangen war ein Versuch der Aufstandischen die Stadt Munchen einzunehmen Die Sendlinger Bauernschlacht 1705 Detail aus dem Fresko von Wilhelm Lindenschmit d A an der alten Pfarrkirche in Sendling Detail aus dem Fresko von Wilhelm Lindenschmit dem AlterenWappen von Bayern 1703 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Exilierung des Bayerischen Kurfursten 1 2 Erste Aufstande 1 3 Erste Erfolge des Aufstands und Braunauer Parlament 2 Munchener Verschworung 3 Marsch auf Munchen 4 Angriff und Massaker an den Aufstandischen 5 Zusammenbruch des bayerischen Volksaufstands 6 Nachwirkungen 6 1 Geschehnisse nach der Sendlinger Mordweihnacht 6 2 Gedenken und heutige Wirkung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenExilierung des Bayerischen Kurfursten Bearbeiten Mit dem Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs scherte Bayern in einer aufsehenerregenden diplomatischen Aktion aus der Grossen Haager Allianz der Niederlande Grossbritanniens und der meisten Territorien des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation aus Im Konflikt der zwischen Paris und Wien um die Krone Spaniens ausgefochten werden sollte wurde Bayern zu Frankreich halten Die Entscheidung brachte das Land zwar in das fruhere Bundnis zuruck das bis in die 1670er Jahre bestanden hatte Kurfurst Max Emanuel hatte jedoch nach seinem Machtantritt 1678 selbst den Wechsel von Frankreich zum Erzherzogtum Osterreich betrieben weil er mit einer Osterreicherin verheiratet auf eine politische Standeserhohung gehofft hatte wie sie vom Kaiserhaus in Wien ausgehen konnte Die Belohnung hatte in Anbetracht des bayerischen Engagements im Turkenkrieg in einer Konigswurde liegen konnen Der Bundniswechsel von 1702 kam nach dieser Vorgeschichte als politischer Eklat Bayerns gegenuber den Territorien des Reichs und als Bruch des Bundnisses das Max Emanuel selbst eingegangen war Der Spanische Erbfolgekrieg 1702 1712 sollte letzten Endes zwar einen annehmbaren Defensiverfolg Frankreichs erbringen er endete fur die bayerischen Truppen jedoch vorzeitig mit der Schlacht von Hochstadt in der franzosische und Bayerns Truppen den Alliierten unterlagen Fur Frankreich bedeutete die Schlacht einen Einschnitt fur den kleineren Partner Bayern das militarische Aus Max Emanuel wurde mit Reichsacht belegt und begab sich unter franzosischer Protektion nach Brussel wo er bereits in den 1690er Jahren als Statthalter der Spanischen Niederlande residiert hatte Die Regentschaft der Wittelsbacher ging vorubergehend in die Hande der bayerischen Kurfurstin Therese Kunigunde bevor das Regiment des romisch deutschen Kaisers in Munchen einzog und die Stadt und die Territorien unter seine osterreichische Hausmacht brachte Erste Aufstande Bearbeiten nbsp Die Besatzungspolitik des Kaisers Joseph I fuhrte zum Oberlandischen BauernaufstandDie Bedingungen die Kaiser Leopold I der bayerischen Kurfurstin im Vertrag von Ilbesheim zu Beginn des Machtvakuums gewahrte waren grosszugig Unter anderem blieb Munchen unter ihrer unmittelbaren Herrschaft Leopold I wollte mit dieser Politik zeitraubende Kampfe mit den Garnisonen in den bayerischen Stadten vermeiden Im Fruhjahr 1705 verstarb jedoch Leopold I und sein Sohn und Nachfolger Joseph I liess das bayerische Oberland und die Residenzstadt Munchen besetzen Er liess ausserdem die Steuern drastisch erhohen und quartierte Truppen ein Im Herbst 1705 wurde eine Zwangsaushebung im ganzen Kurfurstentum angeordnet Die Soldaten der kaiserlichen Administrationen gingen bei der Rekrutierung und dem Eintreiben von Versorgungsleistungen ausserst brutal vor worunter vor allem die Landbevolkerung zu leiden hatte Als Konsequenz kam es zu ersten Aufstanden und Gewalttatigkeiten der von der Zwangsaushebung betroffenen Manner in der Oberpfalz in Niederbayern und in der Gegend um Tolz die bereits die Losung fur die folgenden Revolten pragten Lieber bairisch sterbn sterben als wie kaiserlich verderbn verderben 1 Anfang Oktober wurden bei Neunburg vorm Wald achtzehn Rekruten die zur Armee abgefuhrt werden sollten auf offener Strasse befreit Trotz des Einschreitens der kaiserlichen Truppen breiteten sich die Aufstande in Niederbayern und der Oberpfalz im sogenannten Unterland schnell aus Erste Erfolge des Aufstands und Braunauer Parlament Bearbeiten Mit der Ausbreitung der Revolten ubernahmen verstarkt Offiziere Adlige Beamte und Handwerker die Fuhrung der Aufstandischen und gaben den Umsturzbestrebungen das Ziel die Rentamter Bayerns zu ubernehmen Zunachst wurde Burghausen belagert das sich am 16 Dezember 1705 den Aufstandischen ergab genauso wie kurz darauf Braunau Diese beiden Stadte wurden damit zu den militarischen und politischen Zentren der Aufstandsbewegung Hier entstand auch das erste demokratische Gebilde des neuzeitlichen Europa die sogenannte Gmein der Burger und Bauern bzw das Braunauer Parlament Nach diesen beiden Niederlagen versuchten die kaiserlichen Besatzer in Waffenstillstandsverhandlungen mit den Aufstandischen zu treten die eine Delegation unter Freiherr Franz Bernhard von Prielmayr nach Munchen entsandten Wahrenddessen eroberten die Aufstandischen die Stadt Scharding und unter Fuhrung des Matthias Kraus die Stadt Kelheim Die inzwischen in Anzing bei Munchen abgehaltenen Verhandlungen ergaben einen zehntagigen Waffenstillstand Munchener Verschworung BearbeitenDie Zeit des Waffenstillstands nutzten die Aufstandischen im Besonderen Matthias Agidius Fuchs und Georg Sebastian Plinganser zur Ausarbeitung eines Plans wie die kaiserliche Besatzungsmacht aus Munchen vertrieben werden konnte Die kaiserlichen Soldaten sollten im Norden Bayerns durch Aufstande gebunden werden Die Aufstandischen wollten sie dann im Sudosten umgehen und in einem Sternmarsch auf Munchen marschieren Zugleich sollte die ehemalige Munchener Burgerwehr die Aufstandischen innerhalb der Stadtmauer unterstutzen Man beschloss sich nicht an den Waffenstillstand zu halten und mit der Aktion so schnell wie moglich zu beginnen Die Munchener Verschworer unter der Fuhrung von Johann Jager begannen umgehend mit den Vorbereitungen wahrend Fuchs die Aufstandischen im Oberland mobilisierte Am 19 Dezember 1705 rief Fuchs im Tolzer Patent alle Oberlander dazu auf sich zu bewaffnen und sich bis zum 22 Dezember im Kloster Schaftlarn zu versammeln In diesem Tolzer Patent wurde behauptet dass die kurfurstlichen Prinzen die noch in Munchen lebten nach Osterreich entfuhrt werden sollten was Fuchs durch ein gefalschtes Schreiben zu belegen versuchte Zudem behauptete er der Kurfurst Max Emanuel wurde den Aufstand mittragen und so bald wie moglich zu den Aufstandischen stossen Das Tolzer Patent diente vor allem dazu patriotische Gefuhle anzusprechen und eventuelle Legitimitatsbedenken auszuraumen Wo dieser Appell an die Heimatliebe und Untertanentreue zur Mobilisierung des Volkes nicht ausreichte half man mit Druck und Zwang nach So drohte Johann Christoph Kyrein Burgermeister von Tolz seinen Burgern mit dem Entzug der Burgerrechte sollten sie sich dem Aufstand verweigern im gesamten Land wurden Bauern vor die schwere Wahl gestellt entweder ihre Sohne und Knechte mit den aufstandischen Truppen ziehen oder ihre Hofe in Schutt und Asche legen zu lassen nbsp Kloster Schaftlarn auf einem Stich aus dem Jahre 1701 Zur Zeit der Mordweihnacht wurde gerade an dem Klosterneubau gearbeitetAm 21 Dezember 1705 fanden sich insgesamt 2769 Mann Fussvolk und etwa 300 Reiter mit vollig unzureichender Ausrustung und Bewaffnung im Kloster Schaftlarn ein Auch in Munchen liefen letzte Vorbereitungen Raketensignale sollten den Aufstandischen ausserhalb der Stadtmauern die Bereitschaft der Munchener anzeigen Doch nun kam es zu ernsten Problemen Der Verbindungsmann zwischen Ober und Unterland der Anzinger Postmeister Franz Kaspar Hierner erschien nicht zum vereinbarten Treffen in Munchen die Verbindung zum Unterland war damit abgebrochen Zudem musste sich der Anfuhrer der Munchener Aufstandischen Jager der in Munchen bereits durch die kaiserliche Administration uberwacht wurde zu den Oberlandern absetzen Hinzu kam noch dass einige Stadte und Gemeinden die bereits Unterstutzung der Aufstande zugesichert hatten diese aus Angst vor Repressalien widerriefen Marsch auf Munchen BearbeitenAm Heiligen Abend gegen Mittag begannen die Aufstandischen ihren Marsch auf Munchen In Solln erhielten sie die nachste schlechte Nachricht Die Munchener Verbundeten wurden die geplanten Aktionen nicht mehr wie besprochen durchfuhren konnen Die kaiserlichen Besatzer hatten die Truppen verstarkt und Soldaten patrouillierten in der Stadt Ruckzugswunsche wurden mit Gewalt unterdruckt die Aufstandischen sollten weiter auf Munchen zumarschieren Gegen Mitternacht erreichte der Tross der Oberlander Sendling wo das Kommando im ortlichen Wirtshaus Stellung bezog wahrend das gemeine Volk in eisiger Winternacht im Freien kampierte Die Unterlander standen wahrenddessen mit etwa 16 000 Mann bei Zorneding in der Nahe von Ebersberg wo sie von kaiserlichen Truppen am Weitermarsch gehindert wurden Die kaiserlichen Besatzer waren angeblich durch Verrat des Starnberger Pflegers Johann Joseph Ottlinger inzwischen langst uber die geplante Aktion der Aufstandischen im Bilde Angriff und Massaker an den Aufstandischen Bearbeiten nbsp Alte Pfarrkirche St Margaret in Sendling errichtet von 1711 bis 1713 als Ersatz fur den bei der Mordweihnacht zerstorten VorgangerbauDie Oberlander teilten ihren Tross nun in drei Gruppen Leicht und Unbewaffnete sollten in Sendling bleiben wahrend die anderen beiden Gruppen sich vor Angertor und Rotem Turm postierten Die Munchener Verbundeten sollten die Stadttore um 1 Uhr fruh des 25 Dezembers offnen was aber nicht geschah Dennoch konnte zunachst unter der Fuhrung von Johann Georg Aberle der Rote Turm fast kampflos erobert werden die Besatzer zogen sich auf das dahinterliegende starker befestigte und leichter zu verteidigende Isartor zuruck an dem die Aufstandischen dann auch scheiterten Sie wurden in der Folge sogar wieder hinter den Roten Turm zuruckgedrangt wo sie sich verbarrikadierten Im Morgengrauen wurden die Rebellen aus Osten von der stadtabgewandten Seite her von kaiserlichen Truppen angegriffen und aufgerieben Einige Aufstandische konnten sich nach Sendling durchschlagen wo sie sich erneut verschanzten Kurz darauf nahmen auch hier die kaiserlichen Truppen Aufstellung Die aufstandischen Oberlander ergaben sich und legten ihre Waffen nieder Die kaiserlichen Offiziere gewahrten nur scheinbar Pardon und liessen die entwaffneten Aufstandischen an Ort und Stelle niedermetzeln Einige letzte Uberlebende fluchteten auf den Friedhof der alten Pfarrkirche in Sendling in der Hoffnung die kaiserlichen Truppen wurden zumindest am Weihnachtstag den geweihten Bezirk achten und sie dort nicht toten Doch auch hier kannten die Besatzer kein Pardon und toteten jeden auch die Kirche wurde mehr oder weniger vollstandig zerstort und Sendling geplundert Als einer der letzten Verteidiger soll der sagenhafte Schmied von Kochel gefallen sein Nur wenigen Aufstandischen gelang die Flucht Entgegen landlaufiger Auffassung wurde das Blutbad bei Sendling nicht von osterreichischen Soldaten selbst angerichtet sondern von einem wurzburgischen Infanterieregiment aus dem Kontingent des frankischen Reichskreises der unter kaiserlichem Befehl stehenden Reichsarmee 2 Auch ungarische Husaren waren beteiligt Sie machten ohne Pardon insbesondere Fluchtende nieder Der fur die Zeit der Kabinettskriege ungewohnliche Gewaltexzess dieses Massakers hat historische Vorlaufer z B in der brutalen Unterdruckung der Bauernaufstande des 16 Jahrhunderts Gerade weil die kaiserlichen Truppenfuhrer nicht mit ebenburtigen Gegnern sondern unbotmassigen Aufruhrern konfrontiert waren konnte jegliche Rucksicht und Hemmung fallengelassen werden Der blanke Hass mit dem die adeligen Offiziere gegen die Aufstandischen vorgehen liessen resultierte auch aus der Erkenntnis dass diese mit ihrem demokratischen Ansatz ein uberaus gefahrliches Gegenmodell zum absolutistischen Staat in die Welt gesetzt hatten Als unmittelbares Vorbild mag man den Terror ansehen den die Streifcorps des Herzogs von Marlborough nach der Schlacht am Schellenberg bei Donauworth vom 2 Juli 1704 in grossen Teilen des westlichen Kurfurstentums Bayern ausubten indem sie etwa 400 Dorfer mit 7565 Wohnstatten in Schutt und Asche legten 3 Zusammenbruch des bayerischen Volksaufstands BearbeitenNach diesem Massaker sammelten die kaiserlichen Soldaten die etwa 500 noch lebenden Verwundeten ein und brachten sie nach Munchen wo man sie vor dem Jesuitenkolleg der heutigen Alten Akademie neben der Michaelskirche gefangen hielt Um die Verwundeten durfte sich auf Befehl der Administration drei Tage niemand kummern um so weitere Aufstandsgedanken im Keim zu ersticken Die Unterlander Aufstandischen hatten noch am Abend des 25 Dezember in ihrem Hauptquartier in Steinhoring Nachricht von der Niederlage der Oberlander vor Munchen erhalten Da der Plan einer Zangenoperation damit gescheitert war wurde umgehend der Ruckzug gegen Braunau eingeleitet Unterdessen hatte die kaiserliche Administration in Munchen einige Untersuchungen uber die Entstehung des Aufstandes angestellt Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde am 28 Dezember durch den kaiserlichen Generalgouverneur General von Kriechbaum eine Generalamnestie fur einfache Aufstandsteilnehmer verkundet zugleich suchte man intensiv nach noch fluchtigen Radelsfuhrern und verhangte empfindliche Geldbussen gegen die beteiligten Grundherrschaften und Marktgemeinden Eine Untersuchungskommission begann die Gefangenen zu verhoren deren Aussagen fuhrten zu einer breiten Verhaftungswelle Kurz darauf wurden die ersten Urteile verkundet und vollstreckt Die Leutnants Johann Clanze und Johann Georg Aberle und die Munchner Burger Johann Georg Kidler und Sebastian Senser wurden am 29 Januar 1706 auf dem Munchner Schrannenplatz heute Marienplatz enthauptet die beiden letzteren zusatzlich gevierteilt Gleiches widerfuhr am 17 Marz dem Gastwirt Johann Jager Ignaz Haid und Hauptmann Mayer blieben bis zur Ruckkehr des Kurfursten 1715 in Haft Die beteiligten Beamten wurden ihrer Amter enthoben und eine grosse Zahl von Personen mit Geldstrafen belegt Einigen wenigen Aufstandischen gelang die Flucht Hierner Hallmayr Schottl und Engelhart sowie die Pflegrichter Dankel Alram Schmid und Eder konnten entkommen Kriegskommissar Fuchs Leutnant Houis und Hauptmann Gauthier gelang es sogar sich bis nach Brussel zum Kurfursten durchzuschlagen Parallel dazu machte sich die kaiserliche Administration in Munchen an die endgultige Niederwerfung des Aufstandes Am 1 Januar 1706 begann Generalwachtmeister von Kriechbaum uber Neumarkt und Eggenfelden einen weiteren Vorstoss in Richtung Vilshofen Am 8 Januar traf er bei Aidenbach auf ein etwa 4000 Mann starkes Bauernheer das unter hohen eigenen Verlusten mit geschatzt etwa 2000 Gefallenen vollstandig zerrieben wurde Mit der Niederlage von Aidenbach war die Widerstandskraft der Aufstandischen endgultig gebrochen Am 13 Januar wurde Scharding am 16 Cham am 17 Braunau den Kaiserlichen ubergeben und am 18 Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt die sich noch in der Hand der Landesdefension befand Die Volkserhebung deren Hohe und Wendepunkt die Schlacht von Sendling bedeutete war damit niedergeschlagen Die kaiserliche Verwaltung wahlte in der Folge einen moderateren Kurs die Zwangsrekrutierungen wurden eingestellt und die Steuerforderungen gesenkt so dass sich Bayern in den noch folgenden neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft zumindest in bescheidenem Masse wieder erholen konnte Nachwirkungen BearbeitenGeschehnisse nach der Sendlinger Mordweihnacht Bearbeiten Nach der letzten militarischen Auseinandersetzung zwischen den Aufstandischen und den kaiserlichen Truppen brach der bayerische Widerstand vollstandig zusammen Innerhalb von nur drei Wochen waren auf bayerischer Seite insgesamt knapp 10 000 Opfer zu verzeichnen Die zeitgenossische Rezeption des Aufstands war ambivalent Von Max Emanuel der in Brussel von den Ereignissen unterrichtet wurde ist uberliefert dass er nicht die geringsten Sympathien fur die Bauern hatte die vor Munchen fur seine Ruckkehr protestierten Stimmen die Berichte so teilte er die osterreichische Sicht nach der jeder vergleichbare Aufstand im Keim erstickt werden musste Seine wie Osterreichs Machtausubung durften an dieser Stelle keine Toleranz gegen Bauernrevolten zulassen Anders bewertete Max Emanuel 1707 den Aufstand ungarischer Adeliger zu seinen Gunsten der ebenfalls niedergeschlagen wurde Hier galt eine Standesklausel Ein Adelsaufstand hatte politische Dimension eine Bauernrevolte stellte dagegen die standische Ordnung der Gesellschaft und damit die herrschende Stellung des Adels und der Fursten in Frage und war daher ein nicht zu duldender Aufruhr Osterreich festigte seine Position durch die Gewaltmassnahme ein Riss in den osterreichisch bayerischen Beziehungen war jedoch langfristig die Folge getragen von einem Gefuhl auf Seiten der Bevolkerung die eine eigene Erinnerungskultur aufbaute Mit den Frieden von Utrecht Rastatt und Baden wurden die Weichen gestellt fur die Zeit nach dem Spanischen Erbfolgekrieg Max Emanuel kehrte 1715 nach Munchen zuruck sein politischer Status war auf die Situation vor dem Krieg zuruckgesetzt Munchens Bevolkerung bereitete ihm einen triumphalen Empfang Bayern feierte die Ruckkehr zu den alten Verhaltnissen Im Zuge der Entwicklung die in der zweiten Halfte des 18 und in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts zur Herausbildung eines bayerischen Patriotismus fuhrte fand auch eine Aufwertung des Aufstands von 1705 statt Die in der Bevolkerung erstarkenden Gefuhle des bayerischen Separatismus und der Loyalitat zum Herrscherhaus wurden von oben dazu genutzt eine angeblich schon immer zwischen dem Volk und der Regentschaft bestehende Verbindung zu behaupten und zu betonen Der bayerische Aufstand mit der Sendlinger Mordweihnacht bot Ereignisse mit Symbolkraft die zur Verklarung dieser Verbindung dienen konnten Gedenken und heutige Wirkung Bearbeiten nbsp Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Bauernaufstandes der Sendlinger Mordweihnacht von 1705 im alten Alten Sudlichen Friedhof nbsp Das Schmied von Kochel Denkmal an der LindwurmstrasseVon den Leichen der in der Sendlinger Mordweihnacht getoteten Aufstandischen wurden auf dem alten Sendlinger Friedhof schatzungsweise ein bis zweihundert und bis zu 800 auf dem alten sudlichen Friedhof dem fruheren Pestfriedhof vor den Toren der Stadt auf dem Weg nach Sendling begraben Heute erinnern auf beiden Friedhofen Denkmaler an die Opfer des bayerischen Aufstands Das klassizistische Denkmal auf dem alten Sendlinger Friedhof stammt aus dem Jahr 1830 Fur den Alten Sudlichen Friedhof hatte der Mundartforscher Johann Andreas Schmeller 1818 erstmals angeregt in Erinnerung an die Sendlinger Mordweihnacht ein Denkmal zu errichten Dort befand sich in der Nahe der sudlichen Friedhofsmauer ein grosser verwahrloster Grabhugel ohne Grabmal unter dem nach der Uberlieferung mehr als 500 Opfer der Bauernschlacht begraben sein sollten Ein erster Entwurf fur das Denkmal von Franz Schwanthaler dem Alteren wurde vom koniglichen Hofarchitekten Friedrich von Gartner uberarbeitet Konig Ludwig I spendete eine 234 kg schwere Kanone die zu einer sechzehneckigen Brunnenwanne umgearbeitet wurde Am 1 November 1831 wurde das Denkmal unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung feierlich enthullt Graberfeld 6 Reihe 16 Platz 24 27 4 Gegenuber der alten Kirche St Margaret auf der anderen Seite der Lindwurmstrasse steht ein Denkmal fur den sagenhaften Schmied von Kochel der der Legende nach als letzter der Aufstandischen fiel Initiiert hatte das Monument mit Brunnen 1904 der Archivrat Ernst von Destouches die Grundsteinlegung erfolgte 1905 bei der 200 Jahr Gedenkfeier in Anwesenheit des Prinzregenten Luitpold Die Plastik wurde von Carl Ebbinghaus gestaltet die Architektur von Carl Sattler Eingeweiht wurde das fertiggestellte Denkmal 1911 Ein weiteres Denkmal fur den Schmied von Kochel steht auf dem Dorfplatz von Kochel am See Es handelt sich um eine uberlebensgrosse Gusseisen Statue auf einem Felsbrockenfundament Das Denkmal wurde von Anton Kaindl geschaffen und am 27 Mai 1900 eingeweiht Anlasslich des 200 Jahrestags wurde am 20 August 1905 in Waakirchen das Oberlanderdenkmal enthullt Bis heute finden alljahrlich im Dezember an verschiedenen Orten u a in Munchen Sendling Bad Tolz Kochel und Waakirchen Gedenkveranstaltungen zur Sendlinger Mordweihnacht statt 2005 erinnerten zum dreihundertsten Jahrestag der Mordweihnacht eine grosse Zahl von Veranstaltungen an vielen mit dem Aufstand zusammenhangenden Orten an die Ereignisse auch die 14 Braunauer Zeitgeschichte Tage befassten sich in diesem Jahr mit dem Thema Literatur BearbeitenHubert Dorn Die Schlacht von Sendling 1705 Chronologie einer bayerischen Tragodie Buchendorfer Munchen 2005 ISBN 3 934036 94 5 Marktgemeinde Kopfing Hrsg G wunna hat z letzt nur unseroans Der Bairische Volksaufstand 1705 1706 im Spanischen Erbfolgekrieg Vom Innviertel nach Tolz zur Sendlinger Mordweihnacht und zur Schlacht bei Aidenbach Moserbauer Ried im Innkreis 2005 ISBN 3 902121 68 8 August Kuhn Der Bayerische Aufstand 1705 Sendlinger Mordweihnacht Meister und Schlott Munchen 1995 ISBN 3 9803606 3 6 Hans Ferdinand Massmann Der Heldentod der bayerischen Landesverteidiger bei Sendlingen sic 1 Stunde von Munchen in der Christnacht des Jahres 1705 Munchen 1831 2 Aufl unter dem Titel Der Heldentod der bayerischen Landesvertheidiger oder die Schlacht bei Sendlingen in der Christnacht des Jahres 1705 George Jaquet Augsburg 1852 als Materialsammlung zu den Ereignissen nach wie vor von Bedeutung Christian Probst Lieber bayrisch sterben Der bayrische Volksaufstand der Jahre 1705 und 1706 Suddeutscher Verlag Munchen 1978 ISBN 3 7991 5970 3 Relation uber die Munchnerische Metten so die rebellischen Bauren denen Kayserlichen zu singen vorgehabt den 25 Decem 1705 Der Bayerischen Rebellen Radelsfuhrer Erste Execution Lohn und Warnung 1706 Abdruck In Ludwig Hollweck Hrsg Die Sendlinger Mordweihnacht anno 1705 Altmunchner Raritaten Band 4 Unverhau Munchen 1980 ISBN 3 920530 49 7 Christian Strasser Der Aufstand im bayerischen Oberland 1705 Majestatsverbrechen oder Heldentat Eine Untersuchung der Strafprozesse gegen die Anfuhrer der in der Mordweihnacht von Sendling gescheiterten Erhebung Augsburger Schriften zur Rechtsgeschichte Band 3 Lit Munster 2005 ISBN 3 8258 8623 9 Dissertation Universitat Augsburg 2005 330 Seiten Henric L Wuermeling 1705 Der bayerische Volksaufstand Uberarbeitete und erweiterte Neuauflage von Volksaufstand Die Geschichte der Revolution von 1705 und der Sendlinger Mordweihnacht Langen Muller Munchen Wien 1995 Erstausgabe 1980 ISBN 3 7844 2085 0 Josef Johannes Schmid Erinnerung zwischen Mythos und Geschichte zum 300 Jahrestag der Sendlinger Weihnacht in Konrad Amann et al Hrsg Bayern und Europa Festschrift fur Peter Claus Hartmann zum 65 Geburtstag Lang Frankfurt am Main u a 2005 ISBN 3 631 53540 6 S 113 129 Stephan Deutinger Das Braunauer Parlament im bayerischen Bauernaufstand 1705 06 In Zeitschrift fur Bayerische Landesgeschichte Jg 81 2018 S 47 70 Wilhelm v Gumppenberg Die in der Sendlingerschlacht am Christtage 1705 gefallenen Bauern aus dem Landgerichtsbezirke Miesbach In Oberbayerisches Archiv fur vaterlandische Geschichte Historischen Verein von Oberbayern Hrsg Band 4 Munchen 1843 S 136 142 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sendlinger Mordweihnacht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Sendlinger Mordweihnacht Quellen und Volltexte Braunauer Zeitgeschichte Tage Ausfuhrliche Darstellung des Ablaufs des Oberlander Bauernaufstandes in Auszug Geschichte der Stadt Braunau am Inn von Konrad Meindl Chorherrn in Reichersberg Braunau 1882 Druck und Verlag von Joseph Stampfl amp Comp Liste der Akteure im Bayerischen Volksaufstand 1705 und 1706 1705 Der bayerische Volksaufstand Teil 1 BR 1705 Der bayerische Volksaufstand BR Reportage uber den Volksaufstand Teil 1 1705 Der bayerische Volksaufstand 2 3 BR 1705 Der bayerische Volksaufstand BR Reportage uber den Volksaufstand Teil 2 amp 3 300 Jahre Sendlinger Mordweihnacht Spuren in Solln Sollner Hefte 44 nbsp Gedenkkreuz in Forstenried an der Kirche Heilig Kreuz Einzelnachweise Bearbeiten Gotzinger Trommel Abgerufen am 21 Juni 2022 Zu der Zeit bestand ein frankisches Kreisregiment das vorwiegend aus wurzburgischen Soldaten bestand Frankisches Kreis Infanterieregiment von 1703 4 vgl Liste der Regimenter des frankischen Reichskreises Marcus Junkelmann Feldzug und Schlacht von Hochstadt in Johannes Erichsen und Katharina Heinemann Hrsg Die Schlacht von Hochstadt The Battle of Blenheim Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 0214 9 S 55 67 hier S 61 Schiermeier Scheungraber Alter Sudlicher Friedhof in Munchen Ubersichtsplan 2008 ISBN 978 3 9811425 6 3 Titel auf Verlagsseite nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia nbsp Dieser Artikel wurde am 17 Oktober 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4130310 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sendlinger Mordweihnacht amp oldid 236856963