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Schloss Gottesaue ist ein mehrfach zerstortes und wiederaufgebautes Renaissance Schloss in der Karlsruher Oststadt auf dem Areal einer ehemaligen Benediktinerabtei Es ist heute Sitz der Hochschule fur Musik Karlsruhe Westseite 2018 Ende des 19 Jahrhunderts als Kaserne Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uberblick 1 2 Kloster 1 3 Schloss 2 Name des Schlosses 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenUberblick Bearbeiten 1094 wurde die Benediktinerabtei Gottesaue von Graf Berthold von Hohenberg gestiftet Das Kloster wurde 1525 geplundert und durch Brand beschadigt Markgraf Ernst Friedrich von Baden Durlach liess von 1588 bis 1597 auf dem Gelande nach den Planen von Johannes Schoch ein Schloss erbauen 1689 wurde das Schloss im Pfalzischen Erbfolgekrieg durch Brand zerstort und notdurftig repariert Nach einem weiteren Brand 1735 wurde es 1743 niedriger wieder aufgebaut und vom Kammergut als Fruchtspeicher genutzt 1818 wurde das Gebaude Kaserne und 1919 Mietskaserne Nachdem es 1935 kurz als Polizeischule gedient hatte wurde es 1936 wieder Kaserne Bei einem Luftangriff 1944 wurde der Bau zerstort und ein Teil der Ruine danach wegen Einsturzgefahr gesprengt Der Wiederaufbau begann 1982 in der ausseren Gestalt weitgehend im Stil des 16 Jahrhunderts mit sichtbarer Einbeziehung erhaltener Mauerreste 1989 zog die Hochschule fur Musik Karlsruhe ein In der Zeit danach wurden auch das Kavaliershaus Fuchsbau der Marstall und weitere Nebengebaude fur die Nutzung durch die Hochschule hergerichtet nbsp Sudwest Ansicht nbsp Altes Tor nbsp Neues Tor nbsp OstseiteKloster Bearbeiten Graf Berchtholdus de Hohenburg stiftete 1094 das Kloster in Gotzaugen das durch Bischof Gebhard III von Konstanz 1103 geweiht wurde Das berichtet ein im 17 Jahrhundert gefertigter Auszug aus den nicht erhaltenen klosterlichen Annalen 1 Gotzaugen war ein Rodungsgebiet am Rand der Grafschaft im Ufgau Berthold der sich nach der von ihm oder seinem Vorganger erbauten Burg auf dem Hohenberg benannte dem heutigen Turmberg bei Durlach war Inhaber der Grafschaft im Pfinzgau Er schenkte dem Konvent den zur Versorgung notwendigen Besitz Beeinflusst durch die Hirsauer Reform im Sinn der Reformbewegung von Cluny verzichtete Graf Berthold auf das Recht des Eigenkirchenherrn zur Wahl und Einsetzung des Abtes Das dokumentiert eine Urkunde Konig Heinrichs V aus dem Jahr 1110 2 in der dem Stifter und seiner Familie das Recht auf die bedingt erbliche Klostervogtei bestatigt wird Bertholds Hauskloster die Benediktinerabtei Gottesaue sollte geistlicher und geistiger Mittelpunkt seiner Herrschaft sein und Grablege seines Geschlechts Der erste Abt des Klosters kam aus Hirsau und sicher auch einige Monche Graf Berthold starb schon 1110 er wurde in der Vierung der Klosterkirche beigesetzt Die Grafen von Hohenberg starben bald aus und ihr Erbe fiel an die Markgrafen von Baden damit auch das Recht auf die Stiftervogtei Das Kloster hatte nur eine kurze Zeit der Blute Nach Schenkungen und Kauf von Besitzungen und Rechten nach der Rodungs und Siedlungstatigkeit der Abtei sorgte die ausgedehnte Grundherrschaft im spaten 13 Jahrhundert fur eine solide wirtschaftliche Grundlage Im 14 Jahrhundert kam der Niedergang und die Quellen berichten von grosser Armut Im 15 Jahrhundert ging es dann wieder aufwarts 1485 wurde eine neuerbaute Kapelle geweiht und auch die Altare in der renovierten Kirche Von dieser Klosterkirche ist nichts erhalten und auch ihre genaue Lage im ehemaligen Klosterbezirk ist bis heute nicht sicher bekannt Das etwa 100 X 250 m umfassende Areal der mittelalterlichen Klosteranlage wurde seit dem 16 Jahrhundert immer wieder neu uberbaut Mit den aus schriftlichen Uberlieferungen gewonnenen Erkenntnissen und dem Vergleich mit der zur gleichen Zeit erbauten Benediktinerabtei in Alpirsbach kann man aber eine Vorstellung von der Klosteranlage in Gottesaue gewinnen Die Klosterkirche in Gottesaue war eine dreischiffige Basilika mit Querhaus und einem zweigeschossigen Westwerk Kapitelsaal und Kreuzgang lagen mit den Konventsgebauden auf der Sudseite der Kirche auf der Nordseite lag der 1485 geweihte neue Friedhof und die erwahnte Kapelle Westlich dieser Anlage befand sich der vermutlich bescheidene Wirtschaftshof Im Kloster gab es naturlich eine Bibliothek Drei in jungerer Zeit zufallig aufgefundene Bucher bezeugen die Beschaftigung mit philosophischen theologischen und juristischen Themen Uber ein reges geistiges Leben im Kloster ist aber nichts bekannt In der Mitte des 15 Jahrhunderts bemuhte sich die Abtei um einen Anschluss an die Reformbewegung der Bursfelder Kongregation 1525 im Bauernkrieg wurde das Kloster geplundert und angezundet Nach der Niederschlagung des Aufruhrs richteten sich die zuruckgekehrten Monche in den erhalten gebliebenen Gebauden wieder notdurftig ein aber das Klosterleben kam allmahlich zum Erliegen Als der Abt 1529 starb wurde fur ihn kein Nachfolger mehr gewahlt 1556 starb der letzte Monch Im selben Jahr wurde in der Markgrafschaft Baden Durlach die Reformation eingefuhrt Das Klostergut wurde sakularisiert und Domane der Markgrafen von Baden Schloss Bearbeiten nbsp Das Schloss am AbendUnter Markgraf Ernst Friedrich begann nach 1584 eine rege Bautatigkeit Ein Viehhaus und Stallungen wurden errichtet und in einem Teil der alten Klosterkirche ein Speicher Nach den Planen des Strassburger Baumeisters Johannes Schoch begann man 1588 mit dem Bau des Gottesauer Schlosses Vom Innenausbau abgesehen waren die Bauarbeiten 1597 beendet Im zweiten Stockwerk befand sich die Schlosskapelle und ein kleiner Saal und im dritten Stock der grosse Festsaal Der in zwei Bauabschnitten entstandene Neubau mit seinen funf Turmen steht nicht auf den Fundamenten der umfunktionierten und in Teilen abgebrochenen alten Kirche Im Dreissigjahrigen Krieg erlebte Gottesaue den Versuch der Wiedereinrichtung eines Klosters Im Restitutionsedikt von 1629 war verfugt dass geistlicher Besitz der nach 1552 sakularisiert wurde an die Kirche zuruckzugeben sei Da das Kloster mit seinen Besitzungen erst 1556 markgrafliche Domane geworden war traf dies auch fur Gottesaue zu Als 1631 zwei Benediktiner kamen um die Verwaltung des Klosters zu organisieren war von der ehemaligen Klosterkirche und den Konventsgebauden nichts mehr vorhanden Aber neben drei oder vier bewohnbaren Hausern und einigen Stallen und Scheunen sah man ein schones ausswendig gar stattlich ahnzusehen schloss 3 mit vielen leerstehenden Raumen Nach einem Jahr mussten die beiden Monche wegen der Kriegsereignisse fliehen aber sie kamen bald wieder zuruck und richteten 1635 im verwahrlosten Schloss die Schlosskapelle ein 1648 im Westfalischen Frieden wurde Gottesaue dann wieder Markgraf Friedrich von Baden Durlach zugesprochen und die Benediktiner mussten ihren alten Besitz endgultig verlassen Den Dreissigjahrigen Krieg hatte das Schloss mehr oder weniger schadlos uberstanden aber 1689 wurde es im Pfalzischen Erbfolgekrieg durch Brand zerstort Das dritte Geschoss wurde nun abgetragen die ausgebrannten Raume wurden notdurftig repariert und das Gebaude diente dem Kammergut wieder als Nutzraum Durch einen nicht rechtzeitig bemerkten Brand in der Nachbarschaft wurden die verbliebenen Reste des Schlosses 1735 ein zweites Mal zerstort Jetzt war das ganze Schloss in die Asche geleget 4 Nach Planen des Ingenieurs Johann Christoph Lauterbach wurde der Bau ab 1743 in veranderter Form zweigeschossig wieder aufgebaut und als Fruchtspeicher genutzt Die 1535 entstandenen Teilmarkgrafschaften Baden Durlach und Baden Baden vereinigten sich 1771 wieder zur Markgrafschaft Baden die im Gefolge der Franzosischen Revolution einen riesigen Gebietszuwachs hatte Markgraf Karl Friedrich nahm 1806 den Titel Grossherzog an Das Grossherzogtum musste neu organisiert werden unter anderem auch beim Militar So zog in einem Teil des seither landwirtschaftlich genutzten Kammergutes Gottesaue 1818 das Militar ein Das umgebaute ehemalige Renaissance Schloss wurde nun als Kaserne genutzt Im November 1918 dankte der letzte Grossherzog ab und 1919 entstand der Freistaat Baden Nach 1922 richtete die Stadt Karlsruhe seit 1715 entstandene Residenzstadt in den ehemaligen Kasernen neben Gewerbebetrieben und sozialen Einrichtungen Notwohnungen ein 1935 wurde dann die Polizeischule nach Gottesaue verlegt Die Baumassnahmen fur die beabsichtigte Nutzung des Schlosses als Polizeikaserne stellte man wegen der Kriegsereignisse 1940 ein Am 27 Mai 1944 wurden bei einem Luftangriff auf Karlsruhe auch grosse Teile des Schlosses und viele andere Gebaude in Gottesaue zerstort Nach der zur Sicherung der Ruine notwendigen Sprengung weiterer Teile blieb nur noch etwa die Halfte der Aussenwande zweier Geschosse stehen Von 1982 bis 1989 wurde das Schloss unter sichtbarer Einbeziehung vorhandener Reste rekonstruiert In seiner ausseren Gestalt entspricht das Bauwerk heute weitgehend dem Renaissance Schloss aus dem 16 Jahrhundert Nicht erhaltene Bauteile wurden mit modernen Materialien erganzt die Unterschiede zwischen alt und neu sichtbar belassen Die Architektin Barbara Jakubeit erhielt fur diese Arbeit 1991 den Hugo Haring Preis Als neuer Nutzer zog 1989 die Hochschule fur Musik Karlsruhe ein Name des Schlosses BearbeitenWahrend man im Webangebot der Stadt Karlsruhe meist Schloss Gottesaue liest und auch eine angrenzende Strasse so heisst befurwortet das Stadtarchiv Karlsruhe den Namen Schloss Gottesau da es in einem Werk von Emil Lecroix Die Kunstdenkmaler des Amtsbezirks Karlsruhe Land Karlsruhe 1937 so genannt wird Einzelnachweise Bearbeiten BL Karlsruhe Hs Karlsruhe Nr 526 ed Mone S 153 GLA Karlsruhe A 118 Nach Rossling Ruckert Schwarzmaier S 30 Nach Rossling Ruckert Schwarzmaier S 32 Literatur Bearbeitennach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Clemes Kieser Respekt und Courage Neugewinnung des Schlosses Gottesaue in Karlsruhe In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 50 Jg 1 2021 S 52 54 Franz Josef Mone Quellensammlung der badischen Landesgeschichte Bd 2 Karlsruhe 1851 W Rossling Peter Ruckert Hansmartin Schwarzmaier Bearb 900 Jahre Gottesaue Spurensuche Spurensicherung Hrsg vom Forderverein des Generallandesarchivs Karlsruhe Karlsruhe 1994 Peter Ruckert Hrsg Gottesaue Kloster und Schloss Braun Verlag Karlsruhe 1995 Gunther Haselier Gottesaue In Germania Benedictina Bd 5 Die Benediktinerkloster in Baden Wurttemberg Augsburg 1975 S 253 260 Peter Ruckert Die Benediktinerabtei Gottesaue Studien zu ihrer Geschichte und den benediktinischen Reformen im deutschen Sudwesten Studien zur Germania Sacra Neue Folge 11 Berlin Boston 2020 ISBN 978 3 11 069698 1 doi 10 1515 9783110697018 abgerufen uber De Gruyter Online Anja Stangl anno Domini mcx Grabsteine als steinerne Urkunden des Klosters Gottesaue In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 28 Jg 1999 Heft 3 S 131f doi 10 11588 nbdpfbw 1999 3 12933Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Gottesaue Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Germania Sacra Geschichte des Schlosses Musikhochschule mit vielen Bildern Archivversion Wiederaufbau Schloss Gottesaue Stadt Karlsruhe 2002 Stadtlexikon Karlsruhe49 004513888889 8 4272222222222 Koordinaten 49 0 16 3 N 8 25 38 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Gottesaue amp oldid 234133912