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Die Schildlause oder Coccoidea sind eine Uberfamilie der Insekten und gehoren zu den Pflanzenlausen Sternorrhyncha Von den bekannten 3000 Arten leben in Mitteleuropa uber 150 und 153 auch in Deutschland 1 Die Korperlange der Tiere betragt zwischen 0 8 und 6 mm die grosste Art Aspidoproxus maximus kann bis zu 38 mm lang werden Alle Schildlause ernahren sich von Pflanzensaft und gelten aus diesem Grund haufig als Schadlinge Ein typisches Beispiel fur das Schadverhalten ist die Buchenwollschildlaus SchildlauseAustralische Wollschildlaus Icerya purchasi SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang ParaneopteraOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Pflanzenlause Sternorrhyncha Uberfamilie SchildlauseWissenschaftlicher NameCoccoideaHandlirsch 1903SchildlauseMannliche SchildlausWeibliche SchildlausRohrenschildlause Orthezia urticae an einer BrennnesselDie mannlichen Schildlause sind in der Regel geflugelt Dabei sind die Hinterflugel zu Schwingkolbchen umgewandelt ausserdem besitzen sie keine Mundwerkzeuge und nehmen entsprechend auch keine Nahrung auf Die Weibchen leben meist in grossen Kolonien auf verschiedenen Pflanzenteilen Ihr Korper ist schildformig und haufig in eine Kapsel eingeschlossen bei vielen Arten sind die Weibchen vollkommen bewegungsunfahig Der lange Stechrussel wird in die Pflanze eingestochen Oft sind die Schildlausweibchen auch von einem Wachssekret uberzogen Parthenogenese kommt bei Schildlausen vor die erste Larve ist beweglich und setzt sich sehr schnell fest Die Weibchen legen unter ihrem Schild riesige Mengen an Eiern ab Die Junglarven schlupfen etwa ab Juli und wandern dann auf Blatter und junge Triebe Durch die Saugtatigkeit kommt es wahrend des Sommers zu Honigtaubildung Aus Schildlausen kann der Farbstoff Karmin gewonnen werden Inhaltsverzeichnis 1 Systematik der Schildlause 2 Verbreitung 3 Ernahrung 4 Schildlause als Schadlinge 4 1 Ursache eines Befalls 4 2 Vorbeugung und Bekampfung 5 Schildlause als Nutzlinge oder Symbionten 5 1 Schildlause als Farbstoff 5 2 Nutzung als Lack 5 3 Nutzung von Wachs 5 4 Nutzung des Honigtaus 5 5 Schildlause als Nahrung 5 6 Nutzung in der Homoopathie 6 Fossile Belege 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSystematik der Schildlause BearbeitenSchildlause sind auch in Mitteleuropa durch eine Reihe von Taxa mit Familienrang vertreten Schildlause Deckelschildlause Diaspididae Pockenlause Asterolecaniidae Rohrenschildlause Ortheziidae Hohlenschildlause Margarodidae Napfschildlause Coccidae Eichennapflause Kermesidae Schmier und Wolllause PseudococcidaeVerbreitung BearbeitenVor allem im Winter und Fruhjahr Auf verschiedenen Zimmerpflanzen meist an den Blattunterseiten den Blattadern und den Asten Haufig an Palmen Oleander Ficus Orchideen Aralien Sie befallen gerne Farne und hartlaubige Gewachse wie Zitruspflanzen oder Lorbeer Da eine erwachsene Schildlaus ihren Standort in der Regel beibehalt ist sie auf eine gute Tarnung angewiesen Meist lebt sie deshalb auf Blattunterseiten oder auf Asten und ist farblich ihrer Umgebung angepasst Man erkennt das Vorhandensein von Schildlausen oft erst an deren klebrigen Ausscheidungen als Tropfen auf Blattern und am Boden oder am Auftauchen von Ameisen Ernahrung BearbeitenSchildlause ernahren sich hauptsachlich von im Pflanzensaft vorhandenen Eiweissen Da Pflanzensaft abgesehen von Wasser aber hauptsachlich Zucker enthalt scheiden manche Napfschildlausarten den Uberschuss als klebrig klare Honigtautropfen wieder aus Damit die Laus dabei nicht selbst verklebt schleudert sie die Tropfen von sich weg Schildlause als Schadlinge BearbeitenEinige Schildlausarten gehoren zu den wirtschaftlich wichtigsten Schadlingen in der Landwirtschaft Beispielsweise sind die Ananasschmierlaus Dysmicoccus brevipes und Dysmicoccus neobrevipes zwei der Hauptschadlinge an Ananaspflanzen Asterolecanium coffeae ist einer an Kaffee und die Australische Wollschildlaus Icerya purchasi ist es an Zitrusfruchten Neben Blattlausen und Weissen Fliegen gehoren Schildlause zu den haufigsten Schadlingen an Zimmerpflanzen Sie entziehen der Pflanze Nahrstoffe Durch den ausgeschiedenen Honigtau einiger Napfschildlausarten und die nachfolgende Bildung von Russtaupilz wird die Photosynthese beeintrachtigt Deckelschildlause geben giftige Stoffe in die Pflanzen ab All dies hemmt das Wachstum der Pflanze und tragt im Extremfall zum Absterben des Wirtes bei Honigtau kann fur den Menschen storend sein In Wohnungen verklebt er Boden Mobel und Fenster im Freien Autoscheiben Im Weinbau kann er den Geschmack des Weines beeintrachtigen Ursache eines Befalls Bearbeiten Die Ursache eines Schildlausbefalls liegt meistens bei den ungunstigen Rahmenbedingungen der Pflanze Die Schildlause stellen also meist nur das Symptom dar Schildlause befallen gerne geschwachte und mit Stickstoff uberdungte Pflanzen Im Winter bekommen viele Zimmerpflanzen zu wenig Licht und stehen sehr warm Hierdurch verandert sich die Zusammensetzung des Pflanzensaftes und bietet gunstige Bedingungen fur eine schnelle Vermehrung der Tiere Vorbeugung und Bekampfung Bearbeiten Als verbessernde Massnahme sollen in erster Linie die Standortbedingungen der Pflanze und damit die Gesundheit der Pflanze verbessert werden Hellerer kuhlerer Standort Der Boden soll gelockert gemulcht und mit Kompost aufgelockert werden Passende Duftkrauter Bohnenkraut zu Bohnen Lavendel zu Rosen Kapuzinerkresse in Baumscheiben Bei schwachem Befall an Einzelpflanzen reicht das Abwischen der Tiere von den Pflanzen mit einem befeuchteten Lappen oder einer Burste eventuell mit Seifenwasser aus Besonders schonend und effizient ist das Abduschen mit einem starken Wasserstrahl Im Fruhjahr die Stammmutter zerdrucken Es eignen sich zudem Spritzbruhen aus Zwiebel oder Kartoffelschalen Rhabarberblattern Knoblauch Brennnessel Rainfarn Wermut oder auch Algenpraparate Bei starkerem Befall und in Flachenkulturen konnen olhaltige Schadlingsbekampfungsmittel eingesetzt werden In Flachenkulturen soll unbedingt die Fruchtfolge und Mischkultur beachtet werden Unter extremen Umstanden kann auf Dimethoat Praparate zum Beispiel Bi 58 Perfekthion Rogor usw als systemischem Pflanzenschutzmittel zuruckgegriffen werden Gegen Schildlause gibt es zudem verschiedene Nutzlinge die auf jeweils eine Lausart spezialisiert sind So ist zum Beispiel gegen Woll und Schmierlause im Gewachshaus und Wintergarten der Einsatz australischer Marienkafer moglich Weitere naturliche Feinde der Schildlaus sind Florfliegen Schwebfliegen Schlupfwespen Raubwanzen Ohrwurmer und Gallmucken Die genaue Artenbestimmung der Schildlause durch eine Fachperson wird deshalb empfohlen Schildlause als Nutzlinge oder Symbionten BearbeitenOft wird verkannt dass Schildlause nicht nur Schadlinge sondern auch Nutzlinge sind Teilweise gehen sie Symbiosen ein mit anderen Tieren oder sogar auch mit dem Menschen Schildlause als Farbstoff Bearbeiten Die Herstellung des intensiv roten Farbstoffes Kermes aus Schildlausen ist seit der Antike bekannt und war zeitweise von hoher okonomischer Bedeutung Im Mittelmeerraum wurde dafur die auf Wurzeln immergruner Eichen lebende Art Kermes vermilio verwendet Porphyrophora polonica diente im Mittelalter in Osteuropa als gunstigerer Ersatz fur Karminrot Seit der Entdeckung Amerikas wurden beide weitgehend von Cochenille echtes Karmin dem Farbstoff der amerikanischen nur auf dem Feigenkaktus Opuntia ficus indica lebenden Dactylopius coccus verdrangt sie war schon den Azteken bekannt Der Farbstoff war zeitweise nach den Edelmetallen Gold und Silber das drittwichtigste Importgut aus der Neuen Welt 2 irrtumlich wird stattdessen oft die Art Protortonia cacti unter ihrem alten Synonym Coccus cacti als Erzeuger angegeben Seltener wurde auch die in der Kaukasusregion lebende Porphyrophora hamelii oder die ostasiatische Lackschildlaus Kerria lacca Farberlack eingesetzt Als Lebensmittelfarbstoff E 120 wird Karmin Koschenille vor allem in bunten Bonbons verwendet zudem auch in Marmeladen Susswaren und alkoholischen Getranken Bei in Deutschland erhaltlichem Campari ist es jedoch seit einiger Zeit nicht mehr enthalten Nutzung als Lack Bearbeiten Die in Sud und Sudostasien beheimatete Lackschildlaus Kerria lacca liefert den Schellack Die wohl beruhmteste Anwendung sind die Schellack Schallplatten in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts und das Haarspray Heute wird es in der Mobelpflege und im Mobelbau im Musikinstrumentenbau speziell fur Geigen und in der Lebensmittelindustrie als Uberzugsmittel E 904 zum Beispiel von Schokoladendragees verwendet Nutzung von Wachs Bearbeiten Die mannlichen Larven der chinesischen Wachsschildlause Ericerus pela produzieren China oder Pelawachs Ein ahnliches Wachs wird auch von den Larven der indischen Wachsschildlaus Ceroplastes ceriferus Syn Coccus ceriferus Indische Wachsschildlaus abgeschieden Sowie von weiteren Ceroplastes Arten z B Ceroplastes irregularis Hier scheiden sowohl mannliche als auch weibliche Larven das Wachs ab Auch die in Sudamerika beheimatete Llaveiella taenechina Syn Coccus Axin liefert Axinwachs 3 Nutzung des Honigtaus Bearbeiten Ameisen Ihnen dient der Honigtau als Nahrung Sie melken die Lause buchstablich beschutzen diese und tragen zur ortlichen Ausbreitung der Junglause bei Wespen Sie nutzen den kohlenhydratreichen Honigtau als Nahrung Sie tragen zur Bestaubung der Wirtspflanze bei Bienen Sie sammeln Honigtau und machen daraus Waldhonig auch Honigtauhonig genannt Menschen Die Beduinen verarbeiteten schon in biblischen Zeiten den Honigtau hauptsachlich der auf Tamarisken lebenden Sinai Schildlaus Trabutina mannipara zu Manna und verkauften ihn als Sussmittel 4 5 6 Pflanzen Einige Wirtspflanzen profitieren von dem auf dem Honigtau wachsenden Schimmelpilz insofern indem dieser sie vor dem Bewuchs durch Schmarotzerpflanzen schutzen kann wie zum Beispiel Lianen Schildlause als Nahrung Bearbeiten Vogel und Insekten Verschiedene Vogel und Insektenarten haben Schildlause auf ihrem Speiseplan Sie spielen somit bei der Bekampfung von Schildlausen eine Rolle siehe oben Manche Schildlausarten hingegen haben dagegen einen Schutz gefunden Wegen ihrer bitteren Korperflussigkeit werden sie von ihren Feinden gemieden Nutzung in der Homoopathie Bearbeiten In der klassischen Homoopathie wird die Schildlaus Coccus cacti zur Herstellung von Globuli verwendet Das Mittel wird eingesetzt gegen Spastischen Husten Keuchhusten und Asthma Eine uber den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung ist wie allgemein bei homoopathischen Praparaten nicht nachgewiesen Fossile Belege BearbeitenSchildlause kommen insbesondere als Einschlusse im Baltischen Bernstein artenreich vor sind aber auch in kreidezeitlichem und tertiarem Bernstein anderer Lagerstatten nachgewiesen 7 Ansonsten sind Fossilien dieser Insektengruppe ausserst selten Als altester Beleg gilt ein Fund aus der Obertrias Rhat oder dem Unterjura Kirgisistans Familie Mesococcidae 8 Als altester Beleg fur Brutpflege einer Schildlaus Wathondara kotejai gilt ein Fund in kreidezeitlichem Birmit 9 Literatur BearbeitenBernhard Klausnitzer Coccina Schildlause In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena 1997 ISBN 978 3 437 20515 6 S 654 655 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Coccoidea Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Verordnung betreffend die Einfuhr lebender Pflanzen und frischen Obstes aus Amerika Deutschland 1898 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Gunter Kohler Rote Liste der wildlebenden Schildlause Insecta Coccina Thuringens 1 Fassung Stand 11 2010 Link C K Chavez Moreno A Tecante A Casas 2009 The Opuntia Cactaceae and Dactylopius Hemiptera Dactylopiidae in Mexico a historical perspective of use interaction and distribution In Biodiversity and conservation Vol 18 No 13 3337 3355 Wilhelm Halden Adolf Grun Analyse der Fette und Wachse 2 Band Springer 1929 ISBN 978 3 642 89318 6 S 578 Frank Leimkugel Und als der Tau weg war siehe da lag s in der Wuste rund und klein wie der Reif auf dem Lande Die Sinai Expedition der Hebraischen Universitat von 1927 zur Klarung des Manna Phanomens In M Kaasch J Kaasch Biologie und Gesellschaft Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie Band 17 2012 S 249 253 Avionoam Danin A sweet exudate of Hammada another source of manna in Sinai In Economic Botany 1972 S 373 375 Danin PDF E Schmitschek Manna In Anz Schadlingskde Pflanzenschutz Umweltschutz Band 53 1980 S 113 121 doi 10 1007 BF01902910 PDF W Weitschat W Wichard Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein Pfeil Munchen 1998 ISBN 978 3 931516 45 1 Arno Hermann Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 3 2 Auflage Jena 1978 DNB 790161656 100 Millionen Jahre alte Schildlaus betrieb Brutpflege In labo de abgerufen am 9 Juni 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schildlause amp oldid 237407814