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Der Gemeine Rhabarber Rheum rhabarbarum genauer Gewohnlicher Rhabarber 1 auch Gemuse Rhabarber oder Krauser Rhabarber ist eine Pflanzenart aus der Familie der Knoterichgewachse Polygonaceae Die geschalten oder ungeschalten Blattstiele dieser Nutzpflanze werden unter anderem zu Kompott Konfituren Kuchen und auch zu Saft verarbeitet Gewohnlicher RhabarberGewohnlicher Rhabarber Rheum rhabarbarum SystematikEudikotyledonenKerneudikotyledonenOrdnung Nelkenartige Caryophyllales Familie Knoterichgewachse Polygonaceae Gattung Rhabarber Rheum Art Gewohnlicher RhabarberWissenschaftlicher NameRheum rhabarbarumL Ausschnitt eines Blutenstandes Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung und Phanologie 2 1 Vegetative Merkmale und Inhaltsstoffe 2 2 Generative Merkmale 3 Ursprung und Geschichte des Anbaues 4 Anbau 4 1 Sorten 4 2 Nutzung 4 3 Inhaltsstoffe 4 4 Krankheiten und Parasiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name Rheum rhabarbarum stammt vom mittellateinischen Wort rheu barbarum in der Bedeutung einer fremdlandischen Wurzel rheum fur Wurzel und barbarus fur auslandisch fremd Vgl Barbar Bei seiner Ankunft in Europa im 18 Jahrhundert wurde die deutsche Bezeichnung aus dem italienischen Wort rabarbaro entlehnt entsprechend dem franzosischen rhubarbe und dem spanischen sowie portugiesischen ruibarbo 2 Zur Etymologie vgl auch Rhabarber Beschreibung und Phanologie Bearbeiten nbsp Blutenstand nbsp Bluten von Rheum rhabarbarum nbsp Frisch gesetzter Rhabarber nbsp Fruhjahrsaustrieb nbsp FruchtstandVegetative Merkmale und Inhaltsstoffe Bearbeiten Der Rhabarber ist eine sommergrune ausdauernde krautige Pflanze und wird bis zu 2 m hoch Nach der Keimung bildet Rhabarber eine Primarwurzel die sich zunachst zu einer fleischigen dicken Rube entwickelt welche recht kurzlebig ist Der Primarspross entwickelt sich im zweiten Jahr zu einer Knolle in den folgenden Jahren verdicken auch die Seitenachsen und es entstehen Sekundarknollen um die inzwischen weitergewachsene Primarknolle Es entstehen derart 25 30 verdickte Sprossachsen Es werden dicke unregelmassige Rhizome gebildet Oberirdische Teile sterben im Herbst ab Die Ruhephase beginnt im August und September Der Wiederaustrieb erfolgt im Fruhjahr mit unterirdischen Knospen Die in einer grundstandigen Blattrosette zusammenstehenden relativ grossen Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der dicke fleischige feingerillte faserige und kantige hellgrune bis rotliche teils weissliche Blattstiel ist bis zu 70 cm lang und bis zu 5 cm breit er besitzt eine braunliche Ochrea Die Blattstiele sind an der Oberseite flach bis leicht rinnenformig an der Unterseite rund Je nach Sorte ist der Blattstiel durch Anthocyane mehr oder weniger stark rot gefarbt Die dunkelgrune herzformige und abgerundete bis rundspitzige Blattspreite ist bis etwa 30 50 cm lang und bis 30 cm breit und dreieckig oder eiformig bis breiteiformig sie ist teils gerafft sowie teils ungleich gelappt bis unregelmassig gekerbt oder gezahnt der meist ganze Blattrand ist oft leicht gekraust Die Laubblatter enthalten im Jahresverlauf stark zunehmend gesundheitsschadliche Oxalsaure und konnen bei rohem Verzehr Erbrechen und Kreislaufstorungen verursachen 3 Generative Merkmale Bearbeiten Die Blutezeit reicht von Mai bis Ende Juni Fur die Blutenbildung ist ein Kaltereiz notig Vernalisation der Temperaturen unter 10 C fur eine Dauer von 12 16 Wochen erfordert Der rispige Blutenstand ist bis 40 cm hoch und enthalt bis zu 500 Bluten Die kleinen Bluten mit hellgrunlich cremefarbenem Perigon sind unscheinbar meist zwittrig und werden fremdbestaubt Die Fruchte sind einsamige und dreieckige und dreiflugelige orange braune Flugelnusse Achanen Die Flugelnusse sind 7 10 mm lang die Breite betragt 6 8 mm 4 die Flugel sind etwa 3 4 mm breit die Tausendkornmasse der Samen betragt etwa 11 22 g 5 6 Die Chromosomenzahl betragt 2n 44 7 Ursprung und Geschichte des Anbaues BearbeitenRhabarber stammt aus dem Himalaya Seit dem 11 Jahrhundert gelangte Rheum rhabarbarum L als Importware aus Zentralasien oder China uber die arabische Medizin des Mittelalters und die Schule von Salerno in die abendlandische Medizin des Mittelalters wo nicht wie heute die Stangel sondern vor allem die unterirdischen Sprossachsen insbesondere zur Zubereitung von Arzneimitteln Verwendung fanden 8 Im 16 Jahrhundert wurde er in Russland angebaut und gelangte im 18 Jahrhundert in andere Teile Europas Uber Frankreich und die Niederlande kam er nach England wo der Anbau seit 1753 belegt ist Die Treiberei wurde als erstes von Gartnern in Chelsea betrieben und spater in Yorkshire perfektioniert Der erste gewerbsmassige Anbau in Deutschland erfolgte 1848 in Hamburg Kirchwerder und breitete sich von Norden nach Suden aus 1937 betrug die Anbauflache in Deutschland 1700 ha 1993 zwischen 350 und 400 ha 2021 etwa 1440 ha 9 Seit 1947 wird Rhabarber in den USA gesetzlich als Obst betrachtet nbsp Frisch geerntete Rhabarber Blattblatter mit Blattstielen nbsp in einer GemusesteigeAnbau BearbeitenFur den Anbau sind mittelschwere tiefgrundige und gut wasserhaltende Boden mit einem pH Wert zwischen 5 6 und 7 2 am besten geeignet Die klimatischen Anspruche des Rhabarbers sind bescheiden er hat lediglich einen recht hohen Wasserbedarf Die Flachen fur den Anbau mussen frei von Nematoden und Wurzelunkrautern sein Gunstig ist der Anbau nach einem Wiesenumbruch dem Umpflugen einer Wiese Rhabarber wird mit oder ohne Folienbedeckung im Freiland angebaut und in Raumen als Treiberei Die Vermehrung erfolgt vorwiegend vegetativ durch Teilung der Rhizome Uber In vitro Vermehrung uber Pflanzliche Gewebekultur konnen virusfreie Pflanzen gewonnen werden Im Freiland erfolgt die erste Ernte im zweiten Jahr nach dem Setzen Die Kultur dauert meist funf bis sechs Jahre Hier wird nur bis etwa Ende Mai geerntet in den Folgejahren bis Ende Juli Die handische Ernte fur den Frischmarkt erfolgt oft alle acht bis 14 Tage Ernte fur die Verarbeitungsindustrie oft nur zweimal pro Saison Die jungen Blutenstande werden bei der Ernte der Blatter abgebrochen um den Ertrag zu erhohen Die Ertrage konnen 20 45 t Marktware pro Hektar erreichen Unter geeigneten Bedingungen 0 1 C und 90 95 relative Luftfeuchte lasst sich Freilandrhabarber bis drei Wochen lang lagern Rhabarber ist empfindlich gegenuber Ethylen und muss daher luftdurchlassig gelagert werden Rhabarber wird in Gewachshausern oder in Gebauden getrieben Die optimalen Bedingungen liegen hierfur zwischen 12 und 16 C und 85 90 relativer Luftfeuchte Die Rhizome werden hierzu in lockerem Boden eingeschlagen Das Austreiben bei Licht fuhrt zur bevorzugten Rotfarbung der Stangel In England wird Rhabarber traditionell unter speziellen Tontopfen getrieben Traditionelles Ende der Erntesaison wie auch fur Spargel ist der Johannistag Sorten Bearbeiten Sorten unterscheiden sich vor allem durch innere und aussere Stielfarbe Wuchslange Stieldicke und Zeitpunkt des Austriebs und der Ernte Glaskin s Perpetual Timperley Early Holsteiner Blut rotstielig Elmsblitz Stiel auch innen rot Rote Delikatess 10 Amerikanische Riesen 11 Nutzung Bearbeiten Die Blattstiele werden je nach Sorte und Alter der Stiele geschalt und meist geschnitten weiterverarbeitet Rhabarber gilt wegen seiner Zubereitung gemeinhin als Obst obwohl er eigentlich zu den Gemusen zahlt 12 Die bekanntesten Zubereitungen sind Konfituren und Kompott beides auch in industriellem Massstab sowie Kuchen Daruber hinaus wird Rhabarber auch zu Saft oder Most verarbeitet Wegen des hohen Saureanteils wird Rhabarber eher selten als Gemuse verwendet Beliebt ist Rhabarber wegen seines erfrischenden pikant sauerlichen Geschmacks und des niedrigen Energiegehalts Inhaltsstoffe Bearbeiten Die Blattstiele enthalten durchschnittlich 94 5 g Wasser je 100 g essbarer Frischsubstanz Die 1 3 g Kohlenhydrate verteilen sich recht gleichmassig auf Glucose Fructose Saccharose und Starke Ausserdem sind 0 6 g Protein 0 1 g Fette und 3 2 g Ballaststoffe enthalten An Mineralstoffen sind in 100 g 270 mg Kalium 50 mg Calcium 25 mg Phosphor 13 mg Magnesium und 0 5 mg Eisen enthalten An Vitaminen sind Vitamin C mit 10 mg Vitamin A Carotin mit 0 07 mg Vitamin B1 mit 0 025 B2 mit 0 030 und Niacin mit 0 25 mg zu nennen Der Energiewert betragt 54 kJ 13 kcal 13 Wichtig fur den Geschmack sind die Fruchtsauren vor allem Apfel und Citronensaure in Verbindung mit dem Zucker Sorten mit rotem Mark enthalten weniger Fruchtsauren als solche mit grunem Mark Die Sorte Ras Versteeg enthalt rund 1 5 g Apfel und 0 1 g Citronensaure auf 100 g essbare Frischsubstanz 13 In den Stielen sind im Schnitt 460 mg Oxalsaure je 100 g Frischsubstanz enthalten Dieser hohe Gehalt wirkt beim Menschen calciumzehrend Bei nieren und gallenkranken Menschen sowie bei Kindern ist Vorsicht geboten 13 Die abfuhrende Wirkung von Rhabarber beruht wahrscheinlich auf dem Anthrachinon das die Peristaltik anregt Medizinisch werden meist die Wurzeln von Rheum palmatum verwendet nicht die des Gemuse Rhabarbers 13 Krankheiten und Parasiten Bearbeiten Wirtschaftlich bedeutend ist die Rhabarbermosaikkrankheit die vor allem durch das Arabis Mosaikvirus arabis mosaic virus und das Kohlschwarzringvirus turnip mosaic virus verursacht wird Dadurch verfarben sich im April Mai die Interkostalfelder der Blatter gelb Wichtig sind auch die Fadenwurmer vor allem Stangelalchen Ditylenchus dipsaci Rubenzystenalchen Heterodera schachtii und Wurzelgallenalchen Meloidogyne naasi Blattkafer Blattlause und Raupen fuhren meist nicht zu Ertragsminderung Literatur BearbeitenTorkild Hinrichsen Rhabarber Rhabarber Husum Verlag Husum 2003 ISBN 3 89876 102 9 Georg Vogel Handbuch des speziellen Gemusebaues Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 5285 1 Rheum rhabarbarum in der Flora of North America Vol 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeiner Rhabarber Rheum rhabarbarum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Gemeiner Rhabarber In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Einzelnachweise Bearbeiten Rheum rhabarbarum L Gewohnlicher Rhabarber FloraWeb de Dudenredaktion Hrsg Das Herkunftsworterbuch 4 Auflage Bibliographisches Institut Mannheim 2007 ISBN 978 3 411 04074 2 Lemma Rhabarber Rheum rhabarbarum auf vetpharm uzh ch abgerufen am 5 Januar 2018 Vit Bojnansky Agata Fargasova Atlas of Seeds and Fruits of Central and East European Flora The Carpathian Springer 2007 ISBN 978 1 4020 5361 0 S 121 Marcel M Duda Florin Imbrea et al Research on Values of 1000 Seeds Weight in some Medicial Plants In Research Journal of Agricultural Science 42 1 2010 online PDF 529 kB auf researchgate net abgerufen am 5 Dezember 2017 P Torok E Toth K Toth et al New measurements of thousand seed weights of species in the Pannonian flora In Acta Botanica Hungarica 58 1 2 2016 S 187 198 doi 10 1556 034 58 2016 1 2 10 online PDF 239 kB bei Univ of Debrecen abgerufen am 5 Dezember 2017 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 332 Ruth Spranger Meister Nikolaus von Frankenfurt und sein Rhabarber Traktat Eine Randnotiz zum Breslauer Arzneibuch In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 17 1998 S 175 179 hier S 175 Statistisches Bundesamt Fachserie 3 Land und Forstwirtschaft Fischerei Reihe 3 1 3 S 7 Mollers Deutsche Gartner Zeitung Band 36 1926 S 10 Mollers Deutsche Gartner Zeitung Band 36 1926 S 10 Leitsatze fur Obsterzeugnisse Punkt 1 1 2 Memento des Originals vom 8 Mai 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www deutsche lebensmittelbuch kommission de a b c d Georg Vogel Handbuch des speziellen Gemusebaues Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8001 5285 1 S 841 851 Normdaten Sachbegriff GND 4177974 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeiner Rhabarber amp oldid 233582338