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Rottenknechte ist ein 5 teiliger DDR Fernsehfilm aus dem Jahr 1971 Regie Frank Beyer Das Doku Drama behandelt das Schicksal von Matrosen der Kriegsmarine und ihrer NS glaubigen Offiziere in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit FilmTitel RottenknechteProduktionsland DDRErscheinungsjahr 1971Lange 340 60 63 74 83 60 DVD 330 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Frank BeyerDrehbuch Frank Beyer Klaus Poche Gerhard Stueber 1 Produktion DEFA fur den Deutschen FernsehfunkMusik Karl Ernst SasseKamera Gunter MarczinkowskySchnitt Hildegard Conrad NollerBesetzungKarl Albert Gustav Kolle Axel Dietrich Wilhelm Bretzke Kaspar Eichel Rolf Peters Dietmar Richter Reinick Hans Helmut Klose Peter Friedrichson Grummers Rudiger Hubertus Gumm Heinz Wilkowski Peter Hill Bruno Rust Peter Hladik Helmut Suss Uwe Karpa Anton Roth Dieter Mann Heinrich Glasmacher Kopf der Meuterei Dieter Montag Gerhard Prenzler Kjeld Norgaard Heuer Frank Obermann Martin Schilling Klaus Piontek Krause Willi Schrade Helmut Nuckelt Peter Radestock Reinhold Kolenda Hans Peter Reinecke Fritz Wehrmann Helmut Schellhardt Rudolf Petersen Jaecki Schwarz Kurt Schwalenberg Gunter Junghans Kurt Karl Thiele Gustav Ritz Klaus Peter Thiele Karl Heinz Merkel Wolfgang Dehler Hugo Pahl Gunter Naumann Kmetsch 2 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Formale Gestaltung 3 Produktionsgeschichte 4 Hintergrunde und Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten Schnellboote besetzt mit jungen deutschen Marineoffizieren durchfurchen mit hochschaumender Bugwelle die ruhige See halten auf die Kamera zu dazu singt Hans Albers La Paloma mit Seemannsromantik und Heldenpathos beginnt der Funfteiler Rottenknechte 3 Es ist Anfang Mai 1945 Grossadmiral Karl Donitz versucht mit den Westalliierten eine Teilkapitulation auszuhandeln Mit den dadurch frei werdenden Truppen will er den Kampf gegen die Sowjetunion fortsetzen Ein Minensuchboot wird Richtung Baltikum kommandiert wo die Evakuierung von SS Truppen durch Kapitanleutnant Hans Helmut Klose vorbereitet wird Nach Durchsickern der Nachricht von der bedingungslosen Kapitulation zetteln einige Matrosen des Schiffs eine Meuterei an setzen ihre Offiziere fest und nehmen Kurs in Richtung Heimat Doch unterwegs begegnen sie Schnellbooten unter Kommodore Rudolf Petersen Fuhrer der Schnellboote der die Deserteure festsetzt Ein Standgericht verurteilt elf der meuternden Matrosen zum Tode Kolenda Bretzke Peters Rust Kolle Glasmacher Ritz Nuckelt Prenzler Roth und Wilkowski vier erhielten Zuchthausstrafen und funf wurden freigesprochen Die Todesurteile wurden am 5 Mai 1945 in der Bucht von Sonderborg vollstreckt zu einem Zeitpunkt als sich britische Truppen bereits auf danischem Boden befinden und die Teilkapitulation ein Ende aller Kampfhandlungen an den Frontabschnitten im Norden vorsah Zeitgleich ankert das zweite Schnellboot des Schnellbootbataillons 4 in Danemark Auf eigene Faust brechen einige Matrosen in Richtung Heimat auf werden aber von danischen Widerstandskampfern gestellt und zum Stutzpunkt zuruckgebracht Dort werden drei von ihnen Wehrmann Schilling und Gail erschossen am 10 Mai zwei Tage nach der bedingungslosen Gesamtkapitulation Nach dem Krieg kommt es zu keiner ordentlichen gerichtlichen Aufarbeitung der Falle Keiner der fur die Hinrichtungen Verantwortlichen wird verurteilt wie Karl Heinz Merkel als Leiter des Erschiessungskommandos Helmut Suss oder Hugo Pahl Die beteiligten Offiziere dienen sich unmittelbar nach Kriegsende den Westalliierten an und setzen in deren Auftrag ihren Kampf gegen die Sowjetunion fort Klose fuhrt im Auftrag der Briten mit seinen Schnellbooten Spionageeinsatze durch und versucht vergeblich mit baltischen Partisanen einen Bruckenkopf in Kurland zu errichten Die ehemaligen NS Offiziere erreichen schliesslich wie Rudolf Petersen oder Hans Helmut Klose hohe Positionen in der Bundesmarine und der NATO Die Darstellung endet mit der realen Flottenparade anlasslich des 11 Jahrestages der Nationalen Volksarmee am 1 Marz 1967 in Peenemunde Dort wurden drei Landungsboote nach ermordeten Matrosen der M 612 benannt 5 Den Titel erklart Regisseur Beyer so Das merkwurdige Wort Rottenknechte war ein Fachbegriff aus der deutschen Kriegsmarine Zwei Schnellboote bildeten eine Rotte der Kommandant des ersten Bootes war der Rottenfuhrer der des zweiten der Rottenknecht 6 Formale Gestaltung BearbeitenIm Film wird Dokumentarisches und Fiktives auf drei Gestaltungsebenen verknupft 1 Spielszenen Szenische Rekonstruktion 2 Dokumentarfilmbilder und eingeblendete Dokumente sowie Interviews mit den damals Beteiligten und Zeugen 3 erklarende sowie wertende Sprechertexte teilweise mit Landkarten und Untertiteln bebildert Angelehnt an Eisensteins Montagetheorie werden die Szenen sowohl horizontal in Parallelmontage verknupft als auch vertikal montiert indem verschiedene zeitliche Ebenen verbunden werden So sind etwa stumme Spielszenen mit zeitgenossischen Originaltonen und spateren Zeugenaussagen unterlegt gelesene Tagebuchnotizen und Fotos werden mit der Spielhandlung kombiniert Der Film ist episch angelegt Immer wieder werden die Handlungsablaufe durch Szenenwechsel oder durch das Einbeziehen von Dokumenten unterbrochen Bewusst wird die Spannung vom Ausgang auf den Gang der Handlung verlagert Bestimmte szenische Situationen werden wiederholt Matrosen auf dem Fussmarsch nach Hause Gerichtsverhandlungen u a und bestimmte Ergebnisse der Handlungen in Sequenzen zusammengefasst um sie im Bewusstsein der Zuschauer festzuhalten 7 Produktionsgeschichte BearbeitenRottenknechte wurde 1969 70 in 155 Drehtagen fertiggestellt 8 Der mit Drehverbot belegte Frank Beyer erhielt mit diesem Fernsehfilm seinen ersten Regieauftrag seit dem Verbot seines Films Spur der Steine 1966 Beyer war nicht die erste Wahl Der ursprungliche Regisseur Hans Joachim Hildebrand war am 6 Marz 1969 nach wenigen Drehtagen wegen Arbeitsmangeln abgelost worden Das von ihm gedrehte Material war als unbrauchbar bewertet worden Ausserdem hatte es Probleme mit staatlichen Stellen gegeben weil sich Darsteller in NS Uniformen in der Stadt und deren Kneipen gezeigt hatten Auch der Produktionsleiter wurde abgelost Am 2 April 1969 ubernahm Beyer die Regie 9 Unter seiner Leitung wurde das Drehbuch dann vollig umgearbeitet 10 Die Aussenaufnahmen drehte man im Greifswalder Bodden und auf der Insel Rugen wo die Boote im kleinen Hafen von Lauterbach lagen Zu sehen sind im Film auch Aufnahmen des Seebads Lubmin Parow Wieck Greifswald der Hafen von Stralsund und Szenen die vor der Halbinsel Fischland Darss Zingst gedreht wurden Als Minensuchboot M 612 diente ein Minenleg und Raumboot MLR Boote der Volksmarine vom Typ Habicht 9 Zwei ausser Dienst gestellte Schnellboote der Volksmarine vom Typ Projekt 183 die wahrend der Dreharbeiten von Besatzungen der 6 Flottille der Volksmarine gefahren wurden 8 9 baute man zu den von Klose genutzten Kriegsmarine Schnellbooten um 11 Fachberater war der damalige Fregattenkapitan Horst Schulze 1917 2008 8 12 Hintergrunde und Rezeption BearbeitenDer Drehbucherstellung zu Rottenknechte war eine mehrjahrige Propagandakampagne der DDR gegen die Bundesmarine und eine grosse Anzahl von westdeutschen Marineoffizieren und Marinerichtern vorausgegangen die als Nazis und Kriegsverbrecher bezeichnet wurden In der FDJ Zeitung Junge Welt JW erschien dazu zwischen dem 29 Oktober 1966 und dem 26 Mai 1967 eine 29 teilige Artikelserie deren Beitrage in zahlreichen DDR Zeitungen nachgedruckt wurden Auch die westdeutschen Zeitschriften Stern und Der Spiegel nahmen das Thema auf Hauptautor der Artikelreihe war der JW Journalist Gerhard Stuchlik alias Gerhard Stueber der schliesslich auch das Filmszenario zu Rottenknechte schrieb Die Artikel zogen einen Bogen von den Handlungen dieser Personen im Zweiten Weltkrieg zu ihrer jetzigen erneut gegen die Sowjetunion und ihre Verbundeten gerichteten Tatigkeit Ein weiterer Schwerpunkt war die Schilderung von rechtswidrigen Marine Kriegsgerichtsverfahren und deren mangelnde Aufarbeitung und Ahndung in der Bundesrepublik 13 14 nbsp Die von Klose spater verwendeten Kriegsmarine Schnellboote 1945 nbsp TV Pressekonferenz Februar 1971 Frank Beyer linksDas Rottenknechte Drehbuch beruht auf realen Ereignissen die zwar propagandistisch ausgeschlachtet wurden deren Darstellung aber nach heutigem Kenntnisstand im Wesentlichen den Tatsachen entspricht Allerdings werden die verschiedenen Einzelvorgange miteinander dramaturgisch verbunden 13 Die Teile 1 3 halten sich eng an die Geschichte der Meuterei auf M 612 am 5 Mai 1945 und der Exekution der Meuterer dem sogenannten Mord in der Mollebucht Im Gegensatz zur Darstellung im Film und in Nachkriegsdarstellungen der DDR wurde im realen Fall von den Matrosen bei ihrer Aktion keine Rote Fahne gehisst 9 15 16 Ferner wird der Fall des Matrosen Fritz Wehrmann und seiner Kameraden 17 nacherzahlt Die meisten im Fernsehfilm verwendeten Namen entsprechen denen der realen Personen so die der hingerichteten Matrosen der des Flottillenchefs Hans Helmut Klose und der des Kommodore Rudolf Petersen Kriegsgerichtsherr im Fall Wehrmann u a 18 Die Teile 4 5 behandeln die Geschichte der Schnellbootgruppe Klose Dies war eine von Hans Helmut Klose geleitete Geheimdienst und Spionageeinheit die von 1949 bis 1956 aktiv war Klose war ab 1948 Mitarbeiter der Organisation Gehlen Im Auftrag des britischen Geheimdienst MI6 schleuste er mit seinem Schnellbootverband Agenten ins Baltikum und nach Polen ein Dabei waren die Boote als British Baltic Fishery Protection Service BBFPS getarnt Klose wurde spater Befehlshaber der Flotte der Bundesmarine 19 Rottenknechte wurde vom 8 bis 17 Januar 1971 uraufgefuhrt im DFF dem staatlichen Fernsehprogramm der DDR und stiess auf grosses Publikumsinteresse Zwei Wochen spater folgte eine Fernseh Pressekonferenz zum Thema Zusammenarbeit der imperialistischen Machte gegen die Sowjetunion nach 1945 in der unter anderem auch die in den beiden letzten Teilen des Fernsehfilms behandelten Vorgange behandelt wurden und an der Regisseur Frank Beyer teilnahm Die Fernsehausstrahlung und der in der Berliner Zeitung am 24 Januar 1971 erschienene Artikel Hans Helmut Klose die personifizierte Kontinuitat zwischen der Hitlerwehrmacht und der Bundeswehr fuhrten zu Untersuchungen im Bonner Verteidigungsministerium Dabei wurden die Darstellungen pauschal als Hetz und Hasskampagne bewertet 9 Dessen ungeachtet wurde Rottenknechte spater von der Bundeswehr zeitweilig als Lehr und Ausbildungsfilm verwendet 20 Vor 1990 wurde der Fernsehfilm mehrfach im DDR Fernsehen wiederholt und auch im Ausland gezeigt so im danischen und schwedischen Fernsehen Nach der Wiedervereinigung wurde er im ORB und MDR 1992 1999 2006 und 2013 gesendet wobei bei den letzten Ausstrahlungen nur die ersten drei Teile ausgestrahlt wurden 9 Literatur BearbeitenPresseabteilung des Deutschen Fernsehfunks Hrsg Rottenknechte Ein funfteiliger Fernsehfilm von Gerhard Stueber Klaus Poche Frank Beyer Fernsehdienst Sonderausgabe o O Berlin DDR 1970 Peter Hoff Rottenknechte Die ersten Opfer des Kalten Krieges In Ralf Schenk Hrsg Regie Frank Beyer Edition Hentrich Berlin 1995 ISBN 3 89468 156 X S 196 202 Frank Beyer Wenn der Wind sich dreht Meine Filme mein Leben Econ Verlag Munchen 2001 ISBN 3 548 60218 5 Weblinks BearbeitenRottenknechte in der Internet Movie Database englisch Rottenknechte auf fernsehenderddr deEinzelnachweise Bearbeiten d i der Journalist Gerhard Stuchlik 1927 am Film auch als Sprecher beteiligt ausfuhrlichere Crewlisten auf filmportal de und fernsehenderddr de abgerufen am 12 August 2013 Peter Hoff Rottenknechte Die ersten Opfer des Kalten Krieges In Ralf Schenk Hrsg Regie Frank Beyer Edition Hentrich Berlin 1995 S 196 202 Zitat S 196 Schnellboote haben kein Bataillon mutmasslich Flottille Der Augenzeuge 1967 12 DEFA Studio fur Wochenschau und Dokumentarfilme 17 Marz 1967 abgerufen am 12 August 2013 Frank Beyer Wenn der Wind sich dreht Meine Filme mein Leben Econ Munchen 2001 ISBN 3 430 11477 2 S 171 Film und Fernsehkunst der DDR Traditionen Beispiele Tendenzen Hochschule fur Film und Fernsehen der DDR Berlin DDR 1979 S 449 f a b c Ingo Pfeiffer Gegner wider Willen Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See Hartmann Miles Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 937885 57 5 S 316 a b c d e f Sigurd Hess Aufklarung und Propaganda Agitationen der DDR gegen die Bundesmarine wahrend des Kalten Krieges Teil 2 In MarineForum 3 2008 S 53 f Eberhard Fensch So und nur noch besser Wie Honecker das Fernsehen wollte Ed Ost Berlin 2003 ISBN 978 3 360 01047 6 S 131 S 130 S 208 und Nachkriegsboote der Silbermowe Klasse Nachruf Horst Schulze abgerufen am 12 August 2013 a b Sigurd Hess Aufklarung und Propaganda Agitationen der DDR gegen die Bundesmarine wahrend des Kalten Krieges Teil 1 In MarineForum 1 2 2008 S 45 47 Hugo Braun Die Rottenknechte Ein Verbrechen seine Geschichte und seine Enthullung in der Jungen Welt 1967 In junge Welt 29 Juni 2013 S 15 Dieter Hartwig Zum Kriegsende Gedenken an elf Opfer In Jens Graul Michael Kampf Hrsg Dieter Hartwig Marinegeschichte und Sicherheitspolitik Winkler Bochum 2003 ISBN 978 3 89911 019 7 S 124 128 zuerst in MarineForum 4 1990 Gunther Gribbohm 5 Mai 1945 Meuterei auf M 612 Zeitgeschichtliches in rechtlicher Sicht In Militargeschichte Band 10 2000 Heft 1 S 9 15 Norbert Haase Justizterror in der Wehrmacht am Ende des Zweiten Weltkrieges In Cord Arendes Edgar Wolfrum Jorg Zedler Hrsg Terror nach Innen Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkriege Wallstein Gottingen 2006 ISBN 978 3 8353 0046 0 S 80 101 hier S 96 f Frank Junghanel Tod auf dem Meer In Berliner Zeitung vom 7 Mai 2005 abgerufen am 12 August 2013 Hermann Zolling Heinz Hohne Pullach intern 8 In Der Spiegel Nr 19 1971 S 142 161 online 8 Fortsetzung Sigurd Hess Der British Baltic Fishery Protection Service und die Schnellgruppe Klose 1949 1956 In Hartmut Kluver Hrsg Stationen deutscher Marinegeschichte II Deutsche Seeverbande 1945 1956 Vortrage des 2 Forum Wilhelmshaven zur Marine und Schiffahrtsgeschichte vom 3 4 November 2000 Dusseldorf 2001 S 75 93 Informations und Medienzentrale der Bundeswehr Hrsg Ausbildungsfilme der Bundeswehr o O o J bundesarchiv de PDF 907 kB abgerufen 10 August 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rottenknechte Fernsehfilm amp oldid 237385162