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Spur der Steine ist ein vom DEFA Studio fur Spielfilme Kunstlerische Arbeitsgruppe KAG Heinrich Greif produzierter Gegenwartsfilm aus dem Jahr 1966 Regisseur war Frank Beyer der mit Karl Georg Egel auch das Drehbuch verfasste Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch Der Film wurde am Vorabend der 8 Arbeiterfestspiele der DDR in Potsdam uraufgefuhrt lief anschliessend in einigen Kinos bevor er wegen antisozialistischer Tendenzen aus dem Programm genommen wurde Er gehort damit zu den Verbotsfilmen der DDR Erst im Oktober 1989 durfte der Film wieder in der DDR aufgefuhrt werden wenig spater wurde er bei der Berlinale 1990 in der Bundesrepublik Deutschland gezeigt FilmTitel Spur der SteineProduktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1966Lange 139 MinutenAltersfreigabe FSK 6StabRegie Frank BeyerDrehbuch Karl Georg Egel Frank BeyerMusik Wolfram Heicking Hans KunzeKamera Gunter MarczinkowskySchnitt Hildegard ConradBesetzungManfred Krug Hannes Balla Krystyna Stypulkowska Kati Kleesynchronisiert von Jutta Hoffmann Eberhard Esche Werner Horrath Johannes Wieke Hermann Jansen Walter Richter Reinick Richard Trutmann Hans Peter Minetti Heinz Bleibtreu Walter Jupe Kurt Hesselbart Ingeborg Schumacher Marianne Horrath Gertrud Brendler Frau Schicketanz Helga Goring Elli Erich Mirek Oswald Ziemer Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 2 1 Romanvorlage 2 2 Vorproduktion und Produktion 3 Rezeption 3 1 1960er Jahre 3 2 1980er Jahre 4 Trivia 5 Literatur 6 Verweise 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenAuf der DDR Grossbaustelle Schkona arbeitet der Zimmermann und Brigadeleiter Vorarbeiter Hannes Balla Balla und seine Leute halten nicht viel von den burokratischen Regeln der Planwirtschaft zahlen aber trotzdem zu den produktivsten Arbeitsbrigaden auf dem Bau Notfalls verschaffen sie sich fehlendes Material auch mit Gewalt Dennoch werden ihre Methoden aufgrund ihrer Arbeitsleistungen von der Bauleitung zunachst geduldet Als eines Tages der idealistische SED Parteisekretar Werner Horrath seinen Dienst an der Baustelle antritt fuhlt er anfangs seine Autoritat untergraben dennoch gelingt es ihm Balla den er als erstklassigen Arbeiter schatzt fur seine Idee einer hoheren Produktivitat zu gewinnen um die Arbeitsbedingungen zu verbessern Die beiden Manner verbindet bald eine Mischung aus gegenseitigem Respekt aber auch eine gewisse Rivalitat um die Liebe der Ingenieurin Kati Klee die ebenfalls neu auf die Grossbaustelle gekommen ist Beide Manner verlieben sich in Klee Horrath gelingt es schliesslich jedoch ihr Herz fur sich zu gewinnen Er beginnt eine heimliche Liebesaffare da er bereits verheiratet ist seinen Parteiposten nicht gefahrden will und sich ausserdem nicht von seiner Familie trennen kann Spater wird Klee schwanger Sie verrat aber aus Parteiloyalitat den Namen des Vaters nicht und schutzt so Horrath der sich wiederum immer mehr von Klee entfremdet und in eine Krise gerat in der er zwischen Pflichterfullung und seiner Liebe zu Klee entscheiden muss Auf der Baustelle entsteht Unruhe solange die Vaterschaft nicht geklart ist Erst als sich Klee von ihm endgultig losen will bekennt er sich offentlich zu ihr und verliert dadurch samtliche Parteiposten Seine Frau reicht die Scheidung ein sodass Horrath fortan als Arbeiter in Hannes Ballas Brigade arbeiten muss Balla ist letztlich die Person die ihn bei einem Parteiausschlussverfahren verteidigt Entstehungsgeschichte BearbeitenRomanvorlage Bearbeiten Hauptartikel Spur der Steine Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller Roman von Erik Neutsch der im Jahr 1964 erschien und im selben Jahr mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet wurde Das DEFA Studio fur Spielfilme bot Filmregisseur Frank Beyer die Romanvorlage zur Verfilmung an der seinerzeit zum festen Mitarbeiterstab der DEFA gehorte jedoch anfangs vom Projekt nicht ganzlich uberzeugt war 1 Beyer habe wie er selbst spater sagte einige Zeit benotigt die Qualitat des umfangreichen Stoffes zu erkennen Trotz des Lobs der SED und einer eindeutig sozialistischen Position enthalt der Roman eine wirklichkeitsnahe Schilderung des DDR Alltags Neutsch stimmte einer Verfilmung zwar zu war jedoch an einer spateren Mitarbeit an der Verfilmung nicht interessiert sodass Beyer gemeinsam mit Karl Georg Egel ein Drehbuch fur einen etwa 180 minutigen Film konzipierte In einer weiteren Fassung kurzte das Autorenduo das Script spater auf knapp zwei Stunden und reichte es der Kulturabteilung des Zentralkomitees der SED zur Beurteilung ein wohl wissend dass sich das Projekt an der Grenze des Erlaubten bewegte Vorproduktion und Produktion Bearbeiten Filmregisseur Beyer wollte die drei Hauptrollen anfangs mit Manfred Krug Armin Mueller Stahl und Jutta Hoffmann besetzen konnte allerdings lediglich auf Manfred Krug zuruckgreifen da die anderen Schauspieler bereits in andere Filmprojekte eingebunden waren Der schon damals sehr populare Sanger und Schauspieler verkorperte den Hannes Balla aufgrund seines Improvisationstalentes eher heiter und naturlich Er konnte so den Film mit humorvollen Improvisationen bereichern die anfangs nicht vorgesehen waren und erst spater gemeinsam mit Beyer entwickelt wurden Neben Krug wirkte zudem auch Jutta Hoffmann in dem Streifen mit jedoch lediglich als Synchronstimme fur die polnische Schauspielerin Krystyna Stypulkowska Spur der Steine hatte ein Filmbudget von 2 7 Millionen Mark etwa dreimal mehr als ein durchschnittlicher DEFA Film Mitte der 1960er Jahre 2 Als die Dreharbeiten am 3 Mai 1965 3 begannen wurde Frank Beyer zum damaligen Kulturminister Hans Bentzien zitiert der sich um eine korrekte Darstellung der SED Parteifunktionare sorgte obwohl Beyer wie es damals ublich war das Drehbuch bereits Monate vorher allen Instanzen vorgelegt und schliesslich eine Freigabe zur Produktion erlangt hatte Dennoch konnten die Dreharbeiten deren Aussenaufnahmen in den Industriegebieten von Leuna und Schwedt und in Coswig Anhalt stattfanden am 5 Oktober 1965 abgeschlossen werden 3 sodass bereits Ende des Monats eine Rohschnitt Fassung zur Abnahme durch die Hauptverwaltung Film des Ministeriums fur Kultur vorlag Uberschattet wurde die Abnahme durch die zunehmende kritische Begutachtung durch die Mitglieder der Hauptverwaltung Film die bereits zuvor die Produktionen Denk bloss nicht ich heule von Frank Vogel und Das Kaninchen bin ich von Kurt Maetzig nicht freigegeben hatten Der Gegenwartsstreifen Spur der Steine erlangte Ende Oktober die Freigabe durch das Gremium und wurde ausdrucklich gelobt obgleich Beyer eine massive Kritik befurchtete Nur zwei Monate spater auf dem XI Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 anderte sich die kulturpolitische Stimmung grundlegend Unter dem Vorsitz des damaligen Zentralkomitee Sekretars Erich Honecker wurden zwolf Produktionen fast die komplette DEFA Jahresproduktion an Gegenwartsfilmen als regimekritisch eingestuft und aus dem Verleih genommen Diese Filme wurden inoffiziell als Kellerfilme bezeichnet da sie unaufgefuhrt im Archiv verschwanden Anderen Filmprojekten wurde bereits in der Planungsphase oder in der fruhen Produktion die Weiterarbeit untersagt Als politisch verantwortlich fur diese antisozialistische Haltung galten der damalige Kulturminister Bentzien und DEFA Direktor Jochen Muckenberger die von ihren Posten entbunden und durch konforme Parteifunktionare ersetzt wurden Diese waren wiederum dem neuen Kulturminister Klaus Gysi unterstellt Spur der Steine der zuvor von der Hauptverwaltung Film des Ministeriums fur Kultur freigegeben worden war sollte nun das DEFA Studio fur Spielfilme rehabilitieren Er stiess dabei auf heftige Kritik von Kulturfunktionaren und Kulturminister Gysi sodass Beyer gezwungen war seinen Film nachzuschneiden bis er schliesslich zur Auffuhrung bei den Arbeiterfestspielen in Potsdam freigegeben wurde Rezeption Bearbeiten1960er Jahre Bearbeiten Am 15 Juni 1966 wurde Spur der Steine am Vorabend der 8 Arbeiterfestspiele im Potsdamer Kino Thalia uraufgefuhrt und lief dort 14 Tage 4 Er avancierte zu einem Publikumserfolg Getragen von der positiven Stimmung plante man 56 Filmkopien fur einen landesweiten Kinoeinsatz in der DDR sowie eine Teilnahme beim Internationalen Filmfestival von Karlovy Vary Karlsbad Der Film sollte mit dem Pradikat besonders wertvoll eingestuft werden alles gute Voraussetzungen fur einen soliden Kinoerfolg Dennoch geriet der Film anschliessend erneut ins Fadenkreuz der Zensur Am 29 Juni beriet das Sekretariat des ZK Zentralkomitees der SED uber Spur der Steine und beschloss den Film spatestens eine Woche nach Kinostart wieder abzusetzen Die Werbung wurde reduziert Plakate wurden uberklebt und nur im Neuen Deutschland durfte noch eine Rezension zum Film veroffentlicht werden Ausserdem wurde die Teilnahme am Festival in Karlovy Vary abgesagt und dem Film nun doch kein Pradikat verliehen 5 Bei der Filmpremiere am 30 Juni 1966 im Ost Berliner Kino International bei der Regisseur Frank Beyer und samtliche Hauptdarsteller anwesend waren kam es zum Eklat Nach wenigen Minuten wurde die Vorfuhrung von organisierten Protesten gestort die mit Zwischenrufen den Filmbetrieb massiv beeinflussten Der Grund ihres Unmuts war die Darstellung der Arbeiter und Parteisekretare in diesem Film der angeblich eine SED vorfuhrte die innerlich tief zerstritten ist die zwei sich bekampfende Flugel hat 6 Der damalige Minister fur Kultur in der DDR Klaus Gysi rechtfertigte den Protest da er aufgrund von falschen politischen Positionen seines Regisseurs auch kunstlerisch ganz schwach sei eben ein Machwerk in jeder Beziehung 6 Mit Ausnahme einer Auffuhrung kam es im International bis zum 3 Juli zu keinen weiteren Storungen Danach wurde der Film abgesetzt 7 Weitere Filmvorfuhrungen in Ost Berlin Rostock und Leipzig wurden jedoch nach dem gleichen Schema boykottiert sodass der Streifen nach nur drei Tagen aus dem Programm genommen werden musste Die Berichterstattung in den Medien der DDR blieb untersagt lediglich das von der SED gesteuerte Neue Deutschland veroffentlichte damals eine gelenkte Filmkritik Trotzdem besuchten in den wenigen Tagen vor dem Verbot allein in Ost Berlin 8000 Zuschauer den Film 8 Der Film Spur der Steine wird der Grosse des Themas nicht gerecht Er gibt ein verzerrtes Bild von unserer sozialistischen Wirklichkeit dem Kampf der Arbeiterklasse ihrer ruhmreichen Partei und dem aufopferungsvollen Wirken ihrer Mitglieder Der Film erfasst nicht das Ethos die politisch moralische Kraft der Partei der Arbeiterklasse und der Idee des Sozialismus bringt dafur aber Szenen auf die Leinwand die bei den Zuschauern mit Recht Emporung auslosten Hans Konrad Spuren der Steine Zu einem Film von Frank Beyer Filmkritik In Neues Deutschland vom 6 Juli 1966 9 Der als partei und staatsfeindlich eingestufte Film Spur der Steine verschwand daraufhin fur 23 Jahre in den DEFA Archiven Frank Beyer der sich nicht von seinem Werk distanzieren wollte wurde der Verfremdung und Verfalschung einer Romanvorlage bezichtigt und konnte trotz Intervention des Autors Erik Neutsch jahrelang keine Kinofilme realisieren Sein Vertrag mit der staatlichen Filmproduktion DEFA wurde aufgelost er selbst ans Theater in Dresden verbannt Ab 1969 arbeitete er dann als Regisseur fur das Fernsehen der DDR und drehte Fernsehserien Ab 1974 arbeitete er wieder bei der DEFA wo er spater Jurek Beckers Jakob der Lugner inszenierte Es war die einzige DDR Produktion die fur den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert wurde 10 Dennoch folgten standige Auseinandersetzungen mit den Kulturverantwortlichen der DDR die Beyer in seinem kunstlerischen Bestreben behinderten Ab 1980 erhielt er die Erlaubnis auch in der Bundesrepublik Filmprojekte zu realisieren 1980er Jahre Bearbeiten nbsp Manfred Krug links und Egon Krenz rechts bei der Wiederauffuhrung des Films am 23 November 1989 im Kino International in BerlinAm 28 Oktober 1989 konnte der Film im Berliner Club der Kulturschaffenden Johannes R Becher zum ersten Mal nach 1966 offentlich gezeigt und ab 23 November 1989 wieder offentlich in den DDR Kinos aufgefuhrt werden 11 Diesmal erhielt er durchweg wohlwollende Filmkritiken wie auch spater in West Berlin bei der Berlinale 1990 Mit 256 948 Kinobesuchern im Jahre 1990 landete Spur der Steine auf dem 62 Platz der Liste der erfolgreichsten Filme des Jahres in Deutschland 12 Trivia BearbeitenDer fiktive Hauptschauplatz des Films die Stadt Schkona erinnert vom Namen her an die benachbarten Industriestandorte und in den 50ern tatsachlichen Grossbaustellen Schkopau Bunawerke und Leuna im Chemiedreieck bei Halle und Leipzig wo die Dreharbeiten teils stattfanden Im Film wird die Nahe Schkonas zu Leipzig erwahnt Literatur BearbeitenFrank Beyer Wenn der Wind sich dreht Meine Filme mein Leben Ullstein Taschenbuchverlag Munchen 2002 ISBN 3 548 60218 5 Filmmuseum Potsdam Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg DEFA 1946 1992 Potsdam 1994 ISBN 3 89487 175 X Gabriele Muschter und Rudiger Thomas Rolf Richter in Ruckblenden Jenseits der Staatskultur Munchen 1992 ISBN 3 446 17059 6 Ralf Schenk Regie Frank Beyer Edition Hentrich Berlin 1995 ISBN 978 3 89468 156 2 Ralf Schenk Die Kunst und die Macht Frank Beyers Spur der Steine und sein Pladoyer fur einen demokratischen Sozialismus In Ralf Schenk amp Andreas Kotzing Hrsg Verbotene Utopie Die SED die DEFA und das 11 Plenum Schriftenreihe der DEFA Stiftung Bertz Fischer Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 86505 406 7 S 257 276 Jeanette Toussaint Kino in der Filmstadt Babelsberg Hundert Jahre Thalia Potsdam 2018 ISBN 978 3 00 058875 4 Stefan Volk Spur der Steine In Stefan Volk Skandalfilme Cineastische Aufreger gestern und heute Marburg 2011 S 163 169 ISBN 978 3 89472 562 4Verweise BearbeitenSpur der Steine bei der DEFA Stiftung Spur der Steine bei filmportal de Spur der Steine auf www skandalfilm net Spur der Steine in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Frank Beyer Wenn der Wind sich dreht Munchen Ullstein Taschenbuchverlag 2002 ISBN 3 548 60218 5 S 127 Joshua Feinstein The Triumph of the Ordinary Depictions of Daily Life in the East German Cinema 1949 1989 University of North Carolina Press 2002 ISBN 978 0 8078 5385 6 S 187 a b Axel Geiss Repression und Freiheit DEFA Regisseure zwischen Fremd und Selbstbestimmung Brandenburgische Landeszentrale fur Politische Bildung 1997 ISBN 978 3 932502 03 3 S 79 Toussaint Kino in der Filmstadt Babelsberg Hundert Jahre Thalia 2018 S 88 89 Nach neuen Recherchen der Autorin in der Potsdamer Tagespresse lief der Film 14 Tage und nicht wie auf S 88 angegeben eine Woche Stefan Volk in Skandalfilme S 166 a b vgl Ralf Schenk in Regie Frank Beyer S 54 64 Jeanette Toussaint Kino in der Filmstadt Babelsberg S 89 Hans Helmut Prinzler Politischer Kino Spuk in Ostberlin Die Zeit 29 Juli 1966 Matthias Judt Hrsg DDR Geschichte in Dokumenten Bundeszentrale fur politische Bildung Schriftenreihe Band 350 1998 ISBN 978 3 89331 307 5 S 327 328 Nominierungen und Auszeichnungen laut Internet Movie Database http www fk thueringen de filmkatalog eintrag php id 298 Top 100 Deutschland 1990 insidekino com Normdaten Werk GND 4729387 1 lobid OGND AKS VIAF 192610159 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spur der Steine Film amp oldid 238045171