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Rudolf Jesper Petersen 15 Juni 1905 in Atzerballig 2 Januar 1983 in Flensburg war ein deutscher Marineoffizier zuletzt Kommodore im Zweiten Weltkrieg Ab April 1942 war er Fuhrer der Schnellboote Er liess im Mai 1945 noch zwei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht drei Matrosen nach Kriegsgerichtsverfahren hinrichten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kriegsgerichtsverfahren Mai 1945 2 1 Nachspiel 3 Nachkriegszeit und Tod 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPetersen Sohn eines Pfarrers trat am 16 November 1925 als Seekadett in die Reichsmarine ein und wurde 1929 zum Leutnant zur See sowie am 1 Juli 1931 zum Oberleutnant zur See befordert Am 1 September 1935 zum Kapitanleutnant befordert erhielt er am 6 September 1934 das Kommando uber das am 22 Januar 1934 bei der Lurssen Werft in Vegesack vom Stapel gelaufene Schnellboot S 9 Am 1 August 1938 wurde Petersen Chef der neu aufgestellten 2 Schnellboot Flottille der Kriegsmarine in Wilhelmshaven Bei Kriegsbeginn 1939 lag die Flottille mit den Booten S 9 S 10 S 14 S 15 S 16 und S 17 und dem Schnellbootbegleitschiff Tanga im U Boothafen von Helgoland Bei einem Aufklarungsvorstoss am 4 September 1939 erlitt das Boot S 17 im Sturm so schwere Schaden dass es ausgemustert werden musste Die Flottille unternahm danach Ausbildungsfahrten in der Ostsee Im Zuge der U Boot Sicherung fur die Schweren Kreuzer Admiral Hipper und Blucher wurde in der westlichen Ostsee dem Grossen und Kleinen Belt und im Oresund vergeblich nach polnischen U Booten gesucht Mit dem Einsetzen der Vereisung der Ostsee verlegten die Boote zuruck in die Nordsee Am 1 Januar 1940 wurde Petersen zum Korvettenkapitan befordert Ab 20 Oktober 1941 bereitete er sich als Admiralstabsoffizier beim Fuhrer der Torpedoboote auf seine bevorstehende Aufgabe als Fuhrer der Schnellboote FdS vor die er am 20 April 1942 ubernahm und bis zum Kriegsende innehatte Am 1 April 1944 wurde er zum Kapitan zur See befordert und am 23 September 1944 zum Kommodore Am 4 August 1940 erhielt Petersen das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und am 13 Juni 1944 dazu das Eichenlaub Er wurde allerdings wiederholt von seinen Vorgesetzten wegen angeblicher Erfolglosigkeit gerugt Petersen war einer von zwei Seeoffizieren die im Zweiten Weltkrieg den Dienstgrad des Kommodores innehatten ohne zum Konteradmiral befordert zu werden 1 Als sich die letzte Reichsregierung unter Karl Donitz zum Kriegsende nach Flensburg Murwik absetzte verlegte auch Rudolf Petersen seine Dienststelle in den dortigen Sonderbereich Murwik Kriegsgerichtsverfahren Mai 1945 BearbeitenPetersen versammelte seine Schnellboote Anfang Mai 1945 in der Geltinger Bucht vor Flensburg 2 Dort war er am 9 Mai 1945 Gerichtsherr uber den Fahnenflucht Prozess eines Militargerichts gegen vier junge Soldaten und zwar gegen den 26 jahrigen Matrosen Fritz Wehrmann 3 aus Leipzig den 20 jahrigen Funker Alfred Gail aus Kassel den 22 jahrigen Obergefreiten Martin Schilling aus Ostfriesland sowie einen vierten Soldaten Die hier namentlich genannten drei Soldaten wurden zum Tode verurteilt und am 10 Mai 1945 auf dem Schnellbootbegleitschiff Buea erschossen Milderungsgrunde erkannte das Gericht allein bei dem Soldaten Kurt Schwalenberg der zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde 4 Die Hinrichtung der drei Soldaten erfolgte zwei Tage nach der deutschen Gesamtkapitulation 5 Dies geschah obwohl Petersen einerseits bereits am 8 Mai die Seekriegsflagge auf den ihm unterstellten Schiffen einholen liess und andererseits als Gerichtsherr beim Prozess von seinem Begnadigungsrecht hatte Gebrauch machen konnen Die vier jungen Soldaten hatten im Vertrauen auf die Teilkapitulation der Wehrmacht fur Nordwestdeutschland Danemark und die Niederlande vom 4 Mai 1945 versucht am 6 Mai von ihrer Unterkunft in Svendborg auf der danischen Insel Funen zum deutschen Festland zu gelangen Dabei waren sie von einem danischen Hilfspolizisten aufgegriffen und an den Ortskommandanten der deutschen Truppe uberstellt worden Wehrmanns Mutter erhielt den Abschiedsbrief ihres Sohnes auf dessen ausdrucklichen Wunsch erst ein Jahr spater denn er hoffte dass seine Mutter dann ohnehin nicht mehr mit seinem Uberleben rechnete In diesem Brief nannte er die Namen samtlicher Verantwortlicher Nachspiel Bearbeiten In drei Prozessen wurden Petersen und die Mitglieder des Kriegsgerichts 1953 durch das Landgericht Hamburg nach Revision des Bundesgerichtshofs vom Vorwurf des Totschlags und der Rechtsbeugung freigesprochen 4 6 In einer fruheren Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof fur die Britische Zone waren die Richter 1948 noch zu folgendem Urteil gekommen Wenn in einer Zeit in der Gewalt und Willkur das offentliche Leben beherrschten Richter aus Geist oder Anordnung dieses Systems ihr Amt zur Begehung von Unmenschlichkeiten missbrauchten so war das eine der gefahrlichsten und unertraglichsten Formen dieser Verbrechensart Es ware vollends unverstandlich gerade solche Richter von der Kennzeichnung und Bestrafung als Unmenschlichkeits Verbrecher auszunehmen weil sie Richter waren und unabhangig hatten urteilen sollen 7 Nach dem Freispruch nahm sich Alfred Gails Mutter mittels Gas das Leben Anna Wehrmann verbrachte 20 Jahre in einem Heim Nachkriegszeit und Tod BearbeitenPetersen arbeitete spater als Handelsvertreter und beim Militarischen Abschirmdienst MAD der Bundeswehr Vom 1 Juni 1953 bis Anfang 1958 war er Leiter der Hanseatischen Yachtschule des Deutschen Hochseesportverbandes HANSA e V in Glucksburg Er erlitt einen schweren Schock und eine Hirnblutung als ihm Jugendliche am Silvestertag 1982 beim Offnen der Wohnungstur Boller ins Gesicht warfen und starb am 2 Januar 1983 an den Folgen Literatur BearbeitenDermot Bradley Hrsg Hans H Hildebrand Ernest Henriot Deutschlands Admirale 1849 1945 Die militarischen Werdegange der See Ingenieur Sanitats Waffen und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang Band 3 P Z Biblio Verlag Osnabruck 1990 ISBN 3 7648 1700 3 S 25 26 Jochen Missfeldt Steilkuste Roman Rowohlt Hamburg 2005 ISBN 978 3 499 24241 0 Weblinks BearbeitenZeitungsartikel uber Rudolf Petersen in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard Stumpf Die Wehrmacht Elite Rang und Herkunftsstruktur der deutschen Generale und Admirale 1933 1945 Walter de Gruyter GmbH amp Co KG 2017 ISBN 978 3 486 81768 3 S 115 google de abgerufen am 12 Mai 2022 In der Nacht vom 4 auf den 5 Mai 1945 waren hier 47 deutsche U Boote von ihren Besatzungen versenkt worden als Folge des Regenbogen Befehls von Grossadmiral und letztem Reichsprasidenten Karl Donitz der sich in den benachbarten Sonderbereich Murwik zuruckgezogen hatte stolpersteine leipzig de abgerufen am 13 August 2017 a b Gerhard Paul Die Erschiessungen in der Geltinger Bucht in Gesellschaft fur Politik und Bildung Schleswig Holstein Hrsg Demokratische Geschichte Jahrbuch fur Schleswig Holstein Neuer Malik Verlag Band 9 Kiel 1995 ISBN 3 89029 966 0 online Der Gedenkstein von Norgaardholz Geschichte Memento vom 26 April 2013 im Internet Archive Abgerufen am 3 August 2011 LG Hamburg 27 Februar 1953 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Band X bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter University Press Amsterdam 1973 Nr 345 S 445 511 Militargerichtsurteile gegen 4 Marinesoldaten Die Manner hatten sich am 5 Mai 1945 von ihrer Einheit entfernt wurden aufgegriffen und zu je einer Zuchthaus und drei Todesstrafen verurteilt Die Todesurteile sind nach der Kapitulation am 10 Mai 1945 vollstreckt worden Memento vom 8 Dezember 2016 im Internet Archive Revisionsverfugung des Obersten Gerichtshof der Britischen Zone vom 7 Dezember 1948 in Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Band 5 Amsterdam 1970 S 264 Normdaten Person GND 124770010 lobid OGND AKS VIAF 47703238 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petersen RudolfALTERNATIVNAMEN Petersen Rudolf Jesper vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Kommodore im Zweiten WeltkriegGEBURTSDATUM 15 Juni 1905GEBURTSORT AtzerballigSTERBEDATUM 2 Januar 1983STERBEORT Flensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Petersen Marineoffizier amp oldid 237908528