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Der sogenannte Regenbogen Befehl der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg besagte dass alle nicht fur die Fischerei oder zum Minenraumen geeigneten Schiffe und U Boote der Kriegsmarine zu versenken seien um sie nicht dem Feind ubergeben zu mussen Dieser Befehl wurde von Grossadmiral Karl Donitz am 30 April 1945 als er die Nachfolge Hitlers antrat bestatigt dann aber bereits am 4 Mai wieder zuruckgenommen Nach den Massgaben des Regenbogen Befehls wurden uber 200 deutsche U Boote bei Kriegsende von ihren Besatzungen versenkt Inhaltsverzeichnis 1 Grundlage des Regenbogen Befehls 2 Ausfuhrung des Regenbogen Befehls 2 1 U Boote in gegnerischen Gewassern 2 2 Anzahl der selbstversenkten U Boote 3 Strafverfolgung durch alliierte Militargerichte 4 EinzelnachweiseGrundlage des Regenbogen Befehls BearbeitenFur die Einheiten der Kriegsmarine bestand seit Kriegsbeginn eine standige Dienstanweisung dass ein Kriegsschiff zu versenken sei wenn es in Feindeshand zu fallen drohte Diese Anweisung wurde im Jahr 1943 fur die U Boote der Kriegsmarine spezifiziert und mit dem Kennwort Regenbogen versehen 1 Seither bestand fur die deutschen U Boote ein standiger Befehl zur Selbstversenkung bei Ausgabe des Kennworts Regenbogen 2 Dieser Befehl berief sich einerseits auf die von Hitler ausgegebene Direktive dass kein Soldat der Wehrmacht oder einer anderen unter deutschem Befehl stehenden Kampfeinheit jemals vor dem Feind kapitulieren durfe Des Weiteren entsprach die Selbstversenkung in aussichtsloser Lage der Tradition der Marinen vieler Nationalitaten Die wenige Jahre zuvor erfolgte Selbstversenkung der Danischen Flotte wie auch die Selbstversenkung der Vichy Flotte waren von der deutschen Seekriegsleitung hingenommen worden ohne die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen 3 Ausfuhrung des Regenbogen Befehls Bearbeiten nbsp Regenbogen Befehl Deutschland Kuste nbsp Flensburger Forde 28 nbsp Eckernforde 1 nbsp Cuxhaven 2 nbsp Wilhelmshaven 13 nbsp Bremerhaven 8 nbsp Geltinger Bucht 47 Selbstversenkungen gemass Regenbogen Befehl am 4 und 5 MaiDie Auslieferung der Schiffe der Kriegsmarine war Bestandteil der am 4 Mai unterzeichneten Teilkapitulation der Wehrmacht fur Nordwestdeutschland Danemark und die Niederlande Wahrend Donitz mit der Ubergabe im Interesse dieser Vereinbarung einverstanden war erhob das Oberkommando der Wehrmacht Einwande 3 Dennoch nahm Donitz den Regenbogen Befehl zuruck Mit der Einstellung des U Boot Krieges zum 4 Mai was er per Funkspruch verkundete verband der Grossadmiral die Anweisung keine Schiffe oder Waffen zu zerstoren 4 Am Abend desselben Tages sprach eine Delegation von U Boot Kommandanten in Donitz Hauptquartier im Sonderbereich Murwik vor um sich die Rucknahme des Regenbogen Befehls von ihm personlich bestatigen zu lassen wurde aber nicht zu ihm vorgelassen Sein Adjutant Korvettenkapitan Walter Ludde Neurath erklarte bei dieser Gelegenheit wenn er U Boot Kommandant ware wusste er was zu tun sei 2 1 Viele U Boot Kommandanten ignorierten die Zurucknahme des Befehls und versenkten dennoch ihre Boote in oder vor den Hafen Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk als Minister an der sogenannten Regierung Donitz beteiligt verdeutlichte spater dass viele U Boot Kommandanten dabei in dem Glauben handelten mit der Selbstversenkung nach dem tatsachlichen Willen Donitz zu handeln 4 Am 4 und 5 Mai wurden entsprechend dem Wortlaut des Regenbogen Befehls und entgegen den Kapitulationsbedingungen in der Flensburger Forde 28 U Boote von ihren Besatzungen versenkt Hinzu kamen 47 in der Geltinger Bucht versenkte Boote zwei in Cuxhaven versenkte Walter U Boote und ein U Boot in Eckernforde Zudem wurden bei Wilhelmshaven 13 und bei Bremerhaven acht Ausbildungsboote selbstversenkt 5 darunter eine Anzahl betagter ehemaliger Schulboote die erst kurze Zeit vorher reaktiviert worden waren 6 U Boote in gegnerischen Gewassern Bearbeiten Die meisten der sich zum Zeitpunkt der Kapitulation in See befindenden deutschen U Boote liefen zwischen dem 9 und dem 19 Mai britische und US amerikanische Hafen an Doch einige Kommandanten sahen sich weiterhin an den Regenbogen Befehl gebunden Am 8 Mai 1945 wurde im Kattegat das deutsche U Boot U 2365 aufgrund des Regenbogen Befehls selbstversenkt Es wurde 1955 wieder gehoben Der Kommandant von U 287 versenkte sein Boot vor Altenbruch und gab als Grund fur den Verlust des Bootes einen Minentreffer an U 963 bei Kriegsende mit der Verminung des Seegebietes vor der Isle of Portland befasst wurde am 20 Mai bei Nazare selbstversenkt U 979 wurde am 24 Mai vor Amrum gesprengt und die Besatzung von U 1277 versenkte ihr Boot am 3 Juni vor der portugiesischen Kuste 7 Anzahl der selbstversenkten U Boote Bearbeiten Uber die tatsachliche Anzahl der aufgrund des Regenbogen Befehls selbstversenkten U Boote besteht in der Literatur keine Einigkeit Dies liegt zum einen daran dass teilweise auch Boote miteingerechnet werden die vor dem 4 Mai also zum Beispiel auf Eigeninitiative oder in Befolgung der Anweisungen des Chefs der 25 U Flottille Wilhelm Schulz bereits am 2 und 3 Mai selbstversenkt wurden Zum anderen besteht Uneinigkeit ob Boote mitzuzahlen seien die zwar in Dienst gestellt waren aber noch keine Frontreife erreicht hatten U 29 U 30 U 46 wurden am 5 Mai in der Flensburger Forde versenkt obwohl sie zum Teil bereits vor Jahren ausser Dienst gestellt worden waren Mit U 3047 U 3050 und U 3051 sowie U 1026 wurde bei Bremerhaven und Flensburg zudem eine Anzahl noch unfertiger Boote versenkt 5 Im September 1945 von den Alliierten zusammengestellten Unterlagen zufolge wurden insgesamt 222 deutsche U Boote Anfang Mai von ihren Besatzungen in Befolgung des Regenbogen Befehls selbstversenkt 8 Andere Quellen sprechen davon dass in diesem Zeitraum 218 9 216 232 oder 225 1 U Boote gesprengt oder durch Offnen der Ventile versenkt wurden Strafverfolgung durch alliierte Militargerichte BearbeitenAlliierte Militargerichte verfolgten in mehreren Fallen deutsche Marineoffiziere als Kriegsverbrecher da sie nach Kriegsende ihre U Boote in Verstoss gegen die Kapitulationsbestimmungen hatten versenken lassen Obwohl britische Marineoffiziere Verstandnis fur Selbstversenkungen zeigten und ausserten dies werde auch von britischen Seeleuten und Offizieren in vergleichbaren Situationen erwartet bestand die britische Marinefuhrung darauf eine harte Linie gegen deutsche Marineangehorige einzuschlagen die eigenes Kriegsmaterial zerstort hatten Ein britischer Marineoffizier der in Wilhelmshaven fur die Vorbereitung einer Anklageschrift verantwortlich war ausserte hierzu Der Kommandant wird wahrscheinlich erschossen obwohl die britische Marine das was er tat unter den selben Umstanden genau so auch von einem Englander erwarten wurde Es wurden allerdings keine Todesurteile gefallt sondern die hochste Strafe waren 7 Jahre Haft Trotz gegensatzlicher Empfehlung der Rechtsabteilung der britischen Marine wurde Oberleutnant zur See Gerhard Grumpelt der die beiden U Boote U 1406 und U 1407 am 7 Mai 1945 bei Cuxhaven hatte versenken lassen vor ein britisches Militargericht gestellt und am 13 Februar 1946 zu 7 Jahren Haft verurteilt was der britische Kommandant am 8 Marz bestatigte allerdings auf 5 Jahre verkurzte Ebenfalls zu 7 Jahren Haft verurteilt wurde am 5 Juli 1946 der Kommandant von U 1277 Ehrenreich Stever der sein U Boot am 2 Juni 1945 vor der Kuste Portugals hatte versenken lassen und mit seiner gesamten Besatzung von den Portugiesen an die Briten ausgeliefert worden war Auch hier wurde die Strafe auf 5 Jahre verkurzt In beiden Fallen wurden spater weitere 3 Jahre erlassen und Grumpelt verliess das Gefangnis am 12 Februar 1948 Weitere Marineoffiziere die wegen Selbstversenkungen vor Gericht gestellt wurden allerdings ohne Verurteilungen waren der Kommandant von U 979 Johannes Meermeier und Kommandant von U 287 Heinrich Meier 10 Johannes Meermeier sass 99 Tage im britischen Gefangnis 11 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rainer Busch und Hans Joachim Roll Der U Boot Krieg Band Drei Deutsche U Boot Verluste von September 1939 bis Mai 1945 Verlag E S Mittler amp Sohn Hamburg u a 1999 ISBN 3 8132 0514 2 S 356 372 a b Peter Padfield Der U Boot Krieg 1939 1945 Ullstein Verlag Berlin 1996 Lizenzausgabe Bechtermunz Weltbild Augsburg 1999 ISBN 3 8289 0313 4 S 425 a b Michael Salewski Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor Untergang und Wiederauferstehung in der deutschen Marinegeschichte In MGFA Hrsg Werner Rahn Dienst und Wissenschaft Potsdamer Schriften zur Militargeschichte Potsdam 2010 ISBN 978 3 941571 08 2 S 31 a b Jorg Hillmann Der Mythos Donitz in Bea Lundt Hg Nordlichter Geschichtsbewusstsein und Geschichtsmythen nordlich der Elbe Bohlau Verlag Koln u a 2004 ISBN 3 412 10303 9 S 261 a b Jurgen Rohwer und Gerhard Hummelchen Chronik des Seekrieges 1939 1945 Gerhard Stalling Verlag Oldenburg Onlineversion siehe Eintrag 5 Mai 1945 Rainer Busch und Hans Joachim Roll Der U Boot Krieg Band Drei Deutsche U Boot Verluste von September 1939 bis Mai 1945 Verlag E S Mittler amp Sohn Hamburg u a 1999 ISBN 3 8132 0514 2 S 343 405 Chronik des Seekrieges 1939 1945 online s Eintrag 9 19 5 1945 In Wurttembergische Landesbibliothek Clay Blair Der U Boot Krieg Band Zwei Die Gejagten 1942 1945 Wilhelm Heyne Verlag Munchen 1999 ISBN 3 453 16059 2 S 813 Paul Kemp Die deutschen und osterreichischen U Boot Verluste in beiden Weltkriegen Urbes Verlag Grafelfing vor Munchen 1997 ISBN 3 924896 43 7 S 275 Chris Madsen The Royal Navy and German Naval Disarmament 1942 1947 Frank Cass London 1998 S 180f Clas Broder Hansen Das Amrumer U Boot Der Kleine Amrumer 2018 S 30 39 hier S 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regenbogen Befehl amp oldid 235140637