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Der Walter Antrieb wurde von Hellmuth Walter im Auftrag der Reichsmarine Kriegsmarine ab Mitte der 1930er Jahre auf der Germaniawerft in Kiel entwickelt Dampfgenerator einer Walter AntriebsanlageTurbine einer Walter AntriebsanlageZiel war die Entwicklung eines Systems das auch unter Wasser wo Dieselmotoren nicht einzusetzen waren genugend Strom fur die Elektromotoren erzeugt Die ublicherweise verwendeten Akkumulatoren hatten eine zu geringe Kapazitat So versuchte man mit Hilfe eines Katalysators Wasserstoffperoxid in Heissdampf zu verwandeln und anschliessend uber eine Turbine Strom zu erzeugen Inhaltsverzeichnis 1 Kaltes Verfahren 2 Heisses Verfahren 3 Indirektes Verfahren 4 Treibstoffverbrauch 5 Verwendung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKaltes Verfahren BearbeitenDie weiteren Uberlegungen fuhrten zunachst zum kalten Verfahren bei dem Wasserstoffperoxid aus feinen Dusen auf einen Katalysator aus Mangan IV oxid Braunstein gespruht wird Das dabei entstehende unter hohem Druck stehende Dampf Sauerstoff Gemisch wurde in eine Turbine geleitet und stand damit als Antriebsenergie zur Verfugung Heisses Verfahren Bearbeiten1936 wurde das heisse Verfahren erprobt Diese Anlage bestand aus einem Zersetzer oder Reaktor und einer nachgeschalteten Brennkammer einem Abscheider und einer Dampfturbine Der Zersetzer bestand aus einem Druckgefass in dem horizontal ein Block aus porosem Kaliumpermanganat oder Mangan IV oxid Braunstein eingesetzt war dem Katalysator Vom Deckel des Gefasses wurde mittels mehrerer Dusen Wasserstoffperoxid auf den Katalysator gespritzt wobei es sich in seine Bestandteile Wasserdampf 550 600 C und Sauerstoff zersetzte Dieses Gasgemisch konnte durch den porosen Katalysator in den unteren Bereich des Reaktors stromen Von dort gab es eine Rohrverbindung zur nachgeschalteten Brennkammer Das Sauerstoff Dampfgemisch trat nun im Bereich des Brennkammerdeckels in die Brennkammer ein und wurde dort mit fein zerstaubtem Brennstoff zu einer 2000 C heissen Flamme gesteigert Um das Durchbrennen des Brennkammerhalses zu verhindern wurde der Hals mit Kuhlwasser gekuhlt und dem Wasser mittels feiner Bohrungen ermoglicht in den heissen Gasstrom einzutreten Diese enorme Dampferzeugung 35 40 t h ermoglichte den Betrieb einer 7500 PS starken Dampfturbine Wegen der starken Schaden an den Turbinenschaufeln durch Abrieb aus dem Katalysatorstein wurde spater ein Zyklon ahnlicher Abscheider zwischen den Brennkammeraustritt und den Turbineneintritt gesetzt Der Dampfaustritt der Turbine wurde mit einem Kondensator verbunden um den Wirkungsgrad der Turbine zu erhohen und auch das kostbare Kondensat destilliertes Wasser wieder verwenden zu konnen Der CO2 Anteil wurde mittels Verdichter uber Bord gepumpt und vom Seewasser vollig absorbiert wodurch eine blasenfreie Fahrt moglich war Ein erheblich kleineres System gleicher Bauart wurde auch an Kampfflugzeugen eingesetzt wobei die Brennkammer horizontal am Leitwerk montiert war Ein Abscheider und Kondensator war dabei naturlich nicht erforderlich denn der Dampf und Gasausstoss diente direkt als Stutzmasse wie bei allen Raketenantrieben Das System wurde jedoch nur kurzzeitig im Kampfeinsatz zugeschaltet um die Geschwindigkeit erheblich zu erhohen Die vorgenannten Leistungen konnten nur bei Verwendung von 90 bis 94 prozentiger Wasserstoffperoxid Konzentration erzielt werden Indirektes Verfahren BearbeitenNeben dem direkten heissen Verfahren wurde auch das indirekte Walter Verfahren mit einem geschlossenen Dampfkreislauf fur die Turbine erprobt wobei der Dampf in einem Warmeubertrager erzeugt wurde der von den aus der Brennkammer austretenden Gasen beheizt wurde Dieses Verfahren hatte einen geringeren spezifischen Verbrauch an Wasserstoffperoxid T Stoff war aber raumlich und gewichtsmassig aufwandiger als das direkte Verfahren Treibstoffverbrauch BearbeitenDer Walter Antrieb hatte einen hohen spezifischen Verbrauch an Wasserstoffperoxid Der Verbrauch betrug etwa 5 kg kWh und mehr beim kalten Verfahren 2 35 kg kWh beim heissen direkten Verfahren 1 85 kg kWh beim heissen Verfahren unter Verwendung eines Kondensators Durch diesen waren kaum Abgase dem Tauchdruck ausgesetzt sodass das Druckgefalle in der Turbine grosser war 1 32 kg kWh beim indirekten VerfahrenVerwendung BearbeitenBei Versuchsfahrten im Jahr 1940 erreichte das mit dem Walter Antrieb ausgerustete Versuchs U Boot VS 80 eine Unterwassergeschwindigkeit von 28 1 Knoten Die mit diesem Boot erreichte Uberwassergeschwindigkeit wurde in den Testunterlagen nicht angegeben der Bootskorper war allerdings fur Unterwasserfahrten optimiert Typ Wa 201 und Typ Wk 202 waren U Boot Klassen mit dem Walter Antrieb Grossadmiral Erich Raeder stoppte deren Weiterentwicklung davon war auch die Walter Turbine betroffen Erst als Hitler Raeder Unfahigkeit vorwarf die Grosskampfschiffe erzielten kaum Erfolge die U Boote sehr wohl Raeder daraufhin zurucktrat und durch BdU Konteradmiral Karl Donitz ersetzt wurde wurde die Weiterentwicklung der U Boote mit grossem Aufwand betrieben Es wurden von jedem Typ je zwei Boote fur die einsatzmassige Dauererprobung gebaut vom Typ Wa 201 U 792 und U 793 und vom Typ Wk 202 U 794 und U 795 Nach den gestiegenen Verlusten wahrend des U Boot Krieges im Mai 1943 plante die Kriegsmarine wegen dieser uberwaltigenden Fahrleistung mehrere grosse U Boot Klassen mit Walter Antrieb die Typen XVII XVIII und XXVI sie wurden jedoch nicht mehr fertiggestellt Lediglich drei Boote des Typs XVII B wurden 1944 in Dienst gestellt kamen aber nicht mehr zum Einsatz Die als Trager fur den Walter Antrieb entwickelten Typ XVIII Boote wurden aufgrund des noch nicht ganz fertiggestellten Walter Antriebs als konventionelle E Motor Boote in Dienst gestellt der Typ XVIII gleicht ausserlich dem tatsachlich gebauten Typ XXI U 1407 ein Boot des von Blohm amp Voss gebauten Typs XVII B kam nach dem Krieg nach England und fuhr noch bis 1946 unter dem Namen HMS Meteorite als Erprobungsboot britische Bezeichnung fur den Walter Antrieb HTP High Test Peroxide Von 1951 bis 1959 setzte die Sowjetunion ein eigenes Boot S 99 zu Erprobungszwecken ein stellte es nach einer Serie von Unfallen jedoch wieder ausser Dienst 1956 und 1958 wurden die britischen Versuchsboote Explorer und Excalibur in Dienst gestellt Es blieben die einzigen britischen Boote mit HTP Antrieb Bei den Erprobungen trat durch Explosionen im Antrieb eine Reihe von Schaden auf so dass die Besatzung der Explorer ihr Schiff sarkastisch in Exploder umtaufte Hellmuth Walter selbst konzipierte in den 1960er Jahren ein Tiefsee U Boot fur Tauchtiefen bis zu 5000 m Der Entwurf wurde mit dem Namen Stint bezeichnet und sollte mit einer Walter Turbine im kalten Verfahren betrieben werden wurde jedoch nicht realisiert Der Walter Antrieb wurde mangels praktischer Erfahrung mit diesem Antriebssystem nie in Serie gebaut wird jedoch weiterhin als gutes aussenluftunabhangiges Antriebssystem englisch abgekurzt AIP fur air independent propulsion angesehen Die veranderte U Boot Entwicklung machte jedoch ein sehr gerauschvolles schnelles U Boot uberflussig Die Tendenz ging deutlich zu langsameren nahezu lautlosen Booten die schwer zu orten waren Das Prinzip des Walter Antriebes wurde sowohl im Startkatapult 1 des V1 Marschflugkorpers als auch als Dampferzeuger der Treibstoff Turbopumpen des Raketentriebwerkes der V2 Rakete eingesetzt Ebenso diente das Prinzip dem Antrieb des Raketenjagers Me 163 kaltes Verfahren beim Erprobungstrager Me 163A heisses Verfahren im Einsatzflugzeug Me 163B Auch die Starthilfsrakete Walter HWK 109 500 nutzte das kalte Walter Verfahren Um die benotigten grossen Mengen hochkonzentrierten Wasserstoffperoxids produzieren zu konnen errichtete die Kriegsmarine unter der Tarnbezeichnung Schickert Werke in Bad Lauterberg und Rhumspringe ab 1938 zwei grosse Produktionsanlagen 2 Literatur BearbeitenKarl Gunther Strecker Vom Walter U Boot zum Waffelautomaten Die Geschichte eines grossen deutschen Ingenieurs und der erfolgreichen Konversion seiner Rustungsfirma Koster Berlin 2001 ISBN 3 89574 438 7 Beitrage zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik 2 Eberhard Rossler Fritz Kohl Uboottyp XVII Vom Original zum Modell Walter Uboote eine Bild und Plandokumentation Bernard amp Graefe Bonn 1995 ISBN 3 7637 6009 1 Alexander Szandar Begehrliche Wunsche In Der Spiegel Nr 18 2008 S 50 online Geheimprotokolle WEU Verbot des Atomantriebs und Walter Antriebs fur deutsche Uber und Unterwasserfahrzeuge Emil Kruska und Eberhard Rossler Walter U Boote Wehrwissenschaftliche Berichte J F Lehmanns Verlag Munchen 1969 Weblinks BearbeitenDirk Graumann Der Walter Antrieb im Deutschen Schifffahrtsmuseum PDF 0 4 MB Professor Hellmuth Walter a Brief Biography englisch Eur Ing P R STOKES Hydrogen Peroxide for Power and Propulsion englisch PDF 173 KB Einzelnachweise Bearbeiten Projektbeschreibung FZG 76 Fi 103 V 1 Memento vom 10 Juni 2015 im Internet Archive Schickert Werke auf www zwangsarbeit in niedersachsen eu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Antrieb amp oldid 227442211