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Die Romervilla von Bad Neuenahr Ahrweiler am Silberberg ist ein archaologischer Fundplatz der eine jahrhundertelange wechselnde Nutzung von der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts bis ins Fruhmittelalter dokumentiert Das ergrabene Areal befindet sich am Rand der rheinland pfalzischen Stadt Bad Neuenahr Ahrweiler im Landkreis Ahrweiler Blick auf das vollstandig ergrabene Haupthaus uberdacht vom Museumsbau Links liegt die zum Ahrtal gerichtete PortikusAussenansicht des Museumsbaus uber der Fundstelle mit der vorbeifuhrenden Bundesstrasse 267Zunachst als romischer Gutshof Villa rustica angelegt vergrossert und mehrfach umgebaut wurde die Anlage gegen 259 60 n Chr 1 planmassig geraumt 2 In der Spatantike erfuhr das Hauptgebaude eine Umnutzung zur Herberge Mansio 3 in die anschliessend eine Eisenschmelze einzog 4 Nach dem volligen Verfall und der Bedeckung des Gelandes mit Schutt und Geroll durch den direkt dahinterliegenden Silberberg entstand an diesem Platz ein fruhmittelalterlicher christlicher Friedhof 5 Die besondere Bedeutung des ergrabenen und fur die Offentlichkeit konservierten Hauptgebaudes liegt in dem hervorragenden Erhaltungszustand vieler seltener Baudetails und Wandmalereien 6 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Beschreibung 3 1 Haus I 3 1 1 Keller 3 1 2 Heizraum 3 1 3 Bad I 3 2 Haus II 3 2 1 Portikus 3 2 2 Innenraume 3 2 3 Bad II 3 2 4 Kanale 3 2 5 Ende 3 3 Hospiz 3 3 1 Umbauten 3 3 2 Treppenhaus 3 3 3 Kuche 3 3 4 Toilette 3 4 Metallschmelze 3 5 Graberfeld 4 Wichtiges Fundgut 4 1 Graffito 4 2 Terra Sigillata 4 3 Christogramm 4 4 Schmuck 4 5 Fibeln 4 6 Theatermasken 4 7 Ziegelstempel 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Allgemein 6 2 Einzelstudien 7 Weblinks 8 AnmerkungenLage BearbeitenDie Villa rustica wurde am Nordhang des klimatisch begunstigten Ahrtales errichtet Rund 15 Kilometer ostlich befindet sich die Ahrmundung in den Rhein Auch heute werden die nordlichen Steilhange des mittleren und unteren Tales von Weinbergterrassen dominiert Das einstmals ausgedehnte Landgut am Silberberg gehorte einer wohlhabenden Familie wie unter anderem die hochwertigen Wandmalereien im Erd und Obergeschoss zeigen Im Tal fuhrte eine Verbindungsstrasse von West nach Ost zum Rhein hin und verband sich dort mit dem Strassensystem zu den grossen romischen Siedlungspunkten Andernach Antunnacum Koblenz Confluentes Bonn Bonnensia und Koln Colonia Claudia Ara Agrippinensium Der Besitz wurde gemass den Angaben Vitruvs in dessen Werk De architectura libri decem Zehn Bucher uber Architektur errichtet So liegt das Haupthaus mit seiner Langswand dicht am Fuss des steilen Hanges und wird damit vor der nordlichen und nordwestlichen Witterung vollkommen geschutzt Die Front und Schauseite mit dem Portikus blickte nach Suden und blieb den ganzen Tag uber von der Sonne bestrahlt Von der Saulenarkade hatte man einen freien Blick uber die darunterliegende Niederung der Ahr zum gegenuberliegenden Sudhang des Tales Die Frischwasserzufuhr war durch den nordwestlich den Hang herabkommenden Giesemer Bach gesichert 7 Forschungsgeschichte BearbeitenWahrend des Ausbaus der Bundesstrasse 267 am nordlichen Abhang des Ahrtales wurde im Marz 1980 mit der Errichtung eines Auf und Abfahrtsohrs am nordwestlichen Ortsrand von Ahrweiler begonnen Es war geplant die Fahrbahn tief in den Schutt des Hanges einzugraben Zum damaligen Zeitpunkt lagen keinerlei Uberlieferungen vor die eine archaologische Statte hatten ausweisen konnen Am 23 Marz 1980 griffen die Bagger in romisches Mauerwerk und raumten dieses mitsamt grosseren Stucken farbiger Bemalung ab Lastkraftwagen brachten dieses Material auf die Kippe Nur das Eingreifen eines zufallig anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeiters des Denkmalamtes Koblenz Carl Heinz Albrecht verhinderte Schlimmeres Bereits am nachsten Tag wurden die Bauarbeiten eingestellt und das Gelande gesichert 8 Fur seine Verdienste wurde Albrecht 1983 mit dem Wappenteller des Landes Rheinland Pfalz ausgezeichnet 9 Das teils noch bis zu einer Hohe von 1 50 Metern aufragende Mauerwerk bei dem vielfach die Fensteroffnungen nachgewiesen werden konnten sowie der aussergewohnlich gut erhaltene bemalte Verputz rechtfertigten eine bis Ende 1980 vollzogene Umtrassierung der geplanten Fahrbahn und die Errichtung eines aufwendigen Schutzbaues 10 In elf Grabungskampagnen wurde das Haupthaus der Villa rustica zwischen Marz 1980 bis Herbst 1990 11 unter der Leitung des Konservators Horst Fehr ergraben Seit dem Fruhjahr 1993 sind die Grabungsergebnisse zu besichtigen 12 In der Ausstellung Romische Wandmalerei in Ahrweiler die vom 14 Februar bis 8 April 1996 stattfand wurden die bis dahin bekannten Ergebnisse zu den Fresken der Offentlichkeit prasentiert 6 Das Museumskonzept der Romervilla von Bad Neuenahr Ahrweiler beinhaltet auch wechselnde Sonderausstellungen zu anderen romischen Themen die einen Bezug zu den Ahrweiler Grabungen haben 13 Beschreibung BearbeitenHaus I Bearbeiten Um die Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr entstand die alteste romische Ansiedlung an diesem Platz die Haus I genannt wird Das Aussehen dieses Bauwerks kann nur durch einige Grabungsschnitte grob bestimmt werden wenn nicht die spater daruber errichteten Baureste zerstort werden sollen Am klarsten sind die Uberreste des im Westen solitar errichteten Bades auszumachen Wahrend die Fluchtung dieser Baueinheit genau mit der des spater errichteten Haus II ubereinstimmt ist Haus I etwas aus der Achse nach Nordwesten verschoben Keller Bearbeiten nbsp Wahrend der Ausgrabung freigelegter Keller von Haus I mit schrag ansteigender Fensterbank Daruber liegt das Hypokaustum aus der Zeit der Mansio Am besten erforscht ist der dazugehorige rechteckige Kellerraum mit der im Sudwesten absteigenden steinernen Kellertreppe Da Haus I vor der Errichtung von Haus II planmassig niedergelegt wurde und die noch sichtbaren Uberreste mit einer Planierschicht uberdeckt worden sind hat sich mit dem damals zugeschutteten Keller ein Stuck der fruhen Siedlungsarchitektur erhalten Die Mauerung aus lagig verlegten Handquadern mit deutlich sichtbarem Fugenstrich ist sorgfaltig ausgefuhrt und war unverputzt Im Sudosten hat sich der schrag angestellte Ansatz eines Kellerfensters erhalten Dieser Befund macht deutlich dass die fruhe Villa rustica zumindest in diesem Bereich keinen Portikus besessen haben kann Ein wichtiges Baudetail hatte sich mit der in diesem Keller aufgedeckten Kuhlanlage erhalten Entlang der nordlichen Wand wurde in den Lehmboden des Kellers eine rund einen Meter breite Grube eingetieft und in diese funf bis zehn Zentimeter starke Rundholzer gestellt Anschliessend verfullte man die Grube wieder Nach der Festigung des Bodens sind die Holzer herausgezogen worden so dass offene Rohren entstanden in denen sich Grundwasser sammeln konnte Plattige Steine bedeckten die gesamte Anlage Das verdunstende Wasser sollte ein kuhles Raumklima bewirken 14 Ein weiteres Detail bildete eine mit Holzdielen ausgekleidete Ablage die moglicherweise zu einem Regal gehorte Die Fundamente von Haus I bestehen aus unregelmassig verlegter Grauwacke die mit Kalkmortel verbunden wurden Aufgrund der sorgfaltigen Abtragung des Gebaudes kann keine Schlussfolgerung uber das aufgehende Mauerwerk getroffen werden Fur die Hypokaustheizung wurden Ziegelplatten verwendet Architekturteile entstanden aus leicht zu verarbeitendem Tuff Nach Aufgabe des Kellers wurde dessen Zugang sorgfaltig und massiv vermauert So wollte der Bauherr offenbar statische Schwierigkeiten fur den daruber errichteten Neubau umgehen 15 Heizraum Bearbeiten Technisch und typologisch interessant war fur die Archaologen die Aufdeckung eines Heizraums Praefurnium das von Norden her einen Raum von Haus I beheizte Der Bedienraum lag unter dem Laufniveau und war uber eine Steintreppe zu erreichen Von hier aus fuhrt ein nach Suden gerichteter langschmaler Gang der ein falsches Tonnengewolbe besitzt Nach zwei Metern ist dieser Gang bis auf rund halbe Hohe vermauert Dahinter befindet sich ein gemauertes Podest mit einer lehmverkleideten Platte Hier brannte das Feuer der Heizung Der Gang selber verjungt sich nach einem weiteren Meter und mundet in einem einst hypokaustierten Raum 16 Nach der Abraumung von Haus I wurde der Bedienraum als Keller weiterbenutzt Bad I Bearbeiten Insbesondere die Osthalfte des knapp 200 Quadratmeter grossen Badegebaudes konnte genauer untersucht werden da diese unter dem weitgehend unverbaut gebliebenen Hof an der westlichen Stirnseite von Haus II zuganglich blieb Die Privattherme wurde offenbar baulich getrennt im Abstand von rund zwolf Metern zur westlichen Giebelfront von Haus I errichtet Obwohl auch dieser Trakt mit dem Haupthaus niedergelegt wurde konnten die Ausgraber viele Bereiche der Anlage genau bestimmen Die ostlichen drei bestimmbaren Raume beinhalten einen beheizbaren Umkleidebereich Apodyterium ein von dort aus erreichbares Warmbad Caldarium mit halbrunder Apsis in der sich eine Badewanne befand sowie als nordlichsten Raum ein Schwitzbad Laconicum Diese Schwitzbader hatten eine ahnliche Funktion wie die heutige Sauna doch fanden keine Aufgusse statt Der wissenschaftliche Nachweis eines Laconicums gelingt nur selten und bezeugt in diesem Fall den Wohlstand den bereits die Bewohner von Haus I besessen haben mussen Der kreisrunde Grundriss des Schwitzbades ist in perfektem Zustand erhalten In seinen vier Ecken befinden sich halbrunde Konchen Das Laufniveau des Raumes wurde 0 60 Meter uber dem Unterboden nachgewiesen Dazwischen lag das nachgewiesene Hypokaustum 17 Haus II Bearbeiten Nach dem Abbruch von Haus I wurde in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts die Flache auf einem einheitlichen Niveau planiert und eine sehr schwache Kalkung als Sauberkeitsschicht darubergelegt Der daruber geplante Neubau vom Typ einer Portikusvilla besass einen langschmalen Grundriss von 72 Metern Lange und 18 bis 20 Metern Tiefe rund 1 000 Quadratmeter Nutzflache Im Gegensatz zum ublichen Grundriss dieses Villentyps besass die Romervilla von Bad Neuenahr Ahrweiler jedoch keine architektonisch betonende Eckrisalite Wie teilweise vollstandig umgefallene Wande belegen besass das Bauwerk einen gemauerten Sockel auf dem eine Fachwerkkonstruktion Opus Craticium ruhte deren Gefachung teils recht unterschiedlich ausgefuhrt war An den Decken wurde Lehm verarbeitet auf dessen Innenseite sich die Abdrucke der Tragerelemente erhalten haben so dass daraus wichtige Erkenntnisse zur Konstruktion geschlossen werden konnen Alle Wande des Hauses waren innen und aussen mit zwei bis drei Schichten groben Unterputz belegt Auf diesen Untergrund wurde eine Feinputzschicht mit Kalktunche als Malschicht aufgetragen 18 Die abgefallenen Putzschichten von den Decken offenbaren dass etliche Raume der Villa mit flachen oder halbrunden Tonnengewolben ausgestattet waren Moglicherweise kann dieser Befund auch auf andere anspruchsvoller ausgestattete Gutshofe ubertragen werden Portikus Bearbeiten nbsp Die nachtraglich angebaute Freitreppe am Portikus in ihrem 2 Bauzustand Mit dem Umbau zur Mansio wurde die Treppe teils abgebrochen und ihr Material an anderer Stelle erneut verwendet Der 3 20 Meter breite saulenbestandene Portikus zieht sich uber die vollstandige sudliche Gebaudefront Da der Portikussockel mehr als einen Meter uber dem antiken Aussenniveau lag musste er uber eine Treppe betreten werden Diese ist an der ostlichen Schmalseite des Portikus errichtet worden Von einem tiefer gelegenen Hof konnte der Arkadengang uber funf sauber gearbeitete Tuffstufen betreten werden die sich an die Giebelwand anlehnten und oben auf einem Treppenpodest mundeten Moglicherweise schon kurze Zeit spater errichteten die Bewohner eine reprasentativere Treppe mittig an der Sudseite des Portikus Bei diesem Anbau wurde der bestehende bemalte Verputz nicht abgeschlagen Spater wurde diese Freitreppe etwas verbreitert und die bisherigen steileren Tuffstufen durch deutlich bequemere Basaltstufen ersetzt Auch die sorgfaltig gearbeiteten Treppenwangen bestanden aus Basalt Im ausgehenden 3 beziehungsweise wahrend der Nutzung im 4 Jahrhundert wurde diese Zentraltreppe aufgegeben Die Archaologen fanden Stufen dieses Aufgangs am Eingang zum Bad sowie am ostlichen Portikussockel Dort war in jener Zeit eine schlecht ausgefuhrte Treppe errichtet worden die geradeaus auf den Portikus fuhrte Wie die Grabungen zeigten war der Portikussockel vollstandig verputzt und ziegelrot bemalt Im Kontrast dazu stand der Anstrich des Hauses der gelbweiss verputzt war Ein auf der hinteren Langsseite des Hauses in einer Hohe von rund einem Meter uber weite Teile erhaltener rotbrauner aufgemalter Zierstreifen konnte sich auch an den Stirnseiten fortgesetzt haben Wahrend der Nutzungszeit als Villa rustica wurde der Portikus zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Westen hin um 13 Meter verlangert um die dort gelegene Therme baulich an das Herrenhaus anzuschliessen und bei schlechter Witterung den Zugang trockenen Fusses zu gewahrleisten Der ursprunglich mit einem feinen grauweissen Kalkmortelestrich versehene Portikusboden wurde wahrend des Umbaus zur Mansio mit einem rund 15 Zentimeter hoheren groben Ziegelsplittestrich ausgestattet Die Portikusinnenwand war figurlich bemalt So hat sich in unmittelbarer Nahe zur Freitreppe ein Motiv erhalten das einen kniehenden Mann mit einem Seil oder Lasso zeigt vor dem sich ein Tier mit aufrechter Mahne befindet Eventuell ist in dieser Darstellung ein Jagdmotiv zu sehen 19 Innenraume Bearbeiten nbsp Aufwendig mit Marmortafelungen bemalter Raum in der nordostlichen Ecke des Anwesens nbsp Reste der aufwendigen Wandmalerei mit Schirmkandelabern an der Sudwand des Korridors nbsp Der westliche spatere Anbau 21 wurde zunachst uber den Nebenraum mitbeheizt Offenbar genugte das den Gutsbesitzern irgendwann nicht mehr so dass ein eigener Heizkanal in den Raum getrieben wurde Der Raum mit den Malereien daneben besass ein sehr grosses Fenster auf den Portikus hinaus nbsp Aufgrund eindeutiger Originalbefunde teilrekonstruierter kleiner Verteilerraum am Ostende des Korridors mit DeckenbemalungGegenuber der Freitreppe am Portikus befindet sich der breite Zugang zum zentralen Raum des Hauses der wahrend der Nutzungszeit als Villa rustica zur Reprasentation diente Obwohl es sich die Hausbesitzer sicher hatten leisten konnen wurde wahrend der Grabungen in der gesamten Anlage kein einziges Mosaiksteinchen entdeckt 20 Stattdessen fanden verschiedene Bodenbelage aus unterschiedlichem Steinmaterial Verwendung Neben geschliffenen Kalksteinplatten fanden sich Belage aus dunklem Schiefer einheimischen Marmor von der Lahn sowie lakonischem Marmor aus Griechenland Haufig fanden sich zu Ornamenten verlegte Steine So besass der als Warmbad angesprochene Raum in der Therme einen hellen Marmorboden mit eingelegten schwarzen Schieferbandern 21 Hauptsachlich im Bad wurden auch feiner ausgearbeitete Bodenmuster mit runden und rhombischen Formen sowie schmale Riemchen nachgewiesen Daneben bekamen speziell im Bad auch dekorative Marmorplatten und Stuckarbeiten an den Wanden ihren Platz Im Herrenhaus selber dominierten farbig bemalte Wande die entweder ein reines geometrisches Muster zeigen wie dies bei einem Verputzstuck aus dem Obergeschoss sichtbar wird 15 oder von einem geometrischen Grundschema ausgehend mit Ornamenten sowie floralen und figurlichen Motiven spielen Eine teilrekonstruierte Wand aus dem Obergeschoss zeigt in diesem Zusammenhang eine kleine Opferszene Einige Raume besitzen einen mehr oder minder hohen Spritzsockel Die Maler haben bei diesem Gestaltungselement kraftige Farbspritzer an den Sockelbereich der Wande gebracht Im Erdgeschoss sind Bildelemente mit Kandelabern erhalten aus denen einst Blumen emporwuchsen andere zeigen Marmorimitationen Zu den exquisiten lebensgrossen figurlichen Darstellungen gehort ein Verputzbruchstuck mit einem Frauenkopf das zur flachen Decke des nordlichsten Raumes gehorte den ein Jahreszeitenzyklus schmuckte Der sudlich anschliessende Raum war mit Zirkusmotiven beispielsweise Rennfahrern geschmuckt 22 Bemerkenswert war der Nachweis von ungewohnlich niedrig liegenden Fensterbanken Einer der Raume in der Westhalfte des Haupthauses besass ein 2 70 Meter breites Fenster zum Portikus hin Innerhalb des Raumes war ein breiter holzerner Fensterrahmen eingepasst der im Verputz ausgespart wurde Die Fensterbank konnte mit Ziegelplatten belegt gewesen sein Wie hochstwahrscheinlich die meisten Fenster der Villa rustica besass auch dieses Fenster eine grunliche nicht entfarbte Verglasung Ein weiteres bauliches Detail an dem grossen Portikusfenster ist ebenfalls von Bedeutung So konnten dort Laden festgestellt werden fur die links und rechts des Fensters zwischen Mauerwerk und dickem Verputz Schlitze freigelassen worden sind In diese Schlitze wurden die Ladenflugel eingeschoben und waren damit nicht mehr sichtbar Diese Konstruktion ist der Forschung bis zu ihrer Auffindung in Ahrweiler nordlich der Alpen unbekannt gewesen 23 Zahlreiche Raume waren mit Hypokausten ausgestattet die teilweise in ausgezeichnetem Zustand erhalten geblieben sind Bei der Erwarmung der Wande durch die aufsteigende Warmluft aus der Unterflurheizung fanden zwei unterschiedliche Techniken Anwendung So waren unter dem Verputz zum einen die an romischen Fundplatzen haufig anzutreffenden rechteckigen Hohlziegel Tubuli installiert zum anderen wurden spindelartige Tonrohren entdeckt die als Abstandshalter mittels eines Metallstiftes an der Wand befestigt wurden Zwischen der Hauswand und dem Wandbelag konnte auf diese Weise die warme Luft nach oben entweichen Die Raume des Haupthauses wurde nicht nur durch den Portikus sondern auch durch einen Korridor erschlossen der an der hangseitigen Langsseite entlangfuhrte Er wurde durch drei Fenster erhellt und war von einem Tonnengewolbe uberwolbt Die rund 15 bis 20 Zentimeter starke Lehmschicht dieses Gewolbes wurde mit der gesamten Tonnenkonstruktion vom Dachstuhl eines nach aussen hin abfallenden Pultdaches getragen 24 Von diesen baulichen Details haben sich grosse Teil als Versturz auf dem Boden des Korridors erhalten So wird deutlich dass das Lehmpaket an ein Geflecht aus langslaufenden Spaltholzern gepackt war Die gleichmassige Rundung des Tonnengewolbes sicherten stabilisierende breite Bohlen an denen das Holzgeflecht angebracht war Es haben sich von dieser Konstruktion nicht nur Negativabdrucke im verfestigten Lehm erhalten sondern auch verbrannte Holzer 25 Da der Korridor insbesondere aufgrund der Hanglage und der wenigen Fenster offenbar nicht sehr viel Tageslicht erhielt war seine Nordwand nur weiss gekalkt worden Die gegenuberliegende Wand auf die das Licht aus den Fenstern fiel erhielt indes eine aufwendige Bemalung mit ockergelben rechteckigen Feldern und pompejanisch rot aufgemalten Lisenen die von Kandelabern und floralen Ornamenten geschmuckt waren Als Beispiel fur die vorhandenen Moglichkeiten der Rekonstruktion aufgrund der teilweise eindeutigen Originalbefunde wurde ein kleiner quadratischer mit einem Tonnengewolbe ausgestatteter Verteilerraum am ostlichen Ende des Korridors mitsamt seinem Dekorationssystem aus der Zeit von Haus II in voller Hohe rekonstruiert 26 Der Umstand von manchmal in voller Hohe umgefallenen Wanden kam den Archaologen bei der genauen Berechnung der Raumhohen mehrfach zu Hilfe nbsp Der ursprunglich in der Nordwestecke des Hauses II liegende Raum mit aufwendigem Dekorationssystem und Ofen Nr 15 Das Haupthaus wurde einmal nach Westen mit einer aus drei Zimmern bestehenden Raumflucht verbreitert wobei sich der Hof zwischen der Villa rustica und dem Bad verkleinerte Moglicherweise geschah dies zeitgleich mit der Verlangerung des Portikus zu den Badeanlagen Zwei der neuangelegten Raume erhielten eine Fussbodenheizung Zeitgleich wurde auch der Korridor nach Westen verlangert der das Haus von seiner Nordseite her erschloss Der ursprunglich die ruckwartige Hausecke westlich und nordlich begrenzende Raum musste im Zuge dieser Arbeiten umgebaut werden So vermauerte man sein grosses nordliches Fenster das nach dem Vorbau des in diesem Bereich fensterlosen Korridors keinen Zweck mehr erfullte Auch das einzige nach Westen gerichtete Fenster wird wohl geschlossen worden sein 27 Da dort nun eine weitere Raumflucht stand und der Bereich zwischen der einstigen westlichen Aussenwand und diesen neuen Raumen unterhalb des Fensters von einem Praefurnium eingenommen worden ist kann man sich einen Erhalt dieses Fensters nur schwerlich vorstellen Unterhalb des grossen vermauerten Nordfensters stand in dem vorzuglich ausgemalten Eckzimmer eine Art Kachelofen Dessen Wandungen bestanden aus Ziegeln die einen zylindrischen Raum umgaben der nach oben hin offen war Nachdem kein Feuerloch oder Asche in dem Ofen gefunden wurde vermuteten die Archaologen dass die Erwarmung mittels eines Feuerkorbes erfolgte der von oben in den Zylinder gelassen werden konnte Die Qualitat und das Dekorationssystem der Malerei lasst vermuten dass dieser Raum einen besonderen Stellenwert in dem Herrenhaus gehabt haben muss 27 Bad II Bearbeiten nbsp Im Bad II Blick vom Apodyterium Umkleideraum in einen weiteren heizbaren Raum Nr 24 der wahrscheinlich ein Tepidarium Warmbad gewesen istDas Bad von Haus II orientiert sich in seiner grundsatzlichen Ausrichtung genau an dem abgebrochenen Vorgangerbau Die sudliche Aussenfassade steht sogar direkt auf den Grundmauern dieser ersten Anlage Es gehorte zu dem bekannten Typ der Reihenbader Insgesamt verschiebt sich der Bau aber um einige Meter in westliche Richtung Zwischen dem neuen Haupthaus und der nun rund 180 Quadratmeter grossen Therme entstand ein 13 Meter breiter Hof Alle Raume des Bades wurden vollstandig neu aufgefuhrt Wahrend ihrer Nutzungsdauer als Bad der Villa rustica fand eine nachgewiesene Umbaumassnahme statt wahrend der eine heizbare in einer halbrunden Apsis liegende Badewanne in den Nebenraum verschoben wurde 28 Kanale Bearbeiten nbsp Aus wasserdichtem Mortel gemauerter bis unter das antike Laufniveau freigelegter Kanal im Hof zwischen Bad und Haupthaus Wahrend der Anlage von Haus II wurden zwei machtige gemauerte Kanale errichtet Auf einer Lange von 38 Metern ist der westliche Kanal sehr gut erforscht Er fuhrte mittig durch den Hof zwischen Bad und Herrenhaus besass eine lichte Hohe von 45 Zentimetern und eine lichte Breite von 45 Zentimetern Die Anlage kanalisiert in grosserem Umfang das vom nordlichen Hang herabkommende Wasser des heutigen Giesemer Baches und fuhrte es in die Niederungen zur Ahr hin ab Der ausgezeichnet erhaltene Kanalbereich innerhalb der Grabungszone besass an seinem Ausgangspunkt im Norden direkt an der Westseite des dortigen hinteren Hoftores einen aus Ziegeln und rheinischem Trassmortel gemauerten Einlasstrichter Um die Sauberkeit des gewonnenen Wassers zu garantieren wurde die mit wasserdichtem Mortel Opus caementitium ausgefuhrte Kanalisation sorgfaltig mit Schieferplatten abgedeckt und innerhalb des Hofbereiches begehbar gestaltet Das Wasserbauwerk sicherte das Anwesen nicht nur gegen gefahrliches Hangwasser sondern war auch ideal fur eine standige Frischwasserzufuhr fur Bad II und Haus II geeignet An die innere sudliche Abschlusswand des Hofes zwischen Bad und Wohnhaus wurde zusatzlich ein sehr schmales langliches wasserdichtes Becken gebaut aus dem zusatzlich Wasser entnommen werden konnte Ein Schieber ermoglichte das Aufstauen des Wassers in diesem Becken Auch ostlich der Villa rustica knickte ein Kanal aus ostlicher Richtung kommend nach Suden hin ab Der nicht steingedeckte 1 25 Meter tiefe und an seiner Sohle 0 60 Meter breite Kanal verlief parallel zum Hang und sollte ebenfalls Hangwasser aufnehmen das insbesondere nach Unwettern in grossen Mengen anfiel Die Ausgraber konnten hinter der gesamten Hangseite des Hauses und des Bades keine weitere Drainage feststellen Nicht einmal Traufrinnen zur Aufnahme des vom Dach fliessenden Regenwassers sind von dort bekannt Daher bleibt es unklar ob die beiden Kanale zur Wasserregulierung ausgereicht haben und wie dieses Problem hinter dem Haus und Bad gelost worden ist 29 Ende Bearbeiten Wie unter anderem die nur sparlichen beweglichen Hinterlassenschaft aus der Grabung zeigen wurde die Villa rustica gegen 259 60 planmassig von ihren Besitzern geraumt Die Archaologen vermuten dass die Menschen den Ort aufgrund der zunehmenden kriegerischen Ubergriffe verlassen haben die in dieser Zeit von Seiten der Germanen aus dem Barbaricum drohten Sie sind offenbar nicht zuruckgekehrt Die nun leerstehende Villa begann in den folgenden Jahrzehnten langsam zu verfallen Die Blutezeit dieses Ortes war abgeschlossen Hospiz Bearbeiten nbsp Zur Darstellung der Schichtfolgen stehengelassener Profilblock im Zentralraum von Haus IIUmbauten Bearbeiten Das von den Ausgrabern Hospiz genannte Rasthaus entstand gegen Ende des 3 Jahrhunderts und war bis gegen 350 in Benutzung Offenbar liessen sich die Verfallsschaden an dem Gebaude von den neuen Nutzern problemlos reparieren Zudem fanden einige teils nachlassige beziehungsweise weniger kostenintensive Umbauten an Haus II statt Ein wesentlicher Teil des Umbaus bestand in der Verkleinerung und Neugliederung von einigen Raumen Der grosse zentrale Reprasentationsraum der durch den Haupteingang uber den Portikus betreten werden konnte wurde nun in vier Raume aufgeteilt Neben dem ursprunglichen Haupteingang wurde rechts ein neuer wesentlich schmalerer Zugang in die Hauswand gebrochen um unter anderem drei der neu entstandenen Raume darunter eine bei der Auffindung ausgezeichnet erhaltenen Kuche zu erschliessen Der rechteckige direkt hinter dem ehemaligen breiten Hauptzugang liegende Raum besass keine Verbindung zu den umliegenden Zimmern im Hausinneren Die Archaologen deuteten diese separate Raumlichkeit als Verkaufsraum fur Reisende Der breite einladende Zugang konnte nach Ladenschluss geschlossen werden An der Nordwand des einstigen Reprasentationsraumes entstand eine grosse Kuche fur die Gaste der Mansio Die dort gekochten Speisen konnten auf einer Herdstelle die direkt an dem neuen kleineren Eingang stand warmgehalten und an Herbergsbesucher die sich auf dem Portikus befanden abgegeben werden Der hinter dem Eingang liegende neue Raum konnte mit seiner niedrigen Herdstelle und den Standspuren von Amphoren zu einer Caupona Garkuche gehort haben 3 Einen weiteren zur Mansio Zeit errichteter Backofen befand sich am ursprunglichen Westende des Korridors Der Ofen steht sehr ungeschickt mitten in dieser Raumflucht Die Archaologen gehen davon aus dass der Korridor zur Zeit des Rasthauses bereits in ruinosem Zustand war und keine Verwendung mehr besass Der Rauch aus dem Ofen konnte da es offenbar bereits kein Dach mehr an dieser Stelle gab ungehindert austreten Treppenhaus Bearbeiten nbsp Das Treppenhaus der Mansio Die verkohlten Reste der Treppe sind ebenso sichtbar wie ihre Abdrucke im Boden Teile der umgesturzten Fachwerkwand sind nach der Grabung an ihrem ursprunglichen Platz belassen worden Die Malereireste zeichnen den Steigungswinkel der Treppe nach Im grossen Zimmer links des einstigen Reprasentationsraumes entstand eine neue Fussbodenheizung wahrend in den Raumlichkeiten rechts unter anderem ein rechteckiges Treppenhaus installiert wurde dessen Auffindungszustand mit teils verkohlten holzernen Uberresten der Treppe wichtige bauliche Details enthullte Mit dem Auflassen der Siedlungsstelle gegen Ende des 4 Jahrhunderts setzte schnell der naturliche Verfall ein Nachdem sich in den Raumen um das Treppenhaus eine rund 0 70 Meter starke Schuttflache gebildet hatte kippte dessen sudliche Fachwerkwand die mit dem Treppenhaus errichtet worden war in voller Hohe nach Suden hin um Sie zerbarst dabei jedoch nicht sondern blieb in ihrem Gefuge vollkommen erhalten Die nachtraglich eingezogene Wand besass einen noch in verbranntem Zustand erhaltenen Schwellbalken der in kurzen Abstanden eingelassene holzerne Stander aufwies Die Gefache zwischen diesen Standern waren mit lehmgebundenen zerschlagenen Dachziegeln ausgefullt worden wobei sich die vergangenen Stander als Negativ in diesem Verbund abgedruckt haben Das obere Ende dieser Konstruktion wurde von einem Bundbalken abgeschlossen Die Fachwerkwand besass keine Querriegel oder Streben und erinnerte die Ausgraber an die normannische Bautechnik Beide Seiten der Wand waren verputzt und bemalt Durch den vorzuglichen Erhaltungszustand konnte eine gesicherte Raumhohe von 3 50 Metern angegeben werden 30 Die Treppe selber stieg zunachst an der sudlichen Fachwerkwand empor mundete auf einem Zwischenpodest das die vollstandige Breite der Westwand einnahm und stieg dann an der Nordwand geradeaus in das Obergeschoss Aufgrund der im Putz erhaltenen Spuren liess sich die Steigung dieser Treppe ermitteln 31 Kuche Bearbeiten nbsp Kuche mit Herdstelle und Backofen links Die Befeuerung dieses Backofens geschah aus einem noch zur Zeit von Haus II errichteten Praefurnium Die Herdplatte der Kuche wurde durch Dachziegel gebildet Dort brannte das Feuer uber dem moglicherweise ein eiserner Rost installiert war In den zwei ziegelgemauerten falschen Gewolben unter der Feuerstelle wurde links das Feuerholz deponiert rechts deckten die Archaologen Kochtopfe mit Deckeln auf An diese Herdstelle schloss sich rechts eine kleine kubische Kammer an die moglicherweise dem Rauchern diente In der linken Raumecke befand sich ein kleiner birnenformiger Backofen von dem die Backtenne erhalten blieb Ein weiteres architektonisches Detail blieb an einer weitauf erhaltenen Wand der Kuche erkennbar So wurde festgestellt dass dieser fur die Mansio errichtete Raum mit einem den Backofen uberdeckenden Tonnengewolbe ausgestattet war Der Backofen wurde in das tieferliegenden Praefurnium einer fur Haus II errichteten Hypokaustanlage eingebaut Dieser Heizraum wurde fur das Rasthaus in leicht veranderter Weise erneut verwendet Die geschickte Integration des Backofens ermoglichte es die dort entstandene Asche gleich zum Schuren der Unterflurheizung zu verwenden 32 Toilette Bearbeiten Das grosse Bad der Villa rustica wurde wieder vollstandig in Betrieb genommen Die neuen Besitzer erganzen den Bau lediglich um einen schmalen Korridor an der den Hof begrenzenden Ostfassade Diese vom Portikus aus zu betretende Raumflucht besass keinen Zugang zum Bad sondern mundete an der nordlichen Stirnseite der Therme in einer mit der Mansio errichteten fast quadratischen Toilette deren sorgfaltig ausgefuhrte Fakalienrinne wahrend der Grabungen in einem ausgezeichneten Zustand vorgefunden wurde Diese aus Ziegeln bestehende Rinne befand sich an der West und Nordwand der Latrine ein nach Westen entlang der Nordmauer des Bades laufender Kanal diente der Abwasserentsorgung Die Oberflachlichkeit des Umbaus zur Mansio wird laut Fehr unter anderem in dem ostlichen Raum den einst circensische Malstucke verzierten deutlich Statt wie ublich den alteren Untergrund fur eine bessere Haftung des neuen Verputzes aufzupicken wurde dieser ohne weitere Vorbereitung auf die alteren Malereien aufgetragen und anschliessend ebenfalls bemalt Die geringere Haltbarkeit dieser Arbeit bezeugt der archaologische Auffindezustand So war der neue Verputz teils bereits grossflachig abgefallen 33 Metallschmelze Bearbeiten Als sich eine Metallschmelze wahrend der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts auf dem Gelande der Mansio installierte war der Verfall des Anwesens bereits weit fortgeschritten 4 Stellenweise hatte es gebrannt und Hanggeroll war uber die Flache gerutscht 34 Auf dem so entstandenen hoheren Laufniveau verteilten die Handwerker ihre Schmelzofen uber das gesamte Ruinengelande haben hier jedoch offensichtlich nicht gewohnt Ihre Unterkunfte mussen an einer bisher unbekannten Stelle gesucht werden In der Nahe der Ofen fanden die Archaologen fast immer Bleischlacke Im Fundgut sind ausserdem ein gussfrischer Bleibarren sowie eine dicke grosse Bleiplatte verzeichnet Die Untersuchungsergebnisse legen nahe hier eine Schmelze fur Silbererze zu vermuten die aus den Hangen des im Norden der Anlage ansteigenden Silberberges gebrochen wurden Steinstanderbases aus dem Spolienmaterial der nordlichen Hofmauer belegen dass die Arbeiter den Hof zwischen Bad und ehemaliger Mansio mit einem dreischiffigen Hallenbau uberdachten Gegen 400 n Chr endete auch diese Phase Die Forschung vermutet dass die immer unsicherer werdenden Verhaltnisse und die nun vollig zusammengebrochene Infrastruktur keinen geregelten Absatz mehr zuliess In den nachsten Jahrhunderten lagerte sich der abrutschende Hangschutt des Silberberges mit zunehmender Hohe uber den Ruinen ab und konservierte damit die spateren Befunde 4 Graberfeld Bearbeiten Uber dem Schutt des Bades und sudlich daruber hinaus wurde ein Friedhof mit 32 christlichen Bestattungen aufgedeckt die in die Zeit zwischen dem 7 und 8 Jahrhundert gehoren Zum damaligen Zeitpunkt war von der Villa rustica oberirdisch zumindest in grossen Teilen nichts mehr auszumachen Die Grabgruben die zum grossen Teil mit Schieferplatten ausgekleidet waren sind in den Hangschutt eingetieft worden Nach der Bestattung wurden die Gruben mit machtigen Schieferplattenmonoliten verschlossen und verfullt Tote die nicht in Steinkisten beigesetzt wurden bekamen ihr Begrabnis entweder in Baumsargen oder in einer einfachen Erdgrube Alle Bestattungen wiesen nach Osten und waren beigabenlos 5 Wichtiges Fundgut BearbeitenGraffito Bearbeiten Uberregional bekannt wurde ein 1981 geborgenes 23 33 Zentimeter grosses dreizeiliges Lehrer Schuler Graffito aus dem Obergeschoss des Hauses uber dem Treppenhaus Es war wohl um 100 n Chr in die fast spiegelnd rote Lisene einer Wandbemalung mit spitzem Griffel geritzt worden 35 Die erste Zeile wurde mit dem Duktus einer geubten Hand geschrieben die es verstand in klassischem Latein einen Pentameter selbststandig zu formulieren In der Forschung wird hinter dieser Hand ein Lehrer Magister vermutet der offenbar einen Schuler ermahnen wollte Qui bene non didicit garrulus esse soletUbersetzung Wer nicht gut gelernt hat pflegt ein Schwatzer zu sein Unter dieser Zeile hat der Angesprochene geantwortet wobei sich nicht nur seine geringeren Lateinkenntnisse und sein Versuch mit dem Versmass offenbaren sondern auch eine schlechte Schrift Scriptum me docuit Grati crudelis habenaUbersetzung Die Peitsche des grausamen Gra t ius hat mich die Schrift gelehrt Die darunter gesetzte dritte Zeile wurde von dem Schreiber der ersten Zeile nur mit drei Buchstaben begonnen und bricht danach ab Es wird vermutet dass die Wandverschmutzer in ihrem Treiben gestort worden sind Das Graffito von Ahrweiler ist in seiner Art das einzige bisher bekannte und ein Zeugnis damaliger Erziehung 36 Es wirft ein Licht auf den weit fortgeschrittenen Romanisierungsgrad in den germanischen Provinzen an der Wende vom 1 zum 2 Jahrhundert Ausserdem wird der Bildungsanspruch gehobener Schichten auf dem Lande deutlich die offenbar Lehrer mit klassischen Lateinkenntnissen fur ihren Nachwuchs engagierten 37 Terra Sigillata Bearbeiten Gemessen am Gesamtbestand der 1874 geborgenen Keramikbruchstucke machen die 34 von Topfereien gestempelten Terra Sigillata Scherben nun einen sehr geringen Teil aus Wahrend die meisten dieser Waren zu Beginn der Periode von Haus II aus Sudgallien stammen sind nur funf Stucke aus dem nahe gelegenen Sinzig nachgewiesen Die bedeutende Rheinzaberner Werkstatte wies sich sogar nur mit einem Exemplar aus Ab dem 2 Jahrhundert orientiert sich der Bezug der Terra Sigillata auf die ostgallisch germanischen Produktionsstatten Um 150 n Chr kommt das Stempeln der Terra Sigillata langsam aus der Mode Daher lassen sich spatere Stucke keinen bestimmten Herstellern mehr zuordnen 38 Erwahnenswert ist nach dieser Zeit die Sinziger Werkstatt die gegen Ende des 2 Jahrhunderts bevorzugt glattwandige Produkte an den Silberberg lieferte 39 Christogramm Bearbeiten Von besonderer Bedeutung fur die Forschung war eine Scherbe aus dem Korridor die in die Zeit der Mansio datiert In Weiss wurden vor dem Brand ein P und darunter zwei sich uberkreuzende Striche aufgemalt Das Zeichen durfte ein Christogramm darstellen Ob mit diesem Fund auch die Anwesenheit von spatantiken Christen am Silberberg einhergeht ist indes fraglich da christliche Symbole in der Spatantike auch bei Nichtchristen unter anderem als Segensbringer in Gebrauch waren 40 Schmuck Bearbeiten Da das Gebaude nach seiner jeweiligen Nutzungsperiode offenbar stets sorgfaltig geraumt wurde haben sich nur wenige Objekte erhalten die von ihren Besitzern verloren worden sind Seltenheitswert besitzt ein dunkelbrauner Armring aus Schieferkohle Schieferkohle stammt aus Braunkohlelagern und besteht aus inkohltem jahrmillionen Jahre altem Holz Hohe handwerkliche Qualitat weist ein bandformiger Armreif auf An seiner Schauseite sind ausserst fein die Gotter Nike Castor und Pollux eingestempelt Andere Schmuckstucke wie ein bandformiges Zierblech konnen zu einer Kopfbedeckung gehort haben Eine aufgefundene Bronzedurchbruchscheibe ware sowohl als Schmuck als auch als Teil eines Pferdegeschirrs anzusprechen Zu den spatromischen Schmuckfunden der Mansio Zeit gehort ein unverzierter Armring mit Hakenverschluss der hauptsachlich im freien Germanien getragen wurde 41 Fibeln Bearbeiten Wahrend der Grabungen wurde nur wenig mehr als ein Dutzend Fibeln aus der Zeit zwischen der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts bis gegen Ende des 2 Jahrhunderts gefunden Die hauptsachlich gallisch beziehungsweise britannisch beeinflussten Objekte waren nahezu gleichmassig auf Haus I und Haus II verteilt Nur ein einzelnes Objekt eine Augenfibel stammt aus Nordosteuropa Zwei weitere Fibeln gehorten zu romischen Militarmanteln 42 Theatermasken Bearbeiten Wahrend der Grabungen an Haus II wurden die Fragmente von zwei aus feinem weissen Ton gefertigte Theatermasken geborgen Die eine lag unmittelbar an der sudlichen Aussenfront ostlich der Freitreppe 43 die andere an der nordlichen Ruckfront im Hof zwischen Berghang und Villa rustica Die Maske einer Hetare liess sich vollstandig rekonstruieren Die Rekonstruktion zeigte dass der Augenabstand der Maske zu eng gesetzt war Somit konnte sie nicht in einem Theaterstuck eingesetzt werden Die Archaologen vermuten in den Masken Schmuckstucke oder Unheil abwehrende Objekte Der verwendete Ton belegt Verbindungen zwischen einer Kolner Werkstatt und dem Gutshof am Silberberg 44 Ziegelstempel Bearbeiten Aus den Tonnen von Ziegelschutt die von den Ausgrabern geborgen wurden konnte nur ein einziger Ziegelstempel militarischer Herkunft geborgen werde Er tragt die Inschrift der 5 Legion der Haubenlerchen Legio V Alaudae Diese Legion lag nach dem Bataveraufstand 69 70 n Chr kurzfristig im westlich gelegene Sinzig nahe der Ahrmundung zum Rhein hin und stellte dort neben Ziegeln auch Terra Sigillata her bevor sie im Jahr 83 in Moesien aufgelost wurde 45 Siehe auch BearbeitenListe von Villae rusticaeLiteratur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Axel von Berg Zuerst Villa dann mansio Bad Neuenahr Ahrweiler In Vera Rupp Heide Birley Hrsg Landleben im romischen Deutschland Theiss Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2573 0 S 138 140 Horst Fehr Romervilla Fuhrer durch die Ausgrabungen am Silberberg in Bad Neuenahr Ahrweiler Archaologie an Mittelrhein und Mosel Band 7 2 Auflage Steffgen Druck und Verlag Koblenz 2003 ISBN 3 929645 01 7 Horst Fehr Museum Romervilla am Silberberg In Kreisverwaltung Ahrweiler Hrsg Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 1983 S 69ff Karin Joachim Alltagsleben in der romischen Villa am Silberberg in Ahrweiler In Kreisverwaltung Ahrweiler Hrsg Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 2002 S 76 ff Karin Joachim Das Museum Roemervilla auf Erfolgskurs Besuchszahlen bestatigen das Museumskonzept In Kreisverwaltung Ahrweiler Hrsg Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 1998 S 39 ff Matthias Rocke Einmaliger Glucksfall fur die Wissenschaft Die Romervilla am Ahrweiler Silberberg In Kreisverwaltung Ahrweiler Hrsg Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 1981 S 54 ff Landesbildstelle Rheinland Pfalz Hrsg Romerzeitliche Villa am Silberberg in Ahrweiler Beiheft zur Dia Reihe 10 Koblenz 1988 Einzelstudien Bearbeiten Jurgen Blansdorf Horst Fehr Eine Villa des 2 4 Jahrhunderts Am Silberberg in Ahrweiler und das Ahrweiler Schuler Sgraffito In Gymnasium 89 1982 S 497 510 Karlheinz Dietz Das Ahrweiler Schuler Graffito In Gymnasium 92 1985 S 536 Rudiger Gografe Wand und Deckenmalerei der villa rustica Am Silberberg bei Bad Neuenahr Ahrweiler In Kolner Jahrbuch fur Vor und Fruhgeschichte 24 1991 S 219 225 Rudiger Gografe Die Wand und Deckenmalereien der villa rustica Am Silberberg in Bad Neuenahr Ahrweiler In Berichte zur Archaologie an Mittelrhein und Mosel 4 Trierer Zeitschrift Beiheft 20 Trier 1995 S 153 239 Hans Michael Hangleiter Die Verwendung von Cyclododcan bei der Konservierung der romischen Wandmalereien in Ahrweiler In Restauro Heft 7 1998 Zusammenfassung Patrick Jung Ein spatantiker Teller mit Weissmalerei aus der Villa Am Silberberg in Bad Neuenahr Ahrweiler Teil eines Trinkspruchs oder Christogramm In Hans Helmut Wegner Hrsg Berichte zur Archaologie an Mittelrhein und Mosel Band 10 Trierer Zeitschrift Beiheft 29 Trier 2005 ISBN 978 3 923319 63 3 S 373 382 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romervilla von Bad Neuenahr Ahrweiler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Romervilla Ahrweiler 3D Rekonstruktion der Romervilla Ahrweiler Modell und Lageskizze der Romervilla AhrweilerAnmerkungen Bearbeiten Horst Fehr Romervilla Fuhrer durch die Ausgrabungen am Silberberg in Bad Neuenahr Ahrweiler In Archaologie an Mittelrhein und Mosel Band 7 2 Aufl Steffgen Koblenz 2003 ISBN 3 929645 01 7 S 20 Horst Fehr 2003 S 86 a b Horst Fehr 2003 S 26 a b c Horst Fehr 2003 S 29 a b Horst Fehr 2003 S 31 a b Mainzer Zeitschrift Band 98 Mainzer Altumsverein 2003 S 146 Horst Fehr 2003 S 16 f Horst Fehr 2003 S 11 Ehrungen verdienter Burger In Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1984 Horst Fehr 2003 S 12 Horst Fehr 2003 S 13 Horst Fehr 2003 S 15 So fand beispielsweise vom 9 April bis zum 22 Juni 1997 eine Wanderausstellung unter dem Titel Culinaria Romana So assen und tranken die Romer statt Dazu Christian Holliger Culinaria Romana So assen und tranken die Romer Ausstellungskatalog Brugg 1996 eine weitere bis zum 31 Juli 1999 laufende Sonderausstellung Masken Mimen und Tragodien Theaterspiel in den romischen Provinzen stellte die in Ahrweiler gefundenen Theatermasken in den Mittelpunkt Quelle Antike Welt 1999 S 196 Horst Fehr 2003 S 44 45 a b Horst Fehr 2003 S 60 Horst Fehr 2003 S 18 19 Horst Fehr 2003 S 77 78 Horst Fehr 2003 S 93 Horst Fehr 2003 S 94 Horst Fehr 2003 S 90 Horst Fehr 2003 S 89 Rudiger Gografe Die Romischen Wand und Deckenmalereien im nordlichen Obergermanien Neustadt an der Weinstrasse 1999 ISBN 3 9805635 2 9 S 251 258 Horst Fehr 2003 S 69 Horst Fehr 2003 S 52 Horst Fehr 2003 S 48 Horst Fehr 2003 S 53 a b Horst Fehr 2003 S 65 Horst Fehr 2003 S 24 Horst Fehr 2003 S 25 26 Horst Fehr 2003 S 54 56 Horst Fehr 2003 S 54 Horst Fehr 2003 S 40 41 Horst Fehr 2003 S 57 Horst Fehr 2003 S 41 Jurgen Blansdorf Horst Fehr Eine Villa des 2 4 Jahrhunderts Am Silberberg in Ahrweiler und das Ahrweiler Schuler Sgraffito In Gymnasium 89 1982 S 497 510 Karlheinz Dietz Das Ahrweiler Schuler Graffito In Gymnasium 92 1985 S 536 Johannes Christes Handbuch der Bildung und Erziehung in der Antike Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006 ISBN 3 534 15887 3 S 113 Horst Fehr 2003 S 111 112 Horst Fehr 2003 S 112 113 Horst Fehr 2003 S 102 Horst Fehr 2003 S 104 Horst Fehr 2003 S 109 Horst Fehr 2003 S 107 108 Hannelore Rose Die romischen Terrakottamasken in den Nordwestprovinzen Herkunft Herstellung Verbreitung Funktion Dr Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2006 ISBN 3 89500 504 5 S 58 Horst Fehr 2003 S 110 Horst Fehr 2003 S 112 50 538888888889 7 085 Koordinaten 50 32 20 N 7 5 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romervilla von Bad Neuenahr Ahrweiler amp oldid 237165374