www.wikidata.de-de.nina.az
Plesiorycteropus ist eine ausgestorbene Saugetiergattung die auf Madagaskar lebte und erst im spaten Holozan ausgestorben ist Fossile Reste der Tiere sind an rund einem Dutzend Fundstellen im zentralen und westlichen Teil der Insel entdeckt worden Es handelt sich um kleinere Tiere die ihrem Skelettbau zufolge eine grabende moglicherweise auch eine baumkletternde Lebensweise verfolgten und sich wahrscheinlich von Wirbellosen ernahrten Ursprunglich wurde eine nahere Beziehung von Plesiorycteropus zum Erdferkel angenommen worauf sich auch der teilweise verwendete deutsche Trivialname Madagassische Erdferkel bezieht Spatere Untersuchungen liessen eine Stellung in einer eigenen Familie Plesiorycteropodidae und einer eigenen Ordnung Bibymalagasia mit eher unklaren Verwandtschaftsverhaltnissen vermuten Neuere genetische Untersuchungen dagegen ergaben eine nahere Beziehung zu den Tenrekartigen Die Gattung wurde im Jahr 1895 wissenschaftlich eingefuhrt Sie umfasst zwei bekannte Arten P madagascariensis und P germainepetterae PlesiorycteropusSpekulative Zeichnung von PlesiorycteropusSystematikUnterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung Afrotheriaohne Rang AfroinsectiphiliaOrdnung Tenrekartige Afrosoricida Familie PlesiorycteropodidaeGattung PlesiorycteropusWissenschaftlicher Name der FamiliePlesiorycteropodidaePatterson 1975Wissenschaftlicher Name der GattungPlesiorycteropusFilhol 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Schadelmerkmale 1 2 Skelettmerkmale 2 Subfossile Funde und Aussterben 3 Lebensweise 3 1 Fortbewegung 3 2 Ernahrungsweise 4 Systematik 5 Forschungsgeschichte Madagassische Erdferkel oder Riesentenreks 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenSchadelmerkmale Bearbeiten Plesiorycteropus war deutlich kleiner als ein Erdferkel und deutlich grosser als die Tenreks es erreichte ein Gewicht von 6 bis 18 kg Das vollstandige Skelett ist nicht uberliefert ebenso fehlt vom Schadel die vordere Schnauzenpartie sowie das Gebiss Erhaltene Schadel wiesen Langen von 6 6 bis 7 7 cm zwischen dem Stirnbein und dem Hinterhauptsbein auf die mogliche Gesamtlange durfte bei rund 10 cm gelegen haben Die Breite des Hirnschadels variierte von 3 6 bis 3 8 cm In der Aufsicht engte er sich im Bereich der Augen auf 2 5 bis 2 8 cm ein erweiterte sich dann wieder in der Nasenregion Aufgrund des vorhandenen rostralen Schadelbereiches kann von einer konischen strumpf endenden Schnauze ausgegangen werden Anzeichen fur die stumpfe Schnauze finden sich in den Nasenbeinen die sich untypisch fur Hohere Saugetiere nach vorn erweiterten Auffallend ist auch die verknocherte Nasenscheidewand Der Jochbogen bildete keinen geschlossenen Bogen er bestand aus einem robusten vorderen Bogenansatz und einem grazileren hinteren Der hintere Schadelteil zeigte deutliche Rundungen und wies keine besonderen Knochenmarken auf Temporallinien waren schwach ausgebildet und lagen relativ niedrig ohne sich in der Mitte zu treffen Hervorzuheben ist ausserdem dass das Scheitelbein langer als das Stirnbein war Das Hinterhauptsbein zeigte sich stark gewinkelt und bildete einen flachen nahezu senkrechten Schadelabschluss die Gelenkansatze fur die Halswirbelsaule verfugte uber zwei deutlich getrennte Gelenkflachen An der Schadelbasis bestand die Verbindung zum Unterkiefer aus einer nur flachen Gelenkgrube die sich nahe dem hinteren Jochbogenansatz etwa auf Hohe des Gaumenbeins befand Da sowohl der Unter als auch der Oberkiefer nicht uberliefert sind ist unklar ob die Tiere uber Zahne verfugten 1 2 Skelettmerkmale Bearbeiten Die Anzahl der Wirbel vor allem im Bereich des Rumpfes ist unbekannt sicheren Annahmen zufolge bestand die Wirbelsaule aus sieben Hals funf oder sechs Lenden und sieben Kreuzbeinwirbeln Ausserdem liegen funf artikulierte Wirbel der vorderen Schwanzwirbelsaule vor Ihre nur geringe Grossenabnahme gibt an dass der Schwanz relativ lang gewesen sein muss Die Schwanzwirbel hatten massive Querfortsatze die einem sehr kraftigen Schwanz annehmen lassen Die Gliedmassen waren allgemein kraftig und zeichneten sich durch zahlreiche Muskelmarken aus Der Oberarmknochen wurde 7 1 bis 7 6 cm lang und verfugte uber eine etwas gestreckten Gelenkkopf An der Schaftseite bestand eine massive deltopectorale Leiste die etwa in der Schaftmitte noch einmal deutlich seitlich hervortrat Das untere Gelenkende Ellenbogengelenk weitete sich auffallend wobei ein grosserer Anteil auf die beiden Epicondylen fiel Die Elle zeigte einen stark verlangerten und kraftigen oberen Gelenkfortsatz Olecranon der bezogen auf die Gesamtlange des Knochens von 8 2 cm rund 3 cm einnahm Dagegen verdunnte sich die Elle nach unten merklich Die Speiche war mit 5 4 bis 5 7 cm relativ kurz aber robust gebaut mit einem einfachen radialen Kopf und einem seitlich gepressten Schaft Der Oberschenkelknochen ist von allen Langknochen am besten uberliefert Er weist eine Lange von 11 bis 12 4 cm auf Der nahezu halbkugelige Gelenkkopf sass auf einem langen Hals was einen deutlichen Unterschied zum Erdferkel und zu einigen Tenreks darstellt Gleiches gilt fur die starke Abwinklung des Halses von der Langsachse des Femurs ebenso wie die hohe Lage des Grossen Rollhugels der den Gelenkkopf deutlich uberragte Vom Grossen Rollhugel verlief eine Knochenrippe abwarts sie mundete etwa auf der Halfte des Schaftes in den Dritten Rollhugel Das untere Gelenkende besass einen asymmetrischen Bau mit einer grosseren inneren und einer kleineren ausseren Gelenkrolle Schien und Wadenbein waren an beiden Enden miteinander verwachsen sie erreichten eine Lange von 9 1 bis 9 5 cm In Seitenansicht besassen beide einen relativ geraden Verlauf beim Erdferkel und den Tenreks ist das Wadenbein starker gedreht Hervorzuheben ist das Fehlen eines zusatzlichen Knochenfortsatzes an der ausseren Gelenkpfanne des oberen Gelenkendes Processus falciformis der beim Erdferkel ausgebildet ist Das Obere Sprunggelenk wird wie bei zahlreichen aber nicht allen Afrotherien lediglich durch das Schien und das Sprungbein gebildet Das Hand und Fussskelett ist bis auf das Sprungbein und einzelne Metapodien und Phalangen kaum bekannt Die Metapodien waren kurz und breit mit breiten vorderen und schmalen hinteren Gelenkenden und leicht gebogenem Schaft Bei den Finger und Zehengliedern waren moglicherweise die ersten kurzer als die mittleren was beim Erdferkel nicht der Fall ist Die kurzen Endphalangen besassen markante seitliche Verschmalerungen es ist aber unklar von welchen Strahl sie abstammen 1 2 Subfossile Funde und Aussterben Bearbeiten nbsp Fundstellen mit Plesiorycteropus rot P sp grun P madagascariensis blau P madagascariensis und P germainepetteraeEs sind bisher rund ein Dutzend Fundstellen mit Resten von Plesiorycteropus bekannt Diese konzentrieren sich auf das zentrale westliche und sudliche Madagaskar Der weitaus uberwiegende Teil der Funde stammt dabei aus Sirave und Ampoza im Sudwesten und aus Ampasambazimba im mittleren Bereich der Insel Letztere Fundstelle wurde bereits 1902 entdeckt Sie ist sehr fossilreich und geht auf einen ehemaligen See zuruck Radiocarbondaten an einem ausgestorbenen Lemuren ergaben ein Alter von rund 1035 Jahren BP 3 Mit rund 2154 BP deutlich alter ist ein gemessener Wert von Masinandraina bei Antsirabe im zentral ostlichen Madagaskar 4 Deutlich jungere Daten lieferten Untersuchungen an der Bat site der Anjohikely Hohle bei Anjohibe im Nordwesten von Madagaskar Hier wurde an einem Knochen eines Fledertieres ein Alter von 510 Jahre BP ermittelt Plesiorycteropus trat hier zusatzlich mit Lemuren und Flusspferden auf Es konnte allerdings sein dass einzelne Funde starker umgelagert wurden 5 Alle bekannten Fundstellen befinden sich in heute eher trockeneren Gebieten der Insel Moglicherweise war Plesiorycteropus an schmale Waldgebiete im Umkreis von Feuchtlandschaften wie Sumpfen und Flussen angepasst 2 Die Grunde fur das Aussterben sind nicht restlos geklart Die Insel Madagaskar wurde erst vor rund 2300 Jahren von Menschen besiedelt Im Anschluss daran kam es zu einem Massenaussterben von grosseren Tieren von dem unter anderem die madagassischen Flusspferde mehrere Primatengruppen wie die Megaladapidae und die Palaeopropithecinae und die riesigen Elefantenvogel betroffen waren Meist werden Bejagung Brandrodungen oder die Einfuhrung von Neozoen als Hauptursache fur das Aussterben dieser Tiere angefuhrt Moglicherweise haben auch klimatische Veranderungen wie das allmahliche Austrocknen des westlichen Inselteils und dem damit verbundenen Ruckgang der Walder dort den Niedergang der grossen Tiere beschleunigt Die genauen Ursachen bleiben spekulativ Durch die Entdeckung weiterer kleinerer Saugetiere wie Microgale macpheei konnte aber aufgezeigt werden dass nicht nur die Grosstierfauna verschwand sondern auch die Linien kleinere Wirbeltiere vom Aussterben betroffen waren 6 2 7 Lebensweise BearbeitenFortbewegung Bearbeiten Plesiorycteropus zeigt eine vielfaltige Merkmalskombination Deutliche Anzeichen an eine grabende Lebensweise heben sich vor allem durch Modifikationen der Vorderbeine hervor Am Oberarmknochen besteht eine deutliche deltopectorale Leiste als Muskelansatzstelle ihre Auspragung am seitlichen Humerusschaft verstarkt durch den hier ansetzenden Deltamuskel die Vorwartsbewegung des Armes Des Weiteren ist das untere Gelenk Ellenbogengelenk verbreitert ebenso wie das Olecranon der Elle eine starke Streckung aufweist Beides spricht fur eine ausgesprochen kraftige Unterarm und Fingermuskulatur Die eher kleine Gelenkfazette am Kopf der Speiche die den Knochen mit der Elle verbindet lasst nur einen geringen Spielraum in der Drehbewegung des Unterarms zu der etwa bei 20 gelegen haben durfte Die Handknochen sind insgesamt kurz und breit gebaut An den korperfernen Enden der Mittelhandknochen bestehen tiefe Gelenkspalten Diese verhinderten dass die dort ansetzenden Fingerglieder bei starker Beanspruchung seitlich ausscherten Erganzend dazu sind die Hinterbeine langer als die Vorderbeine Sie konnten ebenfalls beim Graben eingesetzt worden sein etwa zum Abstutzen oder zum Wegschaufeln des Auswurfs Markant sind auch die breiten Querfortsatze der ersten Schwanzwirbel die einen breiten muskulosen Schwanz rekonstruieren lassen Einige Skelettmerkmale sprechen dagegen auch fur eine kletternde Lebensweise wobei eingeschrankt gesagt werden muss dass sowohl die fossoriale als auch die arboreale Fortbewegungsweise ahnlicher korperlicher Voraussetzungen bedarf Die hohe Lage des Humeruskopfes ermoglichte es Plesiorycteropus die Arme auf Schulterhohe oder daruber hinaus zu heben was typisch fur kletternde Tiere ist Ebenso konnte das dunn nach unten auslaufende Ende der Elle fur eine derartige Befahigung sprechen Dagegen scheint aber eine springende Fortbewegung wie sie teilweise aufgrund des hohen Grossen Rollhugels am Oberschenkelknochen postuliert wurde 8 eher unwahrscheinlich da die allgemeinen Proportionen der Hintergliedmassen dies nicht unterstutzen Ungewohnlich ist auch der sehr lange Femurhals der so bei anderen grabenden Tieren einschliesslich dem Erdferkel nicht vorkommt Eine weitere Besonderheit findet sich am Sitzbein speziell an der Auspragung des Sitzbeinhockers als dreieckige Plattform ahnlich wie bei einigen Menschenaffen und bei den Gurteltieren bei letzteren dienten sie zur Aufhangung des knochernen Panzers Bei Plesiorycteropus bestanden hier wohl ausgepragte Hautpolster die es den Tieren ermoglichten trotz des dicken Schwanzansatzes eine sitzende Position einzunehmen 2 Ernahrungsweise Bearbeiten Da bisher der vordere Schadelteil im Fossilmaterial fehlt kann uber den Gebissaufbau und daraus resultierend uber die Ernahrungsweise nur wenig ausgesagt werden Allgemein war die Gesichtsmuskulatur wenig entwickelt was die kaum vorhandenen Knochenmarken des Schadels und die niedrige Position der Temporalleisten indiziert Auch findet sich die Schadel Unerkiefer Gelenkung relativ niedrig etwa auf Hohe des Gaumenbeins Die nur schwache Auspragung der Glenoidgrube verweist auf eine eher geringe Beisskraft Alle diese Merkmale sind charakteristisch fur Tiere mit einer insektenfresserischen Ernahrungsweise eventuell mit Spezialisierung auf Ameisen Eine derartige Ernahrungsweise geht mit der grabenden und oder kletternden Fortbewegung einher so dass die Tiere ihre Nahrung etwa unterirdisch im Erdreich oder auf Baumen gesucht haben Eventuell erfolgte die Nahrungsaufnahme opportunistisch was unter anderem aus der generellen Grosse von Plesiorycteropus geschlussfolgert werden kann Allerdings scheint der Geruchssinn nicht so hoch entwickelt gewesen zu sein wie bei sich vergleichbar ernahrenden Tieren etwa beim Erdferkel was aus dem vergleichsweise kleineren olfaktorischen Cortex und dem ebenfalls kleineren Riechkolben geschlossen wird Ob daher auch eine vergleichsweise lange Schnauze wie bei anderen spezialisierten Insektenfressern bestand ist aufgrund des fehlenden vorderen Schadelteils unklar 9 2 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Afrotheria nach Buckley 2013 10 Afrotheria Paenungulata Proboscidea Russeltiere Tubulidentata Erdferkel Hyracoidea Schliefer Afroinsectivora Afrosoricida Plesiorycteropus Tenrecidae Tenreks Chrysochloridae Goldmulle Macroscelidea Russelspringer Vorlage Klade Wartung StylePlesiorycteropus ist eine ausgestorbene Gattung der Hoheren Saugetiere deren genaue systematische Stellung umstritten ist Molekulargenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2013 verweisen die Gattung in eine enge Verwandtschaft mit den Tenrekartigen Afrosoricida und innerhalb dieser mit den Tenreks Tenrecidae Die Tenrekartigen wiederum gehoren zusammen mit anderen originar afrikanischen Tieren wie den Russeltieren Proboscidea den Schliefern Hyracoidea den Seekuhen Sirenia dem Erdferkel Tubulidentata oder den Russelspringern Macroscelidea zu einer Gemeinschaftsgruppe die als Afrotheria bezeichnet wird Die verwandtschaftlichen Beziehungen wurden dabei genetisch ermittelt und basieren nicht auf anatomischen Gemeinsamkeiten Innerhalb der Afrotheria stehen die Tenrekartigen den Russelspringern am nachsten 10 Gegenwartig sind zwei Arten von Plesiorycteropus anerkannt P madagascariensis Filhol 1895 P germainepetterae MacPhee 1994P madagascariensis wurde im Jahr 1895 zusammen mit der Gattung Plesiorycteropus von Henri Filhol wissenschaftlich erstbeschrieben Filhol hatte dafur Fossilreste aus Belo sur Mer rund 60 km sudlich von Morondava an der Westkuste studiert Diese waren zuvor mit zahlreichen weiteren Knochenfunden von M Greve gesammelt und nach Paris geschickt worden Fur seine Erstbeschreibung stellte Filhol nur einen partiellen Schadelfund in einer kurzen Textnotiz vor Der Schadel selbst zeigt nicht verwachsenen Knochennahte und stellt wohl demnach ein Jungtier dar Der Gattungsname Plesiorycteropus setzt sich aus dem griechischen Wort plhsios plesios fur fast oder beinahe und der wissenschaftlichen Bezeichnung Orycteropus fur das Erdferkel zusammen 11 Die zweite Art P germainepetterae erhielt erst im Jahr 1994 durch Ross D E MacPhee ihre Erstbeschreibung Das Typusmaterial ebenfalls ein Teilschadel ohne Schnauzenpartie gehort einem ausgewachsenen Tier an und stammt aus dem zentralen Madagaskar wahrscheinlich aus Ampasambazimba MacPhee benannte die Art nach Germaine Petter aus dem Museum national d histoire naturelle in Paris Gegenuber P madagascariensis ist P germainepetterae der kleinere Vertreter sein Hirnschadel ist ausserdem kleiner und kugelformiger und die Einziehung hinter den Augen deutlicher ebenso zeigt der Knochenkamm am Hinterhauptsbein eine deutliche Eindellung 2 12 Es existieren zwei Synonyme fur Plesiorycteropus beziehungsweise P madagascariensis Im Jahr 1908 stellte Charles Immanuel Forsyth Major unter Verwendung eines Beckenknochens aus Antsirabe im zentralen Madagaskar die Art Myoryctes rapeta auf Er war dabei uberzeugt den Rest einer riesigen Ratte vor sich zu haben Sieben Jahre spater bemerkte Oldfield Thomas dass die Bezeichnung Myoryctes bereits praokkupiert war und vergab den Namen Majoria 13 14 Guillaume Grandidier benannte im Jahr 1912 Hypogeomys boulei anhand eines Oberschenkelknochens aus Ampasambazimba und verwies seine neue Art in die Verwandtschaftslinie des Votsotsa 15 MacPhee erkannte dann 1994 dass das Knochenmaterial beider Arten zu Plesiorycteropus gehort und vereinigte sie miteinander 2 im Fall von Hypogeomys boulei hatte dies bereits Charles Lamberton knapp funfzig Jahre zuvor vermutet 1 Forschungsgeschichte Madagassische Erdferkel oder Riesentenreks BearbeitenFilhol verglich in seiner Erstbeschreibung den Schadel von Plesiorycteropus mit dem des Erdferkels Orycteropus und verwies seine neue Gattung zu den sogenannten Edentata 11 einer damals angenommenen Verwandtschaftsgruppe von Saugetieren die sich durch das Fehlen der Zahne oder durch die Ausbildung eines homodonten Gebisses auszeichnete und die heutigen Ameisenbaren Faultiere und Gurteltiere alle Uberordnung Nebengelenktiere die Schuppentiere Uberordnung Laurasiatheria und das Erdferkel Uberordnung Afrotheria beinhaltete Die Idee wurde fast sechzig Jahre spater von Charles Lamberton aufgegriffen Er hatte selbst in den 1930er und 1940er Jahren mehrere subfossile Fundstellen auf Madagaskar untersucht und dabei auch Reste von Plesiorycteropus entdeckt Dies ermoglichte ihn 1946 eine umfassende osteologische Arbeit uber das bisher bekannte Skelett vorzulegen Lamberton fand dabei dass sich im Skelett von Plesiorycteropus Merkmale des Erdferkels der Schuppentiere und der Ameisenbaren widerspiegelten so dass die Gattung wie eine Chimare wirkte Fur ihn bestanden aber die grossten Ahnlichkeiten mit dem Erdferkel 1 2 In der Folgezeit wurde die nahere Beziehung von Plesiorycteropus zum Erdferkel haufiger diskutiert Allerdings sah D G MacInnes im Jahr 1958 bei seiner Beschreibung von Myorycteropus einem fossilen Erdferkel aus dem Miozan des ostlichen Afrikas nur wenige Ubereinstimmungen mit Plesiorycteropus Demnach stand letzteres seiner Meinung nach nicht in einem verwandtschaftlichen Verhaltnis zum Erdferkel und seinen ausgestorbenen Vorfahren 16 Dagegen stufte Bryan Patterson in einer Revision des rezenten Erdferkels und seiner fossilen Vorlaufer aus dem Jahr 1975 Plesiorycteropus als nahen Verwandten des Erdferkels ein und verwies es in die gleiche Ordnung die Rohrenzahner Tubulidentata Die von Lamberton ausgewiesenen Ubereinstimmungen mit den Schuppentieren und den Ameisenbaren erkannte Patterson als konvergente Merkmale die keine nahere Verwandtschaft ausdruckten Um die enge Beziehung mit dem Erdferkel zu unterstreichen richtete er innerhalb der Rohrenzahner die Unterfamilie Plesiorycteropodinae ein Diese enthielt nur Plesiorycteropus wahrend die Orycteropodinae die zweite Unterfamilie der Ordnung das heutige Erdferkel sowie die afrikanischen und eurasischen Fossilformen einschlossen 8 Untersuchungen des Hirnschadels und des Gehirns bestatigten 1985 vorerst die enge Beziehung von Plesiorycteropus mit dem Erdferkel 9 2 Ross D E MacPhee nahm im Jahr 1994 die bis dahin ausgiebigsten Untersuchungen der erhaltenen Skelettfunde vor Er kam dabei zu dem Schluss dass Plesiorycteropus aufgrund seiner grabenden Lebensweise nur scheinbar dem Erdferkel ahnlich sei Wie in Bezug auf die Schuppentiere und Ameisenbaren zuvor lassen sich derartige Merkmale auch bei zahlreichen anderen Saugetieren mit einer unterirdischen Fortbewegung finden sie stellen somit gleichfalls konvergente Entwicklung dar Dagegen zeigen sich im weiteren Skelett zahlreiche Unterschiede zum Erdferkel Hierzu gehort unter anderem die Ausbildung kleiner Kanalchen an den Wirbeln bei Plesiorycteropus Daher stellte MacPhee die Gattung in eine neue Saugetier Ordnung die er Bibymalagasia nannte was wortlich Tiere von Madagaskar bedeutet Allerdings betonte MacPhee dass das vollstandige Skelett von Plesiorycteropus bisher nicht bekannt ist die Rekonstruktion der genauen Verwandtschaftsverhaltnisse bleibt damit schwierig 2 12 Nach Untersuchungen des Innenohrs mit der Horschnecke und den Bogengangen weicht Plesiorycteropus von anderen Afrotheria ab was die Stellung innerhalb einer eigenen Ordnung befurworten wurde 17 Alle vorangegangenen Untersuchungen basierten auf einem anatomischen Vergleich des Skeletts von Plesiorycteropus mit anderen ahnlichen Saugetieren Die im Jahr 2013 veroffentlichten molekulargenetischen Untersuchungen an den bekannten Funden von Plesiorycteropus erbrachten eine nahere Beziehung mit den Tenrekartigen Plesiorycteropus wurde daher in diese Ordnung eingegliedert und die Ordnung der Bibymalagasia aufgelost In Bezug auf die Grosse der Tiere gelten die Vertreter von Plesiorycteropus nun als riesenhafte Verwandte der Tenreks giant tenrecs Da die Tenreks sich mit bodenbewohnenden grabenden baumkletternden und semi aquatischen Formen an die unterschiedlichsten Lebensraume Madagaskars angepasst haben scheint es plausibel die vielfaltige skelettanatomische Merkmalsmischung aus grabenden und kletternden Eigenschaften des wesentlich grosseren Plesiorycteropus auf dieses Verwandtschaftsverhaltnis zuruckzufuhren 10 Literatur BearbeitenRoss D E MacPhee Morphology adaptations and relationships of Plesiorycteropus and a diagnosis of a new order of Eutherian mammals In Bulletin of the American Museum of Natural History 220 1994 ISSN 0003 0090 S 1 214 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD u a 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Lars Werdelin Bibymalagasia Mammalia Incertae sedis In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 113 114Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Charles Lamberton Contribution a la connaissance de la faune subfossile de Madagascar Note XV Le Plesiorycteropus madagascariensis Filhol Bulletin de l Academie Malgache 25 1946 S 25 53 a b c d e f g h i j k Ross D E MacPhee Morphology adaptations and relationships of Plesiorycteropus and a diagnosis of a new order of eutherian mammals Bulletin of the American Museum of Natural History 220 1994 S 1 214 Ian Tattersall A Note on the Age of the Subfossil Site of Ampasambazimba Miarinarivo Province Malagasy Republic American Museum Novitates 252 1973 S 1 6 Brooke E Crowley A refined chronology of prehistoric Madagascar and the demise of the megafauna Quaternary Science Reviews 29 2010 S 2591 2603 David Burney Helen F James Frederick V Grady Jean Gervais Rafamantanantsoa Ramisilonina Henry T Wright und James B Cowart Environmental change extinction and human activity evidence from caves in NW Madagascar Journal of Biogeography 24 1997 S 755 767 Steven M Goodman Natalie Vasey und David A Burney Description of a new species of subfossil shrew tenrec Afrosoricida Tenrecidae Microgale from cave deposits in southeastern Madagascar Proceedings of the Biological Society of Washington 120 4 2007 S 367 376 Steven M Goodman und William L Jungers Extinct Madagaskar Picturing the island s past University of Chicago Press 2014 S 1 206 a b B Patterson The fossil aardvarks Mammalia Tubulidentata Bulletin of the Museum of Comparative Zoology 147 1975 S 185 237 a b J G M Thewissen Cephalic evidence for the affinities of Tubulidentata Mammalia 49 1985 S 257 284 a b c Michael Buckley A Molecular Phylogeny of Plesiorycteropus Reassigns the Extinct Mammalian Order Bibymalagasia PlosOne 8 3 2013 S e59614 doi 10 1371 journal pone 0059614 a b Henri Filhol Observations concernant les mammiferes contemporains des Aepyornis a Madagascar Bulletin du Museum d histoire naturelle Paris 1 1895 S 12 14 a b Lars Werdelin Bibymalagasia Mammalia Incertae sedis In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 113 114 Charles Immanuel Forsyth Major A giant sub fossil rat from Madagascar Myoryctes rapeto Geological Magazine 5 5 1908 S 97 98 1 Oldfield Thomas Notes on the Asiatic bamboo rats Rhizomys etc Annals and Magazine of Natural History 8 16 1915 S 56 61 2 Guillaume Grandidier Un nouvelle espece subfossile d Hypogeomys l H Boulei G G Bulletin du Museum national d histoire naturelle 18 1912 S 10 11 3 D G Maclnnes Fossil Tubulidentata from East Africa Fossil Mammals of Africa 10 1956 S 1 38 Julien Benoit Thomas Lehmann Martin Vatter Renaud Lebrun Samuel Merigeaud Loic Costeur und Rodolphe Tabuce Comparative anatomy and three dimensional geometric morphometric study of the bony labyrinth of Bibymalagasia Mammalia Afrotheria Journal of Vertebrate Paleontology 35 3 2015 S e930043 doi 10 1080 02724634 2014 930043Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Plesiorycteropus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plesiorycteropus amp oldid 233712592