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Otto Spulbeck CO 8 Januar 1904 in Aachen 21 Juni 1970 in Mittweida war von 1958 bis zu seinem Tod Bischof des katholischen Bistums Meissen Er nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil teil und suchte dessen Beschlusse mittels einer Diozesansynode im eigenen Bistum umzusetzen Bischof Otto Spulbeck Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Werdegang 2 Bischof von Meissen 3 Konzil und Diozesansynode 4 Schriften 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksAusbildung und Werdegang BearbeitenOtto Spulbeck wurde als Sohn einer Arztfamilie geboren Nach der Schulzeit studierte er von 1923 bis 1924 zunachst Naturwissenschaften in Bonn suchte aber dort bereits Kontakt zu Theologieprofessoren Von 1924 bis 1927 studierte Spulbeck in Innsbruck Theologie und Philosophie 1927 wurde er zum Dr phil promoviert Er entschied sich Seelsorger in der Diaspora zu werden und trat nach dem Abschluss des Theologiestudiums in Tubingen deshalb 1929 in das Priesterseminar des Bistums Meissen in Schmochtitz ein Nach seiner Priesterweihe am 5 April 1930 war Spulbeck bis 1937 Kaplan in Chemnitz und in Leipzig Wegen des im Bistum Meissen herrschenden Priestermangels verweigerte ihm das Ordinariat in Bautzen den Eintritt in das Leipziger Oratorium Gleichwohl orientierte sich Spulbeck bei seiner Arbeit an den Auffassungen der Oratorianer So fuhrte er nachdem er 1937 zum Pfarrer der Pfarrei St Laurentius in Leipzig Reudnitz bestellt worden war dort Jugendmessen ein die er zum grossen Teil in deutscher Sprache und versus populum feierte d h den Glaubigen zugewandt an einem eigens aufgestellten freistehenden Altartisch Damit war er an der Erprobung und Vorbereitung der liturgischen Reformen beteiligt die spater durch das Zweite Vatikanische Konzil fur die ganze Kirche eingeleitet wurden In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde Spulbeck im April 1945 zum Propst von Leipzig ernannt Seine schwierigste Aufgabe bestand darin kirchliche Hilfe fur die zahlreichen Fluchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zu organisieren und die katholischen Schlesier Ostpreussen vor allem Ermlander Donauschwaben usw in die Pfarrgemeinden der sachsischen Grossstadt zu integrieren Mit den staatlichen Behorden verhandelte er erfolglos uber den Wiederaufbau der zerbombten Propsteikirche 1 Von 1951 bis 1955 war er gleichzeitig Geschaftsfuhrer des St Benno Verlages Auch als Priester interessierte sich Spulbeck weiter fur naturwissenschaftliche Fragen und hielt zahlreiche Vortrage zu diesem Themenbereich Sein Anliegen war es aufzuzeigen dass die naturwissenschaftliche Erkenntnis und der christliche Glaube einander nicht widersprechen Aus seinen Vortragen entstand das Buch Der Christ und das Weltbild der modernen Naturwissenschaften dessen erste Auflage 1948 erschien Bischof von Meissen BearbeitenAm 28 Juni 1955 ernannte ihn Papst Pius XII auf Vorschlag des erkrankten Bischofs Heinrich Wienken zum Koadjutor und zum Titularbischof von Christopolis Am 25 Juli 1955 spendete ihm der Bischof von Berlin Wilhelm Weskamm die Bischofsweihe Mitkonsekratoren waren Weihbischof Joseph Freusberg aus Erfurt und Weihbischof Franz Hengsbach aus Paderborn Drei Jahre darauf wurde er zum residierenden Bischof von Meissen ernannt und am 24 Juli 1958 im Dom zu Bautzen inthronisiert Sein Wahlspruch lautete Unum in veritate et laetitia Eins in der Wahrheit und in der Freude Bischof Spulbeck machte durch offene Kritik am SED Regime und als Fursprecher eines wiedervereinigten Deutschlands auf sich aufmerksam Wahrend des Kolner Katholikentags 1956 hielt er eine Predigt die in beiden Teilen Deutschlands erhebliches Aufsehen erregte 2 Darin brachte er mit dem Bild vom fremden Haus die grundsatzliche Verschiedenheit von Kirche und Staat in der DDR aufgrund weltanschaulicher Differenzen zum Ausdruck Eine Zusammenarbeit von Kirche und Staat hielten Spulbeck und die ubrigen ostdeutschen Bischofe deshalb fur ausgeschlossen Wir leben in einem Haus dessen Grundfesten wir nicht gebaut haben dessen tragende Fundamente wir sogar fur falsch halten Dieses Haus bleibt uns ein fremdes Haus Wir leben nicht nur kirchlich in der Diaspora sondern auch staatlich Otto Spulbeck 3 In einem Hirtenschreiben vom November 1956 kritisierte Spulbeck wenn auch in vorsichtiger Form die gewaltsame Niederschlagung des ungarischen Aufstands die von der SED Propaganda als Schlag gegen den Horthy Faschismus gefeiert worden war 4 Konzil und Diozesansynode Bearbeiten nbsp Grabstatte Dr Otto Spulbeck in BautzenVon 1962 bis 1965 nahm Spulbeck am Zweiten Vatikanischen Konzil teil Er beteiligte sich insbesondere an den Beratungen uber die Konstitution uber die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium 5 und war Mitglied im Consilium zur Ausfuhrung der Liturgiekonstitution das die Anderungen in der Liturgie und die Neuherausgabe der liturgischen Bucher erarbeitete Als einer der wenigen Bischofe mit fundierten naturwissenschaftlichen Kenntnissen war Spulbeck daruber hinaus ein wichtiger Experte fur die Konzilsvater was die Stellung der Kirche hinsichtlich der exakten Wissenschaften und moderner Technik anging 6 Bischof Spulbeck war weltweit einer der ersten Bischofe der die Beschlusse des II Vatikanums in seiner Diozese umzusetzen suchte 7 Schon 1959 drei Jahre vor dem Konzil hatte der Bischof gegenuber den Dechanten seines Bistums sein Vorhaben angesprochen eine Diozesansynode einzuberufen die sich mit notwendigen Reformen im Bistum Meissen befassen sollte 8 Diesen Plan nahm Spulbeck 1965 wieder auf Im August kundigte er den Priestern seines Bistums die Abhaltung einer Synode an im Januar 1966 wurde das Kirchenvolk in einem Hirtenbrief daruber informiert Bereits in der Vorbereitungsphase wurden die Laien in einer fur die katholische Kirche neuen und ungewohnlichen Weise intensiv an der Arbeit beteiligt Im April 1969 erwirkte der Bischof eine papstliche Dispens die die Berufung von Laien als Synodalen gestattete Im Juni schliesslich versammelte sich die Meissner Diozesansynode in der Katholischen Hofkirche in Dresden zu ihrer ersten Arbeitssitzung Bis zu seinem plotzlichen Tod im Juni 1970 konnte Spulbeck nur das I Dekret der Synode Ziele und Aufgaben der Erneuerung des Bistums Meissen nach dem II Vatikanischen Konzil in Kraft setzen Der Vorsitzende der Berliner Bischofskonferenz Alfred Kardinal Bengsch stand dem von Spulbeck und der Meissner Synode vertretenen Kirchenbild und nicht zuletzt der Aufwertung der Laien in der Kirche sehr kritisch gegenuber 9 Er erwog Anfang 1970 eine Untersuchung durch die romische Kurie zu veranlassen Theologische Gutachten u a von Joseph Ratzinger bestatigten aber dass Spulbeck auf dem Boden des kanonischen Rechts und im Geist des II Vatikanums gehandelt hatte Otto Spulbeck starb auf der Heimreise von der Frauenwallfahrt in Wechselburg am 21 Juni 1970 im Pfarrhaus von Mittweida an einem Herzinfarkt Er wurde in Bautzen auf dem Nikolaikirchhof bestattet Schriften BearbeitenDer Christ und das Weltbild der modernen Naturwissenschaft 6 Vortrage uber Grenzfragen aus Physik und Biologie Berlin 1949 Vom Werden des Weltalls Berlin 1950 Eine katechetisch wirksame Gestaltung der Messfeier Ein Erfahrungsbericht Berlin 1962 Zur Begegnung zwischen Naturwissenschaft und Theologie Einsiedeln 1969 Grenzfragen zwischen Naturwissenschaft und Glaube Munchen 1970 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Heinrich Bulang Unum in veritate et laetitia Bischof Dr Otto Spulbeck zum Gedachtnis St Benno Verlag Leipzig 1970 Joseph Overath Der Episkopat der DDR am Beispiel des Meissner Bischofs Dr Otto Spulbeck 1904 1970 In Gabriel Adrianyi Hrsg Die Fuhrung der Kirche in den sozialistischen Staaten Europas Johannes Berchmans Verlag Munchen 1979 ISBN 3 87056 019 3 S 61 76 Dieter Grande Peter Paul Straube Die Synode des Bistums Meissen 1969 1971 Leipzig 2005 ISBN 3 7462 1806 3 Christian Marz Otto Spulbeck Ein Leben fur die Diaspora St Benno Verlag Leipzig 2010 ISBN 978 3 7462 2855 6 Christian Marz Spulbeck Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 769 Digitalisat Bernd Schafer Spulbeck Otto In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Josej Pilvousek Otto Spulbeck 1904 1970 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 9 Aschendorff Verlag GmbH amp Co KG Munster 1999 ISBN 978 3 402 06112 1 S 151 168 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Marc Dietrich Ohse Jugend nach dem Mauerbau Anpassung Protest und Eigensinn DDR 1961 1974 Ch Links Berlin 2003 ISBN 3 86153 295 6 S 211 Thomas Grossbolting Der verlorene Himmel Glaube in Deutschland seit 1945 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2013 ISBN 978 3 525 30040 4 S 239 77 Deutscher Katholikentag 1956 in Koln Die Kirche das Zeichen Gottes unter den Volkern Paderborn 1957 Peter Bien Bischof Otto Spulbeck und der Ungarnaufstand 1956 In Tag des Herrn Jg 1998 Nr 44 Josef Gulden Bischof Otto Spulbeck und das II Vatikanische Okumenische Konzil In Heinrich Bulang Unum in veritate et laetitia Bischof Dr Otto Spulbeck zum Gedachtnis St Benno Verlag Leipzig 1970 S 1 10 Christian Marz Der Atombischof von Bautzen Zum 100 Geburtstag von Bischof Otto Spulbeck In Tag des Herrn Jg 2004 Nr 1 Rolf Schumacher Kirche und sozialistische Welt Eine Untersuchung zur Frage der Rezeption von Gaudium et spes durch die Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR St Benno Verlag Leipzig 1998 ISBN 3 7462 1308 8 Hans Joachim Meyer Das Engagement der Laien in der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil In Albert Franz Wolfgang Baum Hrsg Theologie im Osten Europas seit 1989 Entwicklungen und Perspektiven Lit Munster 2009 ISBN 978 3 8258 1529 5 S 166 187 hier S 167 Josef Pilvousek Konziliare Impulse im Spannungsfeld kirchenpolitischer und innerkirchlicher Entwicklungen Die Katholische Kirche in der DDR 1966 bis 1973 In Katarzyna Stoklosa Andrea Strubind Hrsg Glaube Freiheit Diktatur in Europa und den USA Festschrift fur Gerhard Besier zum 60 Geburtstag Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 35089 8 S 287 300 hier S 293 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Spulbeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Otto Spulbeck auf catholic hierarchy orgVorgangerAmtNachfolgerHeinrich WienkenBischof von Meissen 1958 1970Gerhard SchaffranBischofe von Dresden Meissen seit 1921 Vorganger Jakub Skala Administrator Bischofe von Meissen 1921 1979 Christian Schreiber Conrad Grober Petrus Legge Heinrich Wienken Otto Spulbeck Gerhard SchaffranBischofe von Dresden Meissen seit 1979 Gerhard Schaffran Joachim Reinelt Heiner Koch Heinrich Timmerevers Normdaten Person GND 118752332 lobid OGND AKS LCCN n2011082977 VIAF 13102880 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spulbeck OttoALTERNATIVNAMEN Spuelbeck OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher romisch katholischer Theologe und Bischof von MeissenGEBURTSDATUM 8 Januar 1904GEBURTSORT AachenSTERBEDATUM 21 Juni 1970STERBEORT Mittweida Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Spulbeck amp oldid 238768223