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Christian Schreiber 3 August 1872 in Somborn bei Gelnhausen 1 September 1933 in Berlin war von 1921 bis 1929 erster Bischof des wiedererrichteten katholischen Bistums Meissen spater Dresden Meissen und danach bis zu seinem Tod erster Oberhirte des neuen Bistums Berlin Christian SchreiberWappen Schreibers als Bischof von Berlin 1930 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bischof von Meissen 2 1 Der Bischof und die Sorben 3 Bischof von Berlin 4 Verhaltnis zum Nationalsozialismus 5 Ehrungen und Auszeichnungen 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten1892 legte er am Fuldaer Gymnasium das Abitur ab und wechselte in das dortige Priesterseminar Wegen seiner hohen Begabung wurde er nach Rom in das Collegium Germanicum entsandt wo er 1895 Leiter der Choralschola wurde und am 28 Oktober 1898 die Priesterweihe empfing In Rom promovierte er auch zum Doktor der Theologie und Philosophie und wurde noch im gleichen Jahr Professor der Philosophie am Fuldaer Priesterseminar 1907 ubernahm er die Leitung des Priesterseminars als Regens Von 1907 bis 1921 war er Mitherausgeber des Philosophischen Jahrbuches der Gorres Gesellschaft Bischof von Meissen BearbeitenAm 12 August 1921 wurde Schreiber von Papst Benedikt XV zum ersten Bischof des wiedererrichteten Bistums Meissen ernannt am 14 September 1921 durch Bischof Joseph Damian Schmitt in Fulda zum Bischof geweiht um anschliessend sein Amt am Bistumssitz Bautzen anzutreten Sein Wahlspruch lautete In caritate Dei Schwerpunkte seiner bischoflichen Arbeit waren die Schaffung der notwendigsten Bistumseinrichtungen und die Belebung des Katholizismus in der sachsischen Diaspora Bereits 1921 grundete er den Diozesancaritasverband 1923 veranstaltete er die erste Diozesansynode 1927 grundete er das Priesterseminar Schmochtitz bei Bautzen im Zweiten Weltkrieg zerstort Er erhohte die Zahl der Seelsorgestellen von 65 auf 90 die Zahl der Priester stieg in Schreibers Amtszeit von 126 auf 152 In Goppeln bei Dresden und in Bautzen grundete er je ein Franziskanerinnenkloster 1922 23 setzte er sich erfolgreich fur den Erhalt der katholischen Bekenntnisschule im Freistaat Sachsen ein Mit zahlreichen Pastoralreisen hielt er engen Kontakt zum Klerus und den Glaubigen Zur Starkung des katholischen Selbstbewusstseins dienten die jahrlich abgehaltenen und von Schreiber stark geforderten sachsischen Katholikentage Christian Schreiber war der erste katholische Geistliche der seit der Reformation Vorlesungen an der Universitat Leipzig gehalten hat In seiner sachsischen Diozese hatte der Bischof wahrend seiner gesamten Amtszeit mit finanziellen Schwierigkeiten zu kampfen Die Neuorganisation der kirchlichen Institutionen kostete viel Geld der bischofliche Stuhl hatte aber kaum eigenen Besitz und die Ertrage der Kirchensteuer waren gering weil der Grossteil der sachsischen Katholiken zu den einkommensschwachen Schichten gehorten Erschwert wurde die Situation durch die Inflation zu Beginn der zwanziger Jahre Schreiber versuchte deshalb bei seinen jahrlichen Romreisen zusatzliche Unterstutzung vom Papst und der Kurie zu erlangen was ihm aber nur in wenigen Fallen gelang Er unternahm sogar eine USA Reise wahrend der er fur seine Diozese Geld sammelte Der Bischof und die Sorben Bearbeiten nbsp Bischof Christian SchreiberSchreibers Verdienste um die Reorganisation und Starkung des Katholizismus in der sachsischen Diaspora wurden von den Glaubigen allgemein anerkannt Sein Umgang mit den Sorben im Bistum hat jedoch tiefe Graben zwischen den sorbischen Glaubigen und Priestern auf der einen und der kirchlichen Hierarchie auf der anderen Seite aufgerissen Schon am Beginn seiner Amtszeit hatte sich der Bischof zumindest missverstandlich geaussert so dass bei den katholischen Sorben der Eindruck entstand sie hatten es mit einem deutschnational eingestellten Oberhirten zu tun der im Einverstandnis mit der staatlichen Politik die Germanisierung des kleinen slawischen Volkes befurworte Ein grosser Fehler Schreibers war dass er an dem von seinem Vor Vorganger Franz Lobmann zur Vorbereitung der Bistumsgrundung engagierten deutschbohmischen Redemptoristenpater Joseph Watzl 1877 1936 als engstem Berater festhielt Dieser trat zunehmend mit sorbenfeindlichen Ausserungen hervor und unterstutzte sogar die Tatigkeit der gegen die Sorben gerichteten Wendenabteilung in Bautzen Von sorbischer Seite wurde dem Bischof auch die Schliessung des Wendischen Seminars in Prag angelastet die aber in der Verantwortung des Bautzener Kapitels lag und uberdies finanziellen und kirchenrechtlichen Zwangen geschuldet war Allerdings hat der Bischof es versaumt diese Tatsachen der sorbischen Offentlichkeit zu erklaren Vielmehr wurde die Abwicklung des Wendischen Seminars als geheime Aktion betrieben Zum Eklat kam es wahrend der Diozesansynode 1923 im Kloster St Marienstern Dort liess der Bischof die sorbische Kirchenzeitung Katolski Posol wegen so genannter unkirchlicher Standpunkte in einer Handvoll von Artikeln als kirchenfeindlich verurteilen ohne dass vorher mit den Herausgebern und Autoren sorbische Priester uberhaupt gesprochen worden war Schreiber demutigte den sorbischen Domdekan Jakub Skala der seinen Oberhirten instandig um Beilegung des Konflikts und die Anerkennung der Verdienste des Katolski Posol um die Kirche ersucht hatte Drei jungere sorbische Geistliche reagierten auf diesen und andere Vorfalle bei der Synode indem sie den Bischof als Verantwortlichen beim Heiligen Stuhl verklagten Erstmals wurde so aus dem traditionellen katholischen Milieu der Sorben heraus offener Widerstand gegen die kirchliche Hierarchie geleistet Dieser Ungehorsam hat Schreiber tief getroffen und zur Versohnung ist es bis zu seinem Abgang nach Berlin nicht mehr gekommen Rom hat die sorbische Klage im Sand verlaufen lassen wohl auch deshalb weil Schreiber glaubhaft versichern konnte dass die klagenden Geistlichen nicht den gesamten sorbischen Klerus vertraten Und tatsachlich waren die katholischen Sorben was die Beziehungen zum Bischof anging gespalten Schreiber hatte unter den Priestern auch einige Anhanger viele verhielten sich neutral und nicht wenige waren jedoch seine erbitterten Gegner 1928 kam es erneut zum Konflikt zwischen dem Bischof und den Sorben Es ging um die Besetzung des Pfarramts an der Bautzener sorbisch katholischen Liebfrauenkirche mit einem deutschen Geistlichen Auf sorbischer Seite wurde die Opposition gegen den Bischof diesmal vor allem von katholischen Laien getragen Bischof von Berlin Bearbeiten nbsp Schreiber wahrend einer Fronleichnamsprozession in Berlin 1930 nbsp Grabplatte in der Unterkirche der Sankt Hedwigs Kathedrale1929 wurde Schreiber von Pius XI zum Apostolischen Administrator des neuerrichteten Bistums Berlin berufen und ein Jahr spater erfolgte mit der Amtseinfuhrung am 31 August 1930 seine definitive Translation nach Berlin Anfang 1931 ubergab er die Diozese Meissen an den Nachfolger Conrad Grober In Berlin musste Schreiber zunachst die zentralen Bistumseinrichtungen schaffen Er konstituierte am 1 Januar 1931 das Domkapitel erwarb ein Ordinariatsgebaude und richtete 1932 ein Priesterseminar ein In seiner kurzen Amtszeit als Bischof konnte er 38 Kirchen und Kapellen einweihen und 20 neue Seelsorgestellen einrichten Auch dieses Bistum bereiste er intensiv Die Darstellung des Katholizismus in der Offentlichkeit war ihm ein besonderes Anliegen weshalb er katholische Feiertage und Zusammenkunfte wie z B das Fronleichnamsfest und die markischen Katholikentage als offentliche Bekenntnisfeiern gestalten liess Die mit staatlicher Hilfe vorgenommene Neugestaltung der Kathedralkirche St Hedwig geschah ebenfalls aus einem reprasentativen Anliegen Am 1 September 1933 erlag Bischof Schreiber einem Herzleiden er wurde in der Krypta der Hedwigs Kathedrale beigesetzt Verhaltnis zum Nationalsozialismus BearbeitenSchreiber war politisch immer stark engagiert er trat nach 1918 mehrfach auf Veranstaltungen der Zentrumspartei auf und behandelte in seinen Hirtenbriefen auch politische Themen Dem aufkommenden Nationalsozialismus stand er zunachst durchaus positiv gegenuber 1931 mischte er sich gezielt in diese im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine KV gefuhrte Diskussion ein und erklarte er halte es fur zulassig und begrussenswert wenn ein wohlunterrichteter Katholik sich innerhalb der NSDAP betatige um den vom kirchlichen Standpunkt aus zu beanstandenden Bestrebungen und Ansichten entgegenzuwirken Aus Zweckmassigkeitsgrunden empfehle es sich eine ausdruckliche Stellungnahme des KV gegen die NSDAP zu unterlassen Als 1932 Franz von Papen Reichskanzler geworden war und die preussische Regierung durch einen Staatsstreich abgesetzt hatte im Ubrigen die NSDAP in den Reichstagswahlen vom 31 Juli 1932 mehr als ein Drittel der Mandate errungen hatte liess Schreiber jedoch erklaren Heute da die nationalsozialistische Partei sich nicht bloss politisch sondern auch moralisch so ungunstig entwickelt hat sei er der Ansicht dass man alle Katholiken auch Akademiker nicht genug vor der NSDAP warnen konne Dementsprechend ware auch wurde er heute wieder gefragt werden seine Stellungnahme zu einem entsprechenden Beschluss des KV eine wesentlich andere Schreiber wies dabei ausdrucklich darauf hin dass fur Katholiken die Mitgliedschaft in der NSDAP verboten sei und diejenigen die trotz Warnung und Belehrung dabei bleiben der kirchlichen Wohltaten beraubt wurden zitiert bei S Koss siehe Literatur Der KV liess diese Stellungnahme vor den Reichstagswahlen am 5 November 1932 verbreiten Ehrungen und Auszeichnungen BearbeitenMagistralritter des Souveranen Malteserordens 1 Thronassistent Seiner Heiligkeit 1932 1 Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Burgundia Leipzig 1922 und KDStV Saxo Thuringia Dresden 1922 beide im CV 2 Werke BearbeitenChristentum und Naturwissenschaft Fulda 1902 Der Kampf gegen Christentum und Gottesglauben auf der 75 Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte zu Kassel am 21 September 1903 Vortrag gehalten im Stadtparksaal zu Kassel am 13 Dez 1903 Digitalisat Die Schulaufsichtsfrage Fulda 1910 Kant und die Gottesbeweise Philosophische Gedankengange aus meinen Vorlesungen an der Leipziger Universitat im Januar und Februar 1922 Dresden 1922 Fuhrer durch das Kirchenjahr aus dem Nachlass hrsg von A Strehler Berlin 1934 Literatur BearbeitenAdolf Strehler Christian Schreiber Das Lebensbild eines Volksbischofs Buchverlag Germania Berlin 1933 Erwin Gatz Hrsg Die Bischofe der deutschsprachigen Lander 1785 1803 bis 1945 Ein biographisches Lexikon Duncker amp Humblot Berlin 1983 ISBN 3 428 05447 4 S 672 675 Dieter Grande und Daniel Fickenscher Hrsg Eine Kirche zwei Volker Deutsche sorbische und lateinische Quellentexte und Beitrage zur Geschichte des Bistums Dresden Meissen von der Wiedererrichtung 1921 bis 1929 Domowina Verlag und St Benno Verlag Bautzen Leipzig 2003 ISBN 3 7462 1642 7 und ISBN 3 7420 1926 0 S 502 504 Siegfried Koss in Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV 1 Teil Revocatio historiae Band 2 SH Verlag Schernfeld 1991 ISBN 3 923621 55 8 S 93 94 Manfred Weitlauff Schreiber Christian Karl August In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 528 f Digitalisat Karl Muhlek SCHREIBER Christian In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 922 924 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christian Schreiber Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Christian Schreiber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Christian Schreiber in den Historischen Pressearchiven der ZBW Eintrag zu Christian Schreiber auf catholic hierarchy org Gregor Krumpholz Wie ein Kirchenmann in der Krise zwei Bistumer aufbaute Zum 150 Geburtstag von Bischof Christian Schreiber in katholisch de 2 August 2022 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bischof Dr Christian Schreiber 1872 1933 DAB V 18 DAB abgerufen am 27 April 2011 Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen Die Ehrenmitglieder Alten Herren und Studierenden des CV des Cartell Verbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen Wien 1931 S 221 430 VorgangerAmtNachfolgerJakub Skalaals Administrator der Apostolischen Prafektur der OberlausitzBischof von Meissen 1921 1930Conrad Grober Josef Deitmer Bischof von Berlin 1930 1933Nikolaus BaresBischofe von Dresden Meissen seit 1921 Vorganger Jakub Skala Administrator Bischofe von Meissen 1921 1979 Christian Schreiber Conrad Grober Petrus Legge Heinrich Wienken Otto Spulbeck Gerhard SchaffranBischofe von Dresden Meissen seit 1979 Gerhard Schaffran Joachim Reinelt Heiner Koch Heinrich TimmereversBischofe und Erzbischofe von Berlin seit 1930 Bischofe 1930 1994 Christian Schreiber Nikolaus Bares Konrad Graf von Preysing Wilhelm Weskamm Julius Dopfner Alfred Bengsch Joachim Meisner Georg SterzinskyErzbischofe seit 1994 Georg Sterzinsky Rainer Maria Woelki Heiner Koch Normdaten Person GND 117040002 lobid OGND AKS VIAF 45070324 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schreiber ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer BischofGEBURTSDATUM 3 August 1872GEBURTSORT SombornSTERBEDATUM 1 September 1933STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Schreiber Bischof amp oldid 232837457