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Die Sankt Nikolai Kirche obersorbisch Miklawska cyrkej in Bautzen ist heute im Wesentlichen eine Ruine eines sakralen Gebaudes vor dem historischen Nikolaitor der Stadt Sie wurde am Anfang des 15 Jahrhunderts erbaut In die Kirchenruine ist eine kleine Kapelle integriert Nikolaikirche mit Ortenburg im Hintergrund Zeichnung von 1874 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Baugeschichte 3 Kirchengeschichte 4 Kirchhof 5 Trivia 6 Quellen und Anmerkungen 7 Literatur 8 WeblinksVorgeschichte BearbeitenAlten Quellen 1 zufolge war das Grundstuck der Nikolaikirche ein Geschenk des Hermann von Unaw an die St Petri Kirche im Jahr 1407 Dieser war zuvor am 5 Mai 1405 2 als Ratsherr zusammen mit den restlichen Ratsmitgliedern von den Handwerkern 3 gewaltsam aus Bautzen vertrieben worden Am 8 Juni 1407 erschien Hermann von Unaw in Begleitung des Domkapitularen Heinrich Freiberg und des Kanonikers Johann Reichenbach vor dem von den Handwerkern neu gewahlten Rat und verschenkte dort seinen zur Seidau hin gelegenen Garten beziehungsweise Weinberg vor den Pforten der Ortenburg Auf diesem Grundstuck sollte ein Friedhof fur die Kirche entstehen Baugeschichte Bearbeiten nbsp Darstellung im SchreiberplanDen Uberlieferungen 1 nach entstand zunachst eine von Spenden finanzierte Kapelle die dem heiligen Nikolaus und der heiligen Barbara gewidmet wurde Bevor der Bau der Kapelle beendet werden konnte brannte sie im Jahre 1441 ab Aufgrund der Grosszugigkeit der Burger der Stadt wurde die Kapelle in weit grosserem Umfang weitestgehend bis 1444 wieder aufgebaut 1476 erhielt Meister Maaz vom Rat der Stadt den Auftrag fur die Wolbung des Chores und die Herstellung von zwei Fenstern wodurch der innere Ausbau der Nikolaikirche fertiggestellt wurde Erst 1614 wurde fur die Kapelle ein Kirchturm errichtet Die Nikolaikirche besitzt an der Ost West und Nordseite einen Durchgang damit die Prozessionen zum Umgang zwischen der Kirche und der Aussenmauer der Stadtbefestigung gelangen konnte 1 In der Nahe der Kirche wurden am westlichen felsigen Vorsprung des Kirchhofs zwei kleine Hauser erbaut die als Wohnung fur die Priester und Altaristen dienten 1 1552 wurden diese durch den Rat der Stadt mit Genehmigung des Domstifts zur Unterbringung von Pestkranken genutzt 4 In der Mitte der Kirche befand sich ein Taufstein 1 Zuletzt sollen zehn Altare in der Kirche vorhanden gewesen sein 1 Uber dem Hochaltar befand sich ein Kreuz dessen Spuren noch heute erkennbar sind Neben dem Kreuz waren auch die beiden Schacher angebracht die zusammen mit Jesus Christus gekreuzigt wurden Der Hochaltar wurde zuletzt im Jahre 1601 erneuert Im Zuge der Belagerung der Stadt im Jahre 1620 durch den Kurfursten Johann Georg I wurde die Nikolaikirche erheblich zerstort und verwustet 1 Zur Verteidigung der Stadt liess der Kommandant Gouverneur Dick der in der Stadt befindlichen Jagerndorfschen Truppen das Dach der Kirche zu Beginn der Belagerung am 9 September 1620 abtragen um anschliessend auf das Gewolbe der Kirche eine Batterie aufzustellen In diesem Zusammenhang wurden in der Folgezeit das Gestuhl die Altare die Bilder und Emporen zerschlagen und teilweise verbrannt Selbst der Kirchturm wurde dabei vollstandig zerstort Erst nach dem Stadtbrand am 2 Mai 1634 plante der Domstift den Wiederaufbau der Nikolaikirche 1 Zu diesem Zweck liess der Rat der Stadt in der Folgezeit das notwendige Bauholz liefern Bevor mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen werden konnte wurde im Jahr 1639 dieses Bauholz von den Schweden im Zuge ihrer Belagerung der Stadt zum Bau von Palisaden verwendet Nach dieser Belagerung beabsichtigte man zwar erneut die Kirche wieder aufzubauen jedoch entschied sich der Domstift aus Kostengrunden anstelle der Nikolaikirche die 1634 abgebrannte Kirche zu Unserer Lieben Frau wieder aufzubauen Die Nikolaikirche blieb infolge bis heute eine Ruine 1848 beauftragte der Domstift die Maurermeister Gebruder Marche mit dem Bau der noch heute vorhandenen Kapelle auf dem Kirchhof 5 Im Jahre 1852 war der Bau abgeschlossen 5 In den Glockenturm der Kapelle wurde eine katholische Glocke gehangt die bis zu diesem Zeitpunkt im Glockenturm der Petrikirche unterhalb der evangelischen Glocken hing 5 Kirchengeschichte Bearbeiten nbsp Kugelpanorama der Nikolaikirch Ruine mit Grabmalen 2023 Als Kugelpanorama anzeigenNach dem Wiederaufbau der Nikolaikirche hielt dort am 2 Mai 1444 6 der Pfarrer der Kirche zu Unserer Lieben Frau Simon Jode erstmals die Vesper ab 1 Am folgenden Sonntag hielt er eine hohe Messe ab und liess eine Prozession stattfinden Im Anschluss gab der Pfarrer ein Fest mit Wein und Bier an dem alle Priester der Domkirche Jerschko von Colditz nebst Hofgesinde die Ratsherren Heinrich Langhempel sowie Gregor Scheufler und der Burgermeister Thomas Sommerfeld teilnahmen Auf Bemuhungen des Pfarrers Simon Jode hin errichtete sein Verwandter Paulinus Richard in Luckau eine Stiftung fur die Petrikirche 1 Von dem Zins aus der Stiftung sollten bestimmte regelmassige kirchliche Zeremonien insbesondere Passionsgottesdienste und Prozessionen abgehalten werden die in der Nikolaikirche stattfinden sollten Dafur wurden in der Nikolaikirche unter anderem sechs Altare errichtet und entsprechend viele Kaplane als Altaristen von der Petrikirche beschaftigt Zusammen mit zwei weiteren Priestern bildeten diese Altaristen eine geistliche Bruderschaft 7 die in den beiden Hausern am westlichen felsigen Vorsprung des Kirchhofs lebte Ab 1460 fanden regelmassig Prozessionen in der Nikolaikirche von 1476 8 an auch in der Stadt statt Mit der Einfuhrung des Passionsgottesdienstes und der Prozession erhielt die Kirche einen grossen Zulauf insbesondere von Sorben 4 Nach der Reformation in deren Zuge sowohl die Petrikirche als auch die Nikolaikirche in der Adventszeit 1525 vom Rat und der evangelischen Burgerschaft geplundert 9 wurden nahm man erhebliche Anderungen am Gottesdienst vor Insbesondere versuchte man einen Ubertritt der Sorben zum Protestantismus dadurch zu verhindern dass einer der 1527 neu berufenen Priester fortan in sorbischer Sprache predigte Zudem erhob man in dieser Zeit die Nikolaikirche zur Pfarrkirche der Sorben und stattete diese mit Parochialrechten aus Mit der Anderung des Gottesdienstes endete auch der Dienst der Altaristen Eine weitere Veranderung trat ein als der Rat am 1 September 1619 erstmals den Archidiakon Sommer in der Michaeliskirche fur die evangelischen Sorben die ebenfalls in der Nikolaikirche eingepfarrt waren in sorbischer Sprache predigen liess 10 Zudem liess der Dekan Widerinus von Ottersbach den katholischen Gottesdienst der Petrigemeinde vom ersten Pfingsttag im Jahre 1620 an in die Nikolaikirche verlegen nachdem es am 27 August 1619 in der Petrikirche zu einem Aufstand kam und am 18 Mai 1620 der Chor der Petrikirche an den Rat abgetreten wurde 10 Wenige Tage spater starb der Dekan am 27 Juni 1620 im Alter von 49 Jahren und wurde in der Nikolaikirche beigesetzt 11 Sein Grab wurde wenige Wochen spater im Zuge der Belagerung der Stadt durch Soldner geoffnet und geplundert 10 Seit 1852 wurden in der neu errichteten und geweihten Kapelle auf dem Kirchhof der Nikolaikirche Begrabnisgottesdienste abgehalten 5 nbsp Nikolaikirchenruine mit Friedhof 2006 nbsp Wehrgang an der Nordseite der Kirche 2007 nbsp Kapelle an der Ruine der Nikolaikirche mit Friedhof 2007 nbsp Blick auf die Ruine von Norden 2015 Kirchhof Bearbeiten nbsp Nikolaifriedhof um 1954Der Kirchhof wurde 1407 von Hermann von Unaw zur Errichtung eines Friedhofes gestiftet 1 1455 wurde der Friedhof von Bischof Kaspar von Schonberg geweiht 12 Nachdem die Nikolaikirche im 16 Jahrhundert zur Pfarrkirche erhoben wurde wurden auf dem Friedhof vorwiegend katholische Sorben aus der Umgebung beerdigt 12 Seit der Zerstorung der Nikolaikirche im Jahr 1620 fanden dort auch Beerdigungen des Domkapitels statt 12 Im Zuge der Belagerung der Stadt durch die Schweden im Jahre 1639 wurden vor dem Nikolaitor und dem Kirchhof Walle beziehungsweise Schanzen errichtet und der Kirchhof vollkommen zerstort 13 Die Trummer der Schanzen waren noch bis zum Ende des 18 Jahrhunderts sichtbar 5 Seit 1745 wird auch die Ruine der Kirche als Friedhof genutzt 5 zu den dort Bestatteten gehoren unter anderem zahlreiche sorbische Personlichkeiten darunter Michal Hornik Georg Wuschanski Filip Rezak und Jan Bulank Trivia BearbeitenNach einer Sage schlief am Pfingstsonnabend im Jahr 1702 ein berauschter Burger der Stadt auf dem Boden an der Stelle des ehemaligen Altars ein und entdeckte beim Erwachen an den Stufen des Altars eine Quelle aus denen Gold und Silbermunzen hervorquollen 14 Quellen und Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f g h i j k Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 307 ff Eine altere Quelle Johann Georg Theodor Grasse Der Sagenschatz des Konigreichs Sachsen 1855 Nr 612 Der Stein auf dem Markte in Budessin S 455f mwN nennt das Datum 29 Mai 1405 Unter Ausnahme der Fleischer vgl Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 307 ff die Tuchmacher sollen hingegen die Schlimmsten gewesen sein vgl Johann Georg Theodor Grasse Der Sagenschatz des Konigreichs Sachsen 1855 Nr 612 Der Stein auf dem Markte in Budessin S 455f mwN a b Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 309 a b c d e f Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 369 Laut Uberlieferung am Sonnabend vor Jubilate Dieser Sonntag war nach dem Julianischen Kalender der 3 Mai 1444 Diese geistliche Bruderschaft lebte zwar in einer Gemeinschaft nach einer bestimmten Ordnung mussten jedoch kein formliches Klostergelubde ablegen Bemerkenswert ist dass im gleichen Jahr durch den Rat der Stadt der Auftrag an Meister Maaz zur Fertigstellung des Inneren der Nikolaikirche gegeben wurde Es ist uberliefert dass neben anderem Zierrat wie Bildern und Fahnen auch die grosse Osterkerze geraubt wurde die 15 Ellen hoch und eines Mannes dick war a b c Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 S 310 Den Uberlieferungen nach starb der Dekan Widerinus von Ottersbach infolge des psychischen Drucks aufgrund der starken Veranderungen in der Kirche insbesondere durch die Reformation a b c Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 368 Richard Reymann Geschichte der Stadt Bautzen Gebruder Muller 1902 Seite 368f Bautzener Sagen Wikisource Abgerufen am 27 Juni 2022 Literatur BearbeitenKai Wenzel Die Kirche St Nikolai In Silke Kosbab und Kai Wenzel Hrsg Bautzens verschwundene Kirchen Bautzen 2008 ISBN 978 3 936758 48 1 S 148 189 Cornelius Gurlitt Die Nikolaikirche In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 33 Heft Bautzen Stadt C C Meinhold Dresden 1909 S 63 67 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolai Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 51 184148266667 14 422420266667 Koordinaten 51 11 2 9 N 14 25 20 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolai Kirche Bautzen amp oldid 238445150