www.wikidata.de-de.nina.az
Die ostseefinnischen Sprachen sind eine Untergruppe der finno ugrischen Gruppe innerhalb der uralischen Sprachfamilie Sie werden in Finnland Estland Schweden Norwegen Lettland Karelien Ingermanland und rund um die grossen Seen sowie im Raum Tver im Nordwesten Russlands gesprochen Die ostseefinnischen Sprachen engl Inhaltsverzeichnis 1 Klassifikation der Sprachen 2 Charakteristika 3 Sprachgeschichte 4 LiteraturKlassifikation der Sprachen BearbeitenZu den ostseefinnischen Sprachen gehoren zehn bis zwolf Sprachen Finnisch eigentl Finnisch Meankieli bzw Tornedalfinnisch in Tornedal Schweden Kvenisch bzw Quanisch in Finnmark und Troms Norwegen Ischorisch bzw Ingrisch oder Ingermanisch in Russland Karelisch in Russland eigentl Karelisch Ludisch Olonetzisch auch Livvisch genannt Estnisch Sudestnisch vor allem Voro aber auch Tartu Mulgi und Seto in Estland Livisch in Kurland Lettland Wepsisch in Russland Wotisch in Russland Charakteristika BearbeitenDie ostseefinnischen Sprachen liegen geographisch gesehen an der westlichen Peripherie des uralischen Sprachgebietes Nachste Verwandte sind die samischen Sprachen im Norden sowie die wolgafinnischen Sprachen Zentralrusslands Typologisch gesehen weist das Ostseefinnische einige Besonderheiten auf Auf der Ebene der Phonetik zahlen dazu die Vokal und Konsonantenquantitat erstere nicht im Wepsischen sowie der Reichtum an Diphthongen Der Konsonantismus ist im Zentrum des Sprachgebiets eher schwach ausgepragt wahrend insbesondere in den ostlicher gelegenen Sprachen eine Angleichung an das russische Phoneminventar stattfindet Die Morphologie ist durch eine Mischung aus flektiven und agglutinierenden Mitteln gekennzeichnet Im Rahmen von Flexion Komposition und Derivation werden die Wortstamme oder Basislexeme phonetisch angeglichen sog Stufenwechsel Allgemein werden modifizierende Elemente wie in anderen uralischen Sprachen nachgestellt oder suffigiert Prafigierung und Praponierung finden sich ebenfalls in unterschiedlichem Masse sind dann aber fast ausschliesslich auf Sprachkontakt mit indogermanischen Sprachen zuruckzufuhren Die Kasussysteme sind in allen Sprachen sehr stark ausgebaut und umfassen mindestens 11 Livisch teils aber auch bis uber zwanzig Wepsisch Kasusbeziehungen Die Angaben dazu schwanken meist mehr oder weniger stark da die ostseefinnischen Kasus mit Ausnahme von Nominativ Genitiv und dem morphologisch meist nicht selbstandigen Akkusativ keine grammatischen sondern semantische Verhaltnisse ausdrucken Diese konnen in dort wie auch in anderen Sprachen ohne Bedeutungsanderung durch Adpositionen ausgedruckt werden sodass die Grenze zwischen Kasus und Strukturwort fliessend ist Eine Besonderheit des Ostseefinnischen ist der Partitiv der hauptsachlich zur Unterscheidung von Partial und Totalobjekt genutzt wird Sprachgeschichte BearbeitenOstseefinnische Stamme bevolkerten bereits zu Beginn unserer Zeitrechnung die Gebiete um den Ladogasee und den Finnischen Meerbusen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Balten und Germanen und werden bereits von Tacitus in seiner Germania als fenni erwahnt So wurden die ostseefinnischen Sprachen bereits in fruhester Zeit von indogermanischen Sprachen beeinflusst Zahlreiche Entlehnungen aus dem Germanischen weisen eine urgermanische Form auf die etwa auf eine Stufe mit dem Gotischen zu stellen ist vgl Konig und Ring finnisch kuningas und rengas germanisch rekonstruiert kuningaz und hrengaz Auch in der spateren getrennten Entwicklung der ostseefinnischen Sprachen ubernahm vor allem das Finnische immer wieder Lehnworter aus verschiedenen Sprachstufen der nordgermanischen Sprachen aber auch aus der slawischen Vorlaufersprache des Russischen weshalb die ostseefinnischen Sprachen auch fur die germanische und slawische Sprachforschung von grossem Interesse sind Mit Beginn der Herrschaft Schwedens uber Finnland hat das Schwedische weitere Einflusse auf das Finnische ausgeubt das Estnische wurde uber den Deutschen Orden vom Niederdeutschen beeinflusst Aus jungerer Zeit stammen die Spuren aus dem Russischen vor allem in den ostseefinnischen Sprachen Russlands Das alteste bekannte Dokument in einer ostseefinnischen Sprache ist der Birkenrindentext Nr 292 Literatur BearbeitenRiho Grunthal Livvista liiviin Itamerensuomalaiset etnonyymit Suomalais Ugrilainen Seura Helsinki 1997 ISBN 952 5150 00 3 Arvo Laanest Einfuhrung in die ostseefinnischen Sprachen Helmut Buske Hamburg 1982 ISBN 3 87118 487 X Arvo Laanest Sissejuhatus laanemeresoome keeltesse Eesti NSV teaduste akadeemia Keele ja kirjanduse instituut Tallinn 1975 Tuomo Tuomi Hrsg Itamerensuomalainen kielikartasto Suomalaisen Kirjallisuuden Seura ja Kotimaisten kielten tutkimuskeskus Helsinki 2004 ISBN 951 746 327 8 1 Teil Normdaten Sachbegriff GND 4120304 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostseefinnische Sprachen amp oldid 229842778