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Das osterreichische Oberamt Winnweiler war einer von etwa zehn ubergeordneten Verwaltungsbezirken des Habsburgischen Reichsteiles Vorderosterreich Vor dem formellen Anschluss an Osterreich 1782 wurde es meist als Oberamt Falkenstein oder Grafschaft Falkenstein bezeichnet Es lag im Oberrheinischen Kreis nordlich und teils sudlich von Kaiserslautern und umfasste zudem acht Dorfer sudlich von Mainz als Exklaven Die Territorien der Pfalz um 1790 Das Oberamt Winnweiler in hellorange ca mittig mit der eingezeichneten Burg Falkenstein Daruber in der gleichen Farbe die kleinere Herrschaft Stolzenberg die Wirichshube ist nicht kenntlich Zeichnung einer barocken Ofenplatte mit dem Wappen des osterreichischen Oberamtes Winnweiler Inhaltsverzeichnis 1 Territorium 2 Ortschaften 3 Geschichte 4 Auswanderer 5 Besonderes 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTerritorium BearbeitenDas Territorium des osterreichischen Oberamtes Winnweiler umfasste rund 150 km in drei nicht zusammenhangenden Teilen Verwaltungssitz war das Stadtchen Winnweiler mit dem Oberamt und dem Sitz des Oberamtmanns Umgeben war es vornehmlich von Territorien der Kurpfalz und von Nassau Weilburg Das Oberamt Winnweiler war ein osterreichischer Verwaltungsbezirk aus dem Erbe der Herzoge von Lothringen und wurde 1782 auch formell dem Reichsteil Vorderosterreich angeschlossen also den habsburgischen Landern die westlich bzw nordlich des eigentlichen Habsburgerreiches lagen aber nicht zu den Osterreichischen Niederlanden gehorten Vorderosterreich existierte nicht als zusammenhangendes Gebilde sondern setzte sich aus vielen territorial getrennten kleineren und kleinsten Einzelgebieten zusammen Das Oberamt selbst bestand wiederum aus drei nahe beieinander liegenden getrennten Teilen Grosster Teil war das zusammenhangende Gebiet der Grafschaft Falkenstein mit dem Hauptort Winnweiler in der heutigen Pfalz und acht Exklavedorfern als Streubesitz in Rheinhessen Nordlich des geschlossenen Territoriums der Grafschaft Falkenstein lag ein kleinerer Bereich die Herrschaft Stolzenberg um Dielkirchen die mit Pfalz Zweibrucken gemeinschaftlich verwaltet wurde Sudlich der Grafschaft Falkenstein befand sich die sogenannte Wirichshube bei Trippstadt ein Kleinstgebiet aus 3 Ortschaften das ebenfalls als Exklave zur Grafschaft Falkenstein gehorte 1 jedoch von Kurpfalz beansprucht und zumeist auch verwaltet wurde die den Freiherrn von Hacke damit belehnte 2 3 Im Geographischen Handbuch von dem Osterreichischen Staate von Ignaz de Luca Wien 1790 ist das Gebiet wie folgt beschrieben Oberrheinischer Kreis Falkenstein eine Reichsgrafschaft im oberrheinischen Kreise am Fusse des Tannenbergs 4 gelegen Der Flacheninhalt derselben wird auf 2 Quadratmeilen bestimmt Eisen und Wein sind die vorzuglichsten Naturproducte in dieser Grafschaft Die Waldungen tragen Tannen Eichen Buchen Lerchen etc Die Volksmenge wird in dieser Grafschaft auf 42 000 5 Seelen bestimmt Hier sind zu bemerken der Markt Falkenstein die Stadt Winnweiler wo das Oberamt seinen Sitz hat Bey demselben stehen 1 Oberamtmann 2 Oberamtsrathe ein Secretar Ferner gehoren hierher der Kreiscontingentshauptmann das Landschaftsphysicat und das Forstamt mit einem Unterforstmeister 6 Jagern und 2 Wolfskreisern Das Oberamt ist der Landesregierung in Freyburg untergeordnet Geographisches Handbuch von dem Osterreichischen Staate Band 2 Wien 1790 S 599 600 6 1786 gibt der Reisende Philipp Wilhelm Gercken seine selbst gewonnenen Eindrucke vom Oberamt so wieder Die ganze Grafschaft ist sehr geburgigt rauh steinigt und unfruchtbar traurige Schopfung Haber und Kartoffeln sind das Hauptprodukt Man rechnet 18 Ortschaften dazu die aber nicht in einem Bezirk sondern zum Theil zerstreut herum liegen Der Fleck Winnweiler ist der Hauptort worin auch der Kaiserliche Oberamtmann wohnet Das alte Schloss und Stammhaus Falkenstein liegt etwa eine kleine halbe Stunde von dem Donnersberg in volligen Ruinen Es muss ansehnlich und weitlauftig gewesen seyn wie die Ruinen und sehr dicken Mauern zeigen Der kleine Flecken Falkenstein so aus wenigen Hausern besteht liegt hart daran in einem sehr tiefen Thale so tief dass man kaum die Spitze des Kirchthurms sehen kann Etwas von Eisenbergwerken soll hier seyn und auch Kobold Die Einkunfte der ganzen Grafschaft mussen wegen der mageren durftigen Gegend nur geringe seyn Holzung genug aber auch sehr mitgenommen Reisen durch Schwaben Baiern angranzende Schweiz Franken die Rheinischen Provinzen Mosel etc Band 3 Stendal 1786 S 403 7 Ortschaften BearbeitenDie Ortschaften des Oberamtes sind 8 9 Grafschaft Falkenstein Winnweiler Alsenbruck Langmeil Imsbach Borrstadt Jakobsweiler Falkenstein Schweisweiler Hochstein Horingen Potzbach Lohnsfeld St Alban Hengstenberg fruherer Name fur den Hengstbacher Hof heute ein Ortsteil von St Alban 10 Gerbach Obergaugrehweiler die auf dem rechten Ufer des Appelbachs liegenden Teile der heutigen Gemeinde Gaugrehweiler Kalkofen IlbesheimWirichshube ein Exklavegebiet der Grafschaft Falkenstein sudlich von Kaiserslautern strittig mit der Kurpfalz Trippstadt die Halfte des Dorfes Molschbach StelzenbergRheinhessische Exklavedorfer zur Grafschaft Falkenstein nicht zusammenhangend Hohen Sulzen Framersheim Eckelsheim Biebelsheim Ippesheim Nahe die Halfte des Dorfes Dalheim Rheinhessen Hillesheim Rheinhessen die Halfte des Dorfes Harxheim Rheinhessen Herrschaft Stolzenberg Stahlberg Dielkirchen Steingruben Bayerfeld Steckweiler CollnGeschichte Bearbeiten nbsp Grenzstein von Vorderosterreich Solche Hoheitszeichen markierten auch die Grenzen des Oberamtes Winnweiler Herzog Franz Stephan von Lothringen erhielt 1731 aus der Hinterlassenschaft seines Vaters das Reichslehen der Grafschaft Falkenstein zu dem auch die halftigen Rechte an der Herrschaft Stolzenberg einige Dorfer sudlich von Mainz und auch das von der Kurpfalz beanspruchte und zumeist verwaltete Kleinstgebiet der Wirichshube bei Trippstadt gehorten 1736 heiratete der Lothringer Herzog die osterreichische Erbprinzessin Maria Theresia ab 1745 regierten beide das Heilige Romische Reich als Kaiser und Kaiserin Durch die Heirat fiel die Grafschaft Falkenstein mit ihren Nebengebieten an das Haus Habsburg Lothringen und wurde mit eigenem Verwaltungszentrum dem Oberamt in Winnweiler ausgestattet Als Lothringer Besitz den der nicht habsburgische Ehemann in die Familie eingebracht hatte wurde die Grafschaft zunachst nur von osterreichischen Beamten verwaltet ohne formell zu Osterreich zu gehoren Erst 1782 schloss Kaiser Joseph II die Grafschaft Falkenstein bzw das Oberamt Winnweiler auch formell staatsrechtlich seinem Landesteil Vorderosterreich an Das Gebiet war ab Dezember 1792 zumeist franzosisch besetzt 11 und wurde beim Friedensschluss von Campo Formio 1797 als Teil der linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich abgetreten wo es bis 1815 verblieb In dieser Zeit gehorte es zum franzosischen Departement du Mont Tonnerre mit Regierungssitz in Mainz 1815 1816 bestand eine gemeinsame osterreichisch bayerische Regierung in Bad Kreuznach 1816 fiel das Territorium an den neuen Rheinkreis des Konigreiches Bayern die rheinhessischen Exklavedorfer an das Grossherzogtum Hessen seit 1946 gehoren alle ehemaligen Gebietsteile zum Land Rheinland Pfalz Ausser den Dorfern der Wirichshube und dem rheinhessischen Streubesitz liegen die Ortschaften des alten Oberamtes Winnweiler heute ausschliesslich im Donnersbergkreis Osterreich kummerte sich vorbildlich um das eher entlegene und unbedeutende Landchen Die Broschure Falkenstein Donnersberg Winnweiler von Richard Hellriegel Speyer 1952 konstatiert dass Winnweilers Blutezeit in der osterreichischen Periode gewesen sei als es quasi Landeshauptstadt und Regierungssitz war Osterreich entsandte auf diesen Vorposten bewahrte Beamte zur Landesverwaltung unter anderem Angehorige der Familie Camuzi die zwei Generationen lang im Dienste des Oberamtes tatig war und sich spater im vorderpfalzischen Dirmstein ansiedelte Auswanderer Bearbeiten nbsp Kaiser Joseph II als Graf von Falkenstein nbsp Ortswappen von Eckelsheim oben Grafschaft Falkenstein unten LothringenIn der Auswanderungsbewegung des 18 Jahrhunderts spielte das Oberamt Winnweiler eine ganz besondere Rolle Nicht wenige Donauschwaben und Galiziendeutsche in den alten habsburgischen Gebieten von Ungarn Rumanien oder Polen konnen auf Pfalzer Vorfahren zuruckblicken Diese stammten oftmals direkt aus den Dorfern des Oberamtes oder liessen sich aus anderen Pfalzer Gebieten kommend zumindest dort anwerben Im Rahmen der osterreichischen Besiedlung von Galizien richtete man in Winnweiler um 1781 sogar eine spezielle Anwerbestelle ein 12 13 Besonderes BearbeitenKaiser Joseph II bediente sich grundsatzlich des Titels eines Grafen von Falkenstein wenn er inkognito reiste Auf dem Kreuzberg uber dem Oberamtssitz Winnweiler befindet sich die Kreuzkapelle mit Einsiedelei gestiftet 1728 von Baron Langen einem Verwaltungsbeamten des Territoriums Das Haus Habsburg steuerte spater bedeutende Summen zum Ausbau bei Ein Gemalde soll von einem Raffaelschuler stammen und es ist uberliefert dass Kaiserin Maria Theresia sogar eine selbstgefertigte Messkasel fur das Gotteshaus stiftete das deshalb im Volksmund Maria Theresien Kapelle heisst Die Kirche diente den Beamten des Oberamtes als Grablege 14 15 In Hochstein steht ein Votivkreuz das der Winnweiler Oberamtsbote Johann Haag 1767 in Erfullung eines Versprechens errichten liess nachdem er sich auf einer Dienstreise nach Luxemburg damals Osterreichische Niederlande im Soonwald verirrt hatte 16 Das Ortswappen von Eckelsheim fuhrt in Erinnerung an die historische Zugehorigkeit zum habsburg lothringischen Oberamt Winnweiler neben dem Rad der Grafschaft Falkenstein auch das heraldische Symbol Lothringens Das Rathaus von Hohen Sulzen besitzt noch historische Doppeladler Stuhle und Turbeschlage aus osterreichischer Zeit 17 Literatur BearbeitenMichael Frey Versuch einer geographisch historisch statistischen Beschreibung des Koniglich Bayerischen Rheinkreises Band 3 Speyer 1837 Richard Hellriegel Falkenstein Donnersberg Winnweiler Verlag Karl Graf Speyer 1952 Friedrich Metz Hrsg Vorderosterreich Eine geschichtliche Landeskunde Hrsg Alemannisches Institut unter Leitung von Friedrich Metz Rombach Freiburg 1958 2 erw und verb Aufl 1967 3 Aufl 1977 S 572 Kurt Oberdorffer Die Reichsgrafschaft Falkenstein In Friedrich Metz Hrsg Vorderosterreich eine geschichtliche Landeskunde 3 Auflage 1977 ISBN 3 7930 0208 X S 565 578 bzw Friedrich Metz Hrsg Vorderosterreich eine geschichtliche Landeskunde 4 Auflage 2000 ISBN 3 7930 9237 2 S 341 348 Konrad Krimm Vorderosterreichische Regierung und Kammer 1753 1805 Oberamter Bregenz Tettnang Winnweiler und Offenburg Veroffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Band 50 9 Kohlhammer Stuttgart 2008 ISBN 978 3 17 020484 3 Weblinks BearbeitenWebseite der Wiener Zeitung zur Grafschaft Falkenstein und zum Oberamt Winnweiler Memento vom 8 November 2005 im Internet Archive Webseite zu Vorderosterreich mit Nennung des Oberamtes WinnweilerEinzelnachweise Bearbeiten Besitzstand des osterreichischen Oberamtes Winnweiler bei Auflosung des Territoriums books google de Michael Frey Versuch einer geographisch historisch statistischen Beschreibung des konigl Bayer Rheinkreises Band 3 Speyer 1837 S 79 84 books google de Historische Webseite zur Herrschaft Wilenstein und der Wirichshube Memento vom 27 Februar 2014 im Internet Archive lies Donnersbergs lies 4200 Ignaz de Luca Geographisches Handbuch von dem Osterreichischen Staate Band 2 Wien 1790 S 599 600 Oberrheinischer Kreis Falkenstein Philipp Wilhelm Gercken Reisen durch Schwaben Baiern angranzende Schweiz Franken die Rheinischen Provinzen Mosel etc Band 3 Stendal 1786 S 403 books google de Verzeichnis der pfalzischen Ortschaften des osterreichischen Oberamtes Winnweiler books google de Verzeichnis der rheinhessischen Ortschaften des osterreichischen Oberamtes Winnweiler alle zur Grafschaft Falkenstein gehorig books google de 1 2 Vorlage Toter Link www rockenhausen de http www hengstbacherhof de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven Bericht uber die franzosische Besetzung des Oberamtes Winnweiler 1792 books google de Zur Auswanderung aus dem Oberamt Winnweiler books google de Hinweis bezuglich der Beauftragung des Oberamtes Winnweiler mit den donauschwabischen und galiziendeutschen Auswandererangelegenheiten der Rheingegend books google de 1 2 Vorlage Toter Link www ferien im saarland de Bebilderte Webseite zur Kreuzkapelle Winnweiler Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven 1 2 Vorlage Toter Link www kath kirchengemeinde winnweiler de Zur Ausstattung der Winnweiler Kreuzkapelle durch das Haus Habsburg Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven Bebilderte Webseite uber das Votivkreuz in Hochstein 1 2 Vorlage Toter Link www xivix de Zu den osterreichischen Relikten im Rathaus von Hohen Sulzen Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberamt Winnweiler amp oldid 223761392