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Klassifikation nach ICD 10C74 Bosartige Neubildung der NebenniereC74 1 NebennierenmarkC48 Bosartige Neubildung des Retroperitoneums und des PeritoneumsC48 0 RetroperitoneumC47 Bosartige Neubildung der peripheren Nerven und des autonomen NervensystemsICD 10 online WHO Version 2019 Das Neuroblastom ist mit sieben bis acht Prozent aller Krebserkrankungen im Kindesalter die dritthaufigste bosartige Neubildung bei Kindern Vom autonomen Nervengewebe der embryonalen Neuralleiste ausgehend handelt es sich um einen Tumor dessen Zellen sogenannte Neuroblasten in einem unreifen Stadium verblieben sind Er ist vor allem in den Nebennieren entlang der Wirbelsaule im Kopf Hals und Nackenbereich sowie im Brust Bauch und Beckenraum entlang des zervikalen thorakalen und abdominalen Grenzstranges sowie in den Paraganglien anzutreffen Circa 70 Prozent liegen ausserhalb des Bauchraumes im Retroperitonealraum und etwa 20 Prozent zwischen den Lungenflugeln im Mediastinum Inhaltsverzeichnis 1 Haufigkeit 2 Symptomatik 3 Diagnostik 4 Stadieneinteilung Therapie Prognose 5 Neuroblastomscreening 6 Besondere Aspekte 7 Literatur 7 1 Leitlinien 7 2 Fachartikel 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHaufigkeit BearbeitenVon einem Neuroblastom ist etwa eines von 100 000 Kindern betroffen in Deutschland jahrlich rund 150 Kinder Ein Drittel dieser Kinder erkrankt bereits im ersten Lebensjahr 90 Prozent der Tumoren treten vor Schulbeginn auf das mittlere Erkrankungsalter liegt bei zwei Jahren Mit zunehmendem Alter sinkt das Risiko einer Erkrankung jedoch konnen in seltenen Fallen auch Erwachsene betroffen sein In der Halfte der Falle sind zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen vorhanden besonders in den regionalen und entfernten Lymphknoten in Knochenmark Knochen Leber Haut selten im Zentralnervensystem Symptomatik BearbeitenDas Beschwerdebild des Neuroblastoms wird durch den Ort des Primartumors oder der Metastasen bestimmt Bei im Grenzstrang gelegenen Tumoren finden sich neurologische Symptome bis zur Querschnittsymptomatik durch das Einwachsen in den Wirbelsaulenkanal bei Auftreten im Halsbereich in 15 bis 20 Prozent ein Horner Syndrom bei Auftreten im Brustbereich kann es zu Luftnot bei im Bauchbereich oder retroperitoneal gelegenen Tumoren zu Bauch und Ruckenschmerzen Harnwegs Darmproblemen kommen Metastasen verursachen einen reduzierten Allgemeinzustand Schmerzen Blasse Fieber und Gewichtsabnahme Bluthochdruck oder Durchfalle konnen durch die hormonelle Aktivitat des Tumors auftreten Brillenhamatome sind Hinweis auf ein retrobulbares Neuroblastom Diagnostik Bearbeiten nbsp Computertomographie eines Neuroblastoms mit Lymphknotenmetastasen und Ummauerung der AortaDie Diagnose erfolgt in den Fruhstadien meist zufallig mittels Ultraschall Computertomografie CT oder Magnetresonanztomografie MRT die aus anderen Anlassen angefertigt wurden In der Folge fuhrt die MIBG Szintigraphie zur Lokalisierung des Primartumors und der eventuell schon vorhandenen Metastasen Die Skelett Szintigraphie mittels Technetium Phosphonaten wird zur Unterscheidung zwischen Knochenmarks und Knochenmetastasen herangezogen Bezuglich Laboruntersuchungen ist zu erwahnen dass die bis vor kurzem zum Tumorscreening eingesetzten Tumormarker Vanillinmandelsaure Homovanillinsaure Dopamin und die neuronspezifische Enolase NSE noch ihre Bedeutung zur Therapie und Verlaufskontrolle haben siehe unten Ein weiterer Tumormarker ist das Ferritin Sowohl NSE als auch Ferritin dienen vor allem der Verlaufskontrolle Eine Knochenmarkpunktion ist bei Verdacht auf ein Neuroblastom unerlasslich Sie dient zum Nachweis Stadium IV oder Ausschluss eines Befalls des Knochenmarks durch das Neuroblastom Typischerweise erfolgt im Gegensatz zum Standardvorgehen bei Knochenmarkpunktion eine Punktion an vier Stellen des Beckenkamms zwei Punktionsstellen vorderes Becken zwei Punktionsstellen hinteres Becken Ein Befall liegt dann vor wenn sich in einer der vier Punktionsstellen zytologisch immunohistochemisch oder molekularbiologisch Neuroblastomzellen nachweisen lassen Auf eine Knochenmarkpunktion kann nur ausnahmsweise verzichtet werden nbsp Histologie des NeuroblastomsBei der mikroskopischen Untersuchung besteht das Tumorgewebe haufig aus Zellen mit dichten Kernen die nur wenig Zytoplasma enthalten Charakteristisch ist die Ausbildung eines Pseudorosetten Musters Vereinzelt finden sich einzelne Ganglienzellen Sollten zahlreiche Ganglienzellen vorhanden sein kann der Tumor bereits zu einem Ganglioneuroblastom ausdifferenziert sein Stadieneinteilung Therapie Prognose BearbeitenDas International Neuroblastoma Staging System INSS unterscheidet zwischen folgenden Krankheitsstadien 1 Lokalisierter Tumor auf Ursprungsort begrenzt 2a Lokalisierter Tumor infiltriert Umgebung ohne die Mittellinie zu uberschreiten kein Lymphknotenbefall 2b Lokalisierter Tumor infiltriert Umgebung ohne die Mittellinie zu uberschreiten homolateraler Lymphknotenbefall 3 Lokalisierter Tumor uberschreitet Mittellinie regionale Lymphknoten konnen beidseits befallen sein 4 Hamatogene Fernmetastasen 4 S wie 1 oder 2 aber mit Fernmetastasen in Leber Haut darf dabei nur minimal auf das Knochenmark ubergreifen tritt nur im Sauglingsalter auf und kann sich spontan ruckbilden sodass bei klinisch stabilen Sauglingen und sorgfaltiger Uberwachung abgewartet werden kann Die histologische Einteilung Grading erfolgt nach Hughes des Weiteren werden molekulargenetische Untersuchung des Tumormaterials durchgefuhrt Therapie Im Stadium 1 und 2 wird die alleinige operative Tumorentfernung angestrebt in den hoheren Stadien wird der Operation eine Chemotherapie vorgeschaltet Im Stadium 4 kann bei ausgewahlten Tumorlokalisationen zusatzlich eine Strahlentherapie angewandt werden Im Anschluss erfolgt eine autologe Stammzelltransplantation mit vorheriger Konditionierung durch eine Hochdosischemotherapie Diese wird haufig mit einer MIBG Therapie Radiorezeptortherapie kombiniert Im Rezidivfall kommen die haploidente Stammzelltransplantation die Antikorpertherapie und ggf eine nochmalige MIBG Therapie infrage Zur Erhaltungstherapie stehen Retinoide und das Arsentrioxid zur Verfugung Prognose Die 5 Jahres Uberlebensrate betragt fur alle Stadien zusammen ca 55 und hangt sehr stark vom Stadium selbst ab Im Stadium 1 bis 2 meist uber 90 im Stadium 3 ca 75 im Stadium 4 weniger als 20 Ein entscheidender Tumormarker ist das Onkogen n myc Eine starke Amplifikation ist gleichbedeutend mit einem ungunstigen Verlauf und einer hohen Rezidiv Wahrscheinlichkeit Falls eine MYCN Amplifikation nicht festgestellt wurde betragt die 5 Jahres Uberlebensrate ca 72 falls ja nur ca 31 Die Chance auf eine Spontanheilung ist im Gegensatz zu anderen Krebsarten sehr hoch Im Stadium 2a sind in 50 im seltenen Stadium 4 S sogar bei 80 der Falle Spontanheilungen zu erwarten 1 Neuroblastomscreening BearbeitenAufgrund dieser stadienabhangigen Verschlechterung der Uberlebensrate wurde intensiv nach verlasslichen Fruherkennungsmethoden gesucht An der Kinderklinik in Graz wurde schliesslich ein Neuroblastomscreening entwickelt und 1991 eingefuhrt In den Jahren 1991 bis 1995 ergab sich bei 125 201 Erstanalysen nur ein einziges falsch negatives Ergebnis in 16 Fallen wurde eine Erkrankung festgestellt und rechtzeitig behandelt Der Test war einfach und billig Im Harn feststellbare Tumormarker Vanillinmandelsaure VMS und Homovanillinsaure HVS als Abbauprodukte von durch den Tumor selbst gebildeten Hormonen wurden in einem kombinierten Verfahren getestet indem ein Teststreifen im Alter zwischen 7 und 12 Monaten von den Eltern in die Windel eingelegt wurde Die Kosten fur ein osterreichweites Screening waren mit ca 350 000 extrem gunstig und gleich hoch gewesen wie die intensivmedizinische Behandlung zweier fortgeschrittener Tumorerkrankungen Dieses Screening konnte die Erwartungen nicht erfullen wie zwei im April 2002 im NEJM veroffentlichte unabhangige und wesentlich grossere Studien zeigten Weder im kanadischen Quebec 2 noch in sechs deutschen Bundeslandern 3 konnte durch das Screening gegenuber den Vergleichsgruppen eine Senkung der Sterblichkeit erreicht werden Fur die deutsche Studie wurden rund 1 5 Millionen Kinder mit dem genannten Urintest untersucht um ein Neuroblastom fruhzeitig zu erkennen Etwa 150 Neuroblastome wurden in dieser Gruppe diagnostiziert und etwa 100 dieser Kinder wurden durch Operationen oder Chemotherapien behandelt Eine Kontrollgruppe umfasste ca 2 1 Millionen Kinder bei denen nicht aktiv nach einem Neuroblastom gesucht wurde und die folglich nicht behandelt wurden sofern kein Neuroblastom auf herkommlichem Weg diagnostiziert wurde Die Gesamtsterblichkeit konnte in der Gruppe die am Screening teilgenommen hatte gegenuber der Kontrollgruppe nicht gesenkt werden Der Grund dafur ist dass die Behandlungserfolge derjenigen Neuroblastome die ohne Behandlung zum Tod gefuhrt hatten nicht grosser waren als die Risiken bei der Behandlung teils bis zum Tod der Patienten fuhrend derjenigen Neuroblastome die sich ohne Behandlung von selbst zuruckgebildet hatten Die Mediziner die diese Studie durchgefuhrt haben raten deshalb beim gegenwartigen Stand der Behandlungsmoglichkeiten von einem Screening nach Neuroblastomen ab Besondere Aspekte BearbeitenDie richtige Interpretation der Uberlebensdaten klinischer Krebsstudien kann schwierig sein und Fallstricke im Zusammenhang mit der Natur der Kaplan Meier Analysen konnen zu falschen Schlussfolgerungen fuhren Bei der Auswertung einer randomisierten kontrollierten Studie zur Behandlung von Hochrisikopatienten mit Neuroblastom stiessen die Autoren einer Methodenstudie auf einige statistische Probleme die offensichtlich schwer zu erkennen waren und moglicherweise mit einer Fehlinterpretation der Uberlebensfunktionen verbunden sind 4 Zu diesen Themen gehorten die angenommene Kreuzung von Uberlebenskurven die Anderung des statistischen Ansatzes in der Nachuntersuchung die unterschiedliche Vorbehandlung zwischen den Gruppen und das ereignisfreie Uberleben als primares Ergebnis Literatur BearbeitenLeitlinien Bearbeiten S1 Leitlinie Neuroblastom der Gesellschaft fur Padiatrische Onkologie und Hamatologie GPOH In AWMF online Stand 2011 Fachartikel Bearbeiten J M Maris Recent advances in neuroblastoma In The New England journal of medicine Band 362 Nummer 23 Juni 2010 S 2202 2211 ISSN 1533 4406 doi 10 1056 NEJMra0804577 PMID 20558371 Review https www kinderkrebsinfo de sites kinderkrebsinfo content e1676 e9032 e68518 e5376 download5379 Protokoll NB97 ger pdfThorsten Simon Catherina Annika Niemann Barbara Hero Gunther Henze Meinolf Suttorp Freimuth H Schilling Frank Berthold Short and long term outcome of patients with spinal cord compression by neuroblastoma In Developmental Medicine amp Child Neurology Nummer 54 Februar 2012 S 347 352Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neuroblastom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Neuroblastom Kurzinformation bei www kinderkrebsinfo deEinzelnachweise Bearbeiten J L Weinstein H M Katzenstein S L Cohn Advances in the diagnosis and treatment of neuroblastoma In Oncologist Band 8 Nummer 3 2003 S 278 292 ISSN 1083 7159 PMID 12773750 Review W G Woods R N Gao J J Shuster L L Robison M Bernstein S Weitzman G Bunin I Levy J Brossard G Dougherty M Tuchman B Lemieux Screening of infants and mortality due to neuroblastoma In The New England Journal of Medicine Band 346 Nummer 14 April 2002 S 1041 1046 ISSN 1533 4406 doi 10 1056 NEJMoa012387 PMID 11932470 F H Schilling C Spix F Berthold R Erttmann N Fehse B Hero G Klein J Sander K Schwarz J Treuner U Zorn J Michaelis Neuroblastoma screening at one year of age In The New England Journal of Medicine Band 346 Nummer 14 April 2002 S 1047 1053 ISSN 1533 4406 doi 10 1056 NEJMoa012277 PMID 11932471 Peinemann F Issues possibly associated with misinterpreting survival data a method study In Journal of Evidence Based Medicine 11 Jahrgang Nr 3 Juni 2018 S 208 215 doi 10 1111 jebm 12301 PMID 29877035 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten V DTumoren des Nervensystems ICD O 3 Nr 935 957 Quelle ICD O erganzt nach WHO Kl 2016Sonstige 935 937 Kraniopharyngeom Rathke Taschen Tumor Pinealom Pineozytom Pineoblastom Pigmentierter neuroektodermaler Tumor Neuroektodermaler Tumor Primitiver neuroektodermaler Tumor Askin Tumor Chordom ParachordomGlia 938 948 Gliom Gliomatosis cerebri Mischgliom Mittelliniengliom Oligoastrozytom Astrozytom Anaplastisches Astrozytom Xanthoastrozytom Subependymales Riesenzellastrozytom Gemistozytisches Astrozytom Fibrillares Astrozytom Pilozytisches Astrozytom Diffuses Astrozytom Pilomyxoides Astrozytom Pleomorphes Xanthoastrozytom Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor DNT Astroblastom Angiozentrisches Gliom Chordoides Gliom des 3 Ventrikels Glioblastom Epitheloides Glioblastom Riesenzellglioblastom Gliofibrom Gliosarkom Oligodendrogliom Anaplastisches Oligodendrogliom Embryonaler Tumor des ZNS Ependymoblastom Desmoplastisches infantiles Gangliogliom DIG Spongioblastoma polare Pituizytom Plexus choroideus Papillom Atypisches Plexuspapillom Plexus choriodeus Karzinom Papillarer Tumor der Pinealisregion Medulloblastom Medullomyoblastom Kleinhirnsarkom Primitiver neuroektodermaler Tumor PNET Neuroepithel 949 952 Neurozytom Neurolipozytom Neuroepitheliom Neuroblastom Atypischer teratoider rhabdoider Tumor ATRT Embryonaler Tumor des ZNS Papillarer glioneuronaler Tumor PGNT Lhermitte Duclos Syndrom Dysembryoblastischer neuroepithelialer Tumor Rosettenbildender glioneuronaler Tumor RGNT Ependymom Gangliozytom Ganglioneurom Ganglioneuroblastom Medulloepitheliom Diktyom Spongioneuroblastom Glioneurom Neuroastrozytom Medullozytom Pacini Tumor Retinozytom Retinoblastom Olfaktorius Tumoren Asthesioneurozytom Asthesioneuroblastom Asthesioneuroepitheliom Hirnhaut 953 Meningeom Meningeales 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