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Klassifikation nach ICD 10C71 Bosartige Neubildung des GehirnsC71 6 ZerebellumICD 10 online WHO Version 2019 Klassifikation nach ICD O 39470 3 Medulloblastom o n A Melanotisches Medulloblastom9471 3 Desmoplastisches nodulares MedulloblastomMedulloblastom mit extensiver Nodularitat9472 3 MedullomyoblastomICD O 3 erste Revision online 2014 Das Medulloblastom ist ein bosartiger embryonaler Tumor des Kleinhirns Er tritt bevorzugt im Kleinkindes und Kindesalter auf und ist in dieser Altersgruppe der haufigste bosartige Hirntumor Er wird nach der WHO Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems als Grad IV eingeordnet Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie 2 Symptome 3 Bildgebung 4 Pathologie 5 Genetik 6 Therapie 7 Prognose 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEpidemiologie BearbeitenJungen sind ofter betroffen als Madchen der Altergipfel liegt je nach Literatur zwischen 1 9 Jahren oder 4 8 Jahren Rund ein Funftel der Medulloblastome treten allerdings auch nach der Pubertat auf dann mit einem Altersgipfel im dritten Lebensjahrzehnt Symptome BearbeitenMedulloblastome konnen beide Kleinhirnhemispharen infiltrieren Klinisch stehen meist Storungen der Kleinhirnfunktion zum Beispiel Fallneigung und Ataxie sowie Zeichen des erhohten Hirndruckes mit Kopfschmerzen Lethargie und morgendlichem Erbrechen im Vordergrund Der erhohte Hirndruck entsteht einerseits durch die tumorgewebebedingte intrakranielle Volumenerhohung selbst andererseits durch den sich schnell entwickelnden Verschlusshydrocephalus Bei Spiegelung des Augenhintergrundes kann eine Stauungspapille als Zeichen fur erhohten Hirndruck erkannt werden Die Einklemmung von Kleinhirnanteilen und Kompression der Medulla oblongata die ihrerseits Sitz des lebensnotwendigen Atem und Kreislaufzentrums ist bedingten oft den Tod der jungen Patienten Bildgebung Bearbeiten nbsp Medulloblastom im Schadel CT nach Kontrastmittelgabe bei einem sechsjahrigen Madchen nbsp Medulloblastom in der MRT sagittal T2w Der Tumor dehnt sich im Wesentlichen innerhalb des 4 Ventrikels aus In der Computertomographie und Magnetresonanztomographie MRT stellen sich Medulloblastome als solide Raumforderungen mit inhomogener Kontrastmittelaufnahme dar Sie wachsen meist vom Boden des 4 Ventrikels in den Kleinhirnwurm Im nativen CT ist der Tumor gering hypodens nach KM Gabe hyperdens Im MRT kann man den Tumor aufgrund seiner inhomogenen symmetrisch in der Mittellinie gelegenen Lage in kraniokaudaler Ausdehnung mit hypointensem Signal in T1 und hyperintensem Signal in T2 weil vermehrt wasserreich gut erkennen Oft kommt es zu einer Obstruktion der Ventrikel als Folge dessen kommt es zum Hydrocephalus Bei sehr jungen Patienten kann sich dies durch verbreiterte Kalottennahte Wolkenschadel zeigen welche als Konsequenz des steigenden Hirndrucks auseinanderweichen Pathologie Bearbeiten nbsp Medulloblastom im lichtmikroskopischen Bild HE Farbung Das Medulloblastom ist ein undifferenzierter embryonaler Tumor der von embryonalen pluripotenten Zellen abstammt Feingeweblich sind Medulloblastome zelldichte klein rund und blauzellige Tumoren Die Tumorzellen weisen runde bis ovale Kerne auf und konnen in Rosettenformationen angeordnet sein Immunhistochemisch ist eine Expression neuronaler Marker Synaptophysin Neurofilament NeuN typisch aber auch gliale Proteine wie GFAP konnen kleinflachig exprimiert werden Als Varianten abzugrenzen sind desmoplastisches Medulloblastom anaplastisches Medulloblastom und Medulloblastom mit extensiver Nodularitat Desmoplastisches nodulares Medulloblastom MedullomyoblastomGenetik BearbeitenDer erste Nachweis einer p53 Mutation in einem Medulloblastom erfolgte in den fruhen Neunzigern 1 2 Derzeit werden Medulloblastome anhand ihres genetischen Profils in die vier folgenden Subgruppen eingeteilt 3 WNT meist Kinder selten Erwachsene Monosomie Chromosom 6 CTNNB1 Mutationen meist klassische Medulloblastome selten grosszellige anaplastische Medulloblastome Diese Gruppe hat die beste Prognose SHH Sonic hedgehog Kleinkinder meist desmoplastisch nodular und Erwachsene klassisch oder grosszellig anaplastisch PTCH SMO SUFU Mutationen GLI2 Amplifikationen Gruppe 3 meist Kinder klassische Medulloblastome haufig metastasierend MYC Amplifikation Chromosomale Verluste auf 5q und 10q Diese Gruppe hat die schlechteste Prognose Gruppe 4 meist Kinder haufiger mannlich haufig Isochromosom 17q Chromosomale Verluste auf 8 und X Therapie BearbeitenDie Strahlensensibilitat des Medulloblastoms fuhrte seit Harvey Cushing zur kombinierten operativ radiologischen Therapie 4 Aktuelle Behandlungskonzepte fur Kinder und Jugendliche mit einem Medulloblastom sehen eine neurochirurgische Tumorentfernung eine Chemotherapie und eine Strahlentherapie vor Statt der herkommlichen Strahlentherapie kann auch eine Protonentherapie erfolgen 5 die noch zielgerichteter und schonender wirkt und daher eine immer grossere Bedeutung bei der Behandlung von Tumoren im Kindes und Jugendalter gewinnt 6 7 Sofern moglich sollte immer eine komplette Tumorresektion angestrebt werden Oft ist dies aufgrund der Lage oder der Infiltration lebenswichtiger Strukturen nur begrenzt moglich sodass nur teilreseziert werden kann Dies kann allerdings auch zur Wiederherstellung der Liquorpassage dienen Prognose BearbeitenDer Krankheitsverlauf hangt unter anderem von der Tumorgrosse dem Ausmass der Tumorentfernung einer etwaigen Absiedlung von Tumorzellen entlang der Liquorwege und dem Alter des Patienten ab Auch die Art der feingeweblichen Differenzierung kann eine prognostische Rolle spielen wobei bei Patienten mit einem sogenannten desmoplastischen Medulloblastom der Krankheitsverlauf gunstiger ist Die Patienten werden in klinischen Studien in Niedrig Standard und Hochrisikogruppen eingeteilt Bei Patienten der Niedrigrisikogruppe in der Regel WNT aktiviert werden je nach Studie Heilungsraten von bis zu 100 erreicht 8 Die derzeitigen Bemuhungen bewegen sich deshalb in die Richtung die Intensitat der Therapie und damit die negativen Langzeitfolgen zu reduzieren aber gleichzeitig die hohen Heilungsraten zu bestatigen 9 In der HIT SIOP PNET 4 Studie an welcher 340 Kinder und Jugendliche der Standardrisikogruppe im Alter von vier bis 21 Jahren aus mehreren europaischen Landern teilnahmen betrug die 5 Jahres Uberlebensrate je nach Randomisierung zwischen 85 und 87 Rund 78 der Patienten blieben wahrend 5 Jahren ohne Ruckfall und gelten damit als geheilt 10 Nach einem Ruckfall war die Prognose sehr schlecht Von 66 Patienten waren 5 Jahre nach einem Ruckfall trotz intensiver Behandlung nur noch vier am Leben 11 An einer US amerikanischen Studie nahmen 161 Patienten im Alter zwischen drei und 21 Jahren mit einem Hochrisiko Profil teil Je nach Randomisierung erhielt die Halfte der Patienten wahrend der Bestrahlung zusatzlich taglich Carboplatin Die 5 Jahres Uberlebensrate der Patienten mit Carboplatin betrug 82 derjenigen ohne 68 12 Derzeit und bis April 2024 findet die europaische SIOP PNET 5 Studie statt bei welcher man die vielversprechenden Ergebnisse mit Carboplatin wahrend der Bestrahlung bei der Standardrisikogruppe zu bestatigen versucht 13 Bei Neugeborenen und Kleinkindern unter drei Jahren wird aufgrund der enormen Nebenwirkungen in der Regel auf eine Bestrahlung verzichtet oder mithilfe von Chemotherapien so lange hinausgeschoben bis die Patienten das vierte Lebensjahr erreichen In einer klinischen Studie an der 62 Patienten teilnahmen betrug die 5 Jahres Uberlebensrate 66 bei Kindern die nach Diagnose lediglich intensiv chemotherapiert worden waren Nach vollstandiger Tumorentfernung konnte hier eine 5 Jahres Uberlebensrate von 93 erreicht werden Nach unvollstandiger Tumorentfernung oder Absiedlung von Tumorzellen entlang der Liquorwege betrugen die 5 Jahres Uberlebensraten 56 bzw 38 14 Eine molekulargenetische Verlaufskontrolle durch Flussigbiopsie erscheint noch weit entfernt von klinischer Routine 15 Literatur BearbeitenD D Louis H Ohgaki O Wiestler u a Hrsg World Health Organization classification of tumors Pathology and genetics of tumours of the nervous system IARC Press Lyon 2007 ISBN 978 92 832 2430 3 S1 Leitlinie Medulloblastom im Kindes und Jugendalter der Deutschen Gesellschaft fur Kinder und Jugendmedizin DGKJ In AWMF online Stand 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Medulloblastom Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten H Ohgaki R H Eibl O D Wiestler M G Yasargil E W Newcomb P Kleihues p53 mutations in nonastrocytic human brain tumors In Cancer Research Band 52 Nr 22 15 November 1991 S 6202 6205 PMID 1933879 Volltext R H Eibl M Schneemann Medulloblastoma From TP53 Mutations to Molecular Classification and Liquid Biopsy In Biology Band 12 Nr 2 Februar 2023 S 267 PMID 36829544 Volltext M D Taylor P A Northcott A Korshunov M Remke Y J Cho S C Clifford C G Eberhart D W Parsons S Rutkowski A Gajjar D W Ellison P Lichter R J Gilbertson S L Pomeroy M Kool S M Pfister Molecular subgroups of medulloblastoma the current consensus In Acta neuropathologica Band 123 Nummer 4 April 2012 S 465 472 ISSN 1432 0533 doi 10 1007 s00401 011 0922 z PMID 22134537 PMC 3306779 freier Volltext Wolfgang Seeger Carl Ludwig Geletneky Chirurgie des Nervensystems In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 229 262 hier S 240 Protonentherapie bei Hirntumoren am WPE WPE UK de In Westdeutsches Protonentherapiezentrum Essen WPE Abgerufen am 5 August 2019 deutsch Medulloblastom Kurzinformation Abgerufen am 5 August 2019 B Timmermann Strahlentherapie bei Krebserkrankungen im Kindesalter PDF Nicht mehr online verfugbar In https www kinderkrebsstiftung de Deutsche Kinderkrebsstiftung 29 August 2018 archiviert vom Original am 5 August 2019 abgerufen am 5 August 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kinderkrebsstiftung de Identifying Low Risk Medulloblastoma to De escalate Therapy Abgerufen am 29 Dezember 2019 International Society of Paediatric Oncology SIOP PNET 5 Medulloblastoma Full Text View ClinicalTrials gov Abgerufen am 29 Dezember 2019 englisch Birgitta Lannering Stefan Rutkowski Francois Doz Barry Pizer Goran Gustafsson Hyperfractionated Versus Conventional Radiotherapy Followed by Chemotherapy in Standard Risk Medulloblastoma Results From the Randomized Multicenter HIT SIOP PNET 4 Trial In Journal of Clinical Oncology Band 30 Nr 26 30 Juli 2012 ISSN 0732 183X S 3187 3193 doi 10 1200 JCO 2011 39 8719 ascopubs org abgerufen am 29 Dezember 2019 Magnus Sabel Gudrun Fleischhack Stephan Tippelt Goran Gustafsson Francois Doz Relapse patterns and outcome after relapse in standard risk medulloblastoma a report from the HIT SIOP PNET4 study In Journal of Neuro Oncology Band 129 Nr 3 September 2016 ISSN 1573 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erganzt nach WHO Kl 2016Sonstige 935 937 Kraniopharyngeom Rathke Taschen Tumor Pinealom Pineozytom Pineoblastom Pigmentierter neuroektodermaler Tumor Neuroektodermaler Tumor Primitiver neuroektodermaler Tumor Askin Tumor Chordom ParachordomGlia 938 948 Gliom Gliomatosis cerebri Mischgliom Mittelliniengliom Oligoastrozytom Astrozytom Anaplastisches Astrozytom Xanthoastrozytom Subependymales Riesenzellastrozytom Gemistozytisches Astrozytom Fibrillares Astrozytom Pilozytisches Astrozytom Diffuses Astrozytom Pilomyxoides Astrozytom Pleomorphes Xanthoastrozytom Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor DNT Astroblastom Angiozentrisches Gliom Chordoides Gliom des 3 Ventrikels Glioblastom Epitheloides Glioblastom Riesenzellglioblastom Gliofibrom Gliosarkom Oligodendrogliom Anaplastisches Oligodendrogliom Embryonaler Tumor des ZNS Ependymoblastom Desmoplastisches infantiles Gangliogliom DIG Spongioblastoma polare Pituizytom Plexus choroideus Papillom Atypisches Plexuspapillom Plexus choriodeus Karzinom Papillarer Tumor der Pinealisregion Medulloblastom Medullomyoblastom Kleinhirnsarkom Primitiver neuroektodermaler Tumor PNET Neuroepithel 949 952 Neurozytom Neurolipozytom Neuroepitheliom Neuroblastom Atypischer teratoider rhabdoider Tumor ATRT Embryonaler Tumor des ZNS Papillarer glioneuronaler Tumor PGNT Lhermitte Duclos Syndrom Dysembryoblastischer neuroepithelialer Tumor Rosettenbildender glioneuronaler Tumor RGNT Ependymom Gangliozytom Ganglioneurom Ganglioneuroblastom Medulloepitheliom Diktyom Spongioneuroblastom Glioneurom Neuroastrozytom Medullozytom Pacini Tumor Retinozytom Retinoblastom Olfaktorius Tumoren Asthesioneurozytom Asthesioneuroblastom Asthesioneuroepitheliom Hirnhaut 953 Meningeom Meningeales SarkomNervenscheiden 954 957 Neurofibrom Neurofibromatose Maligner peripherer Nervenscheidentumor MPNST Neurinom Schwannom Akustikusneurinom Triton Tumor Nervenscheidenmyxom Neurom Perineuriom Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der 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