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Dieser Artikel behandelt Screening im Sinne eines Testverfahrens Fur das Screening von Filmen siehe Screening Film Unter Screening versteht man ein systematisches Testverfahren das eingesetzt wird um innerhalb eines definierten Prufbereichs Elemente herauszufiltern die bestimmte Eigenschaften aufweisen Das Verfahren kann aus einem Test oder einer Abfolge von aufeinander abgestimmten Tests bestehen den oder die die getesteten Personen oder Proben durchlaufen Die Herausforderung von Screeningtests besteht darin die Nadel im Heuhaufen zu finden Herkunft des Begriffs ist das engl to screen das sich umschreiben lasst als etwas auf den Bildschirm bringen mit der ubertragenen Bedeutung etwas der Aufmerksamkeit zufuhren Eine medizinische Screeninguntersuchung bezeichnet man im Deutschen auch als Filteruntersuchung eine polizeiliche als Rasterfahndung 1 Der Begriff wird in folgenden Bereichen angewendet Vorsorgemedizin Screening dient hier zur Suche nach Krankheiten in einer definierten Bevolkerungsgruppe Psychologischen Diagnostik und empirischen Sozialforschung Mittels Fragebogentests werden Personen mit bestimmten Merkmalen herausgefiltert Pharmaforschung Biotechnologie und Chemie Forschung Mittels Screening werden aus einer Vielzahl von moglichen Substanzen Genen oder Organismen einzelne mit spezifischen Eigenschaften herausgefiltert High throughput screening Allgemeinsprache Sowohl im Alltag als auch in beliebigen Fachgebieten wird der Begriff verwendet um den Vorgang der Durchsicht einer Vielzahl von Elementen zur Identifizierung bestimmter Elemente daraus oder von Lucken zu beschreiben siehe z B Beitrittskonferenz Beitrittsverfahren Inhaltsverzeichnis 1 Medizin Psychologie 1 1 Ziel 1 2 Herausforderungen beim Screening 1 3 Voraussetzungen fur Screeningprogramme 1 4 Vorteile 1 5 Nachteile 1 6 Beispiele fur Screening Tests 1 7 Weitere Tests aus der klinischen Praxis 2 Bewertung von Screening Studien 2 1 Vorlaufzeit Verfalschung 2 2 Verfalschung durch den Typ der zu untersuchenden Krankheit 2 3 Verfalschung durch die Probandenauswahl 2 4 Verfalschung durch uberflussige Diagnosen 2 5 Reduktion von Verfalschungen 3 Einzelnachweise 4 WeblinkMedizin Psychologie BearbeitenIn der Vorsorgemedizin wird Screening teilweise in Form von Reihenuntersuchungen durchgefuhrt teilweise fortlaufend in der arztlichen und der Pflege Praxis Bei moglichst vielen Menschen soll eine moglichst fruhe Angabe zur Wahrscheinlichkeit des Vorliegens von bestimmten Krankheiten oder Risikofaktoren ermoglicht werden Dies wird meist als Vorsorgeuntersuchung bezeichnet Beim Vorliegen auffalliger Werte muss durch nachfolgende diagnostische Untersuchungen das Vorliegen der Krankheit bestatigt werden Sucht eine Person wegen bereits vorhandener Beschwerden einen Arzt auf spricht man nicht mehr von Screening Wenn auf Grund oft unspezifischer Symptome eine Krankheit nachgewiesen oder ausgeschlossen werden soll ist in jedem Fall eine umfassende medizinische Untersuchung notwendig Manchmal wird hier der alltagssprachliche Sinn von Screening gleichwohl verwendet Ziel Bearbeiten Das Ziel eines Screeningprogramms in der Vorsorgemedizin ist es die Lebenserwartung der Bevolkerungsgruppe mit erhohtem Krankheitsrisiko zu verlangern Um dieses Ziel zu erreichen muss eine moglichst grosse Anzahl an Probandinnen und Probanden untersucht werden um moglichst viele Erkrankte zu entdecken und einer Behandlung zufuhren zu konnen Im Rahmen des Neugeborenenscreenings wird sogar versucht alle Trager einer bestimmten Krankheit zu erfassen um ihnen ein normales Leben zu ermoglichen Im Rahmen exakter Fragestellungen sollen moglichst viele symptomlos erkrankte Menschen mit bestehenden Problemen die vor der Screeninguntersuchung nichts von diesen Problemen wussten erkannt werden und einer Behandlung zugefuhrt oder zu einer Anderung des Lebensstils angehalten werden Herausforderungen beim Screening Bearbeiten Ein schematisches Beispiel soll die Herausforderungen darstellen die auftreten wenn in einer grossen Gruppe von Gesunden einzelne symptomlose Krankheitstrager mit einem Test erkannt werden sollen 100 von 100100 Personen der Grundanteil entspricht in diesem Fall einem von 1001 sind symptomlose Trager einer Krankheit Die Krankheit wird mit einem Test zu 98 Sensitivitat richtig erkannt die Gesunden werden zu 99 Spezifitat als gesund erkannt Der Test ist also sehr zuverlassig Er ist bei Ihnen positiv ausgefallen Besteht Grund sich ernsthafte Sorgen zu machen siehe auch positiver pradiktiver Wert Die Darstellung erfolgt mit einem Entscheidungsbaum nbsp Das Testergebnis Das Testergebnis ist positiv 98 Personen werden zu Recht als krank erkannt 1000 Gesunde aber zu Unrecht falsch positiv Durch den Test werden also in diesem Beispiel 1098 Personen gefunden wovon 98 geholfen werden kann man weiss aber nicht welchen 98 der 1098 Personen dafur sind weitere klarende Untersuchungen notwendig siehe auch bedingte Wahrscheinlichkeit 99000 werden also zu Recht als gesund erkannt 2 Kranke aber zu Unrecht falsch negativ In diesem Beispiel kann der Grossteil davon ausgehen nicht krank zu sein wenn der Test negativ ist Zwei werden dennoch spater erkranken Bei einem realen Screening konnen sich sowohl die Haufigkeit der Krankheit in der Bevolkerung Pravalenz als auch die Sensitivitat und Spezifitat von diesem Beispiel unterscheiden Anschaulich kann der Nutzen eines Screenings beschrieben werden durch die Anzahl der notwendigen Tests die notwendig sind um ein Leben zu retten Bei jedem Screening ist es von entscheidender Bedeutung die Haufigkeit der Krankheit zu kennen um die Testergebnisse interpretieren zu konnen Ist diese unbekannt so lasst sich die Frage nach falsch positiven und falsch negativen Testergebnissen nicht beantworten Voraussetzungen fur Screeningprogramme Bearbeiten Das medizinische Screening richtet sich an die ganze Bevolkerung d h an alle Manner und oder Frauen eines bestimmten Alters die meisten von ihnen mit einer intakten Gesundheit Deshalb hat das Prinzip des Nichtschadens der Medizinethik eine hohe Wichtigkeit und Screeningprogramme mussen hohe Anforderungen erfullen die Krankheit muss fur die Gesundheit der Bevolkerung von Bedeutung sein sie muss behandelbar sein und die Prognose muss bei im Krankheitsverlauf fruher beginnender Behandlung deutlich besser sein das Testverfahren soll eine hohe Sensitivitat und Spezifitat aufweisen d h der Test soll die gesuchte Erkrankung die bestehenden Risikofaktoren mit moglichst grosser Sicherheit nachweisen oder ausschliessen konnen die Untersuchung soll zeit und kostengunstig sein die Untersuchung soll den zu Untersuchenden moglichst wenig belasten Jeder einzelne dieser Punkte muss erfullt sein damit ein Screeningprogramm sinnvoll durchgefuhrt werden kann Der letzte Punkt ist von besonderer Bedeutung Screeningprogramme in der Vorsorgemedizin mussen von den Patienten angenommen werden um erfolgreich zu sein Der Qualitatssicherung von Screeningprogrammen kommt hier eine besondere Bedeutung zu Vorteile Bearbeiten Eine Erkrankung wird in einem gut behandelbaren Fruhstadium entdeckt Eine Heilung ist haufiger oder mit weniger Aufwand moglich Die Behandlung eines Fruhstadiums beeintrachtigt die Lebensqualitat in geringerem Ausmass Im Fruhstadium haufig Vermeidung einer radikalen Operation oder von Chemotherapie moglich Die Behandlung des Fruhstadiums verursacht geringere Kosten Folgeschaden werden oftmals verhindert Der Untersuchte ist bei einem unauffalligen Ergebnis beruhigt Nachteile Bearbeiten Die mogliche Belastung durch die Untersuchung selbst oder unvermeidbare statistische Unsicherheiten sogenannte falsch negative Ergebnisse Hier werden Untersuchte wie Untersucher zu Unrecht beruhigt mogliche Anzeichen der Erkrankung werden eventuell fehlgedeutet bzw der Zweck der Fruherkennung einer Krankheit wird ganz einfach verfehlt Bei falsch positiven Ergebnissen werden Patienten zu Unrecht beunruhigt und teure den Patienten wie das Gesundheitswesen belastende Folgeuntersuchungen sind die Folge Moglicherweise werden Fruhstadien einer Erkrankung diagnostiziert deren Fruherkennung die Lebenszeit nicht verlangert deren unnotige Behandlung aber die Lebensqualitat vermindert siehe duktales Carcinoma in situ bei Mammographie und Todesfalle durch die Therapie beim Neuroblastom Screening Beispiele fur Screening Tests Bearbeiten Neugeborenenscreening unter anderen auf Phenylketonurie und weitere Aminosaurestoffwechselstorungen Galaktosamie Angeborene Hypothyreose Adrenogenitales Syndrom Biotinidasemangel Chlamydien Screening 2 Mammographie Screening Zervixkarzinom mittels Pap Test Prostatakarzinom mittels PSA Test prostataspezifisches Antigen Kolonkarzinom mittels Haemoccult Test oder Koloskopie Schwerhorigkeit bei KindernWeitere Tests aus der klinischen Praxis Bearbeiten Mikrobielles Screening Parodontaler Screening Index PSI Code zur Feststellung von Zahnfleischerkrankungen Risikofaktoren fur kardiovaskulare Erkrankungen arterielle Hypertonie Fettstoffwechselstorungen Cholesterin Triglyceride Glaukom Screening Katarakt Medizin Screening im Rahmen eines Eye Camps Triple Test First Trimester Screening NT ScreeningBewertung von Screening Studien BearbeitenDie Zielsetzung eines Screenings erscheint zunachst einleuchtend eine Krankheit oder Storung kann fruher erkannt werden und so bestehen bessere Heilungschancen Die Risiken mussen sorgfaltig dagegen abgewogen werden die in den Folgen falschnegativer und falschpositiver Befunde liegen Bevor ein Screening Programm begonnen wird muss also abgeklart werden ob das Programm mehr Nutzen als Kosten erzeugt Dies erfolgt mittels wissenschaftlicher Studien die rigorose Kriterien erfullen mussen zum Beispiel randomisiert sein mussen Der Nutzen muss sich in Form einer absoluten Risikoreduktion nachweisen lassen Die Ergebnisse einer Screening Studie konnen durch verschiedene Faktoren verfalscht werden und entweder zu falschlich besseren oder zu unwahren schlechteren Resultaten fuhren die sich bei der Umsetzung in die tagliche Praxis nicht verwirklichen lassen Einige Autoren weisen darauf hin dass der mogliche Nutzen von Screening Methoden allgemein uberschatzt und der Schaden unterschatzt wird 3 Vorlaufzeit Verfalschung Bearbeiten Die Vorlaufzeit Verfalschung kann zur Uberschatzung der positiven Wirkung von Screening fuhren Durch Screening wird bezweckt eine Krankheit moglichst fruh zu erkennen Werden dabei aber Krankheitsfalle erfasst und behandelt deren Trager ohne Behandlung genauso lang oder langer gelebt hatten spricht man von Uberdiagnose Dies schadet der Person in mehrfacher Hinsicht diagnostische und therapeutische Eingriffe vermindern ihre Lebensqualitat sie muss fortan mit der Diagnose einer todlichen Krankheit leben die Kosten der medizinischen Versorgung werden unnotig in die Hohe getrieben 4 Die Vorlaufzeit Verfalschung ist im Einzelfall nicht nachweisbar da ja im Nachhinein nicht bewiesen werden kann wie der Verlauf ohne Behandlung ausgegangen ware Nur in kontrollierten Studien und wenn der naturliche Verlauf einer Krankheit bekannt ist lasst sich dieser Effekt abschatzen Verfalschung durch den Typ der zu untersuchenden Krankheit Bearbeiten Viele Screenings beinhalten die Fruherkennung bestimmter Krebserkrankungen Es wird angenommen dass langsam wachsende Tumoren eine bessere Uberlebenschance fur den Patienten bedeuten als rasch wachsende Tumoren Jedoch bedeutet das dass Screenings viel eher einen langsam wachsenden Tumor entdecken als solche die fur das Leben des Patienten eine drastischere Bedeutung tragen denn rasch wachsende Tumoren konnen den Patienten das Leben kosten bevor er die Gelegenheit hat an einem Screening teilzunehmen Dieser Umstand fuhrt dazu dass Screenings dazu tendieren Krebserkrankungen zu erkennen welche fur den Patienten seltener lebensbedrohlich werden Eine nicht lebensbedrohliche Tumorerkrankung bedeutet oft dass der Patient an etwas anderem stirbt als am Tumor selber also hat das Screening in einem solchen Fall nichts zur Lebenszeitverlangerung beigetragen siehe hierzu auch indolenter Tumor und Tumor Dormancy Verfalschung durch die Probandenauswahl Bearbeiten Nicht alle Manner und Frauen nehmen an einem Screening teil deshalb mussen die Studienteilnehmer sorgfaltig ausgewahlt werden um die statistische Bedeutung der Resultate zu gewahrleisten Menschen die etwa wegen Krebstodesfallen in ihrer Familie um ihr hoheres Risiko wissen nehmen haufiger an einer Screening Studie teil als andere Dies fuhrt dazu dass Screeningstudien die Gesundheitslage der Bevolkerung schlechter darstellen als sie es tatsachlich ist Das gleiche Problem kann auch in der umgekehrten Richtung wirken Wenn ein Test eher fur reichere oder jungere Leute verfugbar ist dann nehmen diese Leute eher daran teil zum Beispiel wenn eine langere Reise zum Screening Zentrum gebrechliche und armere Leute abschreckt In diesem Fall werden prozentual weniger Krankheiten diagnostiziert als in Wirklichkeit auftreten weil Reiche sich sowieso eine bessere Gesundheitspflege leisten konnen und weil jungere Menschen etwa seltener an Krebs oder Herz Kreislaufproblemen leiden Verfalschung durch uberflussige Diagnosen Bearbeiten Ein Screening kann Abnormalitaten erkennen welche im Leben einer Person nie eine Rolle spielen wurden Ein Beispiel dazu ist Prostatakrebs uber diese Krebserkrankung sagen Arzte Die meisten Manner sterben mit Prostatakrebs aber nicht an Prostatakrebs Autopsien an verstorbenen Mannern haben ergeben dass ein grosser Anteil der Verstorbenen mikroskopisch nachweisbare Prostatakrebs Zellen besassen aber bis zum Todeszeitpunkt ohne gefahrlicher Tumorbildung Abgesehen von der Gefahr dass ein Patient eine unnotige Behandlung erhalt Krebstherapien beeintrachtigen die Lebensqualitat des Patienten zum Teil massiv konnen zu haufige uberflussige Diagnosen dazu fuhren dass ein Screening als wirksamer erscheint als es gemessen an der effektiven Lebenszeitverlangerung der Probanden ist Die Entdeckung einer harmlosen Abnormalitat bei einem Patienten ist daher weder vom okonomischen noch vom medizinischen Standpunkt gesehen sinnvoll Reduktion von Verfalschungen Bearbeiten Um diese Herausforderungen des Screenings losen zu konnen mussen Screeningtests zwingend durch kontrollierte randomisierte Studien gepruft werden bevor ein Screeningprogramm flachendeckend eingefuhrt wird Die Studien mussen die Teilnehmenden strikt zufallig auswahlen und die Teilnehmerzahlen mussen sehr gross sein Die Methodik der Untersuchung muss strikt definiert sein so dass die Diagnosen die von unterschiedlichen Arzten in verschiedenen Spitalern gestellt werden qualitativ gleichwertig sind Die genaue Beschreibung der Arbeitsweise in klinischen Studien wird oft in einem Standard Operating Procedure Handbuch festgehalten Einzelnachweise Bearbeiten Angela Raffle Muir J Gray Screening dt annotierte Ubersetzung Ernst Huber Verlag Bern 2009 ISBN 978 3 456 84698 9 Geschlechtskrankheit Chlamydien die unterschatzte Infektion In Spiegel online 30 August 2017 abgerufen am 30 August 2017 Muhlhauser I 2014 Zur Uberschatzung des Nutzens von Pravention Zeitschrift fur Evidenz Fortbildung und Qualitat im Gesundheitswesen 108 4 208 218 S 3 Frankfurter Rundschau Der Preis der fruhen Diagnose vom 30 Juli 2010 abgerufen am 24 Oktober 2013 Weblink BearbeitenSpix C Blettner M Screening In Dtsch Arztebl Int Nr 109 21 2012 S 385 90 Ubersichtsarbeit Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Screening amp oldid 212880808