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Metallwert ist in der Numismatik und der Geldtheorie der Wert des Metalls einer Munze oder eines sonstigen metallhaltigen Gegenstands Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Wirtschaftliche Aspekte 4 Rechtsfragen 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenMunzen als gesetzliches Zahlungsmittel sind wegen ihrer hohen Umlaufgeschwindigkeit und deshalb erforderlicher besserer Werkstoffeigenschaften aus Metall hergestellt Am haufigsten wird heute bei Munzen eine Legierung aus Kupfer Eisen Messing oder Nickel verwendet siehe Nordisches Gold fruher gab es auch Silbermunzen oder Goldmunzen deren Silber oder Goldgehalt mindestens 50 des Raugewichts betrug Veranderungen des Gold oder Silberpreises wirken sich deshalb unmittelbar auf den Metallwert aus Metalle besitzen einen eigenstandigen Marktwert der Metallwert genannt wird Davon unabhangig ist der auf einer Munze aufgepragte Nominalwert der den offiziellen Tauschwert des Zahlungsmittels reprasentiert Bei der Denomination einer Metallmunze spielen Pragekosten Schlagschatz und Remedium eine Rolle Der Metallwert einer Munze hangt von der verwendeten Metallart Munzmaterial und vom Gewicht ab Bei der Verwendung von Edelmetallen haben Munzen zwei Gewichte namlich das Raugewicht und das Feingewicht Das Verhaltnis von Rau und Feingewicht ist der Feingehalt Geschichte BearbeitenFruher verwandte man fur die Munzpragung Metalle wie Eisen Spartiaten Zinn Syrakus Kupfer Romer Silber Gold oder Platin 1 Das romische Munzsystem und fast alle Munzsysteme bis in die Neuzeit beruhte auf dem Metallwert Munzen bestanden aus so viel Metall wie als Nominalwert darauf stand Eine Munze konnte man deshalb in ihren Metallwert umtauschen Die wichtigsten Metalle fur antike Munzen waren Gold und Silber fur Kleingeld benutzte man Kupfer und Messing 2 Die Romer verwendeten im 3 Jahrhundert neben Gold Silber und Messing 3 auch die Bronzemunze Der Metallwert reprasentierte spater jedoch nicht mehr den Tauschwert sondern der Geldwert hing vom aufgedruckten Nominalwert ab Dabei war darauf zu achten dass der Metallwert zu keiner Zeit den Nominalwert uberstieg weil sonst die Gefahr des Hortens bestand Erhoht sich der Metallwert des verwendeten Metalls besteht die Gefahr dass er den Nominalwert ubersteigt Diese Entwicklung trat im Jahre 215 nach Christus ein als in Rom neben dem Denarius ein Doppeldenarius ausgegeben wurde der jedoch lediglich 1 Mal so viel wog wie ein einfacher Denarius Dies bedeutete dass aus der Silbermenge von bisher 3 Denaren nunmehr 4 Denare gepragt werden konnten wobei 50 Kupfer hinzugefugt wurde 4 Damit sank sein Metallwert erheblich was die Pragekosten verminderte Der Staat musste seine Soldaten bezahlen und half sich ausgleichend auch mit einer dauernden Verminderung des Metallgehalts der Munzen 5 Fur die Kupfermunze Follis legte Kaiser Anastasios I im Jahr 498 eine Wertrelation zum Gold fest die unabhangig vom Metallwert auch das byzantinische Reich ubernahm Im Mittelalter ergab sich der Wert der Kurantmunzen aus ihrem Metallwert der dem Nominalwert entsprechen sollte 6 Munzen wurden gewogen um ihren Metallwert zu bestimmen Dieser geldwerttheoretische Metallismus stellte den Metallwert als Geldwert von Munzen in den Vordergrund Deshalb machten sich die Wissenschaftler auch Gedanken uber den Metallwert des Geldes In der von Nikolaus Kopernikus im Jahre 1519 verfassten Denkschrift Monetae cudendae ratio vertrat er die Auffassung dass der Geldwert auf dem Metallwert beruhe 7 Thomas Gresham Finanzberater von Konigin Elisabeth I gelangte in seinem Greshamschen Gesetz zu der Schlussfolgerung dass schlechtes Geld mit geringem Metallwert das gute Geld mit hohem Metallwert im Umlauf verdrange wenn bei beiden der Nominalwert gleich sei Der Konsument wird also zuerst die Munze mit dem geringeren Metallwert in Verkehr bringen und die wertvollere horten Allerdings ist Greshams Denkleistung umstritten denn wahrscheinlich stammen die Erkenntnisse des Greshamschen Gesetzes bereits von Kopernikus Johannes Buridan us unterschied in seinem erst posthum in Paris 1513 veroffentlichten Buch erstmals zwischen aufgepragtem Nennwert dem dem Gelde innewohnendem Metallwert und dessen Kaufkraft 8 Wahrend der Kipper und Wipperzeit zwischen 1620 und 1623 gerieten Silbermunzen durch betrugerische Munzentwertung in Verruf Der Florin avancierte ab 1691 europaweit zum Kurantgeld Ab 1773 passte man in England den Nominalwert der Munzen ihrem Metallwert standig an wobei geringste Unterschiede zwischen beiden Werten beim Bimetallismus das Greshamsche Gesetz zur Entfaltung brachten Bis Dezember 1871 herrschten in Deutschland weiterhin Silbermunzen Taler vor die durch Silber gedeckt waren Silberstandard danach kam der Goldstandard auf Fur Karl Marx stand 1859 das zirkulierende Geld auf dem normalen Niveau wenn seine Quantitat Geldmenge bei gegebenem Tauschwert der Waren durch seinen eigenen Metallwert bestimmt sei 9 Diese metallistische Auffassung verlor um 1900 mit der zunehmenden Verbreitung von Banknoten ihre Grundlage zumal der Metallwert uber den Geldwert von Munzen stieg und nicht mehr ausreichend Edelmetall zur Pragung zur Verfugung stand Es machte sich die Gegenrichtung des Nominalismus breit bei der der Nominalwert im Vordergrund steht und der Metallwert oder die Geldentwertung keine Rolle spielt Der Mitbegrunder Georg Friedrich Knapp brachte seine nominalistischen Gedanken erstmals 1905 zum Ausdruck und sah die Geldeinheit als eine nominelle an die keinen Eigenwert zu besitzen brauche Die Werteinheit ist nominal 10 Die deutsche Inflation 1914 bis 1923 war eine Hyperinflation und stellte das Grundprinzip des Nominalismus Mark Mark in Frage Der Nominalismus ist deshalb weder geeignet eine Inflation zu verhindern noch lost eine Abkehr vom Nominalismus Inflation aus Die Stabilitat der Wahrung hangt vielmehr davon ab in welchem Umfang die Zentralbank ihre Geldpolitik und Zinspolitik richtig einsetzt Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenOberbegriff zum Metallwert ist der Materialwert der sich aus anderen Werkstoffen als Metall zusammensetzt Materialwert ist der Preis mit dem Roh Hilfs und Betriebsstoffe in der Betriebsbuchhaltung angesetzt werden im Regelfall sind es die Anschaffungskosten 11 Der Metallwert ist heute bei Zahlungsmitteln im Regelfall niedriger als der Nominalwert einer Munze weil ansonsten ihre Hortung droht Steigt der Metallwert des verwendeten Metalls besteht die Gefahr dass er den Nominalwert ubersteigt Dann ergibt sich bei der Pragung ein Munzverlust Sinkt der Metallwert werden Kurantmunzen zu Scheidemunzen und umgekehrt Scheidemunzen und Banknoten heissen auch Zeichengeld 12 weil das Tragermedium im Verhaltnis zum aufgedruckten Nominalwert einen geringen Metallwert besitzt Anlagemunzen werden aus den Edelmetallen Gold Silber Platin und Palladium gepragt und weisen einen sehr hohen Feingehalt des Edelmetalls und damit einen sehr hohen Metallwert auf Im Gegensatz zu Medaillen besitzen sie einen Nominalwert in einer bestimmten Wahrung und sind in ihrem Wahrungsraum alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel 13 Sie weisen nicht nur einen hohen Metallwert auf sondern auch einen uber diesem liegenden Kurswert Dieser uber dem Metallwert liegende Aufpreis heisst Agio Ahnlich wie bei Briefmarken oder Antiquitaten bildet sich ein Liebhaberpreis 14 so dass sie als gesetzliches Zahlungsmittel im Regelfall nicht zum Einsatz kommen Prominentes Beispiel ist der Eagle der zwar in den USA offizielles Zahlungsmittel ist aber wegen des vielfach hoheren Metallwerts 1 Unze Gold beim Double Eagle reinen Sammlerwert aufweist Bei Scheidemunzen gilt N o m i n a l w e r t gt M e t a l l w e r t displaystyle Nominalwert gt Metallwert nbsp bei Kurantmunzen gilt N o m i n a l w e r t M e t a l l w e r t displaystyle Nominalwert Metallwert nbsp Bei der Munzpragung durch den Staat kann ein Munzgewinn oder Munzverlust entstehen Munzgewinn Nominalwert gt Metallwert Pragungskosten displaystyle text Munzgewinn text Nominalwert gt text Metallwert text Pragungskosten nbsp Der Munzgewinn Munzverlust kann beeinflusst werden entweder durch Verminderung des Feingewichts bei gleichbleibendem Nominalwert oder durch Heraufsetzung des Nominalwerts bei gleichbleibendem Feingewicht Entstandene Munzgewinne Munzverluste werden uber den Staatshaushalt ausgeglichen Liegt der Metallwert uber dem Nominalwert einer Munze besteht heute die Gefahr dass diese Munze als Altmetall gesammelt eingeschmolzen und der Erlos hieraus einbehalten wird Der Metallwert ist bei Schmuck oder Haushaltsgegenstanden wie Besteck die Orientierungsgrosse zur Ermittlung des Marktwerts Ihr Marktwert liegt wegen der handwerklichen Verarbeitung und kunstlerischen Gestaltung um 40 bis 50 uber dem Metallwert 15 Rechtsfragen BearbeitenDas Gesetz verbietet bei Versteigerungen von Gold und Silbersachen eine Verschleuderung unter dem Metallwert Gemass 1240 Abs 1 BGB durfen verpfandete Gold und Silbersachen nicht unter dem Gold oder Silberwert Metallwert zugeschlagen werden Das gilt auch nach 817a Abs 3 ZPO in der Zwangsversteigerung Siehe auch BearbeitenBarrenmunzeEinzelnachweise Bearbeiten Leopold Einsle Systematische Zusammenstellung der vorzuglichsten europaischen Masse Gewichte und Munzen 1846 S 153 Guy de la Bedoyere Die Romer fur Dummies 2008 o S Reinhold Merkelbach Hestia und Erigone Vortrage und Aufsatze 1996 S 272 Reinhold Merkelbach Nikaia in der romischen Kaiserzeit 1987 S 26 Reinhold Merkelbach Hestia und Erigone Vortrage und Aufsatze 1996 S 272 Hiram Kumper Materialwissenschaft Mediavistik 2014 S 201 Nikolaus Kopernikus Monetae cudendae ratio 1526 S 38 Johannes Buridan Quaestiones super X libros Ethicorum Aristotelis ad Nicomachum 1513 S 670 Karl Marx Zur Kritik der politischen Okonomie 1859 S 188 Georg Friedrich Knapp Staatliche Theorie des Geldes 1905 S 1 ff Ute Arentzen Eggert Winter Hrsg Gabler Wirtschafts Lexikon Band 3 1997 S 2572 ISBN 9783322965936 Georg Obst Geld Bank und Borsenwesen Band 1 1906 S 37 Hagen Rudolph Das Edelmetall Buch 2013 S 21 f Hugo G Haller Besser verdienen und mit Geld umgehen 2012 o S Alfred Grusch Diego Melingo Handbuch der Edelmetall Veranlagungen 2013 S 1974Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metallwert amp oldid 222248126