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Ein Silberstandard ist ein Wahrungsstandard der die Wahrungseinheit durch eine bestimmte Silbermenge definiert Ublicherweise ist ein Silberstandard mit der Pragung und dem Umlauf von Silbermunzen als Kurantmunzen verbunden Auch Silberbarren wurden neben Munzen zeitweise wie z B die chinesische Tael Barrenmunzen als offizielle Wahrungseinheiten benutzt bzw als Geldwertdeckung fur Banknoten siehe Kassenanweisung und Scheidemunzen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Funktion 2 Bimetallismus 3 Ubergang zum Goldstandard 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseGeschichte und Funktion BearbeitenIm mitteleuropaisch deutschsprachigen Raum bestand das umlaufende Geld seit der karolingischen Munzreform Karls des Grossen bis 1871 grossteils aus Silbermunzen daneben wurden verbreitet Munzen aus Goldlegierungen teilweise als Handelsmunzen und aus Kupfer gepragt Es herrschte die Idee das Geld erhalte seinen Wert durch seinen Gehalt an Edelmetall Warengeld Die Pragung des Edelmetalls zu offiziell von Munzherren herausgegebenen Munzen garantiert im Idealfall lediglich Menge und Feingehalt des Munzmetalls 1871 wurde der Silberstandard nach dem Wiener Munzvertrag von 1857 durch den Goldstandard der Mark deutscher Wahrung ersetzt Gilt ein Silberstandard so wird der Wert jedes Handelsguts uber seinen Tauschwert in Silbermunzen auf die Menge Feinsilber bezogen die in den Munzen enthalten ist Silber selbst ist jedoch eine handelbare Ware deren Preis von Angebot und Nachfrage abhangt Auf lange Sicht haben daher die Beschaffungskosten fur Munzmetall einen deutlichen Einfluss auf das Preisgefuge unter einem Edelmetallstandard Steigt etwa durch neu entdeckte Silbervorkommen oder durch den Import aus dem Ausland die gunstig beschaffbare Silbermenge in einem Wirtschaftsraum merklich an ohne dass mehr andere Waren produziert werden so kann es zu allgemeinen Preiserhohungen kommen Dies ist in der Vergangenheit tatsachlich vorgekommen z B durch den starken Einstrom von Edelmetall aus Lateinamerika in der Fruhneuzeit siehe Conquista Zudem fuhrten Missernten Kriege und die Bevolkerungs und Produktivitatsentwicklungen von Handel und Industrie vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein zu vielfaltigen Verschiebungen zwischen der Menge an Munzmetall auf der einen und der Menge an handelbaren Waren und Dienstleistungen auf der anderen Seite Scheidemunzen und Papiergeld werden unter einem Edelmetallstandard von den vollwertigen Kurantmunzen unterschieden Nur letztere verkorpern unmittelbar den Edelmetallstandard Scheidemunzen enthalten weniger Edelmetall als eigentlich vorgeschrieben sie waren daher regelmassig nur als Kleingeld zugelassen Papiergeld hat naturgemass so gut wie gar keinen Materialwert es entspricht unter einem Edelmetallstandard allein einer ubertragbaren Auszahlungsforderung auf Edelmetall gegenuber dem Emittenten des Papiergelds Werden mehr Scheidemunzen gepragt als als Kleingeld erforderlich oder sinkt das Vertrauen des Publikums in die Einlosbarkeit des Papiergelds so werden diese Geldsorten gegenuber den Kurantmunzen oft nur mit einem Abschlag Disagio angenommen Verbreitet war es auch seitens der Munzherren oder Munzpachter gegen den jeweils offiziell gultigen Silberstandard zu verstossen und die formal gleichen Munzen mit immer geringerem Edelmetallgehalt zu pragen Munzentwertung Siehe das klassische Beispiel der Kipper und Wipperzeit um 1621 23 Dreissigjahriger Krieg Bimetallismus BearbeitenEs kam auch im deutschsprachigen Raum ofter vor dass kein alleiniger Silberstandard galt stattdessen waren Gold und Silbermunzen oft gleichermassen und gleichzeitig als Zahlungsmittel zugelassen Zwischen den Gold und Silbermunzen galt dann oft ein offiziell festgelegter Umtauschkurs Diese Situation wird als Bimetallismus bezeichnet Die Angebots und Nachfrageverhaltnisse an den Gold und Silbermarkten liefen jedoch auch schon im Mittelalter nicht immer parallel Die einmal festgesetzten Umtauschkurse spiegelten dann nicht mehr die tatsachlichen Knappheitsverhaltnisse bzw relativen Marktpreise von Gold und Silber Dann kann entweder der Umtauschkurs neu festgesetzt oder ganz aufgegeben werden Erfolgt keine entsprechende Anpassung so verschwinden die offiziell unterbewerteten Munzsorten aus den Verkehr Sie werden kaum noch nachgepragt eingeschmolzen oder ins Ausland exportiert Greshamsches Gesetz Goldmunzen die zur Zeit des Silberstandards parallel zum Silbergeld umliefen hatten einen Kurs zum Silberkurantgeld der auf den Kurszetteln der Borsenplatze ablesbar war Diese Goldmunzen hatten die Funktion von Sondergeld fur bestimmte Transaktionen mit ihnen wurden z B teure Guter bezahlt und der Handel mit dem Ausland abgewickelt Handelsmunze In Handelsvertragen uber grossere Waren und Geldbetrage oder bei Schuldscheinen wurde genau zwischen der vereinbarten Geldart unterschieden So lief z B im Preussen des 18 Jahrhunderts neben dem offiziellen Silberkurantgeld Preussisch Courant auch eine relativ grosse Menge an goldenen Friedrich d or fur hoherwertige Zahlungen um Da die Schwankungsbreite des Kurses der Goldmunzen meist gesetzlich eingeschrankt war hatte das damalige System gewisse Zuge eines Bimetallismus Ubergang zum Goldstandard Bearbeiten Hauptartikel Goldstandard Die Ablosung des Silberstandards in Europa durch den Goldstandard ging von England aus der damals mit Abstand global fuhrenden Industrie und Handelsnation Unmittelbare Ursache war dass die englische Regierung unter einem Bimetallismus einen im Vergleich zum Marktpreis zu hohen Kurs der englischen Goldmunzen festsetzte In England konnte daher eine Menge Goldmunzen wieder im Vergleich zum Marktpreis in zu viel Silber in Form vom Silbermunzen umgetauscht werden Dieses Silber konnte dann im Ausland gewinnbringend verkauft werden Silbermunzen verschwanden daraufhin in England aus dem Umlauf siehe Greshamsches Gesetz Faktisch hatte sich aus einem Bimetallismus ein Goldstandard gebildet In Folge der weltweiten Silberinflation nach Aufgabe des Silberstandards durch das Deutsche Reich kam es 1873 in Britisch Indien zu einer schleichenden Entwertung der Rupie gegenuber dem goldgedeckten Pfund Die Rupie basierte namlich weiterhin auf dem Silberstandard 1 Dies war insbesondere fur die Zahlung der Home Charges bedeutsam in Pfund abgerechnete Ausgaben die Indien an das Mutterland abfuhren musste 2 Literatur BearbeitenHans Schwenke Deutsche Geldzeichen 1871 1914 Dt Verlag der Wissenschaften Berlin 1980 Lizenz 206 435 149 80 S 14ff Heinz Fengler u a Lexikon Numismatik transpress Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1989 S 454 ISBN 3 344 00220 1 Siehe auch BearbeitenSilbergeldEinzelnachweise Bearbeiten Sarkar 1983 S 17 1873 1 R 2 1893 1 R 1 2d d h 42 Sarkar Sumit Modern India 1885 1947 New Delhi 1983 ISBN 0 333 90425 7 Kap II Political and Economic Structure Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silberstandard amp oldid 231163015