www.wikidata.de-de.nina.az
Als Bimetallismus oder Doppelwahrung im Gegensatz zum Monometallismus bezeichnet man ein Wahrungssystem dessen Einheit auf Kurantmunzen aus Gold und zugleich auf solchen aus Silber basiert seltener auf Kurantmunzen aus Silber und Kupfer Da die Einheit an den Wert zweier Edelmetalle zugleich gebunden ist wird damit deren Wechselverhaltnis fixiert Goldmunze 20 Francs und Silber 5 Francs Zeit der Zweiten Franzosischen Republik Gewicht 6 41 und 24 94 g Das Verhaltnis von Gold zu Silber betragt 1 15 Im Russland des 19 Jahrhunderts existierte fur kurze Zeit auch ein Trimetallismus mit Platin Parallel zu einer Bimetallwahrung konnen Banknoten und Scheidemunzen ausgegeben werden Diese sind nicht durch den Materialwert gedeckt und konnen mit Zwangskurs versehen sein was Kursverschiebungen zwischen den verschiedenen Geldsorten hervorrufen kann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Probleme 3 Sonstiges 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin Nebeneinander von Kurantmunzen aus Gold und Silber im Zahlungsverkehr ist keine Seltenheit Im Preussen des 18 und fruhen 19 Jahrhunderts etwa wurden die werthaltigeren Zahlungen meist an das Ausland fur hochwertige Guter wie Luxusartikel oft mit goldenen Friedrich d or und die gewohnlichen Zahlungen im Inland mit silbernen Talern geleistet Einen gesetzlich festgelegten festen Kurs zwischen Gold und Silber bzw Friedrich d or und preussischen Talern gab es damals jedoch nicht Isaac Newton wurde 1699 in England ab 1707 Teil von Grossbritannien zum Master of the Royal Mint berufen nachdem er drei Jahre Warden of the Mint gewesen war Im Auftrag der Neuordnung der Wahrungsverhaltnisse setzte er im Jahr 1717 das Silber Goldpreisverhaltnis auf 15 1 was damals de facto einer Unterbewertung der Silbermunzen bedeutete seit dem 12 Jahrhundert hatte das Tauschverhaltnis in etwa bei 12 1 gelegen Die Folge war dass Silbermunzen gehortet wurden und das uberbewertete Goldgeld das unterbewertete Silbergeld aus dem Markt verdrangte siehe auch Greshamsches Gesetz So etablierte sich in Grossbritannien der Goldstandard Grundlage des Bimetallismus ist die vertragsmassige oder gesetzliche Festschreibung eines festen Wertverhaltnisses zwischen den verwendeten Munzmetallen innerhalb eines Landes Auch eine solche Festschreibung in allen oder zumindest in den finanzstarksten Landern einer Wahrungsunion bedeutete Bimetallismus In Frankreich ab 1803 und spater in der Lateinischen Munzunion ab 1865 war dieses Verhaltnis auf das Newton sche 15 5 1 festgelegt 1 g Gold hatte den gleichen Wert wie 15 5 g Silber In der Lateinischen Munzunion druckte sich der Bimetallismus darin aus dass die Feingewichte von zwei silbernen 5 Franken Stucken und einem goldenen 10 Franken Stuck Goldfranken sich wie 15 5 zu 1 verhielten um 1870 Der in den 1870er Jahren sinkende Silberpreis fuhrte dann jedoch dazu dass Silber in grossen Mengen in die Lander der Lateinischen Munzunion stromte weil es hier nach der Pragung in Munzform noch im nicht mehr marktgerechten Verhaltnis von 15 5 1 in Gold getauscht werden konnte Die Lander der LMU stellten daraufhin die Silberkurantpragung ein was de facto auch hier zur Goldwahrung zum Goldstandard fuhrte Auch in Deutschland gab es bis 1907 einen gesetzlich verordneten Bimetallismus als der silberne einfache Zollvereinstaler als Kurantmunze neben den Goldmunzen umlief Der Zollvereinstaler war das definierende Munznominal der Vorgangerwahrung der Mark Die bis 1907 geltende Situation wird als hinkende Goldwahrung bezeichnet 1 Infolge des Sherman Silver Purchase Act war auch der US Dollar offiziell eine bimetallische Wahrung Eine Doppelwahrung wurde auch mit Munzen der spatmittelalterlichen Groschenzeit der Wettiner praktiziert Sie bestand aus Oberwahrgroschen Judenkopfgroschen einer harten Wahrung die u a fur den auswartigen Handel geschaffen war wahrend die Beiwahr dem allgemeinen Geldverkehr diente 2 Die dadurch geschwachte Wahrung musste durch eine weitere Munzreform mit vollig neuen Groschen Horngroschen und Groschen zum halben Wert der Horngroschen ubersichtlich gestaltet und damit stabilisiert werden 3 Probleme BearbeitenReiche Silberfunde am Ende des 19 Jahrhunderts liessen den Silberpreis fallen Daraufhin wandten sich zahlreiche Lander mit bimetallischen Wahrungen dem Goldstandard zu so auch die USA Eine dauerhafte Festlegung eines stabilen Wertverhaltnisses ist wirtschaftlich unrealistisch Zwei oder auch mehr unterschiedliche Metalle Guter Waren oder Dienstleistungen lassen sich uber einen langeren Zeitraum nicht zu jeweils gleichen Preisen erzeugen da sich fortwahrend die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen andern und sich auch die Nachfrage und die Mode andert Dies fuhrt dazu dass das hoher bewertete Metall in die private Thesaurierung oder ins Ausland abfliesst falls eine Zahlungsmittel Wahlfreiheit beim Bezahlen besteht Greshamsches Gesetz Dennoch zeigt das Beispiel Frankreichs von 1803 bis in die 1870er Jahre dass der Bimetallismus in einem genugend grossen Land das Wertverhaltnis zwischen Silber und Gold auf dem Weltmarkt dauerhaft stabilisieren kann damals auch wahrend der Goldrauschzeit ab 1849 Die Schwachen des neuen Goldstandards zeigten sich im Verlauf der 1870er Jahre als der Verfall des Silberpreises einsetzte Verfechter des Bimetallismus wie Henri Cernuschi forderten die Wieder Einfuhrung des Bimetallismus in weiteren Landern woran die Silbermontanindustrie grosses Interesse hatte 4 Lander die eine auf dem Goldstandard basierende Wahrung hatten und eine Abwertung befurchteten leisteten dagegen Widerstand Die Einfuhrung eines festen Wertverhaltnisses zwischen Gold und Silber wurde auf den internationalen Munzkonferenzen in Paris 1878 und 1881 abgelehnt Sonstiges BearbeitenDas dynamische Wertverhaltnis zwischen Silber und Gold schwankte 2009 zwischen 1 zu 45 und 1 zu 90 5 Der Begriff ist nicht mit Bimetall zu verwechseln das bei Temperaturanderungen seine Form andert Er hat auch nichts mit Bimetallmunzen zu tun bei denen zwei verschiedene Metalle bzw Legierungen in einer Munze nebeneinander vorliegen wie z B die 1 und 2 Euro Munzen Beispiele von Goldmunzen und Silbermunzen im Wertverhaltnis 15 5 1 aus dem Vatikan gepragt nach den Normen der LMU nbsp 20 Lire Vatikan Gold 1866 Raugewicht 6 45 g 5 81 g Feingold nbsp 10 Lire Vatikan Gold 1869 Raugewicht 3 23 g 2 9 g Feingold nbsp Revers der 10 Lire Munze nbsp 5 Lire Vatikan Gold 1857 Raugewicht 1 60 g 1 45 g Feingold nbsp 5 Lire Vatikan Silber 1870 Raugewicht 25 g 22 50 g Feinsilber nbsp Revers der 5 Lire Silbermunze nbsp 10 Soldi 50 Centesimi Vatikan Silber 1867 Raugewicht 2 50 g 2 25 g Feinsilber 100 Soldi entsprechen 5 Lire nbsp Revers der 10 Soldi MunzeLiteratur BearbeitenHelmut Kahnt Bernd Knorr Alte Masse Munzen und Gewichte Ein Lexikon Bibliographisches Institut Leipzig 1986 Lizenzausgabe Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 02148 9 S 383 MunzenRevue Sonderheft Gold amp Silber 2019 ISBN 978 3 86646 175 8 Einzelnachweise Bearbeiten Unter einer Hinkenden Wahrung versteht man ein Wahrungssystem bei dem zwei Metalle meist Gold und Silber gesetzliches Zahlungsmittel waren Vgl Helmut Kahnt Bernd Knorr Alte Masse Munzen und Gewichte Ein Lexikon Bibliographisches Institut Leipzig 1986 Lizenzausgabe Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 02148 9 S 385 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 70 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 84 Klaus W Epstein bemerkte uber die Diskussion am Ende des 19 Jahrhunderts Der Bimetallismus ist langst als eigentumliche Mischung von Propaganda der Silberproduzenten und primitiver wirtschaftlicher Heilslehre entlarvt Klaus Epstein Rezension zu Heinz Gollwitzer Die Gelbe Gefahr Geschichte eines Schlagworts Gottingen 1962 In Historische Zeitschrift 198 1964 S 145 147 Past Historical London Fix January 2008 to December 2008 Auf kitco com zuletzt abgerufen am 19 Marz 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bimetallismus amp oldid 235701123