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Matildit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung AgBiS2 4 ist also chemisch gesehen ein Silber Bismut Sulfid MatilditMatildit aus der Grube Clara in Wolfach im Schwarzwald Baden WurttembergAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1982 s p 1 IMA Symbol Mtd 2 Andere Namen SilberwismutglanzChemische Formel AgBiS2Mineralklasse und ggf Abteilung SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II B 12 II C 16 035 2 JA 20 03 07 01 01Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol ditrigonal skalenoedrisch 3 2 m 3 Raumgruppe P3 m1 Nr 164 Vorlage Raumgruppe 164 4 Gitterparameter a 4 07 A c 19 06 A 4 Formeleinheiten Z 3 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 6 9Spaltbarkeit Bitte erganzen Bruch Tenazitat unebenFarbe eisengrau bis schwarzStrichfarbe blass grauTransparenz opakGlanz MetallglanzDie selten gut ausgebildeten Kristalle sind prismatisch mit eisengrauem metallischem Glanz Meist tritt Matildit in derben kornigen Massen oder fein in Gestein verteilt auf Charakteristisch sind enge Verwachsungen mit Galenit die gelegentlich Texturen ahnlich der Widmanstatten Struktur bilden Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Modifikationen und Varietaten 4 Bildung und Fundorte 5 Kristallstruktur 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Matildit in der Matilda Mine nahe Morococha in Peru und beschrieben 1883 von Antonio D Achiardi 1839 1902 der das Mineral nach seiner Typlokalitat benannte 5 6 Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte Matildit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Schwefel Selen Tellur 1 1 wo er zusammen mit Aramayoit Baumstarkit Miargyrit Schapbachit und Volynskit die Miargyrit Schapbachit Gruppe mit der System Nr II B 12 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Matildit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Metallsulfide M S 1 1 und ahnliche ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Zinn Sn Blei Pb Quecksilber Hg usw zu finden ist wo es zusammen mit Bohdanowiczit und Volynskit die Matildit Gruppe mit der System Nr 2 JA 20 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Matildit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze ein Hier ist er zusammen mit Bohdanowiczit Volynskit und Zlatogorit in der Matildit Gruppe mit der System Nr 03 07 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfosalze mit dem Verhaltnis z y 2 und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Modifikationen und Varietaten BearbeitenMatildit b AgBiS2 ist die hexagonale Tieftemperaturmodifikation der Verbindung AgBiS2 Bei Temperaturen oberhalb von 210 C geht diese in die kubische Phase a AgBiS2 uber Schapbachit Diese Struktur ist vom gleichen Typ wie die von PbS und beide Verbindungen bilden bei Temperaturen oberhalb von 210 C eine luckenlose Mischungsreihe Beim Abkuhlen entmischen sich solche Mischkristalle und bilden die typischen orientierten Verwachsungen von Matildit und Galenit Bleigehalte von ca 20 Atom der Kationen stabilisieren die kubische Struktur auch bei niedrigen Temperaturen Schapbachit wurde daher spater umdefiniert und bezeichnet heute ein ternares Sulfosalz mit kubischer PbS Struktur und der empirisch ermittelten Zusammensetzung Ag0 80Pb0 35Bi0 81S2 bzw vereinfacht Ag Bi Pb S2 7 Bildung und Fundorte BearbeitenMatildit bildet sich in hydrothermalen Lagerstatten bei hohen bis mittleren Temperaturen sowie in Pegmatiten Die meist mikroskopisch kleinen Kristalle oder derben Massen finden sich eingewachsen in Quarz oder in Aggregaten zusammen mit Arseniden Cobaltit Gersdorffit Pararammelsbergit Rammelsbergit Safflorit Skutterudit Sulfiden Arsenopyrit Chalkopyrit Galenit Hessit Pyrit Sphalerit Tetradymit und Sulfosalzen Pavonit Aikinit Bismuthinit Tetraedrit Stannit sowie gediegenen Bismut und Silber Mehrfach beschrieben sind Verwachsungen von Matildit und Bismut Als eher seltene Mineralbildung kann Matildit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 170 Fundorte 8 Neben seiner Typlokalitat Mine Matilda Morococha Department Junin trat das Mineral in Peru noch in der Mine Cerro de Pasco bei Simon Bolivar in der Region Pasco auf In Deutschland fand sich Matildit an verschiedenen Orten im Schwarzwald Schapbach Oberwolfach in Baden Wurttemberg im Bayerischen Wald Silberberg bei Bodenmais bei Hagendorf Waidhaus und Wolsendorf Schwarzach bei Nabburg in Bayern und bei Ehrenfriedersdorf Sauberg Schneeberg auf In Osterreich konnte das Mineral vor allem in Karnten genauer an verschiedenen Fundpunkten in der Goldberggruppe und im Pollatal nachgewiesen werden Daneben trat es aber auch in der Grube Erzwies im Gasteinertal und in mehreren Gruben der Gemeinde Rotgulden im Bezirk Tamsweg Lungau in Salzburg sowie bei St Veit Telfs in Nordtirol gefunden werden In der Schweiz sind bisher nur die Fundorte Formazzolo Alp im Calnegiatal Tessin und Gondo Wallis bekannt Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien Australien Bolivien Bulgarien Chile China Frankreich Griechenland Gronland Iran Italien Japan Kanada Mexiko Polen Portugal Norwegen Rumanien Russland Schweden der Slowakei Spanien Sudkorea Tadschikistan Tschechien Tunesien Turkei Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 9 Kristallstruktur BearbeitenMatildit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe P3 m1 Raumgruppen Nr 164 Vorlage Raumgruppe 164 mit den Gitterparametern a 4 07 A und c 19 06 A sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Die Struktur von Matildit kann ebenso wie die von Galenit und Schapbachit von der Natriumchloridstruktur abgeleitet werden Jedes Schwefelion ist von sechs Kationen umgeben und jedes Kation Ag Bi von sechs Schwefelanionen Die Schwefelatome markieren die Ecken eines leicht verzerrten Oktaeders in dessen Zentrum sich das Kation befindet oktaedrische Koordination Die AgS6 Oktaeder sind untereinander uber gemeinsame Kanten zu Schichten verbunden Gleiches gilt fur die BiS6 Oktaeder Diese Schichten sind in Richtung der kristallographischen c Achse alternierend ubereinander gestapelt Herbei sind die AgS6 Oktaeder einer Schicht uber gemeinsame Kannten mit den BiS6 Oktaedern der umgebenden Schichten verknupft Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenD Wimmers 1985 Silver minerals of Panasqueira Portugal A new occurrence of Te bearing canfieldite Mineralogical Magazine Vol 49 pp 745 748 PDF 765 kB Ewa Koszowska 2004 Preliminary Report on Tellurium and Bismuth Mineralization in Skarn from Zawiercie Southern Poland Mineralogical Society of Poland Special Papers Volume 24 231 234 PDF 1 3 MB D Lowry 1993 First occurrences of matildite AgBiS2 associated with Caledonian intrusives in Scotland Mineralogical Magazine Vol 57 pp 751 755 Handbook of Mineralogy Mineral Data Publishing Matildite PDF 64 kB Damian G H Ciobanu C L Cook N J amp Damian F 2006 The First Occurrence of Bismuth Sulphosalts in the Suior Ore Deposit Baia Mare District Romania Acta Mineralogica Petrographica Abstract Series 5 Szeged 2006 PDF 122 kB J Douglas Scott 1976 A Microprobe Homogeneous Intergrowth of Galea and Matildite from the Nipissing Mine Cobalt Ontario Canadian Mineralogist Vol 14 pp 182 184 PDF 332 kB D C Harris and R I Thorpe 1968 New Observations on Matildit Canadian Mineralogist Vol 9 pp 655 662 PDF 422 kB Graham A R 1951 Matildite Aramayoite Miargyrite American Mineralogiste Vol 36 pp 436 449 PDF 856 kB Bayliss P 1991 Crystal chemistry and crystallography of some minerals in the tetradymite group American Mineralogiste Vol 76 pp 257 265 PDF 1 1 MB Weblinks BearbeitenMineralienatlas Matildit Webmineral Matildite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Matildit in Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 62 5 kB a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 91 Albert Huntington Chester A dictionary of the names of minerals including their history and etymology New York J Wiley amp sons London 1896 S 169 online verfugbar bei Internet Archive The Mineralogical Record D Achiardi Antonio Kurt Walenta Heinz Jurgen Bernhardt Thomas Theye Cubic AgBiS2 schapbachite from the Silberbrunnle mine near Gengenbach in the Central Black Forest Germany in Neues Jahrbuch fur Mineralogie Monatshefte 2004 Band 9 S 425 432 doi 10 1127 0028 3649 2004 2004 0425 Mindat Anzahl der Fundorte fur Matildit englisch Mindat Matildite Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matildit amp oldid 239327893