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Aikinit auch unter seiner bergmannischen Bezeichnung Nadelerz bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbCuBiS3 2 und ist damit chemisch gesehen eine Verbindung aus Blei Kupfer Bismut und Schwefel die aufgrund ihrer Kristallstruktur den Sulfosalzen zugeordnet wird AikinitAikinit stahlgraue Kristallnadeln aus Beresowsk im UralAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Aik 1 Andere Namen NadelerzChemische Formel Summenformel PbCuBiS3 2 3 Oxidformel 2 PbS Cu2S Bi2S3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II D 04b II E 30 010 5 2 HB 05a 03 04 05 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 mRaumgruppe Pnma Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 2 Gitterparameter a 11 608 A b 4 0279 A c 11 275 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 2 5 6 Dichte g cm3 gemessen 7 07 berechnet 7 255 6 Spaltbarkeit undeutlich nach 010 Bruch Tenazitat unebenFarbe bleigrau rotbraun bis schwarz selten weiss bis cremefarbenStrichfarbe grauschwarzTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzAikinit bildet metallisch glanzende prismatische bis nadelige und parallel der c Achse gestreifte Kristalle kommt aber auch in Form radialstrahliger und massiger Mineral Aggregate vor die undurchsichtigen Kristalle sind von bleigrauer rotlichbrauner oder schwarzer Farbe und hinterlassen auf der Strichtafel einen grauschwarzen Strich Selten finden sich auch weisse bis cremefarbene Aikinite Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Bildung und Fundorte 4 Kristallstruktur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Aikinit im Berjosowski Goldbergwerk in Russland und beschrieben 1843 durch Edward John Chapman 1821 1904 der das Mineral zu Ehren des Autors des zu der Zeit bekannten und popularen Werkes A Manual of Mineralogy Arthur Aikin 1773 1854 nach diesem benannte wobei allerdings in seiner Erstbeschreibung zunachst die Bezeichnung Aikenit auftaucht 7 8 Das Mineral taucht allerdings in verschiedenen Quellen unter verschiedenen Synonymen auf So erhielt es die bergmannische Bezeichnung Nadelerz aufgrund seiner haufig vorkommenden nadelformigen Kristallausbildung Diese wurde ins englische Acicular ore ubernommen und daraus auch die Bezeichnung Aciculite nach Nicol 1849 9 zu Deutsch Aciculit abgeleitet In dem von Gustav Adolf Kenngott uberarbeiten Mohs schen Mineralsystem von 1853 wird es nach Haidinger als Patrinit auch prismatoidischer Wismuthglanz und Nadelerz mit der Formel 3Pb Cu2S Bi2S3 gefuhrt 10 Unter anderem im A Catalogue of Minerals and Synonyms von Thomas Egleston 1892 taucht als Synonym fur den Aikinit zudem die auf Ernst Friedrich Glocker zuruckgefuhrte Bezeichnung Belonite auf 9 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Aikinit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Komplexen Sulfide Sulfosalze wo er als Namensgeber die Aikinit Reihe mit der System Nr II D 04b und den weiteren Mitgliedern Gladit Hammarit Lindstromit und dem inzwischen diskreditierten Rezbanyit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II E 30 010 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfosalze S As Sb Bi x Auch hier bildet Aikinit als Namensgeber die Aikinitreihe mit der System Nr II E 30 und den weiteren Mitgliedern Emilit Friedrichit Gladit Hammarit Krupkait Kudriavit Lindstromit Paarit Pekoit Salzburgit und Soucekit 5 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Aikinit in die neu definierte Abteilung der Sulfosalze mit SnS als Vorbild ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Cu Ag Fe Sn und Pb zu finden ist wo es zusammen mit Emilit Friedrichit Gladit Hammarit Krupkait Lindstromit Paarit Pekoit und Salzburgit die unbenannte Gruppe 2 HB 05a bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aikinit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze ein Hier ist Namensgeber der Aikinitgruppe Orthorhombisch enthalt Pb Cu Bi und S mit der System Nr 03 04 05 und den weiteren Mitgliedern Krupkait Gladit Hammarit Friedrichit Pekoit Lindstromit und Salzburgit innerhalb der Unterabteilung der Sulfosalze mit dem Verhaltnis 3 gt z y und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Grossaufnahme von nadeligen Aikinitkristallen aus der Kara Mine Bezirk Hampshire Tasmanien nbsp Korniges Aikinit Aggregat aus dem Tule Canyon Esmeralda County Nevada Grosse 2 9 1 8 1 1 cm Aikinit bildet sich hydrothermal in Erz Gangen Begleitminerale sind unter anderem mit Bismuthinit Chalkopyrit Enargit Galenit Gold Pyrit Quarz und Tennantit Als eher seltene Mineralbildung kann Aikinit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2023 rund 280 Fundorte 12 Erwahnenswert aufgrund seiner besonderen Mineralfunde sind vor allem Dschida in der russischen Republik Burjatien wo die bisher grossten Aikinitkristalle mit einer Lange von bis zu einem Meter zutage traten 13 sowie die ebenfalls in Russland liegende Typlokalitat Berjosowski Swerdlowsk wo bis zu 3 cm lange Kristalle gefunden wurden 14 Aus der Outlaw Mine im Nye County Nevada konnten kornige Aggregate mit einem Durchmesser von bis zu 5 cm geborgen werden 14 In Deutschland konnte das Mineral in mehreren Gegenden des Schwarzwaldes Munstertal Wittichen in Baden Wurttemberg des Odenwaldes in Hessen in der Grube Wolkenhugel bei Bad Lauterberg im Harz in Niedersachsen in mehreren Gruben im Kreis Siegen Wittgenstein in Nordrhein Westfalen in den Gruben Gruneau Grune Au Grunau bei Schutzbach und Concordia bei Niederfischbach in Rheinland Pfalz sowie in mehreren Gruben im Erzgebirgskreis in Sachsen gefunden werden In Osterreich fand sich Aikinit unter anderem in den Talern Grossfragant und Wurten sowie an der Kluidscharte im Zirknitztal in Karnten in einem Steinbruch bei Kottaun und in Mineralproben des Aushubmaterials beim bei des Semmering Basistunnels in Niederosterreich bei Sportgastein in einer Arsengrube bei Rotgulden Muhr und in einer Scheelit Lagerstatte bei Mittersill in Salzburg im Steinbachgraben auch Knappenkeusche nahe Steinhaus am Semmering in der Steiermark sowie bei Bartholomaberg im Silbertal und am Kristbergsattel bei Kristberg in Vorarlberg In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur in deer Cavradischlucht im Val Curnera und am Piz Grisch im Kanton Graubunden sowie an dem naturlichen Aufschluss Turtschi im Binntal in der Grube Kaltenberg am Bluomatttalli im Turtmanntal in verschiedenen Gruben der Gemeinde Anniviers und im Mattital im Kanton Wallis gefunden werden Weitere Fundorte sind unter anderem Argentinien Australien Bolivien Bulgarien China Frankreich Griechenland Gronland Iran Italien Japan Kanada Kasachstan Mexiko Neuseeland Nigeria Norwegen Peru Polen Portugal Rumanien Russland Schweden Serbien Slowakei Sudafrika Tadschikistan Tschechien die Turkei das Vereinigte Konigreich Grossbritannien die Vereinigten Staaten von Amerika USA 15 Kristallstruktur BearbeitenAikinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma Raumgruppen Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 mit den Gitterparametern a 11 608 A b 4 0279 A und c 11 275 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenEdward J Chapman Practical Mineralogy or a compendium of the distinguishing characters of minerals Hippolyte Bailliere Publisher London 1843 S 127 rruff info PDF 103 kB abgerufen am 6 Juni 2023 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 476 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aikinite Sammlung von Bildern Aikinit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Juni 2023 Aikinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Juni 2023 englisch David Barthelmy Aikinite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 6 Juni 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties Aikinite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Aikinite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 6 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Aikinite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 6 Juni 2023 a b c d e Iwao Kohatsu Bernhardt J Wuensch The crystal structure of aikinite PbCuBiS3 In Acta Crystallographica B27 1971 S 1245 1252 doi 10 1107 S0567740871003819 englisch Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2023 abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 296 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b Aikinite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 52 kB abgerufen am 6 Juni 2023 Edward J Chapman Practical Mineralogy or a compendium of the distinguishing characters of minerals Hippolyte Bailliere Publisher London 1843 S 127 rruff info PDF 106 kB abgerufen am 6 Juni 2023 Chapman Edward John 1821 1904 Mineralogical Records abgerufen am 6 Juni 2023 a b Thomas Egleston A Catalogue of Minerals and Synonyms John Wiley amp Sons New York 1892 S 4 online verfugbar bei archive org Internet Archive abgerufen am 22 August 2018 Adolf Kenngott Das Mohs sche Mineralsystem dem gegenwartigen Standpunkte der Wissenschaft gemass Carl Gerold amp Sohn Wien 1853 S 118 rruff info PDF 803 kB abgerufen am 6 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Localities for Aikinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Mineralrekorde In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Juni 2023 a b Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 56 Fundortliste fur Aikinit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 6 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aikinit amp oldid 239328601