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Marie Stein Ranke 13 Juni 1873 in Oldenburg 9 Juli 1964 in Nussloch bei Heidelberg war eine deutsche Malerin und Radiererin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Marie Stein und Hermann Ranke 3 Oldenburger Kunstleben 4 Kunstlerfreunde 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Marie Stein Ranke Selbstbildnis mit Buch 1899Marie Stein wurde als zweite Tochter des Gymnasialdirektors Heinrich Marcus Stein 1828 1917 und dessen Ehefrau Rosine Louise geb Bulcke 1842 1924 in Oldenburg geboren Ihr alterer Bruder Johannes Stein 1866 1941 war spater oldenburgischer Finanzminister Sie wurde bereits mit funf Jahren zur Schule geschickt und erwies sich schnell ihren alteren Klassenkameradinnen als ebenburtig Sie besuchte die Cacilienschule Oldenburg Ihr verborgenes kunstlerisches Talent wurde erst nach Beendigung ihrer Schulzeit sichtbar Sie fing an zu zeichnen Ihr Vater erkannte die Begabung und forderte sie und ermoglichte seiner Tochter ab 1890 ein Studium in Dusseldorf Die Dusseldorfer Kunstakademie zahlte neben den Akademien in Berlin Munchen und Dresden zu den wichtigsten kunstlerischen Institutionen im Deutschen Kaiserreich Allerdings war es Frauen uberhaupt erst nach dem Ende des Kaiserreichs und mit Einfuhrung des Frauenwahlrechts 1919 gestattet sich offiziell an deutschen Kunstakademien einzuschreiben Vorerst blieb es ambitionierten Kunstlerinnen selbst uberlassen Lehrer auszuwahlen oder wenn moglich eine Damenmalschule zu besuchen Als Lehrer wahlte sie den Portrat und Modemaler Walter Petersen 1862 1950 der sieben Jahre Malerei an der Dusseldorfer Kunstakademie studiert hatte In den drei Jahren von 1890 bis 1893 legte sie mehrmals wochentlich ihrem Lehrer Studien und Zeichnungen zur kritischen Begutachtung vor und erlernte unter Walter Petersen die grafische Technik des Radierens Einige Jahre spater fertigte sie in Erinnerung an ihren ersten Lehrer sein Bildnis im Profil Wie Marie Stein feststellte reichte die Ausbildung bei Petersen in Dusseldorf kaum aus und so finanzierte der Vater ihr noch ein Jahr an der privaten Damenmalschule von Friedrich Fehr in Munchen Auch dort arbeitete sie den ganzen Tag von 8 bis 12 Uhr und von 2 bis 6 Uhr Aber die susslich sinnliche Art des Lehrers gab ihr nichts Sie bedauerte es sehr dass sie aus finanziellen Grunden nicht zum Radieren zum Schweizer Grafiker Karl Stauffer Bern nach Berlin oder zum Malen zu Paula Modersohn Becker nach Worpswede gehen konnte Im Anschluss an die Ausbildung in der Malschule von Friedrich Fehr wechselte sie zu Paul Nauen ebenfalls in Munchen Dort folgte eine kunstlerisch produktive Zeit Im Winter 1896 zog Marie Stein zu einem langeren Studienaufenthalt in die Kunstmetropole Paris Hier wohnte sie in der Rue Mezieres Nr 6 zwischen dem Boulevard Saint Germain und dem Jardin du Luxembourg bei der Witwe eines Malers wo ihr ein Atelier zur Verfugung stand Unter diesen gunstigen Moglichkeiten fur Radierungen entstanden eine Reihe davon mit ausgesprochen guter Technik Mit einem dieser Werke der Kaltnadelradierung Mannliches Portrait konnte Stein Ranke den 1 Preis bei einem Radier Wettbewerb des Leipziger Kunstverlages E A Seemann gewinnen Das Werk wurde anschliessend in der Zeitschrift fur bildende Kunst Ausgabe 10 1898 S 297 veroffentlicht 1903 nahm sie erneut an diesem Wettbewerb teil und erreichte mit ihrem Werk Weibliches Portrait den dritten Preis Im Marz 1898 verliess Marie Stein Paris und fuhr nach Oldenburg um die Hochzeit ihres Bruders zu feiern Danach ging sie zunachst erneut nach Munchen um an der Ausstellung im Munchener Glaspalast teilzunehmen fur die sie noch einige Portrats ausarbeitete Nach ihrer Ruckkehr nach Dusseldorf wurde sie Lehrerin im Atelier ihres fruheren Lehrers konnte aber offenbar auch gut vom Verkauf ihrer Arbeiten leben mit denen sie wie sie spater schrieb bis zu 2000 Mark erzielte Marie Stein hatte sich in Dusseldorf als Gesellschaftsmalerin einen Namen gemacht und erhielt lukrative Auftrage der Oberschicht Maria Stein ist bereits 1906 als eine der wenigen Frauen im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Kunstlerbundes zu finden 1 Marie Stein und Hermann Ranke Bearbeiten nbsp Hochzeit von Hermann Ranke und Marie Stein Ranke 1906Ein Studienfreund von Hermann Ranke lud ihn zu seiner Verlobung nach Oldenburg ein Zufalligerweise sass bei dieser Feier Maries Schwester Frieda Stein neben Hermann Ranke Bald darauf besuchte Frieda ihre Schwester Marie in Berlin wo diese unter Leo von Konig arbeitete und fuhr mit dem Bus am Agyptischen Museum vorbei wo Hermann Ranke als Agyptologe tatig war Als Hermann Ranke zufallig im Bus auf sie aufmerksam wurde verabredeten Frieda und Hermann ein Treffen im Grunewald Hermann brachte dazu seinen jungeren Bruder Friedrich und Frieda ihre altere Schwester Marie mit Im darauf folgenden Jahr erfolgte die Hochzeit von Marie Stein und Hermann Ranke in Oldenburg Das Paar bekam spater drei Kinder Sechs Jahre spater heirateten auch Frieda Stein und Friedrich Ranke Die Hochzeit hatte sich so lange hinausgezogert weil ihr Verlobter sein Germanistikstudium und seine Habilitation in Strassburg zunachst abschliessen wollte Der Agyptologe Hermann Ranke ging nach seiner Zeit am Agyptischen Museum in Berlin an die Universitat Heidelberg wo er das Agyptische Institut aufbaute Im Winter 1912 1913 nahm Hermann Ranke an der dritten Grabungscampagne der Deutschen Orient Gesellschaft bei El Amarna teil bei der unter anderem die spater beruhmte Koniginnenbuste der Nofretete gefunden wurde Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der vierjahrigen Einberufung ihres Mannes an die Westfront begann fur Marie Stein Ranke ein schwieriger Lebensabschnitt Ihre in Berlin geborene Tochter Hannah steckte sich bei einer Meningitis Epidemie in Heidelberg an und starb 1927 fast 20 jahrig in einem Sanatorium in der Schweiz Ihre Sohne Andreas und Albrecht studierten Jura bzw Volkswirtschaft Kurz nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten im Herbst 1933 nahm sich Albrecht in der Nahe von Berlin das Leben Obwohl Steins Vater bereits 1853 zum protestantischen Glauben konvertiert war galt sie als Halbjudin und somit waren auch die Kinder judischer Abstammung Beim Tod von Albrecht waren seine Eltern in Amerika da Hermann Ranke 1932 eine Gastprofessur in Madison Wisconsin erhalten hatte Nach Erhalt der Nachricht kehrten sie sofort nach Deutschland zuruck Die Nationalsozialisten hatten den Lehrstuhl fur Agyptologie in Heidelberg unter einem Vorwand abgeschafft dann Hermann Ranke zunachst beurlaubt und am 1 Dezember 1937 emeritiert 2 Im Herbst 1939 erhielt Hermann Ranke einen Ruf als Visiting Professor an die Universitat von Philadelphia wo er mit Beginn des neuen Studienjahres ab dem 1 Oktober in den USA seine Lehrtatigkeit und Forschungen wieder aufnehmen konnte Da ihr alterer Sohn Andreas Ranke an die Ostfront rekrutiert wurde und der Rankes Lehrauftrag erst am 31 Mai 1940 endete reiste Marie allein mit dem Schiff nach Deutschland zuruck um von ihrem Sohn in Berlin Abschied zu nehmen Ende Juli 1941 erreichte Marie die Nachricht vom Tod ihres Sohns der in Russland an einem unbekannten Ort gefallen war Zur Trauer uber ihre drei auf so tragische Weise verlorenen Kinder gesellten sich seit ihrer Ruckkehr finanzielle Note Die Finanzverwaltung Karlsruhe hatte im November 1939 kurzerhand die Zahlung der Pension des entlassenen Professors eingestellt und Uberweisungen aus den USA waren nicht gestattet Zu ihren Verwandten nach Oldenburg oder Hamburg wollte die Kunstlerin nicht gehen da sie aufgrund ihrer judischen Abstammung mit Schikanen rechnen musste Zuruckgezogen lebte Marie Stein Ranke im kleinen Dorf Bollschweil bei Freiburg auf dem Schloss des Freiherrn Holzing Berstett Die Tochter des Freiherrn die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz die mit dem Archaologen Guido Kaschnitz von Weinberg verheiratet war hatte sie vermutlich dorthin vermittelt Unbehelligt und ohne Kontakt zu ihren Verwandten uberstand die uber 70 Jahrige hier die NS Zeit Ihrem Ehemann gelang es im Sommer 1942 uber Stockholm nach Deutschland zuruckzukehren 1946 wurde Hermann Ranke im Wege der Wiedergutmachung rehabilitiert aber ein Lehrauftrag wurde ihm wie es hiess aus Altersgrunden verweigert Ranke war aber noch voller Forscherdrang publizierte Fachbeitrage nahm erneut einen Ruf als Gastprofessor in den USA University of Pennsylvania an und ging immer begleitet von seiner Frau als Gastprofessor an die Faruq Universitat in Alexandria Nach dem Tod von Hermann Ranke am 22 April 1953 verkaufte seine Witwe die umfangreiche Bibliothek ihres Mannes an die neugegrundete Universitat Saarbrucken Bei einem Besuch in Heidelberg erlitt die 83 jahrige einen schweren Unfall und verbrachte Monate in einer Klinik Im Anschluss daran war sie gezwungen in einem Altersheim in Nussloch bei Heidelberg zu wohnen Dort starb sie 1964 Oldenburger Kunstleben BearbeitenNach ihren Dusseldorfer und Munchener Ausbildungsjahren nahm Marie Stein aktiv am kulturellen Leben ihrer Geburtsstadt teil und beschickte ab 1896 alljahrlich die Ausstellungen des Oldenburger Kunstvereins im Augusteum Ab 1898 erhielt Marie Stein eine Reihe von Portratauftragen der Grossherzoglichen Familie so von Herzogin Sophie Charlotte und von Grossherzog Friedrich August 1897 Auch die Fursten von Waldeck erteilten ihr Auftrage 1906 wurde Marie Stein beim Kopieren eines Bildes auf der Museumsinsel vom Kaiser Wilhelm II angesprochen der gegenuber im Berliner Schloss residierte Offenkundig begeistert von ihrem Talent bestellte Wilhelm II ein Portrat seiner Tochter Viktoria Luise bei Marie Stein Kunstlerfreunde Bearbeiten nbsp Marie Stein Ranke Portrat von Georg Muller vom Siel 1903Mit dem aus Butjadingen stammenden Landschaftsmaler Georg Muller vom Siel verband Marie Stein eine Kunstlerfreundschaft die sich in zwei Portratradierungen aus den Jahren 1902 und 1903 ausdruckte Beide Bildnisse charakterisieren den norddeutschen Landschaftsmaler zeigen sie doch die beiden diametral auseinanderliegenden Pole seiner Personlichkeit Den fernab der Metropole in der Abgeschiedenheit lebenden Landschaftsmaler mit lassiger Schiebermutze und den eines Dandys der es geniesst vornehm gekleidet zu erscheinen Georg Muller vom Siel fuhrte in der Kunstlerkolonie Dotlingen ein sehr gastfreundliches Haus Hier verkehrten viele Kunstler aus nah und fern Es ist davon auszugehen dass Marie Stein hier regelmassig zu Besuch war auch um sich mit anderen Kunstlern auszutauschen Gute Beziehungen pflegte Marie Stein auch zum Heimatmaler und Kunsthandler Ludwig Fischbeck der in Oldenburg fur den Verkauf ihrer Radierungen sorgte Dank der guten Beziehungen ihres Mannes gelang es Marie Stein Ranke in Berlin Kontakte zu beruhmten Kunsthistorikern und Kunstkritikern herzustellen und sie zu uberreden in Oldenburg Vortrage zu halten Da der Oldenburger Kunstverein nur geringe Honorare bezahlte erbot sich die Kunstlerin als Aufwandsentschadigung Portratradierungen anzufertigen So kamen die Kunsthallendirektoren Alfred Lichtwark aus Hamburg Gustav Pauli aus Bremen Fritz Wichert der Berliner Architekturtheoretiker Hermann Muthesius die Kunsthistoriker Heinrich Wolfflin Carl Neumann Hugo Prinz und Hans Mackowsky zu Vortragen nach Oldenburg Rainer Maria Rilke sprach uber den Bildhauer Auguste Rodin und Emil Waldmann uber seine Biografie uber Edouard Manet Marie Stein grundete zusammen mit Willa Thorade und Wilhelm von Busch den Verein Oldenburger Kunstfreunde der gegenuber der zeitgenossischen Kunst einen offeneren Zugang als der Oldenburger Kunstverein OKV hatte 1904 gehorte Marie Stein zu den Grundungsmitgliedern des Oldenburger Kunstlerbundes OKB Im ersten Verzeichnis der Mitglieder des OKB 1908 sind von 31 Kunstlern immerhin zehn Malerinnen aufgefuhrt u a Emy Rogge aus Butjadingen Paula Schiff und Anna Schulman Salomon aus Berlin Else Muller Kaempff aus Ahrenshoop Clara Westhoff Jordan aus Munchen und aus Oldenburg Anna List Emma Ritter Martha Lohse und Hermine Schmidt 1905 erhielt sie die Oldenburgische Staatsmedaille Obwohl sich Marie Stein nach ihrer Hochzeit mit Hermann Ranke in Berlin niedergelassen hatte trat sie der 1906 in der Bremer Kunsthalle unter anderem von Paul Muller Kaempff gegrundeten Vereinigung Nordwestdeutscher Kunstler bei Allerdings liess ihr Engagement in kulturellen Angelegenheiten in Nordwestdeutschland dann doch nach da sie durch die Geburt ihrer drei Kinder und die Ubersiedlung nach Heidelberg zu sehr beansprucht war Literatur BearbeitenJose Kastler Stein Ranke Marie In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 696 f online Silke Kohn Marie Stein Ranke 1873 1964 Eine Portratistin um 1900 Ausstellungskatalog Landesmuseum Oldenburg 2000 Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Georg Muller vom Siel 1865 1939 ISBN 3 89995 068 2 Gerhard Wietek 200 Jahre Malerei im Oldenburger Land 1786 1986 ISBN 3 9801191 0 6Einzelnachweise Bearbeiten s Mitgliederverzeichnis im Katalog 3 Deutsche Kunstlerbund Ausstellung Weimar 1906 S 37 Stein Marie Malerin Oldenburg online abgerufen am 27 Marz 2016 Vgl Disziplinarakte 1937 38 im Generallandesarchiv KarlsruheNormdaten Person GND 117244902 lobid OGND AKS LCCN nr2001002157 VIAF 67237891 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stein Ranke MarieALTERNATIVNAMEN Stein Marie Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Malerin und RadiererinGEBURTSDATUM 13 Juni 1873GEBURTSORT OldenburgSTERBEDATUM 9 Juli 1964STERBEORT Nussloch bei Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie Stein Ranke amp oldid 235448994