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Georg Bernhard Muller vom Siel 13 Juni 1865 in Grossensiel heutzutage Gemeinde Nordenham 13 Januar 1939 in Wehnen Bad Zwischenahn war ein deutscher Maler Marie Stein Ranke Portrat Georg Muller vom Siel 1902 DotlingenAnton Kaulbach Georg Muller vom Siel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Dotlingen 3 Werk 4 Biographische Ubersicht 5 Radierungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenGeorg Muller wurde in Grossensiel Butjadingen geboren Seinen Kunstlernamen vom Siel leitete er von seinem Geburtsort Grossensiel ab Bei der Familie Muller handelte es sich um eine weit verzweigte Familie seit 1812 in Butjadingen ansassigen und durch vielfaltige Aktivitaten fur die Entwicklung der Region wichtigen Familie Geschwister von Georg Muller vom Siel wohnten in New York Er war das jungste von zwolf Kindern des Kaufmanns Reeders und Gutspachters Johann Hinrich Muller 1816 1871 und dessen Ehefrau Anna Amalie Margarete Friederike geb Meyer 1820 1872 Ab 1871 besuchte er die Schule in Abbehausen ab 1875 die Oberrealschule in Oldenburg Mit sechs Jahren wurde Muller Waise Mit 15 Jahren brach er den Besuch der Oberrealschule ab und schiffte sich nach den USA ein In New York besuchte er eine Mal und Zeichenschule und begab sich nach zwei Jahren auf Wanderschaft in Europa Seine Wanderjahre fuhrten ihn nach Munchen Berlin Antwerpen Paris und 1885 fur ein Jahr zuruck nach New York Von 1886 bis 1889 hielt er sich in Paris auf wo er die Ecole des beaux arts besuchte und im Louvre u a fur den Grossherzog Peter II von Oldenburg ausgezeichnete Kopien anfertigte Ab 1890 studierte Muller dann an der Berliner Akademie bei Hans Fredrik Gude der ihn sehr schatzte Dotlingen BearbeitenBereits ab 1889 hatte Muller vom Siel auch begonnen von Oldenburg aus die heimische Landschaft zu erkunden Er fand Dotlingen und war so angetan von diesem Ort und der reizvollen Geestlandschaft dass er 1896 dorthin ubersiedelte Anfangs mietete er sich in einem Bauernhaus ein Zwei Jahre spater liess er sich die Villa Meineck bauen Hier richtete er sein Atelier ein und baute ein Zentrum fur Kunstler sowie eine private Malschule auf Sie diente anfanglich zur Sicherung des Lebensunterhalts Insbesondere kamen in den Sommermonaten Kaufmannstochter aus Bremen Frauen war damals noch der offizielle Zugang zu einer Akademie verwehrt Ein angeschlossener Pensionsbetrieb wurde von seinen beiden alteren und nicht verheirateten Schwestern gefuhrt Die Villa Meineck entwickelte sich zum kulturellen Anziehungs und Mittelpunkt der Umgebung Als Gaste kamen der Oldenburger Heimatdichter Georg Ruseler 1866 1920 der Maler und Dichter Arthur Fitger 1840 1909 der Maler Ludwig Fischbeck 1866 1954 der Oldenburger Redakteur Wilhelm von Busch 1868 1940 die Graphikerin Marie Stein Ranke 1873 1964 der Dichter Hermann Allmers 1821 1902 und viele andere Kunstler Muller vom Siel legte damit den Grundstock fur die Kunstlerkolonie Dotlingen Wahrend der folgenden Jahre konnte er sich auch ausserhalb des Oldenburger Landes profilieren Er wurde Maler des Fursten Friedrich von Waldeck Pyrmont und schuf Radierungen fur angesehene Verlage in Berlin und Leipzig Nach und nach hatte Muller vom Siel mit einer Veranderung seines Gemutszustandes zu kampfen 1909 wurde er in die Nervenheilanstalt Wehnen eingeliefert wo er ab 1910 entmundigt und mit Wilhelm von Busch als seinem Vormund den Rest seines Lebens verbrachte Bis etwa 1930 hat er auch in Wehnen noch gemalt Nachdem er schon vorher schwarmerische und eigenartige religiose Ideen gehabt hatte entwickelte er in den zwanziger Jahren eine abstruse auf das All und die Lebenskraft bezogene Weltanschauung Die aus ihr erstandenen mit Wasserfarben kolorierten und mit feiner Schrift durchsetzten Aquarelle gelten in Form Farbgebung und Komposition als das Vollendetste was er geschaffen hat zugleich sind sie aber auch ein erschutterndes Zeugnis seiner seelischen Befindlichkeit und Einsamkeit Als Kunstler war Muller zwar anerkannt die ihm gebuhrende Ehrung blieb ihm aber verwehrt Noch zu seinen Lebzeiten fanden in Oldenburg 1925 und 1935 Gedachtnisausstellungen statt Da er mittellos geworden war wurde sein Werk ab 1935 auch in grosserem Masse verkauft Weitere posthume Gedachtnisausstellungen gab es 1947 und 1976 wiederum in Oldenburg Muller vom Siel starb in Wehnen 1939 Sein Nachlass fiel an den Oldenburger Staat und befindet sich noch zum grossten Teil im Besitz des Landesmuseums fur Kunst und Kulturgeschichte Muller vom Siel wurde auf dem Friedhof von Dotlingen beigesetzt Die Grabstelle wird von der Dotlingen Stiftung gepflegt Werk Bearbeiten nbsp Selbstbildnis nbsp Huntelandschaft bei Dotlingen nbsp Aquarell aus Wehnen nbsp Aquarell aus WehnenMuller vom Siel war in erster Linie Landschaftsmaler und verfugte uber grosses zeichnerisches Konnen und eine ausserordentliche Sicherheit in der Farbsetzung Er beschaftigte sich auf dem Hohepunkt seines Schaffens mit heimischen Motiven mit dem Fluss Hunte dem Blick vom Hang auf die Hunteniederung dem Weg mit Birken den Eichengruppen und alten Gebauden Kaum einer konnte wie er den Himmel und die Wolken malerisch einfangen Doch bleibt er bei aller Romantik durch die Gedampftheit seiner Bilder die nur gelegentlich Licht aufbrechen lassen und sonst ihrer Weite in bescheidener Schwermut bleiben frei von jedem Anflug von Susslichkeit Karl Veit Riedel Georg Bernhard Muller vom Siel 1 In seinen Bildern platzierte Muller vom Siel fast nie Menschen dabei muss er in der Portratkunst ein Meister gewesen sein denn es heisst dass er dreimal den letzten Kaiser gemalt habe und ein telegrafischer Auftrag einging die Kronprinzessin zu portratieren Zur Ausfuhrung des Auftrages kam es jedoch nicht da Muller vom Siel damals gerade die Furstin Bathildis von Waldeck und Pyrmont malte Jedoch vertritt Karl Veit Riedel in seiner Biographie die Auffassung Muller vom Siel hatte in dieser Gattung mehr Konnen und Erfahrung hatte als die meisten nordwestdeutschen Maler seiner Zeit 1 Seit einer umfassenden Ausstellung im Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg im Jahr 2014 Der andere Muller vom Siel mit detailliertem Katalog wird das nach 1909 entstandene Werk Muller vom Siels der Offentlichkeit zuganglich Hier zeigt sich seine Auseinandersetzung einerseits mit abstrakten Formen andererseits eine sehr private bisher weitgehend unverstandene Form kunstlerischer Ausserung die Text und Bild verbindet Muller vom Siel entfernt sich hier extrem von jedem akademischen oder gesellschaftlich sanktionierten Zusammenhang gerade auch durch sexuelle Bezuge zum Beispiel flachenfullende abstrahierte Penisse Wie zwanghaft bildet er wiederkehrende Neologismen etwa Koith fur Koitus und setzt sich offenbar tief mit der Bedeutung des Sexuellen auseinander etwa in dieser Randnotiz auf einem seiner 177 erhaltenen auf Butterbrotpapier erstellten Bogen Im Koith ist Gefuhl s erkenntnis Erkenntnis ist Geist Die Bogen und andere Schreib oder Bastelarbeiten bezeichnete der Maler als Studien die er selbst vor Verwandten in Kasten zu verbergen suchte Auf einem dieser Bogen findet sich ein Gedicht mit einer erstaunlichen Holderlin Nahe Muller vom Siel verwebt es mit einem ziselierten gelben Ornament das wie eine Sonne uber dem Text schwebt Hangt des Maibaums bunten Kranz in den Himmels Raum all en Lebens Reigentanz offenbart der Baum Seliger Bluten jubeln de Linden kunden Fruhling kommt immer wieder ewiger Gott will keinen Tod Haben beide gleiches Streben Baum und du sein und malen sterben leben wachsen ohne Ruh Ei kommt doch der Mai wo die Blumen neu er spriessen und der Lenz sich kleidet neu Sie ist nun wieder da die schone liebliche Zeit des Fruhlings die uns ganz besonders zur Betrach tung der Allmacht Weisheit und das Gedicht bricht hier ab ein fortfuhrendes Blatt ist nicht uberliefert Zu Lebzeiten des Malers hat niemand dieses uber Jahrzehnte entstehende Werk beachtet Es wurde als das Werk eines Irren abgetan glucklicherweise aber von Arzten in Teilen aufbewahrt Eine Deutung steht bis heute aus wie auch eine tiefere Auseinandersetzung mit der Psyche des Malers ab 1909 Unmittelbar vor der Einweisung in die Heil und Pflegeanstalt Wehnen 1909 berichtet der Bruder Carl Friedrich Muller Konigsfeld von Georgs weitgehender Uberreizung des gesamten Nervensystems siehe Roske Stamm Der andere Muller vom Siel 2014 S 17 von schweren Gemutsdepressionen von seinen erotische n Handlungen und Gebarden wenn er weiblichen Personen gegenubertritt In spateren Jahren in der Heilanstalt muss er einen Pfleger sehr gemocht haben malte ihm ein Bild und liess es von Verwandten rahmen Leider sind keinerlei Bilder ausserhalb der 177 aquarellierten Bogen uberliefert Biographische Ubersicht Bearbeiten1865 Am 13 Juni wird Georg Bernhard Muller in Grossensiel Gemeinde Abbehausen in Butjadingen an der Unterweser als jungstes von 12 Kindern des Kaufmanns Johann Hinrich Muller und seiner Frau Anna Amalie Margarete Friederike geb Meyer geboren 1871 Besuch der Volksschule zu Abbehausen Tod des Vaters 1872 Tod der Mutter 1875 Wechsel auf die Oberrealschule nach Oldenburg wo er bis zur Obertertia die Schule besucht 1880 Abbruch der Schule und Beginn seiner Wanderjahre die ihn zunachst nach Amerika fuhren In New York wo sich bereits drei seiner Geschwister aufhalten besucht er eine Mal und Zeichenschule und fasst den Entschluss Maler zu werden 1881 bis 1883 in Munchen Schuler der koniglich bayerischen Akademie fur bildende Kunste zuletzt bei Joseph Wenglein 1845 1919 1884 bis 1885 an der Akademie in Antwerpen Als Kopist in Oldenburg tatig 1885 Zweiter Aufenthalt in New York 1886 bis 1889 Aufenthalt in Paris Besuch der Ecole des Beaux Arts Concours d emulation 1888 Beim Kopieren im Louvre spricht ihn der aus Hamburg stammende Privatgelehrte Friedrich August Leesenberg Hartrotte an der die Begegnungen mit dem Kunstler in seinem Tagebuch niederschreibt Leesenberg Hartrotte und er unternehmen gemeinsame Reisen nach St Denis und zum Mont St Michele Grossherzog Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg beauftragt ihn mit dem Kopieren der Felsgrottenmadonna von Leonardo da Vinci 1889 Ruckkehr aus Frankreich Auf Wanderungen entlang der Hunte entdeckt er die Ortschaft Dotlingen in der er 1894 fur langere Zeit weilt und sich ab 1896 ansiedelt 1890 Studium im Augusteum 1892 und 1895 an der Berliner Akademie bei Hans Gude Ruckkehr nach Dotlingen 1898 Am 15 August wird auf Haus Meineck seinem Wohnsitz in Dotlingen die Einweihung gefeiert Hier empfangt er im Laufe der Jahre zahlreiche Gaste unter ihnen den Heimatdichter Georg Ruseler der ihm ein Gedicht widmet oder den Bremer Maler und Schriftsteller Arthur Fitger 1905 Beteiligung an der grossen Nordwestdeutschen Kunstausstellung in Oldenburg 1908 Aufenthalt im Sanatorium Theresienhof in Goslar 1909 Einweisung in das Landeskrankenhaus in Wehnen bei Oldenburg aufgrund einer als unheilbar bezeichneten psychischen Krankheit 1910 Das Grossherzogliche Amtsgericht Wildeshausen spricht die Entmundigung aus und bestellt den Redakteur Wilhelm von Busch zum Vormund 1925 Ausstellung mit Werken des Kunstlers im Oldenburger Kunstverein 1935 Auf Betreiben des Museumsdirektors Walter Muller Wulckow und des Malers Richard tom Dieck wird eine grosse Gemalde Druckgraphik und Handzeichnungen umfassende Verkaufsausstellung im Schlosssaal des Landesmuseums durchgefuhrt 1939 Am 13 Januar in Wehnen gestorben Beisetzung auf dem Friedhof in Dotlingen Radierungen BearbeitenIn seinen Radierungen die Muller vom Siel in den ersten Jahren des Jahrhunderts wohl vor allem aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten herstellte gestaltete er die gleichen Motive wie in seinen Gemalden wobei hierbei die Stimmungen dunkler erscheinen nbsp Dotlingen mit alter Eiche nbsp Windmuhle bei Dotlingen nbsp Dotlingen im Winter mit Birken am Weg nbsp Winterliche Heidelandschaft mit SchafstallLiteratur BearbeitenKarl Veit Riedel Georg Muller vom Siel Katalog Oldenburg 1976 Heinrich Poppe Horst Wichmann Neues Dotlinger Dorfbuch Oldenburg 1979 ISBN 3 87358 113 2 Gerhard Wietek 200 Jahre Malerei im Oldenburger Land Oldenburg 1986 ISBN 3 9801191 0 6 Karl Veit Riedel Muller vom Siel Georg Bernhard In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 492 493 online Bernd Kuster Georg Muller vom Siel 1865 1939 veranderte Neuauflage Isensee Oldenburg 2004 ISBN 3 89995 068 2 Nils Aschenbeck Kunstlerkolonie Dotlingen Delmenhorst 2005 ISBN 3 932292 76 2 Bernd Kuster Vom Umgang des Kunstlers mit der Fotografie Der fotografierende Landschaftsmaler Georg Muller vom Siel In Bernd Kuster Hrsg Ich sehe eben anders Fotografie in Nordwestdeutschland im 20 Jahrhundert Donat Bremen 2012 ISBN 978 3 938275 22 1 Thomas Roske Rainer Stamm Hrsg Der andere Muller vom Siel Bielefeld 2014 ISBN 978 3 86678 872 5 Julia Voss Hilf mir die richtigen Bilder zu finden in Frankfurter Allgemeine Zeitung 25 Juli 2014 S 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Karl Veit Riedel Muller vom Siel Georg Bernhard In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 492 493 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Muller vom Siel Sammlung von Bildern Literatur von und uber Georg Muller vom Siel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Landesmuseum Oldenburg G B Muller vom Siel im Kulturportal Nordwest Informationen zu Georg Muller vom Siel im BAM Portal Die 177 Bogen ab 1909 von Georg Muller vom Siel Landesmuseum OldenburgNormdaten Person GND 118585266 lobid OGND AKS LCCN nr00005713 VIAF 64799672 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller vom Siel GeorgALTERNATIVNAMEN Muller Georg Bernhard Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 13 Juni 1865GEBURTSORT Grossensiel Butjadingen STERBEDATUM 13 Januar 1939STERBEORT Wehnen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Muller vom Siel amp oldid 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