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Der so genannte Madagaskarplan auch Madagaskar Plan war eine vom nationalsozialistischen Regime Deutschlands zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kurzzeitig verfolgte Erwagung vier Millionen europaische Juden auf die vor der Ostkuste Afrikas gelegene Insel Madagaskar damals eine franzosische Kolonie zu deportieren Physische Karte von MadagaskarDer antisemitische Plan wurde nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 im Reichssicherheitshauptamt RSHA und im Auswartigen Amt des Deutschen Reiches ausgearbeitet Er wurde allerdings nie umgesetzt insbesondere wegen des Seekrieges gegen Grossbritannien und der damit nicht vorhandenen Hoheit uber die entsprechenden Seewege So endeten die Arbeiten am Madagaskarplan noch im selben Jahr Stattdessen wurde letztlich ein Grossteil der europaischen Juden im Holocaust ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte im internationalen Kontext 2 Polnische Kommission 1937 3 Erste Erwagungen wahrend des NS Regimes in Deutschland vor 1940 4 Beginn der Planungen 1940 5 Plane zur Umsetzung 5 1 Rademacher Plan 5 2 Kompetenzstreitigkeiten 6 Scheitern des Madagaskar Plans 7 Einordnung in den Kontext des Holocaust 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorgeschichte im internationalen Kontext BearbeitenErstmals wurde der Gedanke einer Deportation von Juden nach Madagaskar von dem antisemitischen deutschen Orientalisten und Politiker der preussischen Konservativen Partei Paul Anton de Lagarde 1827 1891 vorgebracht Er schlug 1885 vor alle osteuropaischen Juden auf die Insel Madagaskar zu bringen Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Madagaskarplan von britischen und niederlandischen Antisemiten wie Henry Hamilton Beamish dem Grunder der antisemitischen Organisation The Britons 1919 oder Egon van Winghene und Arnold Leese aufgegriffen 1 Leese der 1928 die Imperial Fascist League Imperiale Faschistische Liga grundete schrieb 1938 in Devilry in the Holy Land A National Home for the Jews must be found the best place is Madagascar For this France and the displaced natives should receive full compensation from Jewish funds Once in Madagascar or if that island cannot be made partly available to them in a National Home elsewhere no Jew should be allowed outside it on pain of death There is no other way Hedge how you like there is no other way Es muss eine Heimstatte fur die Juden gefunden werden der beste Ort ist Madagaskar Dafur sollten Frankreich und die ansassigen Ureinwohner den vollen Ausgleich durch judische Gelder erhalten Einmal in Madagaskar bzw wenn diese Insel ihnen nicht teilweise zur Verfugung gestellt werden kann anderswo sollte Juden das Verlassen dieses Gebiets unter Androhung der Todesstrafe verboten werden Es gibt keinen anderen Weg Arnold Leese 1938 Auch der fuhrende Vertreter des Zionismus Theodor Herzl 1860 1904 schrieb in seinem 1902 veroffentlichten Roman Altneuland uber Madagaskar als mogliches Emigrationsland Im Gegensatz zum Uganda Programm wurde Madagaskar aber nie ernsthaft von Zionisten diskutiert denn solche Vorstellungen waren fur Zionisten insgesamt nur marginale Erwagungen Ihr vorrangiges Ziel war eine Heimstatte fur Juden als eigenes Staatsvolk in Eretz Israel zu finden 1926 27 pruften Vertreter der Regierungen Polens und Japans die Moglichkeit die auf ihrem Staatsgebiet lebenden ethnischen Minderheiten nach Madagaskar auszusiedeln Die Insel war grosser als das damalige Deutsche Reich oder die damalige Republik Polen dafur mit etwa 4 Millionen indigenen Einwohnern in der Mitte der 1930er Jahre aber vergleichsweise dunn besiedelt Polnische Kommission 1937 Bearbeiten nbsp Vorgeschlagene Siedlungsorte im Plan der polnischen KommissionSeit der erzwungenen Absetzung der letzten madagassischen Konigin Ranavalona III herrschte Frankreich mit Gewalt uber Madagaskar Die Ausbeutung der Insel die Einfuhrung des Code de l indigenat und die Ansiedlung von bis zu 25 000 Franzosen hatten mehrere Rebellionen der einheimischen Bevolkerung zur Folge die bei den franzosischen Kolonialbehorden zunehmend fur Unmut sorgten Auf Initiative des franzosischen Kolonialministers Marius Moutet war ab 1936 die Idee diskutiert worden Madagaskar unter polnische Verwaltung zu stellen da einige polnische Politiker aus wirtschaftlichen und geopolitischen Grunden Interesse an einem eigenen Uberseegebiet zeigten Am 5 Mai 1937 entsandte die polnische Regierung unter Premier Felicjan Skladkowski nach Genehmigung Frankreichs eine Prufungskommission nach Madagaskar die auch die Umsiedlung polnischer Juden dorthin untersuchen sollte Angefuhrt wurde diese Prufungskommission von Major Mieczyslaw Lepecki Seine Begleiter waren unter anderem der Biologe Arkady Fiedler sowie die Juden Leon Alter Direktor des Judischen Emigrationsverbandes JEAS in Warschau und Salomon Dyk ein Landwirtschaftsingenieur aus Tel Aviv 2 Wahrend Lepecki der Ansicht war dass man 40 000 bis 60 000 Juden ins Hochland von Madagaskar umsiedeln konnte hatten nach Alter aber nur 2 000 Menschen auf der ganzen Insel Platz Die Schatzungen von Dyk der wie Alter ohnehin Palastina praferierte fielen sogar noch geringer aus Obwohl die polnische Regierung das Ergebnis von Lepecki fur zu hoch einschatzte und die madagassische Bevolkerung gegen eine Einwanderungswelle demonstrierte setzte sie die Verhandlungen mit Frankreich fort Interessiert an der Prufungskommission waren neben Polen und Frankreich auch Grossbritannien die Niederlande und das Joint Distribution Committee eine vor allem in Europa tatige Hilfsorganisation US amerikanischer Juden fur judische Glaubensgenossen Erste Erwagungen wahrend des NS Regimes in Deutschland vor 1940 BearbeitenDer ursprungliche Plan der Nationalsozialisten war es die Juden in einen abgegrenzten Staat zu deportieren Der Sicherheitsdienst SD veroffentlichte 1937 Vorschlage fur die Deportation deutscher Juden Als Zielorte erwogen wurden Palastina Ecuador Kolumbien und Venezuela Am 2 Marz 1938 erhielt Adolf Eichmann den Auftrag fur eine aussenpolitische Losung der Judenfrage Nach der Konferenz von Evian die vom 6 bis 15 Juli 1938 tagte ruckte auch Madagaskar in den Blickpunkt der Uberlegungen Zahlreiche NS Politiker darunter Hermann Goring Julius Streicher Herausgeber von Der Sturmer Alfred Rosenberg Aussenminister Joachim von Ribbentrop und Reichsbankprasident Hjalmar Schacht griffen diesen Gedanken auf Am 12 November 1938 erklarte Goring bei einem Treffen im Reichsluftfahrtministerium in dem die weitere Judenpolitik nach den Novemberpogromen abgesprochen wurde Hitler habe ihm am 9 November gesagt er wolle jetzt endlich einen aussenpolitischen Vorstoss machen zunachst bei den Machten die die Judenfrage aufgeworfen haben um dann tatsachlich zur Losung der Madagaskar Frage zu kommen 3 Im Dezember 1939 stellte von Ribbentrop Papst Pius XII ein Friedensangebot vor in dem die Emigration der Juden nach Madagaskar erwahnt wird Aber erst im Jahre 1940 kurz vor dem militarischen Sieg der Deutschen uber Frankreich und der Besetzung dessen nordlicher Halfte nahm der Plan konkretere Formen an Beginn der Planungen 1940 BearbeitenNoch Anfang 1940 wollte der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler alle europaischen Juden ins Generalgouvernement den von Deutschland besetzten grossten Teil Polens deportieren Dies stiess auf den Widerstand von Hans Frank der Goring zu einem Erlass vom 24 Marz 1940 bewog mit dem die Umsiedlungen bis auf weiteres ausgesetzt wurden Fortan wurde der Madagaskar Plan offentlich diskutiert Am 29 Mai 1940 stellte Himmler seinen Plan Hitler vor und schlug die Auswanderung samtlicher Juden nach Afrika oder sonst in eine Kolonie vor Himmler ausserte in anderem Zusammenhang dass dies noch der mildeste und beste Weg ware da man die bolschewistische Methode der physischen Ausrottung eines Volkes aus innerer Uberzeugung als ungermanisch und unmoglich 4 ablehne Hitler stimmte der Ausarbeitung des Madagaskar Plans zu da nach Beginn des Westfeldzugs ein baldiger Sieg uber Frankreich erwartet wurde Am 18 Juni 1940 informierten Hitler und Ribbentrop auf einer Konferenz uber die Zukunft Frankreichs Benito Mussolini und den italienischen Aussenminister Ciano uber den Madagaskar Plan Am 20 Juni teilte Hitler seine Absichten Grossadmiral Erich Raeder mit Dieser schlug ihm vor die Juden in den Norden von Portugiesisch Angola zu deportieren Am 17 August 1940 notierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch uber ein Gesprach mit Hitler Die Juden wollen wir spater nach Madagaskar verfrachten Dort konnen sie ihren eigenen Staat aufbauen 5 Reinhard Heydrich der Stellvertreter Himmlers erklarte sich am 24 Juni in einem Brief an Ribbentrop fur eine territoriale Endlosung der Judenfrage zustandig Fortan wurde die Planung sowohl im Auswartigen Amt als auch in der SS vorangetrieben Im Generalgouvernement wurden Juden aufgrund der nun ins Auge gefassten Losung zeitweilig nicht mehr in Ghettos eingewiesen Die im Ghetto Lodz verbliebenen Juden die eigentlich im August ins Generalgouvernement ausgesiedelt werden sollten blieben vorubergehend unbehelligt Unterdessen trieben Rademacher im Auswartigen Amt und Eichmann im Referat Juden und Raumungsangelegenheiten des Reichssicherheitshauptamtes die Planungen voran Heydrich beauftragte damit Eichmann der sich seit Ende 1939 mit der Aussiedlung von Juden ins Generalgouvernement befasst hatte Eichmann informierte daraufhin die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und Vertreter der judischen Gemeinden in Prag und Wien es sei geplant etwa vier Millionen Juden in ein anderes Land zu transferieren dessen Namen er aber nicht nannte 6 Otto Hirsch vom Vorstand der Reichsvereinigung entwarf daraufhin eine ausfuhrliche Denkschrift uber die Erziehung die fur ein Leben auf der tropischen Insel notwendig werden wurde 7 Plane zur Umsetzung BearbeitenRademacher Plan Bearbeiten Adolf Hitler und Aussenminister von Ribbentrop beauftragten den Referatsleiter fur Judenfragen im Auswartigen Amt Franz Rademacher einen Plan zur Umsetzung der Deportationen nach Madagaskar zu erarbeiten Rademacher formulierte am 3 Juni 1940 drei Moglichkeiten zur Losung der Judenfrage Verbannung aller Juden aus Europa als mogliches Ziel wird Madagaskar genannt Nur Juden aus West und Mitteleuropa werden nach Madagaskar verschifft Alle osteuropaischen Juden werden nach Lublin deportiert und als Geiseln fur das Wohlverhalten der USA genommen Alle Juden werden nach Palastina deportiert Diese Moglichkeit lehnte Rademacher in der Befurchtung ab die Juden konnten von einem zweiten Rom aus die ganze Welt beherrschen Rademacher veroffentlichte seinen Plan am 2 Juli 1940 unter dem Titel Die Judenfrage im Friedensvertrag Madagaskar sollte eine judische Wohnstatte unter deutscher Oberhoheit werden womit eine Art Grossghetto gemeint war Der Plan betraf vier Millionen Juden polnische und russische Juden wurden nicht mitberechnet Im Plan schlug Rademacher folgendes vor Das Auswartige Amt erstellt mit einigen weiteren europaischen Landern einen Friedensvertrag mit England und Frankreich Das Vichy Regime ubergibt die Kolonie Madagaskar an Deutschland Deutschland erhalt das Recht militarische Flug und Flottenstutzpunkte auf Madagaskar zu errichten Die 25 000 europaischen Siedler meist Franzosen mussen Madagaskar verlassen Bei der Emigration der Juden handelt es sich um eine Zwangsumsiedlung Finanziert wird das Projekt aus dem judischen Vermogen der jeweiligen Heimatlander Die Kanzlei des Fuhrers koordiniert die Transporte Die SS sammelt alle Juden ein und deportiert sie nach Madagaskar Fur die Propaganda sind das Auswartige Amt und das Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda zustandig Ein von Himmler eingesetzter Polizeigouverneur verwaltet die Insel Die Juden durfen nur an der lokalen Verwaltung beteiligt sein Kompetenzstreitigkeiten Bearbeiten Unmittelbar darauf intervenierte Reinhard Heydrich der die Gesamtkompetenz fur die Judenfrage erhalten hatte sich nun ubergangen fuhlte und die Leitung des Madagaskar Projekts fur sich beanspruchte Im Reichssicherheitshauptamt befasste sich nun auch Adolf Eichmann mit den Planen Er holte Gutachten ein und liess den Bedarf an Transportschiffen ermitteln Nach seinen Berechnungen hatten pro Jahr 1 000 000 Personen nach Madagaskar verschifft werden konnen so dass die Dauer der Aktion auf vier bis funf Jahre geschatzt wurde Da die Unterlagen des RSHA nicht aufgefunden wurden sind weitere Einzelheiten der Planung nicht bekannt Generalgouverneur Frank liess auf Rademachers Plan hin den Ausbau samtlicher Ghettos in seinem Herrschaftsbereich stoppen Damit beschwor er einen Konflikt mit Arthur Greiser herauf dem Chef der Zivilverwaltung im Militarbezirk Posen Dieser glaubte nicht daran dass sich der Madagaskarplan vor Wintereinbruch wurde verwirklichen lassen Eine Einigung kam nicht zustande 8 Den Verantwortlichen lagen mehrere Gutachten vor die anders als die polnischen Gutachten den Zuzug von 5 bis 6 5 Millionen judischen Siedlern nach Madagaskar fur moglich hielten Nach einem Urteil des Historikers Magnus Brechtken sind diese Gutachten unschlussig sie kamen zu einem Ergebnis das politisch als wunschenswert signalisiert worden sei Wer diesen Plan zu Ende dachte musste zu dem Urteil kommen dass eine Deportation nach Madagaskar in dieser Form einem Todesurteil gleichkam 9 Scheitern des Madagaskar Plans BearbeitenDie Voraussetzungen fur die Umsetzung des Madagaskarplans waren nicht erfullt Ein Frieden mit Grossbritannien war nicht greifbar nahe und die Ausfuhrung des Plans war bei der Vorherrschaft der britischen Marine nicht moglich und auch das franzosische Vichy Regime verwahrte sich gegen eine Abtretung seiner Kolonie Madagaskar an Deutschland Als am 5 Mai 1942 die britische Marine in der Operation Ironclad in Madagaskar landete und die Insel gegen den Widerstand der franzosischen Armee eroberte und besetzte war die Umsetzung des Plans obsolet geworden Bereits ab September 1940 waren die Arbeiten am Madagaskarplan ohnehin nicht mehr weitergefuhrt worden Hitler und die fur die Judenpolitik zustandigen nationalsozialistischen Politiker hofften aber dass er spater doch noch aktuell werden konne Als Alfred Rosenberg einen Artikel uber den Madagaskarplan veroffentlichen wollte liess Hitler ihm am 3 November 1940 durch seinen Sekretar Martin Bormann ausrichten derzeit solle der Artikel nicht erscheinen vielleicht aber schon in einigen Monaten 10 Eichmann erhohte noch am 3 Dezember die Zahl der nach Madagaskar zu Deportierenden auf 6 Millionen In einer Sitzung im Dezember 1940 wurde beschlossen die Juden auf die Moglichkeit einer Gruppen und Massensiedlung vorzubereiten und ein Rundschreiben an alle Gemeinden verschickt in der von einer judischen Siedlung auch ausserhalb Palastinas die Rede war Wahrenddessen waren untergeordnete Gauleiter schon damit beschaftigt ihre Gebiete judenfrei zu machen Am 10 Februar 1942 ubermittelte Rademacher an Harald Bielfeld den Leiter der Abteilung Pol X im Auswartigen Amt die endgultige Entscheidung Hitlers dass die Juden nicht nach Madagaskar sondern nach dem Osten abgeschoben werden sollen Madagaskar brauche mithin nicht mehr fur die Endlosung vorgesehen werden 11 Einordnung in den Kontext des Holocaust BearbeitenDie Einordnung des Madagaskarplans in den Holocaust wird unterschiedlich gedeutet Eine Reihe von Historikern und Sozialwissenschaftlern die zumeist den Funktionalisten zugeordnet werden geht davon aus dass die Entschlussbildung zum Volkermord erst im Laufe des Zweiten Weltkriegs erfolgt sei Andere Wege sich der Juden zu entledigen seien ernsthaft erwogen worden Nach dieser Deutung war der Madagaskarplan fur kurze Zeit eine ernsthafte Uberlegung die Judenfrage durch Zwangsumsiedlung in Form eines uberkontinentalen Auswanderungsprogramms zu losen Wenn hohe NS Funktionare die fur August vorgesehenen Deportationen aussetzten und die Errichtung von Ghettos im Generalgouvernement stoppten so war das kein schlau ausgedachtes Tauschungsmanover Sie trafen vielmehr Entscheidungen auf der Grundlage des Madagaskar Plans der im Sommer 1940 faktisch die nationalsozialistische Judenpolitik darstellte 12 Der Madagaskarplan wird dabei als psychologischer Meilenstein hin zum Holocaust gesehen 13 Der Historiker Eberhard Jackel der den Intentionalisten zugerechnet wird vertritt dagegen die Ansicht dass der Volkermord an den Juden wie er ab Anfang der 1940er Jahre tatsachlich und zunehmend systematischer auf industriell betriebener Grundlage umgesetzt wurde bereits 1939 von hochster Ebene beschlossen gewesen sei 14 Hitler selbst hatte noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in einer offentlichen Rede zum Jahrestag seiner Machtergreifung am 30 Januar 1939 vor dem Reichstag in der Krolloper die Vernichtung der judischen Rasse in Europa fur den Fall eines neuen Krieges angekundigt des Krieges den er selbst bereits von langer Hand vorbereitet hatte und an dem er in propagandistischer Absicht vorab den Juden die Schuld zuschrieb Dieser auch von anderen intentionalistischen Historikern geteilten Deutung zufolge war der Madagaskarplan letztlich nie eine ernsthafte Option der nationalsozialistischen Fuhrung sondern lediglich eine nach aussen hin dargestellte Erwagung um das eigentlich angestrebte Ziel die Ermordung von bis zu 11 Millionen Menschen in der Offentlichkeit zu verschleiern Auch Gotz Aly erscheint das Vorhaben ruckwirkend vollig abwegig deshalb wird es nicht selten als Metapher fur den angeblich schon fest geplanten Volkermord interpretiert Durch die Kontrolle der italienischen und franzosischen Kolonien in Afrika sah man in Berlin zunachst die Verwirklichung als wahrscheinlich an Als sich durch die Uberlegenheit der britischen Mittelmeerflotte wenige Wochen spater die Umsiedlung als unrealistisch erwies wurde das Warschauer Ghetto im November 1940 endgultig abgeriegelt 15 Siehe auch BearbeitenNisko Plan Judenreservatsgebiet in Osteuropa Fugu Plan Ansiedlung in Japan Alaska Plan Zeitweilige Ansiedlung in Nordamerika Britisches Uganda Programm Ansiedlung judischer Fluchtlinge im britischen Ostafrika Literatur BearbeitenMagnus Brechtken Madagaskar fur die Juden Antisemitische Idee und politische Praxis 1885 1945 Munchen 1997 ISBN 3 486 56240 1 Volltext digital verfugbar Hans Jansen Der Madagaskar Plan Die beabsichtigte Deportation der europaischen Juden nach Madagaskar Munchen 1997 ISBN 3 7844 2605 0 Peter Longerich Politik der Vernichtung Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung Munchen 1998 ISBN 3 492 03755 0 Christopher Browning Die Entfesselung der Endlosung Nationalsozialistische Judenpolitik 1939 1942 Propylaen Berlin 2003 ISBN 3 549 07187 6 S 130 142 Wieder TB List ebd 2006 Michael Krebs Der fruhe Madagaskarplan In Riccardo Altieri Frank Jacob Hrsg Spielball der Machte Beitrage zur polnischen Geschichte minifanal Bonn 2014 ISBN 978 3 95421 050 3 S 276 299 Weblinks BearbeitenMadagaskarplan auf LeMO Madagaskar Plan auf shoa de Rademachers Entwurf englisch Wollten die Nazis einen Judenstaat auf Madagaskar errichten Memento vom 12 Juni 2010 im Internet Archive Welt der Wunder vom 8 Juni 2010 Der Magagaskar Plan Wortlaut und BegleitschreibenEinzelnachweise Bearbeiten E v W Die ethisch kulturelle Bedeutung des Kampfes gegen den Judaismus in Hans Krebs Hg Die Weltfront eine Sammlung von Aufsatzen antisemitischer Fuhrer aller Volker Nibelungen Berlin amp Leipzig 1935 S 11 20 online Filip Czekala Zydzi kawa i lemury Tak Polacy mieli skolonizowac Madagaskar In TVN24 pl Abgerufen am 11 Juli 2023 Stenographische Niederschrift von einem Teil der Besprechung uber die Judenfrage unter Vorsitz von Feldmarschall Goring im RLM am 12 November 1938 11 Uhr germanhistorydocs ghi dc org S 29 abgerufen am 31 Oktober 2020 zitiert bei Magnus Brechtken Madagaskar fur die Juden Antisemitische Idee und politische Praxis 1885 1945 Munchen 1997 S 196 Peter Longerich Politik der Vernichtung Munchen 1998 ISBN 3 492 03755 0 S 273 f Joseph Goebbels Tagebucher Piper Verlag Band 4 ISBN 3 492 21414 2 S 1466 Saul Friedlander Die Jahre der Vernichtung 1939 1945 Das Dritte Reich und die Juden Zweiter Band C H Beck Munchen 2006 S 107 Saul Friedlander Die Jahre der Vernichtung 1939 1945 Das Dritte Reich und die Juden Zweiter Band C H Beck Munchen 2006 S 129 Saul Friedlander Die Jahre der Vernichtung 1939 1945 Das Dritte Reich und die Juden 2 Band Beck Munchen 2006 S 107f Magnus Brechtken Madagaskar fur die Juden Munchen 1997 S 251 Philippe Burrin Hitler und die Juden Die Entscheidung fur den Volkermord Fischer Frankfurt am Main 1993 S 86f Karsten Linne Deutschland jenseits des Aquators Die NS Kolonialplanungen fur Afrika Ch Links Verlag Berlin 2008 S 85 Christopher Browning Der Weg zur Endlosung Entscheidungen und Tater Reinbek Hamburg 2002 ISBN 3 499 61344 1 S 29 Christopher R Browning Jurgen Matthaus The Origins of the Final Solution The Evolution of Nazi Jewish Policy September 1939 March 1942 University of Nebraska Press Lincoln NE 2004 S 81 Eberhard Jackel Hitlers Herrschaft Vollzug einer Weltanschauung Stuttgart 1986 ISBN 3 421 06254 4 Gotz Aly Judenumsiedlung Uberlegungen zur politischen Vorgeschichte des Holocaust In Ulrich Herbert Hrsg Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939 1945 Neue Forschungen und Kontroversen Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 596 13772 1 S 67 97 hier S 81 f Normdaten Sachbegriff GND 4491241 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madagaskarplan amp oldid 239035104