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Eberhard Jackel 29 Juni 1929 in Wesermunde 15 August 2017 in Buhlerhohe war ein deutscher Historiker der vor allem zum Nationalsozialismus forschte und publizierte Von 1967 bis 1997 lehrte er als ordentlicher Professor fur Neuere Geschichte an der Universitat Stuttgart Eberhard Jackel 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 4 1 Texte von Jackel 4 2 Sekundares 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenEberhard Jackel wurde als Sohn von Wilhelm Jackel und seine Frau Margarete geb Hellweg in Wesermunde geboren 1 Er besuchte Gymnasien in Dortmund und Fulda sowie das Gymnasium Laurentianum Arnsberg Er studierte Geschichte an der Georg August Universitat Gottingen der Eberhard Karls Universitat Tubingen der Albert Ludwigs Universitat Freiburg der University of Florida und der Sorbonne 1955 wurde er in Freiburg zum Dr phil promoviert 2 Er wechselte als wissenschaftlicher Assistent an die Christian Albrechts Universitat zu Kiel und habilitierte sich 1961 uber Adolf Hitlers Frankreichpolitik 3 Als Privatdozent blieb er der Kieler Universitat bis 1966 verbunden Von 1967 bis zur Emeritierung 1997 wirkte er als ordentlicher Professor fur Neuere Geschichte an der Universitat Stuttgart Von 1970 bis 1971 war er Dekan der Fakultat Geschichts Sozial und Wirtschaftswissenschaften Seit 1967 Mitglied der SPD engagierte Jackel sich 1968 in der Wahlerinitiative fur Willy Brandt 4 Seit 1974 war er Mitglied im PEN Zentrum Deutschland Einem breiten Publikum wurde Jackel vor allem durch seine Beitrage zur Forschung zur Person Adolf Hitler bekannt Als bahnbrechend gilt sein 1969 erschienenes Buch Hitlers Weltanschauung Sein Buch Frankreich in Hitlers Europa Die deutsche Frankreichpolitik im 2 Weltkrieg ist auch heute noch das Standardwerk zur deutschen Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg In der von Jackel und Axel Kuhn herausgegebenen Quellensammlung Hitler Samtliche Aufzeichnungen 1905 1924 aus dem Jahr 1980 stellen von insgesamt 694 Dokumenten 76 Dokumente ca zehn Prozent Falschungen von Konrad Kujau dar die Jackel erworben hatte Da sie aber oft nur einige Zeilen enthalten machen die gefalschten Dokumente weniger als vier Prozent des Umfangs der Gesamtdokumente aus 5 Sie waren teilweise mit ebenfalls gefalschten Begleitschreiben der Reichsleitung der NSDAP versehen Im Vorwort der Sammlung wird von besonders wertvollen Schriftstucken und von funfzig teils besonders aufschlussreichen Dokumenten aus Privatbesitz gesprochen 6 Darunter sind Kriegsgedichte die Hitler entweder selber verfasst oder nach Vorlagen abgeschrieben haben sollte Eines der Gedichte erschien suspekt weil es als erst 1936 verfasst galt Daraufhin veroffentlichte Jackel eine Warnung dass einzelne Dokumente gefalscht oder zumindest zweifelhaft seien Nach Aufdeckung der Affare um die Hitler Tagebucher die Jackel ebenfalls angeboten worden waren und die er anfangs fur authentisch hielt trat Jackel als Zeuge auf 7 In einer anschliessenden Veroffentlichung die den Sachverhalt der Falschungen beleuchtete bezeichneten Jackel und Axel Kuhn die in der Quellensammlung enthaltenen gefalschten Dokumente allerdings als uberwiegend trivial und ohne neue wissenschaftliche Erkenntnismoglichkeit 8 9 Jackel gehorte zu den sogenannten Intentionalisten das heisst er war uberzeugt dass die Verbrechen im Nationalsozialismus auf Entscheidungen und Befehle Hitlers zuruckgingen und aus bewusstem Handeln resultierten Das von Jackel zusammen mit der Publizistin Lea Rosh auf Basis ihres gleichnamigen gemeinsamen Dokumentarfilms erstellte Buch Der Tod ist ein Meister aus Deutschland wurde 1990 mit dem Geschwister Scholl Preis ausgezeichnet Mit Rosh regte er 1988 den Bau einer zentralen deutschen Holocaust Gedenkstatte an die schliesslich 2005 in Berlin als Denkmal fur die ermordeten Juden Europas eroffnet wurde 2001 wurde ihm das Verdienstkreuz 1 Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen wegen seiner grossen Verdienste bei der inhaltlichen Neukonzeption der Gedenkstatte Konzentrationslager Buchenwald Von 1994 bis 1999 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Kuratoriums der Stiftung Gedenkstatten Buchenwald und Dora Mittelbau Seit 1995 war er ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und er war auswartiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften Im Historikerstreit des Jahres 1986 war Jackel ein Verfechter der Beispiellosigkeit der Shoa Jackel vermied den Begriff Holocaust Vergleiche mit dem Volkermord an den Armeniern 1915 oder den Indianerkriegen sah er als Relativierung der Shoa an Zu den Unterschieden zwischen dem Mord an den europaischen Juden und den Massakern an Armeniern gab er an dass letztere eher von Morden begleitete Evakuierungen gewesen seien und nur im eigenen Lande damit meinte er das Osmanische Reich geschehen seien 10 Jackel erklarte im Zusammenhang der Diskussion um ein Mahnmal der Bundesrepublik fur die im Holocaust ermordeten europaischen Roma es habe zwar eine schreckliche Verfolgung der Zigeuner sowohl in Deutschland als auch in den von Deutschland besetzten Gebieten gegeben es verbiete sich aber die Gleichsetzung dieser Verfolgung mit dem Genozid an der judischen Minderheit 11 Jackel sprach sich gegen eine Pauschalverurteilung von DDR Burgern in Funktionen aus einschliesslich ehemaliger Mitarbeiter des MfS und forderte stattdessen ahnlich wie bei der Entnazifizierung nach 1945 zu fragen was jemand in dieser Funktion getan hat 12 Jackel starb am 15 August 2017 im Alter von 88 Jahren in der Max Grundig Klinik Buhlerhohe und wurde am 23 August 2017 auf dem Birkacher Friedhof beigesetzt 13 In der britischen Fernsehserie Hitler zu verkaufen die auf dem Sachbuch Selling Hitler von Robert Harris beruht wird Jackel von dem britischen Schauspieler John Golightly dargestellt Schriften Auswahl BearbeitenExperimentum rationis Christentum und Heidentum in der Utopia des Thomas Morus Dissertation Philosophische Universitat Freiburg im Breisgau 21 Juni 1955 116 gezeichnete Blatter 4 Maschinenschrift vervielfaltigt DNB 480577277 Frankreich in Hitlers Europa Die deutsche Frankreichpolitik im 2 Weltkrieg Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 14 DVA Stuttgart 1966 DNB 457085479 ISSN 0481 3545 Habilitationsarbeit 1966 396 Seiten Hitlers Weltanschauung Entwurf einer Herrschaft Wunderlich Tubingen 1969 Haufige Neuauflagen zuletzt DVA Stuttgart 1991 ISBN 3 421 06083 5 mit Jurgen Rohwer Hrsg Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg Entschlussbildung und Verwirklichung Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1985 ISBN 3 421 06255 2 Hitlers Herrschaft Vollzug einer Weltanschauung 4 Auflage DVA Stuttgart 1999 ISBN 3 421 06254 4 Erstausgabe Stuttgart 1986 mit Lea Rosh Der Tod ist ein Meister aus Deutschland Hoffmann und Campe Hamburg 1990 ISBN 3 455 08358 7 Das deutsche Jahrhundert Eine historische Bilanz DVA Stuttgart 1996 ISBN 3 421 05036 8 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 596 13944 9 Der Tisch der Dreizehn Eine Geschichte Steinkopf Stuttgart 2009 DNB 992052572 keine ISBN Literatur BearbeitenUlrich Herbert Eberhard Jackel 1929 2017 In Historische Zeitschrift 308 2019 S 108 115 Peter Graf Kielmansegg Eberhard Jackel 29 6 1929 16 8 2017 In Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften fur das Jahr 2017 Heidelberg 2018 S 374 380 online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eberhard Jackel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv N 1607Texte von Jackel Bearbeiten Vortrag Die zweifache Vergangenheit Rezension Die Reichsbahn und der Mord an den europaischen JudenSekundares Bearbeiten Eberhard Jackel als entschiedener Unterstutzer der Einzigartigkeitsthese des Holocausts Memento vom 25 Marz 2008 im Internet Archive Bericht mit Bild Memento vom 26 September 2007 im Internet Archive Gegen die Gleichsetzung Der Historiker aussert sich im Gesprach mit Harald Biskup uber ein Berliner Denkmal fur im Holocaust ermordete Roma und Sinti In ksta 22 August 2002 ksta de Lallaru Tschawu Antwort auf Eberhard Jackels Thesen Kujau Falschungen Universitat Stuttgart trauert um Eberhard Jackel Pressemitteilung Nr 72 vom 18 August 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Who s who in Literature 1st Edition Vol 1 A S Worthsee 1978 S 290 Dissertation Experimentum rationis Christentum und Heidentum in der Utopia des Thomas Morus Habilitationsschrift Die deutsche Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg Vom Waffenstillstand bis zur Totalbesetzung Juni 1940 November 1942 Der Spiegel vom 11 August 1969 Nr 33 Eberhard Jackel Axel Kuhn Neue Erkenntnisse zur Falschung von Hitler Dokumenten In VfZ 32 1 1984 S 163 f PDF Unternehmen Grunes Gewolbe Falscher Fahrten und die Folgen Vor dem Prozess gegen Hitler Kujau und stern Reporter Heidemann Artikel in Zeit online vom 1 Juni 1984 aktualisiert am 22 November 2012 abgerufen am 23 August 2017 Karl Heinz Janssen Drei Zeugen in Not In Die Zeit Nr 49 1984 Eberhard Jackel Axel Kuhn Neue Erkenntnisse zur Falschung von Hitler Dokumenten In VfZ 32 1 1984 S 163 f PDF Bernd Sosemann Wie Mein Kampf ediert werden sollte In Die Welt 20 Mai 2008 Uber die Einzigartigkeit des Mordes an den europaischen Juden PDF Gegen die Gleichsetzung in Kolner Stadt Anzeiger 22 August 2002 Karlen Vesper Streitbar Ein Nachruf auf Eberhard Jackel stuttgart gedenkt de Todesanzeigen abgerufen am 21 August 2017 Normdaten Person GND 120992736 lobid OGND AKS LCCN n81022151 NDL 00468823 VIAF 109176460 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jackel EberhardKURZBESCHREIBUNG deutscher ZeithistorikerGEBURTSDATUM 29 Juni 1929GEBURTSORT WesermundeSTERBEDATUM 15 August 2017STERBEORT Birkach Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eberhard Jackel amp oldid 230600442