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Konrad Paul Kujau 27 Juni 1938 in Lobau 12 September 2000 in Stuttgart war ein deutscher Maler Kunstfalscher und Aktionskunstler Er wurde 1983 durch die Falschung der Hitler Tagebucher bekannt die er dem Wochenmagazin Stern verkaufte Die Veroffentlichung und Aufdeckung der Falschung loste einen der grossten Presseskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte aus Konrad Kujau vor seinem Werk Labyrinth der Zeit 1992 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Hitler Tagebucher 3 Spatphase 4 Bilderfalschungen 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseJugend BearbeitenBeim Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 wurde die Familie Kujau getrennt Daraufhin verbrachte Konrad Kujau seine Kindheit und Jugend in einem Waisenhaus bis die Familienmitglieder im Jahre 1951 wieder zusammenfanden Kujau absolvierte die Volks und Oberschule in seinem Heimatort Lobau Dort war er bereits wahrend der Schulzeit zeichnerisch tatig und veroffentlichte u a Karikaturen in der Sachsischen Zeitung der Jungen Welt der Zeitschrift Frosi und dem Eulenspiegel Durch schwunghaften Verkauf von Autogrammkarten mit tauschend echt nachgemachten Unterschriften damaliger DDR Politiker besserte er sein Taschengeld auf 1 Ermittlungen wegen Diebstahls fuhrten zu seiner Ubersiedlung aus der DDR nach West Berlin Eine kunstlerische Ausbildung Kujaus etwa an der Kunstakademie Stuttgart ist nicht glaubhaft zu belegen 2 1961 wurde er vom Schoffengericht Stuttgart wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls verurteilt Spater betatigte er sich selbst als Kunstler und bereits als Falscher 3 Zusammen mit seiner damaligen Lebensgefahrtin Edith Lieblang lebte er in Bietigheim Bissingen 1973 wurde er in einem Gerichtsverfahren verurteilt weil er mit einer geladenen Automatikpistole in ein Lokal marschiert war um nach einem jugoslawischen Migranten zu suchen der sein Auto beschadigt hatte 4 Hitler Tagebucher Bearbeiten Hauptartikel Hitler Tagebucher Kujau verkehrte als Handler von Militaria mit Neonazis um Michael Kuhnen 5 Uber eine Gruppe bekennender Altnazis kam Kujau mit dem Hamburger Reporter Gerd Heidemann in Kontakt Uber diesen gelang es Kujau dem Nachrichtenmagazin Stern bis zur Entdeckung der Falschung am 5 Mai 1983 insgesamt 62 Bande sogenannter Hitler Tagebucher fur 9 3 Millionen DM zu verkaufen Die Falschungen waren inhaltlich und optisch so geschickt aufbereitet dass sich seriose Experten wie der britische Historiker Hugh Trevor Roper wochenlang tauschen liessen Erst eine chemische Papieranalyse des Bundesarchivs in Koblenz brachte die Falschung ans Licht Im Prozess um die gefalschten Tagebucher vor dem Landgericht Hamburg wurde Kujau im Juli 1985 wegen Betruges zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt jedoch bereits nach drei Jahren wegen seiner schweren Kehlkopfkrebs Erkrankung entlassen Sein Verteidiger im Prozess war der organisierte Rechtsextremist und NPD Politiker Peter Stockicht der bereits fur ihn mit Stern Redakteur Heidemann verhandelt hatte er war auch der Verteidiger von Michael Kuhnen dem Grunder der Aktionsfront Nationaler Sozialisten gewesen 6 2023 wurden die Falschungen von John Goetz in kommentierten Ausgaben des Marz Verlags gedruckt und digital veroffentlicht 7 und dabei besonders Kujaus indirekte Leugnung des Holocaust durch Vertuschung und Verharmlosung untersucht 8 Spatphase BearbeitenNach seiner Haftstrafe nutzte Kujau seine gewonnene Popularitat So trat er nach der Barschel Affare als Falschungsexperte bei Spiegel TV auf Ferner eroffnete er ein eigenes Atelier in dem er original Kujau Falschungen offiziell verkaufte Gesteigert wurde seine Bekanntheit durch die Verfilmung der Geschichte uber die gefalschten Hitler Tagebucher in dem Film Schtonk Des Weiteren veroffentlichte Konrad Kujau im Jahr 1995 zusammen mit den Rock amp Roll Junkies uber Rude Boy Records ein Album mit dem Titel Rebellen der Kunst In diesen Songs setzte er sich mit dem Falschungsskandal auseinander 9 Kujau zeigte auch Interesse fur Politik Bei der Bundestagswahl 1994 kandidierte er fur die Autofahrerpartei 1996 erhielt er in Stuttgart als Oberburgermeisterkandidat 901 Stimmen Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 arbeitete Kujau vorwiegend als Maler in seinem Atelier und veranstaltete Ausstellungen im oberfrankischen Pegnitz Konrad Kujau starb am 12 September 2000 im Alter von 62 Jahren an Magenkrebs und wurde auf dem evangelischen Friedhof seiner Geburtsstadt Lobau im Landkreis Gorlitz beerdigt 10 Bilderfalschungen Bearbeiten nbsp Signatur auf einer Original Kujau Falschung Kujau verkaufte auch ganz offiziell Original Kujau Falschungen Hierbei handelt es sich um von Kujau gefalschte Bilder von Malern unterschiedlichster Epochen und Stile die neben der jeweiligen Kunstlersignatur auch den Schriftzug Kujau tragen und somit keine Falschungen im rechtlichen Sinn darstellen Das Privatmuseum Kujau Kabinett in Bietigheim Bissingen zeigt einige Beispiele 11 Die Werke wurden bei Sammlern so beliebt dass sie wiederum gefalscht wurden Ab 2006 tauchte beim Internet Auktionshaus eBay eine Flut von gefalschten Kujau Falschungen auf Laut Staatsanwaltschaft sollen Erlose von bis zu 3 500 Euro pro Bild erzielt und ein Gesamtschaden von mehr als 550 000 Euro verursacht worden sein 12 2010 wurden die verantwortliche Verkauferin nach eigenen Angaben eine weitlaufige Verwandte Kujaus und ihr Lebensgefahrte vom Landgericht Dresden wegen Betrugs in 40 nachgewiesenen von zunachst 301 angeklagten Fallen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewahrung und gemeinnutziger Arbeit verurteilt Viele der betroffenen Kaufer gaben vor Gericht an sich von den erworbenen Bildern dennoch nicht trennen zu wollen 13 Eine dieser gefalschten Falschungen ein Gemalde im Stil Gustav Klimts befindet sich im Falschermuseum Wien 14 Rezeption BearbeitenSchtonk ist ein satirischer Spielfilm von Helmut Dietl aus dem Jahr 1992 mit Schwerpunkt auf den Hitler Tagebuchern Die Akteure sind dabei namentlich unter Pseudonym aufgefuhrt so auch Kujau als Professor Dr Fritz Knobel gespielt von Uwe Ochsenknecht Der Film erreichte eine Oscarnominierung als bester fremdsprachiger Film Der Sammler Marc Oliver Boger eroffnete 2017 ein privates Museum mit Werken Kujaus das Kujau Kabinett in Bietigheim Bissingen 15 Caroline Holowiecki Ein ganzes Museum voller echter Faschungen In Sudwest Presse Online 27 Juni 2017 abgerufen am 1 Februar 2020 Faking Hitler Die wahre Geschichte der gefalschten Hitler Tagebucher ist ein 10 teiliger Stern Podcast von Malte Herwig aus dem Jahr 2019 mit Original Aufzeichnungen von Telefonaten zwischen Heidemann und Kujau 16 Faking Hitler ist eine deutsche Miniserie die 2021 auf RTL veroffentlicht wurde Sie zeigt mit teilweise fiktiven Ereignissen die Veroffentlichung der gefalschten Hitler Tagebucher mit Schauspieler Moritz Bleibtreu als Konrad Kujau Anlasslich 40 Jahre erste Prasentation von vermeintlichen Hitlertagebuchern wird am 25 April 2023 breit uber den Fall berichtet Die gefalschten Tagebucher sind bereits mittels KI maschinenlesbar gemacht worden 17 Literatur BearbeitenGerhard Klussmeier Dieb Einbrecher Hochstapler Lugner Betruger Falscher Das wahre Gesicht des Konrad Kujau Rosengarten 2013 ISBN 978 3 00 043916 2 Gunther Picker Der Fall Kujau Chronik eines Falschungsskandals Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin 1992 ISBN 978 3 548 34993 0 Dietmar Suss Kujau Konrad und Gerd Heidemann online in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Februar 2019 John Goetz Heike B Gortemaker Hajo Funke Die echten falschen Hitler Tagebucher Marz Verlag 2023 ISBN 978 3 7550 0023 5 digital in der Datenbank Die gefalschten Hitler Tagebucher zum Durchsuchen des NDR Februar 2023 Sebastian Barth Umgeschriebene Geschichte Die Hitler Tagebucher und ihr Echo Forum historische Forschung moderne Welt Kohlhammer Stuttgart 2023 525 S ISBN 978 3 17 043760 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konrad Kujau Sammlung von Bildern Literatur von und uber Konrad Kujau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Konrad Kujau in der Internet Movie Database englisch Werke von und uber Konrad Kujau in der Deutschen Digitalen Bibliothek Kujau Kabinett ein privates Museum Kujau Archiv eine private WebseiteEinzelnachweise Bearbeiten Ronald Feisel in Kerstin Hilt 27 06 1938 Geburtstag von Konrad Kujau ZeitZeichen des WDR 27 Juni 2013 abgerufen am 24 Februar 2023 Peter Ertel in Biografisches zu Konrad Kujau online abgerufen am 24 Februar 2023 Dietmar Suss Kujau Konrad und Gerd Heidemann online in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Das ist ein gezielter Versuch Hitler reinzuwaschen Abgerufen am 28 Februar 2023 Rene Martens Kujau war kein harmloser Hochstapler Das Altpapier am 24 Februar 2023 Kolumne In Mitteldeutscher Rundfunk 24 Februar 2023 abgerufen am 25 Februar 2023 Das ist ein gezielter Versuch Hitler reinzuwaschen Abgerufen am 28 Februar 2023 John Goetz Heike B Gortemaker Hajo Funke Die echten falschen Hitler Tagebucher Marz Verlag 2023 ISBN 978 3 7550 0023 5 Datenbank Die gefalschten Hitler Tagebucher zum Durchsuchen In ndr de 23 Februar 2023 online abgerufen am 24 Februar 2023 Hajo Funke Die gefalschten Hitler Tagebucher und die reale Geschichte des NS In ndr de 23 Februar 2023 online abgerufen am 24 Februar 2023 Der Spiegel Das Maul aufgesperrt In Der Spiegel Nr 36 1995 S 227 online 4 September 1995 knerger de Das Grab von Konrad Kujau kujau kabinett de Die Ausstellung online abgerufen am 24 Februar 2023 Echt falsch oder falsch falsch Wie mit dem Namen Konrad Kujau viel Geld verdient wird Der Spiegel 21 2006 abgerufen am 9 Marz 2012 Mildes Urteil Kujau muss jetzt in der Kita arbeiten Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Sachsische Zeitung vom 10 September 2010 abgerufen am 9 Oktober 2015 https www faelschermuseum com kurioses abgerufen am 22 Oktober 2015 Kurzreportage auf SWR4 MA uber einen Sammler von Werken Kujaus 5 Februar 2014 Podcast Faking Hitler Die wahre Geschichte der Hitler Tagebucher abgerufen am 1 Juli 2021 40 Jahre Hitler Tagebucher Der Falscher und die Flucht nach Vorarlberg orf at 25 April 2023 abgerufen am 25 April 2023 Normdaten Person GND 118725289 lobid OGND AKS LCCN n84234623 VIAF 40173403 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kujau KonradALTERNATIVNAMEN Kujau Konrad Paul vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunstfalscher Falscher der Hitler TagebucherGEBURTSDATUM 27 Juni 1938GEBURTSORT Lobau SachsenSTERBEDATUM 12 September 2000STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad Kujau amp oldid 238032164