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Die Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters in Cottbus spater Wendische Kirche niedersorbisch Serbska cerkwja genannt ist der alteste erhaltene Sakralbau der Stadt Sie wurde in der jetzigen Form im 15 Jahrhundert im gotischen Stil errichtet Die Kirche befindet sich im Nordwesten der Altstadt zwischen Kloster und Munzstrasse im Wendischen Viertel Klosterkirche CottbusAnsicht von OstenAnsicht von WestenLageplan die Klosterkirche Wendische Kirche in der nordwestlichen Ecke der Stadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte von Kloster und Kirche 1 1 Baugeschichte 1 2 Nutzung seit der Reformation 2 Kirchengebaude 3 Ausstattung 3 1 Altar 3 2 Kruzifix 3 3 Taufstein 3 4 Kanzel 3 5 Orgel 3 6 Weitere Ausstattung 4 Grabdenkmaler 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte von Kloster und Kirche BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Die Klosterkirche des um 1300 gegrundeten Franziskanerklosters liegt zwischen Kloster und Munzstrasse im Nordwesten der Altstadt Die Sudseite mit Hauptzugangen und Turm ist der Stadt zugewandt wahrend nordlich zur Stadtmauer hin das ehemalige Konventsgebaude mit Klausur lag das einen Ost und einen Westflugel umfasste verbunden durch einen Kreuzgang der Ostflugel schloss an den Chor der Kirche an Durch Verputz bzw Neuverblendung sind die letzten authentischen Spuren jedoch verschwunden Letzter Rest des Ostflugels ist die Sakristei ganz im Osten an der Nordseite der Kirche Ursprunglich ragte sie etwas uber die Ostmauer hinaus und wurde erst 1832 verkurzt Erwahnt werden 1443 die Badestuben des Klosters und 1577 das vermietete Klostergewolbe In der Kirche befanden sich auch Altare Cottbuser Gewerke ein Altar der Brauer wird noch 1526 erwahnt was darauf hindeutet dass auch am Cottbuser Kloster Memorialstiftungen der Zunfte bestanden Die in ihrer jetzigen Form von 1936 stammende Blendnische befindet sich in der Mitte der Nordmauer und bezeichnet den fruheren Ubergang von der Kirche zum Kreuzgang Der letzte Rest der Klostergebaude soll erst 1852 abgetragen worden sein Teile der Friedhofsmauer waren bis 1729 im Bereich des jetzigen Klosterplatzes vorhanden Nutzung seit der Reformation Bearbeiten Als infolge der Reformation die Franziskaner ihr Kloster verlassen mussten verblieb das Patronatsrecht uber die Kirche beim Landesherrn Die Klosterkirche genannt wendische Kirche wurde die Pfarrkirche fur die wendische sorbische Bevolkerung in deren Sprache der Gottesdienst gehalten wurde Zum Pfarrsprengel gehorten die Dorfer Sandow Brunschwig Ostrow Schmellwitz und Dobbrick zur Halfte seit Anfang des 17 Jahrhunderts dann auch Branitz Dissenchen Merzdorf Lakoma Willmersdorf ganz Dobbrick Maiberg Skadow Saspow Zahsow und Strobitz Bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts wurde hier niedersorbisch gepredigt und gesungen Heute ist die einstige Klosterkirche Pfarrkirche der evangelischen Klosterkirchengemeinde im Kirchenkreis Cottbus der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Zu ihr gehoren die Dorfer Schmellwitz Willmersdorf Saspow Skadow Dobbrick Maiberg Strobitz und Zahsow Kirchengebaude BearbeitenDie Kirche ist ein 55 22 Meter langer langsrechteckiger Backsteinbau Das Aussere der Kirche ist als Bettelordenskirche schlicht gehalten und besteht aus einem langgestreckten und eingewolbten Hauptschiff mit durchgehendem Satteldach und einem in der Mitte der Sudseite angefugten schmalen asymmetrischen Seitenschiff mit parallelem Satteldach An der Sudostecke befindet sich ein schlanker Turm auf einem vierkantigen Unterbau und in der ostlichen Nordseite die Sakristei Das aussere Erscheinungsbild der Kirche ist das Ergebnis mehrfacher Erweiterungen bis zum Ende des Mittelalters danach wurden vor allem im Inneren Anderungen vorgenommen Die Klarung der Baugeschichte wird dabei durch Uberformungen und wenig aussagekraftige Quellen erschwert Der alteste Bestandteil der Kirche ist der Ostteil des Hauptschiffes vermutlich Anfang des 14 Jahrhunderts Die Erweiterung des Hauptschiffes erfolgte wohl noch im 14 Jahrhundert es gibt aber kaum Unterschiede zum Ostteil Der Bau des Turmes gehort moglicherweise auch in diese Phase weil dabei wie beim Mittel und Westteil des Hauptschiffes Raseneisenstein im Laufer Laufer Binder Verband verwendet wurde Der Anbau des Seitenschiffs erfolgte dann wahrend des 15 Jahrhunderts Die Mauern des Anbaus bestehen aus Backsteinen im Laufer Binder Laufer Binder Verband Die bis heute erhaltenen Dachwerke der Kirche entstanden im Zuge der Wiederherstellung nach dem Stadtbrand 1671 Im Jahre 1804 kam es zur Ausweissung der Kirche spatestens zu der Zeit wurde auch die Nordseite des Turmunterbaus abgetragen um die Lichtfuhrung fur das sudliche Ostfenster zu verbessern Die Sakristei wurde 1832 um ein Joch verkurzt und ragt nun nicht mehr uber Ostmauer des Hauptschiffes hinaus Im Jahre 1835 wurde das alte Sudportal zugemauert und im westlichsten Joch ein neuer Eingang geschaffen In den Jahren 1907 08 erfolgte die erste umfassende einheitlichen Grundsatzen folgende Kirchenerneuerung seit Jahrhunderten Das Bauprogramm umfasste den Einbau neuer Emporen und Gestuhle einer Dampfheizung und elektrischer Beleuchtung Neu entstanden sind im Zuge dieser Massnahmen die Emporen im Westen und im Seitenschiff die Orgel Gestuhl Turen Windfange und Fussbodenbelag Der Altar und die Kanzel wurden farblich dem renovierten Raum angepasst ausserdem wurde die Kanzel an die Nordseite des Hauptschiffes versetzt Zum Schluss wurde das Aussenmauerwerk ausgebessert Neuverfugung Auswechslung verwitterter Steine Erganzungen an der architektonischen Verzierung Die Erneuerung der Nordseite fand 1936 37 statt dabei wurde das Mauerwerk neu verblendet Den Zweiten Weltkrieg uberstand die Kirche ohne grossere Schaden In den 1950er Jahren wurden Teile der Dacher neu gedeckt und eine Luftheizung eingebaut Die letzte Restaurierung des Ausseren fand 1991 92 statt Dabei wurden der Turmhelm die Brustung die Fenstergewande und Blenden weiss geputzt Ausstattung BearbeitenAltar Bearbeiten nbsp AltarDer Altar kam 1750 in die Klosterkirche Er besteht vollstandig aus Holz Eine neue Fassung des Altars ist von 1908 1960 wurde eine vollstandige Reinigung durchgefuhrt Der Altar ist ein hoher Adikulaaufbau aus Holz mit korinthischer Saulenstellung Die gesamte Ostwand der Kirche fullen rundbogig uberwolbte Durchgange aus Auf Pfeilern und Freisaulen mit Gebalkstucken befinden sich Engelsfiguren mit Kreuz und Kelch Die Gemalde aus dem Jahr 1908 vom Abendmahl in der Predella der Kreuzigung im Hauptfeld und der Himmelfahrt Christi im Auszug werden von Voluten gerahmt Kruzifix Bearbeiten nbsp KruzifixDas holzerne Kruzifix von 1320 ist in seiner eindrucklichen Bescheidenheit ein Kunstwerk der Spatgotik Dieses uberlebensgrosse Schnitzwerk ca 2 5 Meter hoch gehort zu den qualitatvollsten seiner Art im Land Brandenburg Trotz Darstellung der Leiden plastisch herausgearbeitete Blutstropfen ist das Kruzifix im Ausdruck verhalten Auf der Brust befindet sich ein kleines goldenes Reliquienkreuz Schon im 19 Jahrhundert wurde an der Nordseite das astformig geschwungene Kreuz am senkrechten Balken angebracht vielleicht zum Einstecken in den Bodenbalken als Triumphkreuz Taufstein Bearbeiten nbsp TaufsteinDer Taufstein wurde um 1500 aus spatgotischem steinernen Baldachin und Saulenstumpf gebildet Als Fuss dient eine gewundene Saule als Becken ein umgekehrt versetzter quadratischer Baldachin mit reichem Masswerkschmuck Kreuzblumen und Eckfialen abgeschlagen Um 1908 entstanden wohl auch die auf zwei Seiten zu erkennenden Wappen und die Zellwolbung im Inneren der Taufschale Kanzel Bearbeiten nbsp KanzelDie Kanzel entstand wahrscheinlich erst 1617 nach dem Stadtbrand Auf Anregung des Provinzialkonservators und Kirchenarchitekten Buttner konnte durch Nutzung einer Wandnische auch die Kanzeltreppe unverandert benutzt werden Das Holz wurde farbig gefasst und reich geschmuckt in Spatrenaissanceform Die Kanzel besteht aus einem oktogonalen achteckigen Korb auf Vierkantfuss einer Brustung mit Beschlagwerk und Saulchen vor den Ecken daruber befinden sich in der Gebalkzone Engelskopfe und in den Brustungsfeldern Olbilder des 19 Jahrhunderts Christus die vier Evangelisten sowie Paulus unten befinden sich beschadigte Hangekartuschen Der Schalldeckel mit Aufsatz hat die Form einer Volutenkrone Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie Orgel aus dem Jahr 1908 wurde als Opus 1019 von Wilhelm Sauer aus Frankfurt Oder gebaut Es ist die einzige erhaltene Sauerorgel in Cottbus 1922 erfolgte eine Erneuerung der 1917 abgegebenen Prospektpfeifen und der Einbau eines Schwellers und erst im Jahr 2000 die Restaurierung Das Vorgangerinstrument stammte von Schrother aus Sonnewalde 1848 Das rein pneumatische Kegelladeninstrument besitzt 24 Register verteilt auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition ist wie folgt 1 I Hauptwerk C f31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Gamba 8 4 Flute 8 5 Gemshorn 8 6 Octave 4 7 Rohrflote 4 8 Rauschquinte II 2 2 3 2 9 Cornett III IV10 Trompete 8 II Schwellwerk C f311 Lieblich Gedeckt 16 12 Geigenprincipal 8 13 Rohrflote 8 14 Voix Celeste 8 15 Aeoline 8 16 Fugara 4 17 Traversflote 4 18 Nasard 2 2 3 19 Flautino 2 Pedal C d120 Violon 16 21 Subbass 16 22 Octave 8 23 Bassflote 8 24 Posaune 16 Koppeln II I I P II P Spielhilfen Piano Mezzoforte Forte Tutti CrescendowalzeWeitere Ausstattung Bearbeiten Die Bronzeglocke von 1927 stammt aus der Giesserei Schilling Apolda zwei weitere Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg abgegeben An der Brustung der Westempore sind zahlreiche Bemalungen mit Blumenschmuck Seligpreisungen und Bibelversen in sorbischer Sprache zu sehen Dabei handelt es sich um die altesten sorbischen Bibelzitate in einer Niederlausitzer Kirche 2 Die Sudempore ist 1908 an Stelle einer alteren hinter die Pfeiler zurucktretenden Empore neu angelegt worden dafur wurde die das Hauptschiff verstellende Nordempore beseitigt Die Bemalung der Brustung mit Seligpreisungen Blumenschmuck und Bibelversen in deutscher Sprache ist Beleg fur die Durchsetzung der Zweisprachigkeit auch in der wendischen Kirche Das Kastengestuhl wurde 1908 zur Halfte von der Cottbuser Firma Otto Rost sowie vom Spremberger Zimmermeister Richard Mittag gefertigt Turen und Windfang sind mit reichen Beschlagen in barocken Formen verziert ebenso Wandschrank und Tur der Sakristei Grabdenkmaler BearbeitenIn und an der Klosterkirche befinden sich mehrere Grabdenkmaler Grabdenkmal fur Fredehelm von Cottbus 1307 und seine Frau Adelheid von Colditz 1319 2 22 m hohe 1 05 m breite Sandsteinplatte mit Hochrelief mit rahmender Umschrift Es sind Kissen unter den Kopfen beider Figuren und Lowen unter den Fussen zu sehen Fredehelm in ritterlicher Ausrustung mit Schwert und Schild Auf Brust und Schild ist das Krebswappen der Familie zu sehen das spater zum Stadtwappen wurde Die eheliche Verbundenheit ist ausgedruckt indem sein rechter Arm um die Schultern Adelheids gelegt ist Adelheid ist im faltenreichen Mantel mit zum Gebet erhobenen Handen abgebildet Krebswappen auf der rechten Familienwappen auf der linken Schulter Die Platte gehorte vermutlich zu einem freistehenden Stiftergrab und war spater in den Boden im Mittelteil der Kirche eingelassen darunter befand sich ein Grabgewolbe Das Grab wurde 1753 geoffnet und mit Gestuhl uberbaut die Platte an die Aussenmauer versetzt Im Jahre 1908 wurde die Grabsteinplatte im Inneren in einer Nische der Nordwand aufgestellt Grabdenkmal fur Berthold von Madelsloh 1580 beschadigt Flachrelief aus Sandstein Der Verstorbene ist stehend im Profil abgebildet An den vier Ecken des Reliefs sind Wappen abgebildet Es befindet sich am vermauerten ehemaligen Hauptportal auf der Sudseite der Kirche Grabdenkmal fur Christian Gadegast 1592 1664 Diakon der Oberkirche Die Sandsteinplatte wurde 1665 von seiner Witwe gesetzt Die Platte war ursprunglich in der Oberkirche untergebracht spater aussen Sie wurde 1906 in einem Garten an der Stadtmauer wiedergefunden und aussen an die Nordseite der Sakristei der Klosterkirche versetzt Grabdenkmal an der Nordseite der Kirche Sandstein aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Es ist ein Saulenstuck auf einem Sockel mit Felsimitation auf dem oben abschliessenden Gesims befindet sich eine Urne mit Tuch und auf dem Schaft eine nicht mehr lesbare Inschrift nbsp nbsp nbsp nbsp Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Begrundet vom Tag fur Denkmalpflege 1900 Fortgefuhrt von Ernst Gall Neubearbeitung besorgt durch die Dehio Vereinigung und die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland vertreten durch Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum Brandenburg bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen 2000 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin ISBN 3 422 03054 9 Irmgard Ackermann Marcus Cante Antje Mues und andere Denkmale in Brandenburg Stadt Cottbus Teil 1 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms am Rhein 2001 ISBN 3 88462 176 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klosterkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100061 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Website der Klosterkirchengemeinde Die Herren von Cottbus und ihr Kloster Lausitzer Rundschau vom 28 Dezember 2007 zur Geschichte des KlostersEinzelnachweise Bearbeiten Informationen zur Orgel Katja Atanasov Alfred Roggan Simon Alfred Roggan Niedersorbische Wendische Beschriftungen in der Niederlausitz In Letopis 58 2011 2 S 3 35 Ludowe nakladnistwo Domowina Budysin 2011Kirchen in Cottbus Christuskirche Dorfkirche Dobbrick Dorfkirche Gross Gaglow Dorfkirche Sielow Dorfkirche Willmersdorf Edith Stein Kirche Johanneskirche Kapelle der Katholisch Apostolischen Gemeinde Klosterkirche Kreuzkirche Martinskirche Oberkirche St Nikolai Lutherkirche St Maria Friedenskonigin Zinzendorfkirche Normdaten Geografikum GND 4320186 6 lobid OGND AKS VIAF 237402503 51 761618 14 333438 Koordinaten 51 45 41 8 N 14 20 0 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klosterkirche Cottbus amp oldid 236369847