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Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Wittingau tschechisch Augustiniansky klaster v Treboni lateinisch Conventus S Augustini Canonicorum Regularium in Trzebon Wittingaw in Trebon im Budweiser Kreis gehorte zum Erzbistum Prag Das Kloster geht zuruck auf eine adelige Stiftung der Herren von Rosenberg Chorherrenstift Trebon Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wiederbegrundung 1631 3 Stiftskirche 4 Bibliothek und Skriptorium 5 Literatur chronologisch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1367 grundeten die Bruder Peter Jodok Ulrich und Johann von Rosenberg in Wittingau ein Augustiner Chorherrenstift Zugleich verpflichteten sie sich das Stift so auszustatten dass dort acht Kanoniker leben konnen Der Prager Erzbischof Johann Ocko von Wlasim stimmte zu dass die erstmals 1280 belegte Pfarrkirche zur Stiftskirche mit dem Patrozinium hl Agidius umgewidmet wird und wies dem Stift die Filialkirche in Mladosovice mit ihren Einkunften zu Ausserdem beauftragte der Bischof den Raudnitzer Propst Nikolaus Mikulas das Wittingauer Stift mit geeigneten Mitbrudern zu besiedeln und mit diesen einen Konvent zu bilden Erster Propst wurde der Raudnitzer Kanoniker Benes Bis 1384 waren die Stiftsgebaude und der Kreuzgang fertiggestellt Am 8 Dezember 1386 erteilte Papst Urban VI der Propstei die Pontifikalien wodurch sie zur Abtei aufstieg aber nachfolgend Zehntpflichtig wurde Ernsthaft gefahrdet war das Stift ab 1417 als Ulrich von Rosenberg unter dem Einfluss seines Vormundes Cenek von Wartenberg stand und sich dem Utraquismus zuwandte Nachdem der Hussitenfuhrer Jan Zizka im Herbst 1420 die Herrschaft Wittingau belagerte wandte sich Ulrich von diesem ab und erteilte den Kanonikern die Genehmigung sich in Sicherheit zu bringen Daraufhin begaben sie sich in verschiedene Augustinerstifte in Osterreich Bereits 1418 hatten sie die Stiftsarchivalien in der Sakristei des Schlosses Krumau versteckt Die kostbaren liturgischen Gerate ubergaben sie damals ihrem Patronatsherrn Ulrich der sie jedoch schon bald an Reinprecht von Walsee verpfandete Zwar kehrten die geflohenen Kanoniker schon 1426 in ihr Stift zuruck aber erst nachdem Ulrich von Rosenberg 1457 die Herrschaft Wittingau seinem Sohn Johann uberschrieb gab dieser dem Stift die liturgischen Gerate zuruck Mit dem Aufkommen der lutherischen Reformation veranderte sich die wirtschaftliche Lage durch verringerte Einkommen so sehr dass das Stift um die Mitte des 16 Jahrhunderts total verschuldet war Durch die religiosen Wirren verringerte sich auch die Anzahl der Ordensbruder was einen geistigen Verfall zur Folge hatte Nach dem Tod des Abtes Andreas der nach den Aufzeichnungen des rosenbergischen Archivars Vaclav Brezan einen nur bosen Ruf hatte wurde kein Nachfolger mehr gewahlt Deshalb beabsichtigte der Patronatsherr Wilhelm von Rosenberg anstelle des Chorherrenstifts ein Jesuitenkolleg zu errichten Da er sich mit den Jesuiten nicht einigen konnte wurde das Stift in eine Pfarrei mit weltlichen Seelsorgern umgewandelt und die vormaligen Stiftsguter der rosenbergischen Herrschaft Wittingau angeschlossen Wiederbegrundung 1631 BearbeitenNach dem Tod Wilhelms von Rosenberg 1592 erbte sein Bruder Peter Wok von Rosenberg dessen Besitzungen Obwohl er und seine Familie der Bruderunitat angehorten blieb die katholische Seelsorge in Wittingau erhalten Nach Peter Woks Tod 1611 gelangten seine Besitzungen testamentarisch an die Herren von Schwanberg Wegen der Beteiligung des Peter III von Schwanberg am Standeaufstand von 1618 wurde das Vermogen der Herren von Schwanberg nach der Schlacht am Weissen Berg konfisziert und fiel an Kaiser Ferdinand II der die Herrschaft Wittingau seinem Sohn Erzherzog Ferdinand III HRR abtrat Dieser beauftragte den Jesuiten Adam Kravarsky mit der Rekatholisierung und war fest entschlossen das Stift neu zu besetzen Deshalb forderte er den Klosterneuburger Propst Bernhard I Enoch Waitz auf zusammen mit dem Rektor des Jesuitenkollegs Krumau Wolfgang Silvanus den Zustand der verodeten Stiftsgebaude und dorfer festzustellen Unabhangig von deren Gutachten verfugte Erzherzog Ferdinand mit Dekret vom 15 Februar 1631 die Erneuerung des Stiftes Schon am 26 Marz d J kam Propst Bernhard Waitz mit zwei Kanonikern aus dem Stift Klosterneuburg nach Wittingau Einer der Kanoniker wurde zum Administrator ernannt Ihm ubergab der Wittingauer Hauptmann die Temporalien der Krumauer Archidiakon Matthaus Thomae Ubertrug den beiden Kanonikern im Auftrag des Prager Erzbischofs Ernst Adalbert von Harrach die Seelsorge Die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges uberstand das Stift weitgehend unversehrt Mit Dekret vom 18 November 1662 loste Kaiser Leopold I das Stift Wittingau vom Stift Klosterneuburg Erster Propst des neu begrundeten Stifts Wittingau wurde 1663 der Chorherr Norbert Heermann Obwohl Kaiser Joseph II auf die Bitte des Patronatsherrn Joseph von Schwarzenberg am 20 September 1784 dem Stift Wittingau alle seine Privilegien bestatigte verbat er nach dem Tod des Abtes Augustin Marek 14 Juli 1785 eine Neuwahl Am 16 November 1785 loste er das Stift Wittingau im Rahmen der Josephinischen Reformen endgultig auf Die elf Kanoniker durften noch bis zum 16 April 1786 verbleiben Acht von ihnen wirkten danach als Weltpriester in der Seelsorge Der Stiftsdechant Floridus Broz und zwei kranke Chorherren erhielten eine Pension Die Stiftsgebaude und das zugehorige Gut ersteigerte am 19 Juni 1786 Johann I Furst zu Schwarzenberg Das Barvermogen fiel an den Religionsfonds Stiftskirche Bearbeiten nbsp Blick auf das Kloster Eine Pfarrkirche in Wittingau wird bereits im Jahr 1280 erwahnt Nach der Grundung des Chorherrenstifts 1367 wurde sie als zweischiffige Hallenkirche neu errichtet Das Presbyterium der Kirche wurde etwa im Jahre 1380 fertiggebaut und das Zweischiff wurde in den darauffolgendenden Jahren eingewolbt 1 Den Hauptaltar mit der gotischen Tafelmalerei schuf Ende des 14 Jahrhunderts der Meister von Wittingau Bei der baulichen Umgestaltung 1781 im Stil des Barock wurde der ursprungliche Bilderzyklus des gotischen Altars auf die umliegenden Kirchen verteilt Einzelne Tafeln befinden sich heute in der Nationalgalerie Prag Bei der Generalreparatur des Klosters und der Kirche in den Jahren 1897 1903 wurde der Kirchturm regotisiert der nach dem Brand im Jahr 1781 eine Barockkuppel bekommen hatte Die Altare und die ubrigen Einrichtungen sind meist barock und stammen aus der 1 Halfte des 18 Jhds die Kanzel ist aus dem Jahre 1791 An den Wanden ist eine malerische Ausschmuckung uberwiegend aus der zweiten Halfte des 15 Jhds erhalten geblieben Am Chor befindet sich ein Fresko mit dem Thema des Jungsten Gerichtes und am Eingang vom Chor in die Sakristei ein Teil des Freskos zur Wende der 14 und 15 Jahrhunderte die die Ankunft der ersten Ordensbruder aus Roudnice nach Trebon darstellt 1 nbsp Ansicht der Stiftskirche nbsp Frantisek Mares Jan Sedlacek Grundriss der KlosteranlageBibliothek und Skriptorium BearbeitenDas Stift war von Anfang an mit einer reichen Bibliothek einem Skriptorium und einer Lateinschule ausgestattet 1493 schenkte Benedikt von Waldstein Bischof von Cammin dem Stift ein reich illustriertes Brevier Nach der Auflosung des Stifts wurden die Handschriften Inkunabeln und ein Teil der neueren Bucher nach Prag gebracht Literatur chronologisch BearbeitenJaroslav Kadlec Wittingau Trebon In Floridus Rohrig Hrsg Die Stifte der Augustiner Chorherren in Bohmen Mahren und Ungarn Klosterneuburg 1994 S 241 292 ISBN 3901025340 Joachim Bahlcke Winfried Eberhard Miloslav Polivka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Bohmen und Mahren Kroners Taschenausgabe Band 329 Kroner Stuttgart 1998 S 666 668 ISBN 3 520 32901 8 Jaroslav Kadlec Klaster augustinianskych kanovniku v Treboni Prag 2004 Franz Machilek Die Raudnitzer Reform der Augustiner Chorherren im 14 15 Jahrhundert In Gisela Drossbach Klaus Wolf Hrsg Reformen vor der Reformation Sankt Ulrich und Afra und der monastisch urbane Umkreis im 15 Jahrhundert De Gruyter Boston u a 2018 S 38f u 43f Weblinks BearbeitenKirche des Hl Agidius und der Jungfraulichen Konigin Maria in TrebonEinzelnachweise Bearbeiten a b Kirche des Hl Agidius und der Jungfraulichen Konigin Maria in Trebon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augustiner Chorherrenstift Wittingau amp oldid 242319851