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Die Kirche unserer Lieben Frau in Adlersberg ist eine Filialkirche der katholischen Pfarrei Pettendorf 1 Ihren Ursprung hat die Kirche in einem ehemaligen Dominikanerinnenkloster welches ab etwa 1274 fur rund 300 Jahre auf dem Adlersberg bei Regensburg Bestand hatte Die Kirche ist Unserer Lieben Frau geweiht und feiert ihr Patrozinium am 15 August 1 Ehemalige Klosteranlage mit Kirche auf dem AdlersbergInnenraum der ehemaligen Klosterkirche in Adlersberg Blick zum Altar Innenraum der ehemaligen Klosterkirche in Adlersberg Blick zur Orgel Ehemalige Klosterkirche Adlersberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Klostergrundung und Anfangszeit 1 2 Auflosung und Folgezeit 1 3 Sakularisation und weltliche Besitzer 2 Gegenwart 3 Geschichten und Legenden rund um das ehemalige Kloster 3 1 Die Flucht der Priorin nach Nurnberg 3 2 Geheimgange bis zur Donau und nach Regensburg 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKlostergrundung und Anfangszeit Bearbeiten Hauptartikel Burgen und Klostergeschichte der Gemeinde Pettendorf Vor dem Jahr 1262 wird eine Klostergrundung im zwei Kilometer entfernten Pettendorf urkundlich erwahnt Dieses Kloster war St Bartholomaus geweiht und wurde in der kaiserlosen Zeit des Interregnums zwischen 1271 und 1274 zerstort Die Zerstorung und Brandschatzung wird traditionsgemass den Raubrittern der nahegelegenen Burg Loweneck angelastet Nach der Zerstorung wurde das Kloster auf den Adlersberg verlegt wo ab 1274 die Errichtung von neuen Konventgebauden erfolgte Als Stifter des Klosters wird Ludwig der Strenge genannt der 1276 den Klosterfrauen von Weissenburg den Einzug in den von ihm errichteten Konvent in Pettendorf erlaubt Weitere Nonnen wurden aus dem Regensburger Kloster Heilig Kreuz geholt Das Kloster wird auch nach der Verlegung auf den Adlersberg noch in allen Urkunden Pettendorf oder Neu Pettendorf genannt Trager des Klosters war der Dominikanerorden der auf dem Adlersberg eines seiner wenigen Kloster im landlichen Raum grundete Als Bettelorden waren die Dominikaner sonst uberwiegend in Stadten vertreten Die Grundung des Klosters fallt mit dem Wirken von Albertus Magnus als Bischof von Regensburg zeitlich zusammen was einen Zusammenhang mit der Ordenswahl denkbar erscheinen lasst Der Konvent wurde von einer Priorin geleitet wahrend die Aufsicht uber das Kloster beim Regensburger Kloster St Blasius lag Die Bauten des Klosters sind die Anfangszeit der Gotik zu setzen An den bearbeiteten Steinen der Klosterkirche finden sich 30 Steinmetzzeichen die auch am Regensburger Dom gefunden wurden und den Austausch von Handwerkern zwischen den Baustellen belegen Der Innenraum der Kirche ahnelt der wenige Jahre zuvor oder zeitgleich errichteten Dominikanerkirche St Blasius in Regensburg was auch eine parallele Bauplanung vermuten lasst Die Kirche misst eine Lange von 45 Metern und eine Breite von elf Metern Das Kirchenschiff hat eine Hohe von zwolf Metern im Innenraum und an der Aussenwand einschliesslich des Daches von 19 5 Metern 2 Zwischen 1316 und 1323 lasst der spatere Kaiser Ludwig der Bayer dem Kloster umfangreiche Schenkungen zukommen und wurde deshalb auch als der zweite Stifter des Konvents verehrt Die Madonna und die bedeutenden Wandmalereien entstanden wohl um das Jahr 1400 Es wird angenommen dass die Kunstwerke aus dem Umfeld der Wittelsbacher stammen Bemerkenswert ist dass in der Adlersberger Kirche die alteste belegte Abbildung einer Madonna mit Schutzmantel zu sehen ist In weiteren bedeutsamen Fresken sind die beiden Stifter Herzog Ludwig der Strenge und Kaiser Ludwig der Bayer zu finden Getragen wurde das Kloster uberwiegend vom ortlichen Landadel sowie von Patrizierfamilien aus der nahe gelegenen Stadt Regensburg Unter den Priorinnen des Klosters finden sich Tochter von bekannten Familien wie den Paulsdorfern Portnern Nabburgern Auer von Brennberg Gumprecht oder Ingolstadter Der Besitz des Klosters beschrankte sich uberwiegend auf den Nahbereich rund um Pettendorf Neben der Landwirtschaft betrieb das Kloster auch eine Brauerei auf dem Adlersberg Der Konvent tat sich nie durch besondere Aktivitaten hervor und beschrankte sich offenbar auf seine eigene Verwaltung Auflosung und Folgezeit Bearbeiten Im Zuge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde das Kloster in starke Mitleidenschaft gezogen und gehorte als Ergebnis der Auseinandersetzung ab 1505 nicht mehr zum Herzogtum Bayern sondern zum neugegrundeten Furstentum Pfalz Neuburg Im Zuge des Ubertritts des Fursten von Pfalz Neuburg Ottheinrich zum protestantischen Glauben wurde das Kloster 1542 aufgelost Im Kloster lebten zu dieser Zeit nur noch die Priorin und vier Nonnen da schon zuvor im Zuge des Aufkommens der Thesen von Martin Luther kaum noch Nachwuchs gefunden werden und sich die Zahl der Austritte aus dem Konvent haufte Die Auflosungskommission vermerkte dass die Einrichtung des Klosters durftig sei und nur noch die notwendigsten Utensilien zur Abhaltung der Gottesdienste vorhanden waren Wahrend des Schmalkaldischen Krieges wurden die Besitzungen der Fursten von Pfalz Neuburg durch Kaiser Karl V besetzt der sich mit dem Gedanken trug das ehemalige Kloster auf dem Adersberg seinem Beichtvater Pedro de Soto zu uberlassen Der Kriegsausgang fuhrte aber dazu dass die Gebiete wieder vom Fursten von Pfalz Neuburg eingenommen wurden und protestantisch blieben Zeitweise lebten in den ehemaligen Konventgebauden auch die evangelischen Pastoren der Pfarrei Pettendorf von denen besonders der mit der Dichterkrone ausgezeichnete Kaspar Brusch zu nennen ist Brusch ermoglichte es auch dem Regensburger Buchdrucker Hans Kohl politisch brisante Schriften in den Konventgebauden zu drucken was den Begriff Adlersberger Winkeldruckerei als Bezeichnung fur den Ursprung der Pamphlete schuf Nachdem der Furst von Pfalz Neuburg 1613 wieder zum katholischen Glauben ubergetreten war wurden auch in der Pfarrei Pettendorf ab 1617 wieder katholische Geistliche ernannt In der Folgezeit wechselten die Besitzer der ehemaligen Klosteranlage mehrfach Besitzer waren unter anderem die Regensburger Kloster Heilig Kreuz und St Blasius Der Versuch einer Wiederbesiedlung des Klosters scheiterte an den Auswirkungen des Dreissigjahrigen Krieges der auch das Regensburger Umland erfasste Ab dem Jahr 1676 gehorte das ehemalige Kloster Adlersberg zum Zisterzienserstift Kaisheim der dieses als Hofmark uber sein Subpriorat im Kloster Pielenhofen verwaltete Ab der Zeit der Gegenreformation etablierte sich eine kleine Marienwallfahrt zum Adlersberg Als Gnadenbild wurde die Mutter Gottes der Verlassenheit auf dem Hochaltar der ehemaligen Klosterkirche verehrt Die Wallfahrt zum Adlersberg reihte sich dabei in eine von insgesamt 44 Wallfahrten in der Diozese Regensburg ein Das Einzugsgebiet der Wallfahrt hat sich vermutlich nur auf den Nahraum um Regensburg beschrankt Votivtafeln und sonstige Votivgaben in der Kirche belegen die Bedeutung der Wallfahrt Erwahnenswert ist hier eine heute noch vorhandene Votivtafel aus dem Jahr 1736 mit einigen in Silber gefassten Pretiosen Sakularisation und weltliche Besitzer Bearbeiten Kirchenrechtlich ging das Kloster auf dem Adlersberg erst mit der Sakularisation 1803 unter der Besitz des Reichsstifts Kaisheim wurde enteignet und ging auf den Bayerischen Staat uber Im Jahr 1809 nach der Schlacht von Regensburg wurde die ehemalige Klosteranlage zuerst von zuruckweichenden osterreichischen und spater von nachruckenden napoleonischen Truppen geplundert In der Folgezeit wechselten die Besitzer wieder mehrfach ehe die Klosterokonomie 1838 in den Besitz der Familie Prossl uberging die dort bis zum heutigen Tag eine Brauerei mit angeschlossener Ausflugsgaststatte betreibt 3 Die ehemalige Klosterkirche war beim Verkauf nicht eingeschlossen und blieb im Besitz des Bayerischen Staates Zwischen 1818 und 1838 wurde von staatlicher Seite uber einen Abbruch der Klosterkirche verhandelt der aber durch den Einsatz des ortlichen Pfarrers Severin Fuchs und dessen Freund dem Historiker Joseph Rudolf Schuegraf verhindert werden konnte Gegenwart BearbeitenHeute wird die ehemalige Klosterkirche regelmassig durch die Pfarrei Pettendorf fur Gottesdienste genutzt Daneben ist die Kirche eine beliebte Hochzeits und Taufkirche im Raum Regensburg sowie Ziel verschiedener Ausflugs und Pfarrwallfahrten aus der naheren Umgebung Im Jahr 2004 wurde die letzte umfassende Renovierung abgeschlossen und eine neue Orgel installiert die im selben Jahr vom Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Muller geweiht wurde Von der ehemaligen Klosteranlage sind heute noch die eindrucksvolle Kirche mit einem Teil ihrer mittelalterlichen Fresken und dem Altar die gesamte Klostermauer die Ruine des alten Zehentstadels sowie einige Teile der Klostergebaude erhalten Laut dem Historiker Alois Schmid gehort die Anlage zu den bedeutendsten Kunstdenkmalern der Fruhgotik und der Bettelordensarchitektur in Bayern 4 Schmid verweist auch darauf dass auf dem Adlersberg eine Klosteranlage des Mittelalters in ihrer Grundstruktur erhalten geblieben ist wie diese in ihrer Vollstandigkeit an kaum einem anderen Ort mehr anzutreffen ist Er schreibt dies dem Umstand zu dass die Klostertradition auf dem Adlersberg schon im 16 Jahrhundert endete und damit die Bautatigkeit zum Erliegen kam womit der Ursprungszustand der Anlage erhalten blieb Geschichten und Legenden rund um das ehemalige Kloster BearbeitenDie Flucht der Priorin nach Nurnberg Bearbeiten Das Kloster auf dem Adlersberg bei Pettendorf war nie sehr bedeutend wobei es kurz vor seiner Auflosung im Jahr 1542 allerdings durch eine noch heute von Stadtfuhrern in Regensburg erzahlte Romanze hervortrat Die dortige Priorin Katharina Sinzenhofer floh im Jahr 1525 unter abenteuerlichen Umstanden mit Pater Moritz Furst aus dem Regensburger Kloster St Blasius nach Fischbach bei Nurnberg um dort die Ehe einzugehen Das Kloster auf dem Adlersberg und St Blasius waren seit jeher traditionell eng miteinander verbunden wobei sich zwischen beiden Ordensleuten im Lauf der Zeit scheinbar mehr als eine reine Arbeitsbeziehung ergab Ausschlaggebend hierfur waren vermutlich die Lehren Martin Luthers die 1524 25 auch im Kloster auf dem Adlersberg und in Regensburg Einzug gehalten hatten Beide Ordensleute flohen jedoch nicht mit leeren Handen sondern nahmen zuvor noch diverse Wertgegenstande aus ihren Klostern mit die sie in Nurnberg zu verkaufen suchten Der Konvent von St Blasius erstattete sodann Anzeige bei der Reichsstadt Nurnberg Der folgende Prozess endete mit einem Vergleich der den ehemaligen Pater Moritz Furst zur Zahlung einer Geldsumme an das Kloster verpflichtete In der Folgezeit lebte das Ehepaar Furst Sinzenhofer in verschiedenen frankischen Gemeinden wo Furst als evangelisch lutherischer Pastor tatig war Das Kloster auf dem Adlersberg verfugte nach der Flucht von Sinzenhofer nur noch uber vier Nonnen und wurde im Jahr 1542 im Zuge des Ubertritts der Fursten von Pfalz Neuburg zum protestantischen Glauben aufgelost Geheimgange bis zur Donau und nach Regensburg Bearbeiten Zunachst wurde das Kloster um 1260 im zwei Kilometer entfernten Pettendorf gegrundet wo nach den Urkunden die fast fertiggestellte Klosteranlage zerstort wurde Danach erfolgte die Verlegung des Klosters auf den Adlersberg wo ab 1274 die Errichtung von neuen Konventgebauden begann Die Zerstorung der ersten Klosteranlage in Pettendorf wird traditionsgemass den Raubrittern von der Burg Loweneck zugeschrieben Der Legende nach zogen die Nonnen aus dieser Brandschatzung ihre Lehren und legten unter der neuen Klosteranlage auf dem Adlersberg Geheimgange als Fluchttunnel an Je nach Uberlieferung fuhrten die Fluchtgange zu einem Ort knapp ausserhalb des Klosters bis ins Tal bei Tremmelhausen oder bis zur Donau bei Kneiting Eine andere Legende spricht sogar davon dass einer der Tunnel unter der Donau bis ins acht Kilometer entfernte Kloster Niedermunster in Regensburg gefuhrt habe 5 Einen dieser Fluchtgange kann man heute noch wenige Meter links neben dem Haupteingang der Kirche sehen Der Eingang zu diesem Fluchtgang ist heute durch ein Eisengitter versperrt und man kann dort die Treppen sehen die in die Tiefe ins Dunkel fuhren Dieser Fluchttunnel kann mittlerweile wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden und endet schon nach etwa 50 Metern an einer Mauer Vermutlich war auch dieser fur jedermann sichtbare Tunnel die Grundlage fur die Legenden die sich um Geheimgange und Fluchttunnel unter dem ehemaligen Kloster Adlersberg in der ortlichen Bevolkerung ranken Bis heute gibt es keine Belege dafur dass es tatsachlich noch weitere Fluchttunnel gab und auch der Zweck des vorhandenen Gangs lasst sich nicht mehr feststellen Literatur BearbeitenGemeinde Pettendorf Hrsg Gemeinde Pettendorf Geschichte und Gegenwart ISBN 978 3784711515 Eva Schlotheuber Hrsg Nonnen Kanonissen und Mystikerinnen Religiose Frauengemeinschaften in Suddeutschland Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Vandenhoeck amp Ruprecht Auflage 1 Aufl 23 Januar 2008 ISBN 978 3525358917 Weblinks BearbeitenHomepage der Gemeinde Pettendorf Ubersicht zur Gemeindehistorie Homepage der Katholischen Pfarrei Pettendorf Erlauterungen zur ehemaligen Klosterkirche Adlersberg Homepage der Brauerei Prossl Adlersberg Die Geschichte des Klosters auf dem Adlersberg Homepage von Oberpfalz Luftbild Luftaufnahme der ehemaligen Klosteranlage AdlersbergEinzelnachweise Bearbeiten a b Archivierte Kopie Memento des Originals vom 30 Mai 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pfarrei pettendorf de http www adlersberg com index php option com content amp view category amp layout blog amp id 8 amp Itemid 12 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 31 August 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte 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