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Die Kirche St Martin war bis 1945 eine romisch katholische Pfarrkirche im Kirchdorf Busskirch in Jona einem Ortsteil der Schweizer Gemeinde Rapperswil Jona im Kanton St Gallen Die Kirche St MartinAnsicht von der Holzbrucke Rapperswil Hurden uber den Obersee auf die Halbinsel von BusskirchGotischer Chor und Kirchturm nach dem Umbau von 1482 83Sakristei und Standort des 1850 entfernten BeinhausesVorbau von 1676 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte der Pfarrei Busskirch 3 Baugeschichte 4 Innenausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche steht auf einer in den oberen Zurichsee ragenden Halbinsel am nordlichen Seeufer im Mundungsdelta der Jona einem Fluss in den Schweizer Kantonen Zurich und St Gallen nach dem der gleichnamige Ortsteil von Rapperswil Jona benannt ist Die fruhmittelalterliche Pfarrkirche St Martin und ihr Friedhof wurden auf den Uberresten eines romischen Gutshofes aus der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr erbaut der dem romischen Vicus Centum Prata Kempraten zugeordnet wird Geschichte der Pfarrei Busskirch BearbeitenDie Pfarrei Busskirch ist eine der altesten am Zurichsee und spielte bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1945 eine bedeutende Rolle Von 840 bis 1838 war sie dem Kloster Pfafers unterstellt das uber die Kollatur Zehntrechte und ausgedehnten Grundbesitz verfugte Erstmals erwahnt wird die Kirche von Busskirch im churratischen Reichsurbar als fossonas ecclesiam im Besitz der Benediktinerabtei Pfafers In einer im Stiftsarchiv St Gallen aufbewahrten Vergabungsurkunde vom 6 August 854 werden Fussinchirichun Busskirch und Vurmirrispah Wurmsbach erwahnt In einer Urkunde vom 16 April 1209 ausgestellt im Grossmunster in Zurich bestatigen Lutold IV von Regensberg und sein Sohn die Ubertragung eines Guts an die Bruder von St Maria und verbrieften die Vereinbarung zwischen der Propstei Ruti und dem Leutpriester von Busskirch als Vertreter des Klosters Pfafers Die neuen Besitzungen des Klosters waren nach Busskirch zehntpflichtig ebenso war die auf der heutigen Chlaushohe in Ruti gelegene St Nikolaus Kapelle Busskirch unterstellt Im Einverstandnis mit dem Abt von Pfafers trat dieses die St Nikolaus Kapelle und die Einkunfte aus deren Widumgut und die Zehnten an den Konvent von Ruti ab und der Bischof von Konstanz verzichtete auf seine Rechte 1 Busskirch war eine Grosspfarrei der die Einwohner von Rapperswil und des heutigen Jona sowie weitere Kirchen angehorten 1253 trat Graf Rudolf III von Rapperswil sein Patronatsrecht an das Kloster Pfafers ab um die Stadtkirche von Rapperswil vom Sprengel der Pfarrei Busskirch abzulosen 1369 wurde die Kirche des Klosters Mariazell Wurmsbach dem Gebiet der Pfarrkirche von Busskirch zugeschlagen Nach der Auflosung des Klosters Pfafers wurde Busskirch 1838 eine unabhangige Pfarrei 1945 in die Kirchgemeinde Jona integriert und seit 2008 gehort Busskirch nach der Gemeindefusion von Jona und Rapperswil zur Katholischen Kirchgemeinde Rapperswil Jona Baugeschichte BearbeitenDie erste der funf Vorgangerkirchen entstand auf romischen Mauerresten die bei der Innenrenovation 1975 zum Vorschein kamen Bereits 1927 wurden Reste eines romischen Hypocaustums gefunden die einer Villa rustica der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr zugeordnet werden konnten das mit zusatzlichen Raumen nach Osten erweitert wurde Bemerkenswert war die Ausmalung mit leuchtenden Farben im pompejanischen Stil Vermutlich weil der Seespiegel dauerhaft angestiegen war nachdem die galloromischen Bewohner des Vicus Turicum nicht mehr den Seeabfluss vom Geschiebe der Sihl befreiten wurde im Verlauf des 3 Jahrhunderts der Boden in einem Teil des Gebaudes angehoben Romische Mauern des gleichen Gebaudekomplexes fanden sich auch nordlich der Kirche ebenso kamen 1950 Reste eines romischen Mortelbodens und beim Friedhofseingang drei Stufen einer steinernen Treppe zum Vorschein vermutlich der Zugang zum unter dem Bodenniveau liegenden Hypocaustum wie auch zahlreich gefundene Bruchstucke von Heizungsrohren vermuten lassen Etwa 200 Meter nordwestlich der heutigen Kirche wurden beim Bau von Wohnhausern 1962 versehentlich Brandgraber zerstort die wahrscheinlich zu einem romischen Graberfeld an der Romerstrasse zwischen Kempraten und Busskirch gehorten Vermutlich ist im 7 Jahrhundert auf den romischen Fundamenten eine erste kleine dem heiligen Martin von Tours gewidmete Saalkirche errichtet worden Dieser erste nachweisbare Kirchenbau wurde auf den romischen Fundamenten eines Raums von 9 6 Meter errichtet Moglicherweise war dies die Urkirche fur die Christianisierung im Linthgebiet im Zusammenhang mit der Missionierungstatigkeit der heiligen Columban von Luxeuil und Gallus Gallus soll Uberlieferungen nach auf seinem Weg von Turicum nach Tuggen ein alamannisches Gotzenbild in das Ried mit dem bezeichnenden Flurnamen im Gotz ostlich der Kirche geworfen haben Der gleich orientierte Nachfolgebau eine Saalkirche von 11 6 Meter stammt vermutlich aus karolingischer Zeit und war nicht mehr auf den romischen Fundamenten errichtet wahrscheinlich handelt es sich dabei um jene Kirche die 842 843 im Reichsurbar erwahnt wird Nach einem Brand erfolgte um 1100 der Bau eines romanischen Gotteshauses auf massiven Grundmauern An den rechteckigen Saal von 9 16 Meter schloss sich im Osten eine halbrunde Apsis an Dieser Kirchenbau wurde um 1300 bis auf die Grundmauern abgetragen und der dritte Neubau mit kunstfertig geschichtetem Mauerwerk erstellt das spatromanische Kirchenschiff blieb bis 1853 unverandert Dieses bildete den Kernbau fur die nachfolgenden Umbauten in den Jahren 1482 83 mit dem Anbau eines polygonalen gotischen Chors dem Kirchturm und einem Satteldach womit das Gotteshaus im Wesentlichen sein heutiges Erscheinungsbild erhielt Wahrend der Belagerung von Rapperswil 1656 plunderten und zerstorten die Zurcher Truppen die spatgotische Ausstattung der ummauerten Kirche Das Beinhaus wurde 1850 abgebrochen 2 Der Turmaufsatz und der Kirchenvorbau wurden 1676 in klassizistischem Stil gestaltet Umfassende Erneuerungsarbeiten erfolgten 1905 und 1975 Innenausstattung Bearbeiten nbsp Innenansicht von der Empore1483 wurden die Kirchenbanke und die Ture zur Sakristei eingebaut sowie zwei Seitenaltare errichtet Die gotischen Fenster und das Vorzeichen sind von 1671 Der Chor weist spatgotische Bauelemente auf mit Strebepfeilern und Masswerkfenstern ebenso der Turm bis zum Glockengeschoss Hochliegende Rundbogenfenster belichteten den Innenraum zwei der ursprunglich romanischen Fenster wurden bei der Restaurierung von 1975 freigelegt Das Chorgewolbe schmucken vier Medaillons aus der Mitte des 17 Jahrhunderts mit Bildnissen der Evangelisten entstanden vermutlich nach der Kirchenschandung der Zurcher Truppen im Jahr 1656 Die 1975 freigelegten Fresken sind in freso buono gehalten und das Gittermuster auf dem Gewolbe al secco auf den trockenen Verputz aufgetragen worden Unter dem Verputz verborgen waren auch das Sakramentshauschen in der Nordwand und die mit einem Eisenturchen verschlossene Nische in der Sudwand Das Fresko an der Chorwand erweckt den Eindruck eines gemalten Hallenraums der den Rahmen fur die Architektur im Chor mit dem am Chorbogen aufgehangten Kreuz bildet Das Kruzifix steht im Zentrum zweier kniender Engel die auf Wolken schwebend im Kirchenraum aufgemalt sind Das spatgotische Kruzifix uber dem Nordeingang stammt aus der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts mit einem sehr schlanken Korpus bei 82 cm Hohe Die Ruckwand des Kirchenschiffs ziert der Hollenrachen Das Werk aus der Mitte des 16 Jahrhunderts ist ein Fragment eines Bildnisses des Jungsten Gerichts am Chorbogen nbsp Chorbereich mit den 1975 freigelegten Fresken nbsp Chorgewolbe mit Fresken Mitte 17 Jh nbsp Seitenaltar St Josephs Hinscheidung nbsp Hochaltar links Opfer des Melchisedechs rechts Opferung Isaaks nbsp Seitenaltar Sankt Martin nbsp Vollendung der Erlosten in der Herrlichkeit Christi 1975 nbsp Empore und Eingangsbereich mit zwei der vier Fresken Kreuzweg links und rechts nbsp Hollenrachen Fragment Jungstes Gericht Mitte 16 Jh 1848 wurde das Kirchenschiff biedermeierlich klassizistisch umgestaltet und im Westen um ein Fensterjoch erweitert Die zwei nordlichen Deckengemalde malte Johann Anton Rizzi im gleichen Jahr Mit dem Chorbogen bilden sie eine Einheit Das vordere zeigt im Renaissance Stil gehalten in Dreieckskomposition die Heilige Familie mit Elisabeth und Johannes das Hauptfeld das Abendmahl Jesu Der neugotische Hochaltar und die beiden Seitenaltare stammen aus dem Jahr 1905 Als Hinweise auf das eucharistische Opfer zeigt der Hauptaltar im linken Feld das Opfer des Melchisedechs rechts die Opferung Isaaks Der heilige Martin wird im rechten Turmchen mit der Gans zu seinen Fussen dargestellt links Karl Borromaus Die Altarbilder in den Seitenaltaren Sankt Martin und St Josephs Hinscheidung stammen aus den alten Altaren 1936 vervollstandigte Marx Stieg die Innenausstattung mit einem spatklassizistischen Taufstein mit einer gerippten Sandsteinschale uber rundem Schaft Das dritte Deckengemalde Vollendung der Erlosten in der Herrlichkeit Christi schuf Jost Blochlinger in barockem Stil anlasslich der Wiedereroffnung nach der Gesamtsanierung von 1975 Der Kirche St Martin wurden zu diesem Anlass 13 landlich barocke Stationsgemalde aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts und eine Muttergottes Statue mit Kind aus dem 17 Jahrhundert geschenkt ebenso die innere Verglasung der Fenster mit Butzen Teile der Kirchenorgel stammen aus Andwil Die ersten Kirchenglocken wurden vermutlich 1656 von den Zurcher Truppen geraubt Spender ermoglichten mit der Gesamterneuerung die Anschaffung von zwei neuen Glocken und eines Glockenspiels mit Te Deum und Salve Regina Motiven Der Kirchenschatz ist vergleichsweise bescheiden und umfasst eine Scheibenmonstranz von 1742 das spatgotische Kruzifix ein Vortragekreuz aus der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts einen Festtagskelch von 1700 Ziborien Olgefasse Statuetten und Kirchenfahnen Die wertvollen Stucke sind Exponate im Stadtmuseum Rapperswil Jona und Landesmuseum Zurich Literatur BearbeitenBernhard Anderes Die Kunstdenkmaler des Kantons St Gallen Band IV Der Seebezirk Birkhauser Verlag Basel 1966 Peter Rollin Kulturbaukasten Rapperswil Jona 36 Museen ohne Dach Rapperswil Jona 2005 ISBN 3 033 00478 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Busskirch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alois Stadler Busskirch In Historisches Lexikon der Schweiz Katholische Kirchgemeinde Rapperswil Jona Kirche BusskirchEinzelnachweise Bearbeiten Bernard Andenmatten und Brigitte Degler Spengler Red Die Pramonstratenser und Pramonstratenserinnen in der Schweiz In Helvetia Sacra IV 3 Basel 2002 ISBN 978 3 7965 1218 6 Stadtverwaltung Rapperswil Jona Kulturstatten abgerufen am 19 April 201347 217011111111 8 8335277777778 Koordinaten 47 13 1 2 N 8 50 0 7 O CH1903 705657 230503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche St Martin Busskirch amp oldid 183628029