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Die Kampfgruppe ab Juli 1944 1 Kampfgruppe war ein Verband der Kriegsmarine der aus mehreren schweren Einheiten bestand Er wurde im Februar 1943 aufgestellt und bestand bis Oktober 1944 1 Das Schlachtschiff Tirpitz grosstes Schiff der Kampfgruppe mit Zerstorern in norwegischen GewassernPrinz Eugen oben und Admiral Scheer unten im Marz 1942 im Lofjord Norwegen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Zusammensetzung der Kampfgruppe 3 Befehlshaber 4 Aufgaben und Einsatze 4 1 Aufgaben 4 2 Einsatzbedingungen 4 3 1943 4 4 1944 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAm 6 Januar 1943 fand eine Aussprache Hitlers mit dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Grossadmiral Erich Raeder statt in der er die bisherige Seekriegfuhrung und insbesondere den trotz des hohen Personal und Materialaufwands erfolglosen Einsatz der schweren Einheiten massiv kritisierte Hitler verlangte vom Oberkommando der Marine die Ausserdienststellung aller grossen Uberwassereinheiten vorzubereiten Zugleich beauftragte er Raeder seine Position zu dieser Frage in einer Denkschrift darzulegen 2 Als Folge der Hitlerschen Kritik trat Raeder zuruck und wurde am 30 Januar 1943 durch Karl Donitz ersetzt Obwohl Donitz anders als sein Vorganger kein Anhanger grosser Schiffe war hielt er den Befehl in seiner Absolutheit fur falsch Es gelang ihm bei Hitler dahingehend einen Kompromiss zu erzielen dass der Befehl nicht sofort auszufuhren war und ein Teil der Schiffe zu Ausbildungszwecken in Betrieb bleiben sollte 3 Dabei stutzte er sich unter anderem auf Raeders Denkschrift wo es hiess Die Abwrackung der deutschen Kernflotte Tirpitz Scharnhorst Gneisenau Scheer Lutzow Prinz Eugen Hipper wurde diese seestrategische Lage von Grund auf andern Sie bedeutet fur den Feind einen Erfolg der ihm kampflos in den Schoss geworfen wird Denkschrift des Chefs der Seekriegsleitung Die Bedeutung der deutschen Uberwasserstreitkrafte fur die Kriegfuhrung der Dreierpaktmachte vom 10 Januar 1943 2 Zusammensetzung der Kampfgruppe Bearbeiten nbsp Lutzow ahnlich Admiral Scheer nbsp NurnbergUm den Ausserdienststellungsbefehl abzumildern entwickelte die Seekriegsleitung den Plan fur einen Ausbildungsverband der auch fur Kampfaufgaben eingesetzt werden sollte Dazu sollten sowohl Schiffe mit Motoren als auch mit Dampfantrieb gehoren Da man zunachst noch nicht wagte den Erhalt von Schlachtschiffen vorzuschlagen sah der erste Plan folgende Schiffe in der Kampfgruppe vor Prinz Eugen Schwerer Kreuzer Lutzow Schwerer Kreuzer vormals Panzerschiff Admiral Scheer Schwerer Kreuzer vormals Panzerschiff Nurnberg Leichter Kreuzer Emden Leichter Kreuzer Sofort ausser Dienst gestellt werden sollten der Schwere Kreuzer Admiral Hipper und die Leichten Kreuzer Leipzig und Koln Die Ausserdienststellung des Schlachtschiffs Scharnhorst sollte am 1 Juli 1943 erfolgen die des Schlachtschiffs Tirpitz im Herbst 1943 nbsp Die Scharnhorst wurde am 26 Dezember 1943 versenkt Donitz gelang es in einem Gesprach mit Hitler am 26 Februar 1943 den Ausserdienststellungsbefehl weiter aufzuweichen und zugleich die Bindung der Scharnhorst in der Ostsee aufzuheben Damit konnte er eine Kampfgruppe aus der Tirpitz der Scharnhorst der Lutzow und sechs Zerstorern bilden bekam jedoch nur sechs Monate Zeit fur einen uberzeugenden Einsatz im Nordraum zugebilligt 4 Faktisch bewirkte der Ausserdienststellungsbefehl nur dass der Umbau der bereits seit Sommer 1942 ausser Dienst gestellten Gneisenau endgultig eingestellt wurde Die Admiral Hipper und die Koln wurden im Februar 1943 ausser Dienst gestellt jedoch im Marz 1944 als Schulschiffe reaktiviert Von den verbleibenden Schiffen waren stets einige als Schulschiffe in der Ostsee eingesetzt Die eigentliche Kampfgruppe verfugte deshalb nur uber wenige grosse Kampfschiffe und einige Zerstorer Befehlshaber BearbeitenDie Dienststelle des Befehlshabers der Kampfgruppe BdK ging aus der des bisherigen Befehlshabers der Kreuzer hervor und unterstand direkt dem Flottenkommando das im Marz 1943 mit dem Marinegruppenkommando Nord vereinigt wurde Der Dienstposten des BdK wurde von folgenden Offizieren bekleidet 1 Admiral Oskar Kummetz Februar 1943 Februar 1944 Konteradmiral Erich Bey in Vertretung November Dezember 1943 zugleich Fuhrer der Zerstorer Kapitan zur See Rolf Johannesson in Vertretung Dezember 1943 Januar 1944 zugleich Chef er 4 Zerstorerflottille Kapitan zur See Rolf Johannesson mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt Februar Juni 1944 zugleich Chef er 4 Zerstorerflottille Kapitan zur See Konteradmiral Rudolf Peters Juni Oktober 1944 Aufgaben und Einsatze BearbeitenAufgaben Bearbeiten nbsp Vorrangiges Ziel der Kampfgruppe sollten alliierte Geleitzuge sein wie dieser Convoy PQ 18 im September 1942Aufgaben der Kampfgruppe sollte die Bekampfung alliierter Nordmeergeleitzuge und die Abwehr feindlicher Landungen in Norwegen sein Daneben bestanden die Ausbildungsaufgaben die durch einen Teil der grosseren Schiffe zu leisten waren Nachdem es anfangs Meinungsverschiedenheiten zwischen der Seekriegsleitung und dem Flottenkommando uber die Prioritat dieser Aufgaben gegeben hatte stellte die Seekriegsleitung schliesslich klar dass der Kampf gegen die Geleitzuge Vorrang gegenuber der Abwehraufgabe habe 5 Einsatzbedingungen Bearbeiten Bis zum 6 Januar 1943 hatte sich Hitler den Einsatz der grosseren Einheiten vorbehalten um das Risiko spektakularer Verluste zu vermindern Diese so genannte Risikobindung die massgeblich zur Untatigkeit der Flotte beigetragen hatte bestand seit der ins Auge gefassten Ausserdienststellung und Verschrottung dieser Schiffe nicht mehr Hitler stimmte am 9 Februar 1943 zu diese Schiffe ohne Rucksicht auf derartige Bindungen einzusetzen Dementsprechend legte das Flottenkommando bereits am 15 Februar 1943 Einsatzplane fur die Schlachtschiffe vor deren Ausserdienststellung im Laufe des Jahres vorgesehen war 4 Da die Kriegsmarine uber keine eigenen Fliegerkrafte verfugte war sie fur die weitraumige Aufklarung auf die Unterstutzung der Luftwaffe angewiesen deren Luftflotte 5 Generaloberst Stumpff fur den Luftraum uber Norwegen und den nordlichen Seegebieten zustandig war Bei der Abstimmung mit der Luftwaffe kam es zu Eifersuchteleien hinsichtlich der Operationsfuhrung Die Luftwaffe forderte dass die Marine die gegnerischen Seestreitkrafte binden solle um selbst die wichtigen Ziele also alliierte Konvois zu vernichten Die Marine wollte sich mit einer derartigen Rolle nicht zufriedengeben und selbst die entscheidenden Schlage fuhren Da ausserdem Luftwaffe und Marine gleichermassen unter Treibstoffmangel litten war es noch schwerer sich auf ein auf dasselbe Ziel gerichtetes Vorgehen zu einigen Da die Luftwaffe wegen des fehlenden Treibstoffs nur unregelmassig und nur bei konkreten Anhaltspunkten bereit war uber See Fernaufklarung zu fliegen waren die Aussichten der Marine erfolgreich gegen Konvois zu operieren von vornherein gering 5 1943 Bearbeiten Aus diesen Grunden verzogerte sich der Einsatz der Kampfgruppe Faktisch war sie eine Fleet in being was nicht der durch die Seekriegsleitung vorgesehenen Rolle entsprach Aus Sicht des Flottenchefs Admiral Schniewind war die Tatsache dass im Sommer 1943 keine Murmansk Geleite der Alliierten festgestellt wurden als Erfolg zu bewerten der das passive Verhalten der Kampfgruppe rechtfertigte Ab Sommer 1943 stellte sich die Frage wann welche Schiffe zu Instandsetzungsarbeiten und fur andere Aufgaben in die Heimat zu verlegen seien und wie sich die Kampfgruppe im Winter und kommenden Fruhjahr zusammensetzen sollte Dabei ging man davon aus dass die schweren Einheiten in der dunklen Jahreszeit in der Nordmeerregion kaum einzusetzen waren Es bestand die Absicht die Tirpitz und die Lutzow zuruckzufuhren und die Scharnhorst in Norwegen zu belassen Die Lutzow sollte spater durch die Prinz Eugen ersetzt werden Wahrend die Lutzow im September 1943 den Heimmarsch antrat sollte die Tirpitz erst Mitte bis Ende Oktober folgen nbsp Admiral Oskar Kummetz fuhrte die Kampfgruppe beim Unternehmen Sizilien Weil sich bis September 1943 keine geeigneten Ziele hatten finden lassen entschloss man sich zu einem Vorstoss nach Spitzbergen wo alliierte Einrichtungen angegriffen wurden Bei diesem Unternehmen Sizilien unter Fuhrung des BdK Admiral Kummetz mit der Tirpitz der Scharnhorst und neun Zerstorern wurden durch Beschuss und angelandete Truppen eines Bataillons des Grenadier Regiments 349 verschiedene Einrichtungen vernichtet 6 Da man uber Winter keine weiteren Operationsmoglichkeiten fur die Kampfgruppe sah wurde Admiral Kummetz Urlaub gewahrt Als Vertreter wurde der Fuhrer der Zerstorer Konteradmiral Erich Bey eingesetzt Am 22 September 1943 wurde die Tirpitz durch einen Angriff britischer Kleinst U Boote schwer beschadigt und konnte nicht nach Deutschland zuruckkehren Sie blieb stattdessen fur Notreparaturen in Norwegen stand jedoch fur weitere Operationen nicht zur Verfugung Somit bestand Beys Verband aus der Scharnhorst und einigen Zerstorern deren Zahl sich im Laufe der Zeit auf die funf Boote der 4 Z Flottille Z 29 Z 30 Z 33 Z 34 und Z 38 7 reduzierte 5 Wie der alliierte Luftangriff auf Norwegen am 4 Oktober 1943 Operation Leader 8 zeigt reichte dieser Verband nicht einmal fur die zweite Aufgabe der Kampfgruppe die Invasionsabwehr in Norwegen aus 9 nbsp Konteradmiral Erich Bey fiel als er in Vertretung des Befehlshabers die Kampfgruppe beim Unternehmen Ostfront fuhrteDie Operation Leader machte deutlich dass die deutschen Krafte in Norwegen ohne weitreichende Luftaufklarung uber See gegenuber alliierten Operationen im Nordmeer blind waren Der deutschen Fuhrung wurde bewusst dass eine Landung in Norwegen im Bereich des Moglichen lag Daraus ergab sich eine Schwerpunktverlagerung im Auftrag der Kampfgruppe fur die die Invasionsabwehr wieder an Bedeutung gewann Eine neue Einsatzweisung der Seekriegsleitung fur den Winter 1943 44 vom 20 November 1943 trug dieser Veranderung Rechnung Dort hiess es Die Hauptaufgabe der Kampfgruppe ist der Einsatz bei feindlichen Landungsversuchen Hierfur ist die Kampfgruppe im Rahmen der sich aus der Lage ergebenden Moglichkeiten voll einzusetzen Weisung der Seekriegsleitung vom 20 November 1943 5 Die Option die Kampfgruppe gegen Konvois einzusetzen bestand fort wobei sich Donitz den Einsatz der Scharnhorst personlich vorbehielt Das Flottenkommando beurteilte die Wahrscheinlichkeit eines solchen Einsatzes als gering Donitz machte dennoch auf einer Befehlshabertagung der Kriegsmarine am 17 Dezember 1943 klar dass er fest entschlossen sei die Kampfgruppe bei gunstiger Gelegenheit einzusetzen Bereits am nachsten Tag meldete der B Dienst Anhaltspunkte fur gegnerische Bewegungen und am 22 Dezember wurde ein Konvoi mit etwa 40 Schiffen und vermuteter Tragersicherung identifiziert Obwohl die Aufklarungsergebnisse luckenhaft und die Lagebeurteilung des BdK und des Flottenchefs negativ waren befurwortete der Chef der Seekriegsleitung Vizeadmiral Meisel der den abwesenden Oberbefehlshaber vertrat am 24 Dezember 1943 den Einsatz Angesichts der Bedeutung der Russlandkonvois fur den Gegner entschloss sich Donitz nach seiner Ruckkehr am folgenden Tage den Einsatz der Kampfgruppe zu befehlen 5 Trotz ungunstiger Bedingungen lief die Kampfgruppe mit der Scharnhorst und mehreren Zerstorern am Abend des 25 Dezember 1943 aus und griff im Zuge des Unternehmens Ostfront den britischen Convoy JW 55B an Es kam zu einem Seegefecht vor dem Nordkap mit dem britischen Schlachtschiff HMS Duke of York den Kreuzern Jamaica Belfast Norfolk Sheffield und Zerstorern Dabei wurde die Scharnhorst mit dem eingeschifften BdK Konteradmiral Erich Bey versenkt 1 1944 Bearbeiten nbsp Zerstorer der Narvik Klasse wie er bei der 4 Z Flottille im Einsatz war nbsp Die Tirpitz bei einem Angriff britischer Tragerflugzeuge im April 1944Nach der Versenkung der Scharnhorst bestand die Kampfgruppe nur noch aus der nicht einsatzklaren Tirpitz und den funf Zerstorern der 4 Zerstorer Flottille Admiral Kummetz wurde am 1 Marz 1944 als Oberbefehlshaber zum Marineoberkommando Ost versetzt der Chef der 4 Z Flottille Kapitan zur See Rolf Johannesson als Vertreter eingesetzt Bevor wie geplant im Marz die Prinz Eugen als Verstarkung zugefuhrt werden konnte hatte sich die Kriegslage an der Ostfront aus deutscher Sicht dramatisch verschlechtert Sowjetischen Truppen drohte ein direkter Durchbruch an die Ostsee zu gelingen Leningrad Nowgoroder Operation der sowohl aus Sicht der Gesamtkriegfuhrung als auch aus Marinesicht in jedem Falle zu verhindern war Fur Donitz hatte die Ostsee als Ausbildungsgebiet fur die U Boote eine besondere Bedeutung Wegen der sich weiter verschlechternden Lage wurde am 17 Juli 1944 unter der Bezeichnung 2 Kampfgruppe unter Admiral Thiele ein Ostseeverband aus der Prinz Eugen der Admiral Scheer Zerstorern und Torpedobooten aufgestellt die damit nicht mehr fur den nunmehr als 1 Kampfgruppe bezeichneten Verband im Nordmeer zur Verfugung standen 10 Im Rahmen einer Reorganisation wurde die 1 Kampfgruppe am 1 Mai 1944 dem Marineoberkommando Norwegen MOK Norwegen unterstellt und erhielt mit Konteradmiral Peters einen neuen Befehlshaber Nachdem die Tirpitz im September 1944 bei einem weiteren Luftangriff so schwer beschadigt worden war dass sie dauerhaft ausfiel wurde die 1 Kampfgruppe am 20 Oktober 1944 aufgelost Die verbliebene 4 Z Flottille wurde dem MOK Norwegen direkt unterstellt Literatur BearbeitenMichael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd II 1942 1945 Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd III Denkschriften und Lagebetrachtungen 1938 1944 Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 7637 5121 1 Walter Lohmann Hans H Hildebrand Die deutsche Kriegsmarine 1939 1945 Gliederung Einsatz Stellenbesetzung Band 3 Podzun 1956 Einzelnachweise Bearbeiten a b c WLB Stuttgart a b Denkschrift des Chefs der Seekriegsleitung Die Bedeutung der deutschen Uberwasserstreitkrafte fur die Kriegfuhrung der Dreierpaktmachte vom 10 Januar 1943 Abgedruckt in Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd III Denkschriften und Lagebetrachtungen 1938 1944 Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 7637 5121 1 S 326 ff Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd II 1942 1945 Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 S 184 ff a b Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd II 1942 1945 Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 S 225 ff a b c d e Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd II 1942 1945 Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 S 313 ff Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart Chronik des Seekriegs September 1943 http www wlb stuttgart de seekrieg 43 12 htm Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart Chronik des Seekriegs Dezember 1943 Dokumentation zur Operation Leader bei Air Group 4 Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart Chronik des Seekriegs Oktober 1943 Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Bd II 1942 1945 Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 S 448 ff 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