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Die kaiserzeitlichen Sarkophage des romischen Reichs bilden eine bedeutende Gruppe der antiken Skulptur und sind wichtige Zeugnisse des kunstlerischen Schaffens im 2 und 3 Jahrhundert n Chr Die Zentren der Produktion waren Rom Athen und Dokimeion wobei auch in vielen anderen Provinzen zahlreiche Sarkophage hergestellt wurden Der Wirkungsbereich der Sarkophage ist nicht nur auf die romische Kaiserzeit beschrankt denn sie haben oftmals den Kunstlern des Mittelalters und der Renaissance als Vorbild gedient und auch die Entwicklung der abendlandischen Kunst bis hin zum Beginn der Moderne stark gepragt Der sogenannte grosse Ludovisi Sarkophag aus der Sammlung Boncompagni Ludovisi Inhaltsverzeichnis 1 Material 1 1 Herstellungszentren 1 1 1 Dokimeion 1 1 2 Athen 1 1 3 Rom 1 1 3 1 Beispiele 1 1 4 Provinzen 2 Formen 2 1 Rechteckige Form 2 2 Wannen 2 3 Sonderfalle 3 Dekoration 3 1 Sarkophage mit Tabula 3 2 Truhensarkophage 3 3 Riefelsarkophage 3 4 Girlandensarkophage 3 5 Friessarkophage 3 6 Architektonische Sarkophage Saulensarkophage 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksMaterial BearbeitenAls Material fur die Herstellung von Sarkophagen wurden hauptsachlich verschiedene Steine Blei Stuckappliken sowie Holz dieses selten mit Bronzebeschlagen herangezogen Der beliebteste unter den Steinen war Marmor wobei auch seltene Sonderfalle aus Granit und Porphyr auftreten Da es aber nicht in allen Gebieten des Romischen Reiches genugend geeignete Marmorvorkommen gab musste er oftmals importiert werden Beim Import gab es drei verschiedene Moglichkeiten ausgehohlte Blocke sog Rohlinge zum Teil auch Wannen die wohl Vorsprunge fur die Ausarbeitung von Lowenkopfen hatten Halbfabrikate welche vor allem fur die Ausarbeitung von Girlandensarkophagen genutzt wurden fertige SarkophageDie genaue Herkunft des Marmors zu bestimmen ist oft sehr schwierig da die Sorten in einem Steinbruch in Farbung und Grosse der Kristalle sehr stark variieren konnen Es ist zwar infolge der Analyse von Isotopen moglich den Marmor einem Steinbruch zuzuordnen doch in manchen Fallen ist die Bestimmung auf Grund der Uberschneidung von Analysewerten nicht zuverlassig Herstellungszentren Bearbeiten Drei Zentren der Herstellung verzierter kaiserzeitlicher Sarkophage sind deutlich nachweisbar Diese sind Rom Athen und Dokimeion Schlichtere Exemplare hingegen wurden haufig aus lokal oder regional verfugbaren Steinarten wie Kalkstein oder Sandstein gefertigt Dokimeion Bearbeiten Der Marmor aus Dokimeion in Phrygien marmor phrygium marmor synnadicum oder marmor docimium heutiges Iscehisar hat eine leicht graue Farbung und ist relativ feinkornig Dieser wurde als Rohling exportiert und auch fur die grosse Gruppe an dokimeischen Girlanden Fries Torre Nova und Saulensarkophagen benutzt Aus Dokimeion stammt auch eine andere Sorte deren Marmor hell und von rotlichen Adern durchzogen ist und vor allem fur die Ausarbeitung von Saulensarkophagen herangezogen wurde Athen Bearbeiten In Athen wurde nordostlich der Stadt am Berg Pentelikon der pentelische Marmor pentelike marmaros gewonnen welcher nachweislich in Form von Blocken und Rohlingen nach Rom exportiert und dort zu fertigen Sarkophagen ausgearbeitet worden ist Der pentelische Marmor ist an seiner etwas gelblichen Farbung zu erkennen wobei manche Schichten auch von grunlichem Glimmer durchzogen sind Rom Bearbeiten In Rom ist die Lage etwas komplizierter da es kaum Marmorvorkommen in der Umgebung gibt In erheblichem Umfang ist Marmor aus den Steinbruchen im Osten des Reiches importiert worden Zum Teil wurde Marmor aus den Bruchen von Carrara Luni im nordwestlichen Italien mit dem Schiff nach Rom oder Ostia herbeigeschafft Dieser lunensische Marmor marmor lunense ist leicht grau hat kleine Kristalle und ist haufig von breiten dunkelgrauen und unregelmassigen Streifen durchzogen In einigen Provinzen des romischen Reiches wurde lokaler Marmor abgebaut und fur die ortliche Sarkophagherstellung verwendet Zum Teil wurde aus diesen Zentren auch in andere Gebiete des romischen Reiches und nach Rom exportiert Hierzu gehoren vor allem griechische und kleinasiatische Zentren wie Thasos Paros oder Kykladen Karien Aphrodisias Ephesos und Prokonnesos Marmorinsel in der Propontis Marmarameer Beispiele Bearbeiten Grosser Ludovisischer SchlachtsarkophagProvinzen Bearbeiten In denjenigen Provinzen in denen kein Marmor zur Verfugung stand musste man also das Material als Rohling Halbfabrikat oder fertig ausgearbeitetes Stuck herbeischaffen Alternativ dazu gab es auch die kostengunstigere Variante Sarkophage aus einem anderen etwa aus einem regional verfugbaren Material herzustellen Hierbei boten sich Materialien wie Kalkstein Sandstein Tuff Travertin Basalt Granit und Porphyr an Auch Bleisarge und bronzene Wannen wurden in Sonderfallen fur Bestattungen verwendet Von Holzsargen haben sich oft nur wenige Reste wie Verfarbungen oder Sargnagel erhalten In seltenen Fallen gab es auch holzerne Sarkophage welche mit bronzenen Beschlagen oder mit Stuckappliken geschmuckt waren oder welche auch bemalt sein konnten Eine weitere Moglichkeit war es Sarkophage aus gebranntem Ton herzustellen die aber nur sehr selten bewahrt und dokumentiert sind Formen BearbeitenSarkophage kommen hauptsachlich in zwei verschiedenen Formen vor als langgestreckter rechteckiger Kasten als Wanne eher selten daneben gibt es auch einige SonderfalleRechteckige Form Bearbeiten Diese Form ist im gesamten romischen Reich weit verbreitet Die Sarkophage variieren in ihrer Grosse sehr stark wobei stadtromische Exemplare im Durchschnitt kleiner sind als jene aus Athen und Dokimeion Aus gallienischer und tetrarchischer Zeit sind auch in Rom Stucke mit grosseren Ausmassen bekannt Bei sehr kleinen Sarkophagen kann angenommen werden dass diese fur kleine Kinder bestimmt waren Besonders kleine Exemplare welche als Ostotheken Knochenkisten bezeichnet werden sind haufig in Athen anzutreffen Auch in Kleinasien insbesondere in Dokimeion sind die Ostotheken weit verbreitet Wannen Bearbeiten Seit dem spaten 2 Jahrhundert gab es in Rom Sarkophage in Form einer Wanne oder eines Kastens mit gerundeten Seiten Diese Form wird als Lenos vom griechischen lenos Trog Wanne bezeichnet und findet sich vor allem unter den lokalen Exemplaren im westlichen Italien und Kampanien sowie bei einigen Granitsarkophagen aus Agypten Sonderfalle Bearbeiten Es gibt nur wenige aussergewohnliche Stucke unter den Sarkophagen Im Folgenden werden einige dieser Sonderformen aufgelistet Scheinsarkophage Hierbei handelt es sich um Platten die zum Verschluss von Grabern benutzt wurden welche in den Felsen getieft waren Diese Platten tragen den Namen Loculusplatten sog Loculi wobei manche von ihnen zu gemauerten Sarkophagen gehort haben Eine weitere Bezeichnung fur diese Platten ist Lastra vom italienischen lastra die Platte Tafel Obwohl es sich hierbei nicht um eigentliche Sarkophage handelt ahneln sie in Form und Dekoration diesen Klinenmonumente Klinenmonumente sind Grabdenkmaler in Form eines angedeuteten Bettes Kline Auf der Matratze liegt anfanglich nur der die Tote Erst im spateren 2 Jahrhundert n Chr wird die Darstellung als Ehepaar bevorzugt wobei in manchen Fallen der die Verstorbene mit der Buste des Ehegatten abgebildet wird Die Klinenmonumente standen meist in Grabgebauden Nischen oder auf bereits abgedeckten Sarkophagen Vereinzelt sind auch Exemplare mit Einlassungen bekannt welche als Aschenurnen gedient haben Chamosorien Beim Chamosorium handelt es sich um eine sarkophagahnliche Vertiefung im anstehenden Felsen auf die ein Deckel aufgesetzt ist Vor allem in den Gegenden Lykien und Kilikien weit verbreitet Cupae auch Cupolae genannt Cupae sind Grabaufsatze in Form von gerundeten Deckeln die im Freien aufgestellt waren Der Name ist schon in der Kaiserzeit belegt und kommt vom lateinischen cupa Tonne Fass Grabgewolbe Sie wurden meist aus einheimischem Stein hergestellt und tragen auf einer der Langseiten eine Tabula Cupae waren vor allem im mittleren Italien auf der Iberischen Halbinsel und im westlichen Nordafrika verbreitet Ostotheken In ihrer Form ahneln die Ostotheken zwar den Sarkophagen sind aber wesentlich kleiner als diese Die Bezeichnung Ostothek Knochenkiste stammt vom griechischen Wort ostotheke ab und kommt haufig auf Inschriften in Kleinasien vor Neben Kleinasien waren die Ostotheken auch in Thessaloniki und Athen ausserst beliebt Ossuarien Dies sind kleine Behalter die auf Jerusalem und ihre Umgebung beschrankt sind und den Juden wahrscheinlich fur die Zweitbestattung von Knochen dienten Die Bezeichnung kommt vom lateinischen ossuarium und steht fur einen Behalter welcher die Gebeine des Toten aufbewahren soll Aschenurnen Behalter fur Leichenbrand hatten oft die Form eines langs oder hochrechteckigen Kastens konnten aber auch rund oder gefassformig ausgearbeitet sein In einigen Provinzen gab es sogar reliefgeschmuckte Aschenurnen Der Begriff Urne vom lateinischen urna ist heutzutage zwar gangig aber auch andere Bezeichnungen wie fur die sarkophagahnlichen Aschenkisten kommen vor Aschenurnen waren in Rom besonders in der fruhen Kaiserzeit bis zum fruhen 2 Jahrhundert weit verbreitet Fur gewohnlich ist bei den stadtromischen Sarkophagen die Aushohlung im Inneren etwas mehr gerundet und eine Erhohung fur den Kopf vorhanden Kopfkissen An den Deckeln sind haufig Hebebossen angebracht vor allem in Kleinasien um diese fur Nachbestattungen leichter anheben zu konnen Es sind auch Locher in manchen Deckeln vorhanden welche fur Opferspenden vorgesehen waren Gelegentlich wurden in einem Sarkophag auch mehrere Leichname gefunden die durch Platten voneinander getrennt waren Dekoration BearbeitenSarkophage unterscheiden sich auch in den Arten ihrer Dekoration die zum Teil auch die Formen bestimmen Im Folgenden werden die wichtigsten Typen aufgelistet Sarkophage mit Tabula Bearbeiten Diese Sarkophage sind in der Regel auf einer Langseite in seltenen Fallen auf einer Nebenseite mit einer Tafel tabula versehen welche meist fur eine Inschrift vorgesehen ist Diese Tafel hat meist dreieckige oder geschwungene Henkel ansae und wird daher auch Tabula ansata genannt Die freien Flachen konnten mit weiterem Schmuck verziert sein Diese Form findet sich haufig in den Provinzen des Romischen Reiches dagegen ausserst selten in Rom Truhensarkophage Bearbeiten Dies sind Sarkophage mit einer profilierten Rahmung und werden auch Kastensarkophage genannt In Rom sind nur aus dem 1 Jahrhundert n Chr einige Beispiele vorhanden ansonsten beschrankt sich ihr Verbreitungsgebiet auf Oberitalien Thessaloniki und Kleinasien Bithynien Pisidien Lykaonien und Isaurien Riefelsarkophage Bearbeiten nbsp Riefelsarkophag in der Form eines WannensarkophagsDiese Sarkophage sind auf einer oder mehreren Seiten mit s formigen Riefeln strigilis genannt oder in seltenen Fallen auch mit senkrecht verlaufenden Hohlkehlen dekoriert Eine weitere Bezeichnung fur diese Form ist auch Strigilis Sarkophage wobei sich das Wort vom lateinischen Strigilis griechisch stleggis ableitet und fur einen gebogenen Schaber steht mit dem die Athleten nach dem Sport ihre Korper abschabten Es gibt sie sowohl in Kasten wie auch in Wannenform Bei manchen Exemplaren sind die Langseiten vollstandig von Riefeln bedeckt Es findet sich auch oft seitlich jeweils ein Feld bzw ein Feld in der Mitte Das Mittelfeld ist haufig funfgeteilt wobei es noch zwei seitliche Felder und dazwischen Zonen mit Riefeln gibt Girlandensarkophage Bearbeiten Sie sind hauptsachlich an den Langseiten zum Teil auch auf den Schmalseiten mit Girlanden geschmuckt Eine Girlande ist ein bandformiges dekoratives aus Reisig Laub Blumen oder Fruchten bestehendes Gebinde das meist mit farbigen Stoffbandern umwunden ist die als Zier dienen Die Girlanden werden oftmals von figurlichen Darstellungen umrahmt Friessarkophage Bearbeiten Hierbei handelt es sich um Sarkophage deren Lang und Schmalseiten mit Friesen geschmuckt sind die hauptsachlich als Relief aber auch als Malerei ausgefuhrt sein konnten Friessarkophage kommen sehr oft in den Zentren Rom Athen und Dokimeion vor seltener jedoch in den Provinzen Architektonische Sarkophage Saulensarkophage Bearbeiten Sie haben eine Gliederung mit Saulen Halbsaulen Pilastern oder einem Wechsel dieser Einige Exemplare besitzen funf Interkolumnien welche Arkaden oder einen Wechsel von Giebeln und Arkaden haben Architrave sind kaum vorhanden Stucke mit drei Interkolumnien sind sehr zahlreich vertreten Exemplare mit sechs oder vier Interkolumnien jedoch ausserst selten Die Mitte wird manchmal von einem Grabportal eingenommen Es gibt auch Falle in denen die Dekorationsformen untereinander gemischt sind Beispielsweise waren hier anzufuhren Truhensarkophage mit Girlanden Friessarkophage mit einer Tabula oder einer Arkade in der Mitte Riefelsarkophage mit Girlanden usw Siehe auch BearbeitenDie antiken Sarkophagreliefs Sepulkralkultur Romische KaiserzeitLiteratur BearbeitenJosef Engemann Untersuchungen zur Sepulkralsymbolik der spateren romischen Kaiserzeit Munster 1973 ISBN 3 402 07055 3 Guntram Koch Hellmut Sichtermann Romische Sarkophage Ulrich Hausmann Hrsg Handbuch der Archaologie Verlag C H Beck Munchen 1982 ISBN 3 406 08709 4 Guntram Koch Sarkophage der romischen Kaiserzeit WBG Darmstadt 1993 ISBN 3 534 10401 3 Guntram Koch Hrsg Grabeskunst der romischen Kaiserzeit Verlag Philipp von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1484 1 Paul Zanker Die mythologischen Sarkophagreliefs und ihre Betrachter Munchen 2000 ISBN 3 7696 1608 1 Paul Zanker Bjorn Christian Ewald Mit Mythen leben Die Bilderwelt der romischen Sarkophage Hirmer Verlag Munchen 2004 ISBN 3 7774 9650 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romische Sarkophage Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sarkophag Das grosse Kunstlexikon von P W Hartmann Memento vom 14 Januar 2020 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiserzeitliche Sarkophage amp oldid 239496601