www.wikidata.de-de.nina.az
Kaiser der Deutschen war der in der Frankfurter Reichsverfassung von 1849 vorgesehene Titel des Reichsoberhauptes des zu grundenden deutschen Bundesstaates Vorbild in der Wortbildung waren die Titel Kaiser der Franzosen Konig der Franzosen und Konig der Belgier die sich auf das Staatsvolk anstelle des Staatsgebiets beziehen Der Kaiser hatte damals den Reichsverweser ersetzt das vorlaufige Staatsoberhaupt des entstehenden Deutschen Reiches Zeitgenossischen Karikatur zur Ablehnung der Kaiserwurde symbolisiert durch die Reichskrone Friedrich Wilhelm IV macht seine Entscheidung vom Abzahlen seiner Uniformknopfe abhangig Soll ich Soll ich nich Soll ich Knoppe ihr wollt nu jerade nich Der Kaiser war in der Verfassung als ein Organ der Reichsgewalt vorgesehen mit Reichsgewalt war dasjenige gemeint das heute als Bundesebene bezeichnet wird Der Kaiser ernannte und erliess die Reichsminister Die Frankfurter Nationalversammlung wahlte den preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV zum Kaiser Der Konig lehnte allerdings im April 1849 die Krone ab und bekampfte seitdem die Nationalversammlung zum Beispiel indem er den Preussen verbot weiterhin Abgeordnete zu sein Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Wahl und Reaktion 3 Folgen 4 Kaiseramter im Vergleich 5 Siehe auch 6 BelegeHintergrund Bearbeiten Hauptartikel Reichsoberhaupt 1848 1850 nbsp Verfassungsdiagramm fur die Frankfurter ReichsverfassungDer Titel des Kaisers sollte an die 1806 niedergelegte Wurde der romisch deutschen Kaiser anknupfen Diese waren seit dem Hochmittelalter auch als Deutscher Konig Konig der Deutschen und Konig in Germanien bezeichnet worden Im Jahr 1806 hatte der letzte Amtstrager auf die Krone verzichtet Der Deutsche Bund von 1815 hatte kein Oberhaupt sondern nur den Bundestag als oberstes Organ Die Frankfurter Nationalversammlung tagte seit dem 18 Mai 1848 Sie setzte rasch eine vorlaufige Verfassungsordnung und Regierung ein 1 Die Verhandlungen uber die endgultige Verfassung zogen sich allerdings lange hin Der eine Grund war die Frage ob Osterreich Teil des entstehenden Reiches sein sollte Spatestens Osterreichs neue Verfassung von Anfang Marz 1849 nahm den Grossdeutschen den Wind aus den Segeln Der andere Grund war die Unsicherheit ob der preussische Konig die Kaiserkrone aus Frankfurt annehmen wurde Dazu hatte er undeutliche Angaben gemacht Uberhaupt waren sich die Abgeordneten der Nationalversammlung lange Zeit uneinig welches Staatsoberhaupt das Reich erhalten sollte eine Art Prasidenten eine Personengruppe oder ein erblicher Kaiser Die erbkaiserlichen Abgeordneten unter Fuhrung des Rechtsliberalen Heinrich von Gagern sahen allein schon aus Machtgrunden die Wahl des Preussenkonigs als die einzig realistische Moglichkeit an Wahl und Reaktion Bearbeiten nbsp Friedrich Wilhelm IV Am 27 Marz 1849 trafen die Abgeordneten der Nationalversammlung zwei wichtige Grundentscheidungen Die eine davon betraf das Erbkaisertum das knapp mit wenigen Stimmen Mehrheit angenommen wurde Gagern hatte dieses Ergebnis dank Absprachen mit einer Gruppe der Demokraten erreicht die dafur das allgemeine Mannerwahlrecht durchsetzte Auch die schroffe Haltung Osterreichs gegenuber der Nationalversammlung hatte dazu beigetragen Viele enttauschte Abgeordnete hatten an der Abstimmung nicht teilgenommen so dass die tatsachliche Unterstutzung fur das Erbkaisertum noch geringer war Nach den Grundentscheidungen war der Weg frei uber die vorgeschlagene Verfassung abzustimmen Am 28 Marz wurde nicht nur die Verfassung angenommen sondern auch Friedrich Wilhelm IV zum Kaiser gewahlt Bei der letzteren Abstimmung hatten die Gegner sich enthalten um der Verfassung nicht jede Chance der Umsetzung zu nehmen Aber auch die Befurworter waren sich dessen bewusst dass der Konig allenfalls unter Druck vielleicht auch durch seine Minister in Preussen die Krone annehmen wurde Die Nationalversammlung wahlte eine Kaiserdeputation um den Konig zu treffen Dieser gab am 3 April den Abgeordneten eine Antwort die sowohl ein Abwarten als auch eine Drohung enthielt Friedrich Wilhelm IV verwies darauf dass die Meinung der ubrigen deutschen Staaten gehort werden musse 2 In den folgenden Wochen sprachen sich 28 kleinere Staaten und bedrangt vom Volke der Konig von Wurttemberg fur die Verfassung aus Beide preussische Parlamentskammern und das preussische Kabinett letzteres unter Vorbehalt waren ebenfalls fur die Annahme Friedrich Wilhelm IV lehnte aber am 28 April die Verfassung und die Kaiserkrone endgultig ab Uber die Motive des Konigs ist viel diskutiert worden Unstrittig missfiel es ihm von einer Nationalversammlung und nicht von den ubrigen Fursten ins Kaiseramt gesetzt zu werden Allerdings hatten die grossten Staaten Deutschlands namlich Bayern Hannover und Sachsen die Verfassung abgelehnt Die zusatzliche Herrschaft nur uber die kleineren Staaten war dem Preussenkonig nicht attraktiv genug um die liberale Verfassung hinzunehmen mitsamt den Einschrankungen die sie fur seine Machtausubung gebracht hatte Folgen Bearbeiten nbsp Staaten die im April 1849 die Reichsverfassung angenommen haben Die Staaten der Note der Achtundzwanzig gelb sowie Wurttemberg und die revolutionar regierten Gebiete Sachsen Pfalz und Holstein orange Konig Friedrich Wilhelm IV entschied sich rechtswidrig den Preussen in der Nationalversammlung das Abgeordnetenmandat zu nehmen Ahnlich machten es andere Staaten Die Nationalversammlung ihrerseits beschloss anders als in der Verfassung vorgesehen selbst einen Wahltag fur den kunftigen Reichstag einzuberufen den 12 August Sie schreckte aber davor zuruck zu einem regelrechten Aufstand aufzurufen Die verbliebenen Abgeordneten die vor allem der Linken angehorten flohen nach Stuttgart und bestimmten dass das nachsthohere Staatsoberhaupt also der Konig von Wurttemberg die Krone ubernehmen sollte In dieser Zeit ubernahmen Revolutionare in der Pfalz und in Sachsen kurzzeitig die Macht um sich fur die Verfassung einzusetzen Mit Preussens Hilfe wurden solche Aufstande niedergeschlagen Ab Mai 1849 versuchte der preussische Konig selbst Deutschland zu einigen Sein Versuch die Erfurter Union scheiterte ebenfalls diesmal am Widerstand Osterreichs Bayerns und weiterer Staaten In dieser Union ware Friedrich Wilhelm IV das Staatsoberhaupt mit dem Titel Unionsvorstand gewesen Erst eine halbe Generation spater im Juli 1867 vereinte der Norddeutsche Bund als Bundesstaat zumindest die Staaten Norddeutschlands Der damalige preussische Konig wurde zum Inhaber des Bundesprasidiums Am 1 Januar 1871 erhielt er zusatzlich den Titel Deutscher Kaiser Diese Bezeichnung umging die Frage ob der Kaiser ein Kaiser der Deutschen oder von Deutschland war und sie erinnerte an den Kaisertitel Romischer Kaiser Kaiseramter im Vergleich BearbeitenDer Kaiser der Deutschen aus dem Jahr 1849 ware ein gewahlter aber erblicher Monarch gewesen Nach der ersten Wahl ware also der folgende Monarch durch Erbfolge ins Amt gekommen laut Verfassung der alteste Sohn Die Verfassung nannte den Kaiser auch unverletzlich entsprechend den Vorstellungen der konstitutionellen Monarchie Der Kaiser musste einen Eid auf die Verfassung ablegen Der Kaiser ernannte und entliess die Reichsminister ohne Beteiligung des Reichstags Alle seine Handlungen mussten von einem Minister gegengezeichnet werden Die Verfassung sah also kein parlamentarisches Regierungssystem vor Ernst Rudolf Huber vermutet aber dass der Reichstag genug Moglichkeiten gehabt hatte um letztlich doch seinen Willen durchzusetzen 3 Der Kaiser hatte wie die Hauser des Reichstags das Recht zur Gesetzesinitiative Gegen Gesetze des Reichstags konnte der Kaiser ein suspensives aufschiebendes Veto einlegen Seine Zustimmung war fur eine Verfassungsanderung vonnoten 4 Insgesamt beschreibt die Verfassung von 1849 das Amt des Kaisers viel ausfuhrlicher als die Bismarckschen Verfassungen von 1867 1871 Man musste daher zu Bismarcks Zeiten auf die Bestimmungen der preussischen Verfassung zuruckgreifen wie etwa zur Regelung der Thronfolge In der deutschen Verfassung wurden weder die Unverletzlichkeit des Monarchen noch ein Verfassungseid erwahnt Die Nachfolger des ersten Kaisers Wilhelm I leisteten aber tatsachlich unverlangt einen Eid auf die Verfassung In den Bismarckschen Verfassungen war es ebenfalls der Kaiser der den verantwortlichen Minister einsetzte Dies war allerdings nur ein Einzelner der den Titel Reichskanzler hatte Der Kaiser konnte weder Gesetze vorschlagen noch den Reichstag auflosen solche Rechte waren dem Bundesrat vorbehalten Der Kaiser musste sich insofern bestimmte Rechte mit der Vertretung der Gliedstaaten teilen ahnlich wie in der Verfassungsordnung der Erfurter Union Siehe auch BearbeitenReichsverweser 1848 1849Belege Bearbeiten Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 626 628 David E Barclay Frederick William IV and the Prussian Monarchy 1840 1861 Oxford University Press Oxford 1995 S 194 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 Auflage Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 828 829 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 Auflage Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 841 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiser der Deutschen amp oldid 231618487