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Als Pakt Simon Gagern bezeichnet man eine Absprache in der Frankfurter Nationalversammlung Anfang 1849 Sie fuhrte dazu dass bedeutende demokratische Elemente in die Reichsverfassung vom 28 Marz gelangten Ohne die Absprache ware die Verfassung monarchistischer und rechtsliberaler ausgefallen Heinrich Simon 1805 1860 in der Revolutionszeit Im Juli 1849 floh er in die Schweiz Heinrich von Gagern aus Hessen seit Ende 1849 Ministerprasident der deutschen Reichsregierung Er stand an der Spitze derjenigen die den preussischen Konig zum Deutschen Kaiser machen wollten In der damaligen Situation war Heinrich von Gagern der Ministerprasident des revolutionaren Deutschen Reiches Seine rechtsliberale Fraktion nannte sich Casino nach ihrem Versammlungslokal Heinrich Simon hingegen vertrat die linke demokratische Fraktion Westendhall Im Februar und Marz 1849 waren die Abgeordneten nicht nur in Fraktionen aufgeteilt sondern standen sich in einer bestimmten Einzelfrage gegenuber die Grossdeutschen Mainlust wollten Osterreich in den Nationalstaat einbeziehen die Erbkaiserlichen Weidenbusch hingegen dem preussischen Konig die deutsche Kaiserwurde ubertragen Das machte es fur den Ministerprasidenten von Gagern schwierig eine Mehrheit fur die neue Verfassung zu erreichen Dazu brauchte er moglichst viele Stimmen der politischen Linken die sich uber mehrere Fraktionen verteilte Simon konnte daher mit von Gagern einige Punkte aushandeln am Ende hatte die Reichsverfassung eine knappe Mehrheit in der Nationalversammlung Danach wahlte sie den preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV zum Kaiser der Deutschen der dies allerdings ablehnte April 1849 Die Absprachen hatten mindestens eine weitreichende Folge Zu den Punkten gehorte nicht zuletzt das allgemeine und gleiche Wahlrecht fur Manner das kurz vor der Annahme der Verfassung in einem Reichsgesetz beschlossen wurde Dieses Reichsgesetz war spater das Vorbild fur die Wahlgesetze durch die 1866 67 der Norddeutsche Bund gegrundet werden konnte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt der Absprache 3 Abstimmungen 4 Folgen und Einschatzung 5 Siehe auch 6 BelegeVorgeschichte Bearbeiten nbsp Mitglieder der Linken des ersten deutschen Reichstags in Frankfurt a M Lithografie von 1849 Heinrich Simon ist ganz rechts hinten zu sehen Der Mann vorne mit Kranz lebte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr Robert Blum wurde am 9 November 1848 in Osterreich hingerichtet Die Situation in Osterreich sorgte dafur dass sich die Verfassungsberatungen in Frankfurt in die Lange zogen Fraglich schien es ob Osterreich uberhaupt in einen deutschen Nationalstaat integriert werden konnte Die Grossdeutschen wollten zumindest diejenigen Gebiete Osterreichs im Nationalstaat wissen die bereits zum Deutschen Bund gehort hatten An der Spitze des Nationalstaats hatte etwa ein Direktorium stehen konnen in dem unter anderem der osterreichische Kaiser und der preussische Konig vertreten waren Allerdings hatte Osterreich sein Staatsgebiet in einen deutschen und einen ubrigen Teil aufteilen mussen Der osterreichische Kaiser ware im Sinne einer Personalunion die einzige Klammer zwischen beiden gewesen Dies lehnte er ab Am 11 Marz 1849 schliesslich wurde in Frankfurt bekannt dass der Kaiser selbstherrlich eine osterreichische Verfassung erlassen hatte Diese Nachricht warf in der Frankfurter Nationalversammlung die Fraktionsbildungen um Bekannte Osterreicher lehnten ihr Mandat nieder Der ehemalige Grossdeutsche Welcker beantragte am 12 Marz in der Nationalversammlung dass dem Konig von Preussen die erbliche Kaiserwurde ubertragen werden sollte 1 Zwischen der grossdeutschen Gruppe die im Lokal Mainlust tagte und den propreussischen Erbkaiserlichen im Weidenbusch entstand noch die Gruppe Braunfels Sie konnten sich mit dem erbkaiserlichen Antrag Welcker anfreunden wenn sie dafur bestimmte Forderungen durchsetzen konnten Dazu mussten sich mindestens 150 Abgeordnete des erbkaiserlichen Weidenbusch verpflichten Der Weidenbusch durfte dem preussischen Konig nicht entgegenkommen wenn dieser die Verfassung noch abandern wollte Der erste Paragraf des Verfassungsentwurfs sollte bestehen bleiben Darin wurde Osterreich erwahnt Auf diese Weise wurde die Nationalversammlung den Wunsch dokumentieren dass Osterreich nicht ausgeschlossen werden solle Der Kaiser der Deutschen sollte kein absolutes sondern nur ein suspensives Veto erhalten Das bedeutete dass der Kaiser ein Reichsgesetz nur verzogern aber nicht allgemein ablehnen konnte Ein Einspruch des Kaisers konnte mit Zweidrittelmehrheit des Parlaments uberstimmt werden Die Rechte wollte zugestehen dass der Kaiser zumindest bei Verfassungsanderungen nur ein suspensives Veto haben sollte Das Wahlrecht sollte allgemein und gleich und direkt sein Nach damaliger Ansicht durften nur Manner wahlen Der Weidenbusch lehnte dies allerdings emport ab Fur die nur etwa 10 Abgeordneten im Braunfels erschienen diese Forderungen zu hoch Doch eine Abstimmung am 21 Marz verwarf den Antrag Welcker 272 Neinstimmen gegen 267 Jastimmen Um doch noch eine Mehrheit zu erreichen verhandelte von Gagern der schon seinen Rucktritt als Ministerprasident bekannt gegeben hatte mit dem Demokraten Simon vom Braunfels 2 Inhalt der Absprache BearbeitenEs kam zu zwei Absprachen mit den Erbkaiserlichen 86 von ihnen stimmten dem Grundsatz zu dass die von der Nationalversammlung angenommene Verfassung nicht mehr durch Zugestandnisse an irgendwen verandert werden sollte Diese Abgeordneten darunter Gagern legten sich aber nicht in den inhaltlichen Punkten fest um gegen ein suspensives Veto und wohl auch ein demokratisches Wahlgesetz stimmen zu konnen Sie befurchteten dass ein suspensives Veto dazu fuhren wurde dass der preussische Konig die Verfassung ablehnt 3 Ausserdem versprachen 114 Abgeordnete dass sie fur das suspensive Veto und das demokratische Wahlrecht stimmen wurden Das beruhigte den Braunfels trotz aller Vorbehalte von der Rechten Simon selbst konnte ubrigens nur mit Anstrengungen wenigstens 15 Stimmen in der Nationalversammlung aufbringen 4 Abstimmungen Bearbeiten nbsp Die Frankfurter Paulskirche in der Zeit als dort die Nationalversammlung tagteVom 23 bis zum 27 Marz fanden in der Nationalversammlung die zweiten Lesungen statt Die Abstimmungen ergaben Der Kaiser erhielt auch bei Verfassungsfragen nur ein suspensives Veto 272 243 Stimmen Dies war kein Teil des eigentlichen Paktes daher konnte der Braunfels hier mit der Linken stimmen Die Mehrheit fur das nur suspensive Veto war durch eine Absprache mit den Grossdeutschen in letzter Minute zustande gekommen Die Linke stimmte dafur den Grossdeutschen zu dass es statt eines erblichen Kaisers ein Direktorium geben solle In seinen Erinnerungen behauptete der Osterreicher Schmerling mit dem suspensiven Veto hatten er und andere verhindern wollen dass der preussische Konig die Verfassung annahm Kaiser sollte Friedrich Wilhelm IV von Preussen werden Dafur stimmten am 28 Marz 290 Abgeordnete wahrend sich 248 enthielten Botzenhart Dazu hatte die Nationalversammlung eigentlich keinen Auftrag gehabt weder durch das Bundeswahlgesetz vom Marz April 1848 noch durch die neue Reichsverfassung selbst 5 Schon am 27 Marz hatte die Nationalversammlung ein Wahlgesetz beschlossen Mit grosser Mehrheit ohne namentliche Abstimmung wurde der demokratische Entwurf angenommen 6 Folgen und Einschatzung BearbeitenManfred Botzenhart urteilt Aus dem Kraftespiel der Fraktionen der Nationalversammlung ging eine Verfassung hervor auf deren Boden sich die liberalen und demokratischen Stromungen der deutschen Revolution von 1848 zusammenfinden konnten und die nicht von vornherein als Herrschaftsinstrument der einen oder anderne Partei zu verdachtigen war Im ganzen stellt sich die Reichsverfassung als Versuch dar demokratische Forderungen und Ziele des politischen Liberalismus unter dem Dach eines erblichen nicht plebiszitaren Kaisertums zu verbinden und aus diesen Elementen eine parlamentarische Monarchie zu entwickeln 7 Im Rahmen der Mehrheitsverhaltnisse hatte die Linke ein Hochstmass ihrer Ziele erreicht Die Liberalen glaubten dass nur mit dem Preussenkonig ein Nationalstaat errichtet werden konnte daher ordneten sie diesem Ziel alles weitere unter Sie hofften auf eine spatere Abanderung des demokratischen Wahlrechtes das wohl eine Mehrheit der Demokraten im Volkshaus gebracht hatte Der Kompromiss des Marz 1849 entsprach am ehesten den Vorstellungen der gemassigten Demokraten in der Westendhall der Linken im Frack bzw im Braunfels Mit dem allgemeinen Wahlrecht besass die Reichsverfassung eine fur die damalige Zeit ungewohnlich breite demokratische Basis 8 Die kleine Gruppe um Simon so Bernhard Mann hatte den Ausschlag fur das Erbkaisertum gegeben obwohl die Linke ursprunglich den Preussenkonig hochstens fur sechs Jahre an die Spitze des Reiches wahlen wollte mit der Moglichkeit ihn wiederholt wiederzuwahlen Anders als die Grossdeutschen in der Nationalversammlung hatte die Linke mit den Erbkaiserlichen gemein dass sie uberhaupt etwas zustande bringen wollten 9 Als Friedrich Wilhelm IV im April die Verfassung und die Kaiserwurde ablehnte ging es ihm nicht so sehr um einzelne Verfassungsbestimmungen Er gestand der Nationalversammlung grundsatzlich nicht zu eine neue Verfassung zu konstituieren 10 Doch die Auffassung dass an der Verfassung nichts mehr geandert werden konne erleichterte ihm vor der Offentlichkeit die Ablehnung Schliesslich hatte das Bundeswahlgesetz vom Marz April 1848 der Nationalversammlung den Auftrag gegeben die Verfassung mit den Fursten zu vereinbaren Im April 1849 hielt Friedrich Wilhelm IV daher an der Forderung fest die Verfassung zusammen mit der Nationalversammlung und den anderen Fursten zu vereinbaren 11 Der Konflikt zwischen beiden Seiten eskalierte bald darauf und der Konig ging zur offenen Niederschlagung der Revolution und Bekampfung der Nationalversammlung uber Gegen das Prinzip der Unabanderbarkeit verstiessen dann auch die Liberalen die sich im Juni 1849 im sogenannten Gothaer Nachparlament trafen Die neue Grundlage fur Verfassungsberatungen wurde Preussens konservativerer Verfassungsentwurf der dem Dreikonigsbundnis beigelegen hatte Durch die Unzuverlassigkeit und den Wankelmut des preussischen Konigs ist allerdings auch die Erfurter Union nicht realisiert worden Scheitern spatestens in der Herbstkrise 1850 Zu diesen Zeitpunkt waren viele Demokraten der Frankfurter Nationalversammlung schon langst auf der Flucht unter ihnen auch Heinrich Simon Siehe auch BearbeitenPolitische Parteien in Deutschland 1848 1850Belege Bearbeiten Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 684 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 687 688 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 688 689 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 691 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 691 692 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 689 Fn 148 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 693 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 694 695 Bernhard Mann Das Ende der Deutschen Nationalversammlung im Jahre 1849 In Historische Zeitschrift Band 214 Heft 2 April 1972 S 265 309 hier S 271 Manfred Botzenhart Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848 1850 Droste Verlag Dusseldorf 1977 S 695 696 Bernhard Mann Das Ende der Deutschen Nationalversammlung im Jahre 1849 In Historische Zeitschrift Band 214 Heft 2 April 1972 S 265 309 hier S 273 Abgerufen von https de wikipedia org w index php 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