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Josef Jupp Schleifstein 15 Marz 1915 in Lodz 24 Juli 1992 in Bad Homburg vor der Hohe war ein deutscher marxistischer Philosoph Parteifunktionar KPD und marxistisch leninistischer Theoretiker sowie Redakteur Er schrieb auch unter den Pseudonymen J Schopp 1944 1950 Peter Pfeil 1959 1964 1 und Egon Schreiner 1963 1968 2 Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Politische Tatigkeit 2 1 Emigration 2 2 Heimkehr 2 3 Arbeit in der DDR 2 4 Aktiv in der Bundesrepublik Deutschland 3 Lebensende 4 Ehrungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenSchleifsteins Eltern waren der judische Lehrer Hermann Schleifstein eigentlich Herszek Dyjament 1883 1932 und dessen judische Frau Marie geborene Strumpfelt geb 1886 eine kaufmannische Angestellte die 1928 der KPD beitrat Seine Eltern waren judischer Herkunft aber offenbar assimiliert an die polnische Bevolkerung 3 Aufgrund des Verlaufs des Ersten Weltkriegs verlor Schleifstein 1917 die russische Staatsangehorigkeit er konnte erst Ende 1921 mit der Mutter aus Russisch Polen zu dem in Leipzig arbeitenden Vater ziehen Ab 1925 besuchte er das Realgymnasium und fiel bald durch musikalisches Talent auf Den judischen Glauben legte Schleifstein 1930 ab 1931 starb der Vater Im selben Jahr begann Schleifstein ein Musikstudium an der Hochschule fur Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig und trat in die Rote Studentengruppe des Kommunistischen Jugendverbands KJVD ein Er arbeitete in Agitprop Gruppen mit und wurde 1932 Mitglied der KPD Sein Studium musste er 1933 aus politischen Grunden abbrechen 4 Politische Tatigkeit BearbeitenAb Marz 1933 arbeitete Schleifstein in der Illegalitat fur seine Partei und leistete Widerstand gegen den Nationalsozialismus Im November 1933 wurde er verhaftet und im Juni 1934 vom Oberlandesgericht Dresden wegen Hochverrats zu einem Jahr und zehn Monaten 5 Zuchthaus verurteilt die er in Waldheim absass 4 Emigration Bearbeiten nbsp Stolpersteine fur Familie Schleifstein in LeipzigNach seiner Haftentlassung im September 1935 wurde er als Staatenloser nach Polen abgeschoben 4 emigrierte im Dezember 1935 in die Tschechoslowakei und betatigte sich dort illegal fur das Zentralkomitee ZK der KPD Josef Schleifstein bildete sich in Zirkeln der Emigranten vor allem in Themen der Philosophie und Geschichte weiter trat der Freien Deutschen Jugend FDJ bei und freundete sich mit dem Musiker Gideon Klein an Vier Tage vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Marz 1939 floh Schleifstein nach London wo er in der Folge in der Exil Jugendarbeit aktiv und stellvertretender Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend FDJ wurde 6 Spater arbeitete er als Prufer fur Flugzeugmotoren In seiner Freizeit studierte er die Theorien des Marxismus Leninismus Ab 1941 arbeitete Schleifstein vorwiegend in der Bildungsarbeit der Exil KPD und lernte hierbei u a Kurt Hager und Jurgen Kuczynski kennen 1942 heiratete er Trude Lowenstein sie gab 1946 ihren judischen Glauben auf Die 1943 geborene Tochter Mary eine promovierte Physikerin lebte spater in der DDR Schleifsteins Mutter der Bruder und alle direkten Verwandten wurden in den Konzentrationslagern des Hitlerregimes ermordet Heimkehr Bearbeiten Im Oktober 1946 kehrte Schleifstein mit Frau und Tochter nach Deutschland zuruck wo er zuerst in der Britischen Besatzungszone in Koln wohnhaft wurde und als stellvertretender Chefredakteur der Volksstimme arbeitete der Bezirkszeitung der KPD 1948 wurde er Mitglied des Parteivorstands der KPD und leitete deren Presse und Schulungsabteilung 1949 wurde er als Sekretar des Parteivorstands in der Bundesrepublik Deutschland Mitglied der inneren Fuhrungsgruppe aus der er 1951 nach parteiinternen Auseinandersetzungen abgelost wurde Helmuth Warnke beschreibt ihn als eine Ausnahme unter den Lehrern der KPD Parteischule in Heidenoldendorf weil er die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung lebendig und historisch ohne grobliche Abweichung von der Wahrheit darstellte 7 Arbeit in der DDR Bearbeiten Schleifstein begann Mitte 1951 in Ballenstedt seinen Lebensabschnitt in der DDR wobei er die deutsche Staatsangehorigkeit erwarb Nach einer kurzen Zeit als Lehrer an der Landesparteischule der SED ubernahm er Ende 1951 eine Dozentur im Fach marxistisch leninistisches Grundlagenstudium an der Universitat Leipzig ab 1953 Karl Marx Universitat Leipzig KMU und ab 1953 eine Dozentur fur die Geschichte der Arbeiterbewegung am Franz Mehring Institut zur Ausbildung von Lehrern fur das marxistisch leninistische Grundlagenstudium Dort promovierte er 1956 uber die Arbeit Franz Mehrings 8 Seine Dissertation rehabilitierte Franz Mehring den Stalin 1928 ebenso wie den Spartakusbund von Rosa Luxemburg Karl Liebknecht und Leo Jogiches als opportunistisch verdammt hatte 1957 habilitierte er sich und wurde 1958 Prorektor der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultat und anschliessend von 1958 bis 1968 Direktor des Philosophischen Instituts der KMU Ab 1960 kehrte er in den Parteivorstand der 1956 gerade verbotenen KPD zuruck Er lebte zu dieser Zeit in Ost Berlin und wurde Sekretar des Parteivorstandes fur Bildung Theorie und Propaganda wurde 1963 Mitglied des Zentralkomitees und 1964 Kandidat des Politburos der KPD Gleichzeitig war er von 1958 bis 1963 fur den Kulturbund der DDR Abgeordneter der Volkskammer 1963 war er Mitbegrunder der Marxistischen Blatter die herausgegeben wurden in Frankfurt am Main Ab 1967 arbeitete er an einem neuen Programm der KPD Aktiv in der Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten Im Mai 1968 kehrte Schleifstein in die Bundesrepublik Deutschland zuruck und lebte zuerst in Koln spater in Bad Homburg vor der Hohe Er wirkte mit bei der Neukonstituierung der DKP 1968 Im selben Jahr wurde er Mitglied des Parteivorstands sowie Mitbegrunder und bis 1981 Leiter des Instituts fur Marxistische Studien und Forschungen IMSF in Frankfurt am Main dem er bis 1990 verbunden blieb Zusammen u a mit Robert Steigerwald und Willi Gerns erarbeitete er die theoretische Basis fur die Politik der DKP in den 1970er und 1980er Jahren 1988 versuchte Schleifstein in der politischen Auseinandersetzung innerhalb der DKP uber die politische Erneuerung der Partei zu vermitteln musste aber 1989 als Vorsitzender der zustandigen Kommission das Scheitern der Einigungsbemuhungen feststellen 1990 nach 22 Jahren ununterbrochener Mitgliedschaft schied Schleifstein auf eigenen Wunsch aus dem Parteivorstand der DKP aus 1991 wurde er Mitherausgeber von Z Zeitschrift Marxistische Erneuerung nachdem er Anfang des Jahres der Partei des Demokratischen Sozialismus PDS beigetreten war Lebensende Bearbeiten nbsp Grab Josef SchleifsteinIm Herbst 1991 erlitt Schleifstein einen Schlaganfall der ihn teilweise lahmte Er musste bis Mai 1992 in der Klinik bleiben und starb am 24 Juli 1992 in Bad Homburg vor der Hohe Josef Schleifstein ist auf dem Judischen Friedhof Koln Bocklemund Flur 29 Nr 24 beigesetzt Ehrungen BearbeitenIm Oktober 1959 wurde Schleifstein mit dem Vaterlandischen Verdienstorden der DDR ausgezeichnet 1976 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Philosophischen Fakultat der KMU Leipzig 1979 wurde er Ehrendoktor der Universitat Wroclaw Im Jahr 1985 wurde ihm der Karl Marx Orden der DDR verliehen Fur ihn wurde 2018 in Leipzig ein Stolperstein in der Zweinaundorfer Str 18a verlegt Veroffentlichungen Auswahl Bearbeiten auch unter den Pseudonymen J Schopp Peter Pfeil und Egon Schreiner J Schopp Was ist der Marshall Plan Frankfurt am Main 1949 S 1 64 Z Zeitschrift fur Erneuerung Kopie Marx und Engels im Kampf gegen den Opportunismus 1953 Franz Mehring Sein marxistisches Schaffen 1891 1919 Rutten amp Loening Berlin 1959 Gerhard Harig Josef Schleifstein Hrsg Naturwissenschaft und Philosophie Beitrage zum Internationalen Symposium uber Naturwissenschaft und Philosophie anlasslich der 550 Jahr Feier der Karl Marx Universitat Leipzig Akademie Verlag Berlin 1960 Egon Schreiner Geschichtsschreibung zum Ruhme Godesbergs In Marxistische Blatter 1963 Heft 1 November Dezember S 12 17 1 Digitalisat Die Septemberstreiks 1969 Darstellung Analyse Dokumentation der Streiks der Stahlindustrie im Bergbau in der metallverarbeitenden Industrie und in anderen Wirtschaftsbereichen Frankfurt Main 1969 Beitrage des IMSF 1 Einfuhrung in das Studium von Marx Engels und Lenin C H Beck Munchen 1975 ISBN 3 406 03519 1 Zur Geschichte und Strategie der Arbeiterbewegung Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 88012 347 0 ausgewahlte Beitrage Zu einigen Fragen des Klassenkampfes und der Entwicklung von Klassenbewusstsein in der BRD Vortrag anlasslich der Verleihung der Ehrendoktorwurde der Karl Marx Universitat Leipzig Karl Marx Universitat Leipzig Leipzig 1977 Leipziger Universitatsreden Neue Folge Band 42 An der Praxis orientierte marxistische Forschung In 10 Jahre IMSF Marxistische Forschung fur die Arbeiterbewegung Druck Busse GmbH Frankfurt am Main 1978 S 9 12 Die Sozialfaschismus These Zu ihrem geschichtlichen Hintergrund Verlag Marxistische Blatter Frankfurt a M 1980 Steigerwald Robert In Philosophenlexikon Von einem Autorenkollektiv hrsg von Erhard Lange und Dietrich Alexander Dietz Verlag Berlin 1982 S 865 Der Intellektuelle in der Partei Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft Marburg 1987 ISBN 3 921630 70 3 Gesprache Die Kommunisten mussen umdenken Die Perestroika und wir Menschheits und Klassenfragen Edition Marxistische Blatter Dusseldorf 1989 ISBN 3 88501 086 0Literatur BearbeitenInstitut fur Marxistische Studien und Forschungen Hrsg Reale Geschichte als Lehrmeister Josef Schleifstein 1915 1992 Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1993 ISBN 978 3 88807 097 6 9 Wolfgang Fritz Haug Erinnerung an Josef Schleifstein Aus Das Argument 34 Jg 1992 Heft 5 S 661 f Robert Steigerwald Schleifstein Josef In Philosophenlexikon Von einem Autorenkollektiv hrsg von Erhard Lange und Dietrich Alexander Dietz Verlag Berlin 1982 S 832 833 Schleifstein Josef Jupp In Werner Roder Herbert A Strauss Bearb Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band I Politik Wirtschaft Offentliches Leben Saur Munchen 1980 ISBN 3 598 10087 6 S 650 f Frank Deppe Willi Gerns Heinz Jung Hrsg Marxismus und Arbeiterbewegung Josef Schleifstein zum 65 Geburtstag Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 88012 605 4 Bibliografie S 358 371 Schleifstein Josef In Bundesministerium fur Gesamtdeutsche Fragen Hrsg SBZ Biographie Ein biographisches Nachschlagebuch uber die sowjetische Besatzungszone Zusammengestellt vom Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen Deutscher Bundes Verlag Bonn 1964 S 305 306 Weblinks BearbeitenMarie Max und Josef Schleifstein Leipzig Zweinaundorferstr 18 Stolpersteine Guide Literatur von und uber Josef Schleifstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Verleihung der Ehrendoktorwurde der Universitat Wroclaw Memento vom 8 Februar 2006 im Internet Archive PDF Datei 1 64 MB Deutschsprachige Ehrendoktoren der Universitat Wroclaw nach 1945 Josef Schleifstein Nachlass Bundesarchiv Berlin Lichterfelde NY 4568 Handschriften von Josef Schleifstein Kalliope Verbundkatalog Universitat LeipzigEinzelnachweise Bearbeiten Beide in der Zeitschrift der KPD Wissen und Tat In der Zeitschrift Marxistische Blatter Joseph Schleifstein Der Intellektuelle in der Partei Gesprache Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft Marburg 1987 S 7 a b c Werner Roder Herbert A Strauss Dieter Marc Schneider Louise Forsyth Politik Wirtschaft Offentliches Leben Walter de Gruyter 2011 ISBN 978 3 11 097028 9 S 650 google de abgerufen am 15 September 2019 Marxismus amp Arbeiterbewegung S 357 Alfred Fleischhacker Hrsg Das war unser Leben Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der FDJ in Grossbritannien 1939 1946 Verlag Neues Leben Berlin 1996 ISBN 3 355 01475 3 S 194 Helmuth Warnke Bloss keine Fahnen VSA Verlag Hamburg 1988 S 151 Franz Mehring Sein marxistisches Schaffen 1879 1918 Rutten amp Loening Berlin 1959 Schriftenreihe des Instituts fur Geschichte an der Karl Marx Universitat Leipzig Herausgegeben von Ernst Engelberg Band 5 Reale Geschichte als Lehrmeister Josef Schleifstein 1915 1992 In Z Nr 93 Marz 2013Normdaten Person GND 118608061 lobid OGND AKS LCCN n50002709 NDL 00455583 VIAF 109338766 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schleifstein JosefALTERNATIVNAMEN Schleifstein Jupp Spitzname Schreiner Egon Pseudonym Schopp J Pseudonym Pfeil Peter Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher marxistischer Philosoph und Politiker DKP MdV Kulturbund GEBURTSDATUM 15 Marz 1915GEBURTSORT Lodz PolenSTERBEDATUM 24 Juli 1992STERBEORT Bad Homburg vor der Hohe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Schleifstein amp oldid 233203581