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Ernst Engelberg 5 April 1909 in Haslach im Kinzigtal 18 Dezember 2010 in Berlin war ein deutscher marxistischer Historiker und Hochschullehrer Engelberg als Gutachter im Globke Prozess am 17 Juli 1963Das Grab von Ernst Engelberg auf dem Friedhof Baumschulenweg in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Leben von der Kindheit bis zur Ruckkehr aus dem Exil 1 2 Akademische und personliche Karriere in der DDR und nach der Wende 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLeben von der Kindheit bis zur Ruckkehr aus dem Exil Bearbeiten Als Sohn des Druckereibesitzers und Verlegers Wilhelm Engelberg 1862 1947 und seiner Ehefrau Therese geb Aiple wurde Ernst Engelberg in eine Familie hineingeboren in der die demokratischen und revolutionaren Traditionen von 1848 noch wach waren Sein Vater grundete im Jahre 1898 den SPD Ortsverein in Haslach 1 Sein Grossvater Julius Engelberg 1829 1902 hatte unter dem Eindruck der Revolution das adlige von abgelegt und war Mitglied der Burgerwehr geworden Diese Familienpragungen und das Erlebnis einer Kindheit und Jugend uberschattet von Erstem Weltkrieg Nachkriegswirren und Inflation fuhrten Engelberg zum Kommunistischen Jugendverband 1928 und in die KPD 1930 Nach dem Studium der Geschichte Nationalokonomie Philosophie und Rechtswissenschaften zwischen 1927 und 1934 in Freiburg im Breisgau Munchen und Berlin unter anderem bei Gustav Mayer erfolgte die Promotion bei Hermann Oncken und Fritz Hartung Thema der Dissertation war Die deutsche Sozialdemokratie und die Bismarcksche Sozialpolitik Als er jedoch die Dissertation einreichte war Mayer schon ins Exil gezwungen worden Es war eine von sehr wenigen marxistischen Dissertationen im Dritten Reich Wenige Tage nach der Verteidigung im Februar 1934 wurde Engelberg wegen Vorbereitung zum Hochverrat vom NS Regime verhaftet und zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt Nach Verbussung der Strafe fluchtete er in die Schweiz wo er als Stipendiat am Genfer Hochschulinstitut fur internationale Studien und Mitglied am Institut fur Sozialforschung u a mit Hans Mayer Hans Kelsen und Max Horkheimer zusammenkam und arbeitete Dort arbeitete er auch fur die Bewegung Freies Deutschland Obwohl er die Einweisung ins Arbeitslager schon erhalten hatte konnte er durch Vermittlung von Horkheimer 1940 nach Istanbul emigrieren und dort als akademischer Deutschlehrer Lektor fur Deutsche Sprache wirken Er gehorte neben Ernst Reuter mit dem er in Kontakt stand zu den ersten die nach 1945 nach Deutschland zuruckkehren wollten Wegen langer burokratischer Verfahren gelang Engelberg das erst im Fruhjahr 1948 als er in die Sowjetische Besatzungszone ubersiedelte Im gleichen Jahr trat er in die SED ein Akademische und personliche Karriere in der DDR und nach der Wende Bearbeiten Nach seiner Ruckkehr war Engelberg Dozent fur deutsche Geschichte an der Brandenburgischen Landeshochschule in Potsdam 1949 wurde Engelberg Professor fur die Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung an der Universitat Leipzig wo er unter anderem zusammen mit Hans Mayer Ernst Bloch Werner Krauss Wieland Herzfelde Hermann Budzislawski und Walter Markov wirkte Im Jahre 1951 als Direktor des dort neu gegrundeten Instituts fur deutsche Geschichte ernannt setzte er Schwerpunkte auf die Erforschung der revolutionaren Sozialdemokratie im 19 Jahrhundert und deren Fuhrungsfiguren wie August Bebel Friedrich Engels und Julius Motteler Seit Marz 1953 war Engelberg Professor mit vollem Lehrauftrag und uberdies schon zuvor Mitglied der SED Parteileitung der Universitat Im September 1957 wurde er Professor mit Lehrstuhl Von Marz 1958 bis Marz 1965 war Engelberg zudem Prasident der Deutschen Historiker Gesellschaft Die Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR berief Engelberg 1960 als Direktor an das Akademie Institut fur deutsche Geschichte 1961 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Akademie gewahlt Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1974 leitete er nach Umstrukturierungen in der Akademie die Forschungsstelle fur Methodologie und Geschichte der Geschichtswissenschaft In dieser Zeit entstanden seine Aufsatze zur Formationstheorie Von 1960 bis 1980 leitete Engelberg als Prasident das Nationalkomitee der Historiker der DDR Einer breiten Offentlichkeit wurde Engelberg durch seine aufsehenerregende zweibandige Bismarck Biographie bekannt die gleichzeitig in Ost Akademie Verlag und West Siedler erschien Engelberg war beeindruckt vom politischen Realismus Bismarcks seiner geistigen Umsicht und Phantasie dem Ernst seiner Politik aussenpolitischen Ausgleichs seiner Bereitschaft das Heraufkommen einer neuen Zeit anzuerkennen Allein die Welt der Industrie und der Arbeiterklasse blieb Bismarck fremd 2 Zu seinen Schulern und Mitarbeitern gehoren u a Rolf Weber Werner Berthold Heinrich Scheel Wolfgang Ruge Ingrid Mittenzwei Thomas Hohle Helmut Bock Konrad Canis Karl Heinz Noack und Wolfgang Kuttler Von 1967 bis 1973 gab er das Jahrbuch fur Geschichte heraus nach Umstrukturierungen bei der Herausgabe gehorte er danach bis 1990 dem Redaktionskollegium des Jahrbuches an Engelberg war Vizeprasident der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin Nach der Umwandlung der SED blieb er 1990 Mitglied der PDS und gehorte seit 1990 dem Altestenrat der Partei an und war Mitglied des Marxistischen Forums der Partei Mit seiner zweiten Frau Waltraut lebte er in Berlin Er ist Vater der Architektin Renate Rauer und des Publizisten Achim Engelberg Ernst Engelberg starb am 18 Dezember 2010 im 102 Lebensjahr in Berlin Auszeichnungen Bearbeiten1964 erhielt er den Nationalpreis der DDR III Klasse und 1984 I Klasse fur Wissenschaft und Technik 1974 wurde er mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Gold und 1979 mit dem Karl Marx Orden ausgezeichnet Am 7 Oktober 1989 wurde er als letzter Wissenschaftler als Hervorragender Wissenschaftler des Volkes geehrt 3 1969 wurde ihm von der Universitat Leipzig die Ehrendoktorwurde verliehen 4 Schriften BearbeitenRevolutionare Politik und rote Feldpost 1878 1890 Akademie Verlag Berlin 1959 5 Deutschland von 1849 bis 1871 Berlin 1965 Deutschland von 1871 bis 1897 Berlin 1965 Theorie Empirie und Methode in der Geschichtswissenschaft Gesammelte Aufsatze Berlin 1980 Bismarck in Petersburg Zufalle und Kuriositaten in Spectrum 15 1984 H 12 S 30 ff Bismarck Urpreusse und Reichsgrunder Berlin 1985 Bismarck Das Reich in der Mitte Europas Berlin 1990 Die Deutschen woher wir kommen Hrsg von Achim Engelberg Dietz Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 320 02170 2 Die Bismarcks Eine preussische Familiensaga vom Mittelalter bis heute zusammen mit Achim Engelberg Siedler Munchen 2010 ISBN 978 3 88680 971 4 Wie bewegt sich was uns bewegt Evolution und Revolution in der Weltgeschichte Herausgegeben bearbeitet und erganzt von Achim Engelberg Mit einer Einfuhrung von Peter Brandt Franz Steiner Verlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 515 10270 4 Bismarck Sturm uber Europa Herausgegeben und bearbeitet von Achim Engelberg Siedler Munchen 2014 ISBN 9783827500243 Als Herausgeber Im Widerstreit um die Reichsgrundung Eine Quellensammlung zur Klassenauseinandersetzung in der deutschen Geschichte von 1849 1871 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1970 Literatur BearbeitenMario Kessler Bismarck Biograph und Jahrhundertzeuge Zum 90 Geburtstag des Historikers Ernst Engelberg In Sozialismus 25 1999 Nr 4 S 49 54 Wolfgang Kuttler Hrsg Das lange 19 Jahrhundert Personen Ereignisse Ideen Umwalzungen Ernst Engelberg zum 90 Geburtstag 2 Halbbande Trafo Verlag Berlin 1999 ISBN 3 89626 158 4 ISBN 3 89626 159 2 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 200 201 Achim Engelberg Wer verloren hat kampfe Dietz Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 320 02110 8 Ilko Sascha Kowalczuk Engelberg Ernst In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Achim Engelberg Es tut mir leid ich bin wieder ganz Deiner Meinung Wolf Jobst Siedler und Ernst Engelberg Eine unwahrscheinliche Freundschaft Siedler Munchen 2015 ISBN 978 3 8275 0049 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Engelberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ernst Engelberg im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Ernst Engelberg Professoren der Universitat Leipzig 1945 1993 abgerufen am 22 November 2017Einzelnachweise Bearbeiten Mario Kessler Ich bin 48er Demokrat In Die Zeit Nr 13 1998 Stephan Speicher Die Totengraber der Revolution waren ihre Testamentsvollstrecker geworden In Suddeutsche Zeitung 20 Dezember 2010 Lothar Mertens Priester der Klio oder Hofchronisten der Partei kollektivbiographische Analysen zur DDR Historikerschaft 2006 S 84 Verzeichnis der Ehrenpromotionen Archiv der Universitat Leipzig archiviert vom Original am 19 Oktober 2020 abgerufen am 13 November 2020 Ordnung nach Graduierungsjahr Widmung Dem Andenken meiner vaterlichen Freunde Joseph Belli und Adolf Geck Normdaten Person GND 118530313 lobid OGND AKS LCCN n81042400 NDL 00513092 VIAF 49290550 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Engelberg ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher marxistischer Historiker Professor an der Universitat LeipzigGEBURTSDATUM 5 April 1909GEBURTSORT Haslach im KinzigtalSTERBEDATUM 18 Dezember 2010STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Engelberg amp oldid 231083907