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Josef Krainer senior 16 Februar 1903 in Sankt Lorenzen bei Scheifling 28 November 1971 in Allerheiligen bei Wildon war ein osterreichischer Politiker Christlichsoziale Partei OVP und langjahriger Landeshauptmann der Steiermark Er ist der Vater von Josef Krainer junior der ebenfalls Landeshauptmann war Josef Krainer sen Denkmal in St Lorenzen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Landeshauptmann der Steiermark 1 2 Bundespolitik 1 3 Internationale Politik 2 Sonstiges 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenJosef Krainer stammte aus einer steirischen Bauernfamilie und war selbst Landwirt Er arbeitete zunachst als Holzknecht Keuschler begann sich allerdings daneben auch schon fruh politisch zu betatigen Zwischen 1927 und 1936 war er Obmann der Angestellten und Arbeiter Organisation in der Land und Forstwirtschaft in der Steiermark und wurde 1934 zum Abgeordneten des standischen Landtag ernannt 1936 wurde er auf Betreiben von Landeshauptmann Karl Maria Stepan Prasident der Steirischen Arbeiterkammer und Vizeburgermeister von Graz Nach dem Anschluss Osterreichs an das Dritte Reich wurde er verhaftet kam aber auf Intervention des spateren Gauleiters der Steiermark Sigfried Uiberreither bald wieder auf freien Fuss Danach erwarb er bei Gasselsdorf eine Ziegelfabrik und pflegte spater auch Kontakte zu Dissidenten und Widerstandskampfern weswegen erneut behordlich nach ihm gefahndet wurde und er sich bis Kriegsende versteckt halten musste Der ortliche Postenkommandant der Gendarmerie hatte ihn im Februar 1945 von der bevorstehenden Verhaftung warnen lassen Darauf wurde Krainer beim Bauernhof Stindlweber in Stammeregg als Holzknecht und spater als Strahhacker 1 Hersteller von Einstreu fur die Tierhaltung durch kleinteiliges Zerhacken von Pflanzenresten beim benachbarten Hof Glirsch in Kornriegl versteckt wo er im Stall einen Schlafplatz hatte unter dem sich eine Grube befand die als Versteck dienen konnte 1 beide Ortschaften gehorten spater zur Gemeinde Grossradl seit 2015 zu Eibiswald 2 In Kornriegl gehorte er der Organisation O5 an und war der Leiter Stabsleiter Vertreter der O5 in der Steiermark 3 einer Widerstandsgruppe 1 die mit dem Namen Brigade Kornriegl 3 oder Bataillon Kornriegl 4 bezeichnet war Er hatte aber auch Kontakt zu Fritz Trankler einem Kommandanten der von der Sowjetunion unterstutzten Kampfgruppe Steiermark Koralmpartisanen 1 Eine Zusammenarbeit mit dieser Gruppe lehnte der christlich orientierte Krainer aber ab 1 5 Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Burgermeister von Gasselsdorf und sass wenig spater als Agrarlandesrat in der Steiermarkischen Landesregierung Kurzzeitig fungierte er zudem als Geschaftsfuhrender Landesparteiobmann der Steirischen Volkspartei STVP Seine Kontakte zur britischen und sowjetischen Besatzungsmacht nutzte er u a um eine Grundversorgung der Bevolkerung sicherzustellen Die Kontakte Krainers zu Widerstandsbewegungen losten bei der OVP vor der Landtagswahl im Oktober 1949 Befurchtungen uber Stimmenverluste aus Es hatte wegen dieser Kontakte Kritik an Krainer gegeben so war er bei einer Wahlveranstaltung in der Weststeiermark von einem Zwischenrufer als Partisanenseppl bezeichnet worden Diese Bezeichnung wird in der Literatur auf eine Verwendung in der Parteizeitung der SPO die Neue Zeit zuruckgefuhrt 6 Die steirische SPO versuchte diesen abfalligen Spitznamen in Umlauf zu bringen und buhlte auf diese Weise offen um die Stimmen ehemaliger Nationalsozialisten 7 Im Hintergrund stand das erstmalige Antreten des VdU bei dieser Wahl Die Befurchtungen der OVP erwiesen sich letztlich als unbegrundet Krainer blieb Landeshauptmann 1 Landeshauptmann der Steiermark Bearbeiten Am 6 Juli 1948 loste Josef Krainer Anton Pirchegger als Landeshauptmann ab Seine Amtszeit war vor allem vom Wiederaufbau Osterreichs und der Steiermark gepragt Mit Konsequenz und oftmals gegen den Widerstand politischer Gegner setzte er eine umfassende Modernisierung des Bundeslandes um wobei Krainer besonders den Ausbau der steirischen Industrie und Infrastruktur im Auge hatte Dabei hatte er auch Ruckschlage zu verkraften beispielsweise wurde die von ihm favorisierte Erdolraffinerie in Lannach letztendlich nicht errichtet 8 Seine landespolitische Strategie war vor allem auf seiner personlichen Popularitat aufgebaut Auf seine Initiative ging auch das damals neue Konzept zuruck die Landtagswahl als Personlichkeitswahl Krainerwahl zu gestalten Die steirischen Landtagswahlen wurden ab 1957 terminunabhangig von den Nationalratswahlen abgehalten wobei die STVP durchwegs bessere Ergebnisse erzielen konnte als die Bundespartei bei den jeweiligen Nationalratswahlen Krainer war es ein Anliegen auch Wahlerschichten jenseits des klassischen Christlichsozialen Lagers fur seine Ziele zu gewinnen Beispielsweise wurde der ehemalige Landbund Politiker Franz Thoma auf Krainers Initiative hin zum Landesrat und spater zum Landwirtschaftsminister berufen In diesem Zusammenhang forderte er vor allem wahrend der 1950er Jahre auch die Einbindung ehemaliger Nationalsozialisten und Deutschnationaler in die Steirische Volkspartei Als Instrumente hierfur diente u a der von ihm mitinitiierte Ennstaler Kreis sowie anfangs die Junge Front von Ernst Strachwitz und verschiedene Heimkehrer und Amnestie Komitees z B der Amnestie Aktions Ausschuss um den spateren Landtagsabgeordneten Franz Allitsch 9 In den 1960er Jahren gingen Krainer und sein Landesparteisekretar Alfred Rainer auf die kritisch gesinnte junge Generation zu und luden sie zur Mitarbeit in der STVP ein 10 Der kleinen slowenischsprachigen Bevolkerung in der Sudsteiermark blieb eine offizielle Anerkennung die ihr grundsatzlich laut Staatsvertrag zugestanden hatte wahrend Krainers Amtszeit verwehrt 11 1971 verstarb Krainer auf der Fasanenjagd an einem Herzinfarkt Ihm folgte als Landeshauptmann sein Parteikollege Friedrich Niederl nach Bundespolitik Bearbeiten Krainer der wegen seiner Volksverbundenheit sehr geschatzt wurde war nicht nur landespolitisch von grossem Einfluss sondern hatte auch auf Bundesebene eine starke Stellung innerhalb der OVP Er galt als vehementer Verfechter des Foderalismus und innerparteilicher Reformer der die Politik der Bundespartei unter Julius Raab Alfons Gorbach und Josef Klaus oftmals mit scharfer Kritik begleitete und die Bundesregierung unter Druck setzte Gleichzeitig bemuhte er sich um eine nachhaltige Erneuerung der Volkspartei mit der Neuen Osterreichischen Gesellschaft initiierte er gemeinsam mit Karl Gruber und Fritz Molden die erste grosse Reformbewegung innerhalb der OVP Dieser Moment der Erneuerung fuhrte zur Ablosung von Raab neuer Bundesparteiobmann war ab 1960 Alfons Gorbach der am 11 April 1961 auch Bundeskanzler wurde Mit der Lancierung von regierungskritischen Artikeln in der Kleine Zeitung und anderen Aktionen trug Krainer sen spater allerdings auch massgeblich zum Sturz von Gorbach bei Angebote selbst Bundeskanzler zu werden lehnte er hingegen stets ab Zwischen 1965 und 1968 war er zudem Mitglied des Bundesrats dessen Vorsitz er auch kurzzeitig ubernahm Internationale Politik Bearbeiten Krainer nutzte seine Stellung zu einer quasi eigenstandigen steirischen Aussen und Europapolitik beispielsweise unterhielt er Kontakte zum britischen Premierminister Anthony Eden und zu anderen Politikern auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs Steirische Politiker allen voran Krainer erkannten zudem die Chancen die sich fur das Land an der Sudgrenze durch die zogerliche Aufweichung des KP Kurses unter dem jugoslawischen Staatschef Josip Broz Tito boten Wirtschaftlich kulturell und politisch Daher setzte die Steiermark vor allem mit Krainer Koren spater Kurt Jungwirth und Landesamtsprasident Alfons Tropper auf eine gezielte Grenzlandforderung fur die sudlichen Bezirke des Landes und eine neue Nachbarschaftspolitik gegenuber dem jugoslawischen und ungarischen Raum Steirische Akademie Regelung fur Doppelbesitzer standige Regionalkommission mit der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien die Dreilanderbiennale trigon auch mit Italien mit Ungarn und Kroatien das Symposion Mogersdorf sowie die Zusammenarbeit im Bereich Alpen Adria basierend auf universitaren Initiativen Hohepunkt dieser Offnungspolitik war der Empfang Titos durch Krainer in der Grazer Burg 1967 Ausserdem forcierte der Landeshauptmann eine uber die Beteiligung an der Europaischen Freihandelszone EFTA hinausgehende Hinwendung zur Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG 12 Sonstiges Bearbeiten1952 wurde Josef Krainer vom Kardinal Grossmeister Nicola Kardinal Canali zum Komtur mit Stern des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 25 August 1952 in der Stiftskirche von Nonnberg in Salzburg investiert 13 Er war ausserdem Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen KOStV Babenberg Graz und KOHV Carolina Graz im OCV sowie der K St V Waldmark Murzzuschlag im MKV 14 Nach ihm ist der Josef Krainer Preis benannt welcher seit 1973 verliehen wird 15 2011 erschien anlasslich seines 40 Todestages die ORF Dokumentation Josef Krainer sen Die steirische Legende Am 24 Oktober 2020 strahlte der ORF die Reportage Baumeister der Republik Die Krainers aus 16 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Herbert Blatnik Vor 75 Jahren Josef Krainer auf der Flucht Teil 2 In Weststeirische Rundschau Nr 8 Jahrgang 2020 21 Februar 2020 93 Jahrgang ZDB ID 2303595 X Simadruck Aigner u Weisi Deutschlandsberg 2020 S 18 Unter Verwendung nicht naher zitierter Inhalte aus einem Erlebnisbericht des Dokumentationszentrum des osterreichischen Widerstands DoW zu Fritz Trankler und Zeitungsberichten nach einer Aussage Krainers vor Gericht am 13 Dezember 1948 Herbert Blatnik Vor 75 Jahren Josef Krainer auf der Flucht Teil 1 In Weststeirische Rundschau Nr 7 Jahrgang 2020 14 Februar 2020 93 Jahrgang ZDB ID 2303595 X Simadruck Aigner u Weisi Deutschlandsberg 2020 S 12 Unter Verwendung von Zitaten aus Ferdinand Fauland Der larchene Stipfl Anekdoten um Josef Krainer Styria Verlag Graz Wien 1972 2 Auf 1973 ISBN 3 222 10739 4 a b DOW Hrsg Heimo Halbrainer Elisabeth Holzinger Manfred Mugrauer Wolfgang Neugebauer Widerstand und Verfolgung in der Steiermark ArbeiterInnenbewegung und PartisanInnen 1938 1945 Clio Graz 2019 ISBN 978 3 902542 61 8 S 576 578 DOW Widerstand und Verfolgung S 39 Interview mit Friedrich Fritz Trankler betreffend Aktionen der Kampfgruppe Steiermark Marz April 1984 Interviewsammlung Nr 142 In DOW Widerstand und Verfolgung S 39 471 472 Christian Fleck Koralmpartisanen Uber abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskampfer Ludwig Boltzmann Institut fur Historische Sozialwissenschaft Materialien zur Historischen Sozialwissenschaft Band 4 Verlag Bohlau Wien Koln 1986 ISBN 3 205 07078 X ZDB ID 252137 4 S 126 128 und 302 Fussnote 15 Dieter A Binder Heinz P Wassermann Die Steirische Volkspartei oder die Wiederkehr der Landstande Graz 2008 ISBN 978 3 7011 0111 5 S 18 Osterreichischer Naturschutzbund Hrsg Steirischer Naturschutzbrief Graz 1988 S 23 Josef Krainer sen Larchener Stipfl in gruner Mark Die Presse 17 August 2007 Elisabeth Welzig Die 68er Karrieren einer rebellischen Generation Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 1985 ISBN 3 205 07284 7 S 123 Osterreichisches Volksgruppenzentrum Hrsg 2 Bericht zur Durchfuhrung des Europaischen Rahmenubereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten in der Republik Osterreich 2007 S 67 Stefan Karner Steiermark Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart Haymon Verlag Graz 2012 ISBN 3 85218 860 1 Die Geschichte der osterreichischen Statthalterei Seite 33 abgerufen am 17 Marz 2012 Gerhard Hartmann Josef Krainer sen OCV Biolex Abgerufen am 25 Marz 2023 Josef Krainer Preis an Seberg und Strassegger In steiermark orf at 17 Marz 2015 abgerufen am 26 Februar 2020 Baumeister der Republik Die Krainers In steiermark orf at 24 Oktober 2020 abgerufen am 24 Oktober 2020 Literatur BearbeitenHans Werner Scheidl Die Monarchen der Zweiten Republik Landeshauptleute im Portrat Ueberreuter Verlag Wien 2002 ISBN 3 8000 3847 1 Ferdinand Fauland Der larchene Stipfl Anekdoten um Josef Krainer Verlag Styria Graz Wien Koln 1972 ISBN 3 222 10739 4 Weblinks BearbeitenJosef Krainer senior auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Josef Krainer senior im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Archivmaterial von Josef Krainer im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek Kurzinterview am Flughafen in NY 1956 und diverse Radiointerviews 1968 71 VorgangerAmtNachfolgerHans HegerPrasident des Osterreichischen Bundesrats 1 Janner 1967 30 Juni 1967Anton BruggerLandeshauptleute der Steiermark Erste Republik Wilhelm Kaan Anton Rintelen Franz Prisching Alfred Gurtler Hans Paul Anton Rintelen Alois Dienstleder Karl Maria Stepan Rolph TrummerNationalsozialismus Gauleiter Sepp Helfrich Siegfried UiberreitherZweite Republik Reinhard Machold Anton Pirchegger Josef Krainer senior Friedrich Niederl Josef Krainer junior Waltraud Klasnic Franz Voves Hermann Schutzenhofer Christopher DrexlerSiehe auch Liste der Landesregierungen der SteiermarkLandesparteiobmanner der Steirischen Volkspartei Alois Dienstleder Alfons Gorbach Josef Krainer senior Friedrich Niederl Josef Krainer junior Waltraud Klasnic Hermann Schutzenhofer Christopher Drexler Normdaten Person GND 119498022 lobid OGND AKS LCCN n82106822 VIAF 52500569 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Krainer Josef seniorKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker CS OVP Mitglied des BundesratesGEBURTSDATUM 16 Februar 1903GEBURTSORT Sankt Lorenzen bei ScheiflingSTERBEDATUM 28 November 1971STERBEORT Allerheiligen bei Wildon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Krainer senior amp oldid 237440871